~ 3 ~

Nach einer gewissen Zeit hatte ich mich tatsächlich beruhigt. Und es ging mir den Umständen entsprechend auch besser.

"Kannst jetzt rausgehen.", meinte er nur und langsam stieg ich aus der Wanne, drehte mich so, dass er mich nur von hinten sah.

Ich nahm das Handtuch vom Stuhl und trocknete mich ab. Ich war froh, jetzt wieder frisch zu sein. Aber dennoch wollte ich immer noch nicht hier sein. Schließlich hatte ich das hier nie gewollt. Aber so war es jetzt nun mal. Ich hing hier wohl oder übel erstmal fest und konnte auch nichts dagegen tun. Ich hasste es. Wenigstens wollte ich wissen, wie es meiner Familie und meinen Freunden ging. Ich band mir dann das Handtuch um, als ich fertig war.

"Da liegt frische Wäsche. Zieh die an.", meinte er und deutete auf eine Kommode neben dem Waschbecken, auf den weiße Sachen lagen.

Ich schnaufte, ging hin und sah weiße Spitzenunterwäsche und ein weißes dazu passendes Spitzenkleid. Das war nicht sein Ernst oder? Da ich aber nicht in meine dreckigen Klamotten von davor wieder rein wollte, seufzte ich und zog die Sachen widerwillig an, seine Blicke die ganze Zeit auf mich liegend spürend. Ich war mit dem Rücken wieder ihm zugedreht. Als ich fertig war, band ich meine nassen Haare in ein Handtuch.

"Steht dir, meine Schöne.", sagte er, ging auf mich zu und grinste mich an.

"Nennen Sie mich nicht so.", sagte ich schnippisch und funkelte ihn böse an.

"Sei nicht so störrisch. Du bist eine schöne Frau.", meinte er, nahm mein Kinn zwischen Daumen und Zeigefinger und ich war gezwungen, ihm in die Augen zu sehen.

Ich spürte wieder seine düstere Aura und hatte großen Respekt vor ihm. Nein, ich hatte echt Schiss.

"Ich werde noch eine Menge Spaß mit dir haben, meine Schöne. Wenn ich dich erstmal gezähmt habe."

Pah, von wegen! Nie und nimmer.

"Marilyn! Mach ihr die Haare!", rief er und schon kam das Mädchen wieder angerannt.

Irgendwie tat sie mir leid.

"Jawohl Meister.", sagte das junge Mädchen mit den braunen zu einem Dutt zusammengesteckten Haaren und trat auf mich zu.

Sie lächelte mich an, während der Mann, von dem ich nicht den Namen wusste, aus dem Raum verschwand und uns somit alleine ließ. Hätte er das nicht eben schon tun können, als ich baden war? Nein, der Perversling musste mir ja dabei zuschauen. Dieser Penner.

"Setz dich doch bitte auf den Stuhl dort.", sagte sie leicht schüchtern und zurückhaltend zu mir.

Ich nickte, und tat es dann, wollte ich zu ihr nicht gemein sein. Wahrscheinlich saßen wir beide im selben Boot. Sofern sie nicht freiwillig hier war, was mich auf einmal brennend interessierte.

"Bist du eigentlich freiwillig hier? Oder hat er dich auch entführt?", fragte ich einfach gerade heraus, während sie sich hinter mich stellte und anfing, meine Haare zu kämmen und zu föhnen.

"Ich arbeite freiwillig hier und werde gut bezahlt. Der Herr ist sehr gut zu mir, auch wenn er einen strengen Ton hat. Man darf ihn nur nicht verärgern.", meinte sie mit ihrer zarten und feinen Stimme.

Sie war viel zu zart und zierlich, um hier zu arbeiten. Bei so einem Penner.

"Weißt du vielleicht, warum er mich gegen meinen Willen hier festhält? Ich will nach Hause...", meinte ich in einem etwas traurigerem Unterton, hatte ich doch das Gefühl mich dem netten süßen Dienstmädchen anvertrauen zu können.

"Das kann ich Ihnen leider nicht sagen. Aber er wird seine Gründe dafür haben. Alles was er tut, hat einen Grund.", meinte sie nur, als meine Haare trocken waren und sie anfing, diese zu flechten.

Und was sollte bitte ein triftiger Grund sein? Ich verstand das Ganze immer noch nicht. Ich wollte nach wie vor immer noch nicht hier sein.

"Kannst du mich vielleicht hier rausbringen? Hast du einen Trick?", fragte ich, hatte Hoffnung, dass sie Mitgefühl zeigte und mich hier befreien konnte.

"Es tut mir unfassbar leid, aber das würde meinem Herren nicht gefallen. Leider kann ich nicht helfen.", seufzte sie, steckte meine geflochtenen Haare dann mit Klammern hoch.

Hatte ich es doch befürchtet, schließlich konnte ich nicht erwarten, dass andere sich wegen mir in Gefahr brachten. Wäre ja auch zu schön um wahr zu sein. Als meine Haare dann fertig waren und sie diese mit Haarspray einsprühte, machte sie sich daran, mich zu schminken, sollte ich für ihn anscheinend gut aussehen. Sie lächelte mich etwas schuldbewusst an.

"Ich weiß seine Beweggründe auch nicht. Und selbst, wenn ich es wüsste, dürfte ich es Ihnen nicht sagen, Kamura-San."

Ich war verwundert. Woher kannte sie meinen Nachnamen?

"Woher kennst du meinen Namen?"

"Mein Meister hat ihn mir verraten.", meinte sie nur auf meine

Frage hin. Aha?

"Und er weiß es woher?"

Ich war völlig perplex und verstand gar nichts mehr.

"Das weiß ich nicht.", meinte sie nur, als sie mich schminkte und mir sorgfältig Makeup auftrug.

Wenigstens konnte man mit ihr gut reden. Sie war nett und schien weniger verrückt zu sein. Auch wenn ich nicht wirklich verstand, dass man für so einen Psychpathen freiwillig arbeiten konnte. Was man nicht alles für eine gute Bezahlung tat... Ich wollte gar nicht wissen, was sie noch alles machte für ihn. Und erst recht nicht, was ich vielleicht alles für ihn machen musste. Wir sprachen dann erstmal gar nicht mehr miteinander und sie schminkte mich zuende. Es war ein dezentes, weniger auffälliges Makeup. Sie hatte das echt ganz gut gemacht.

"So, ich bin fertig. Ich werde jetzt den Meister holen."

Natürlich. Auf den hatte ich ja mal so gar keine Lust. Sie packte alle Sachen wieder beisammen und verschwand dann wieder mit den Utensilien. Ich saß einfach nur dort vor dem Schminkspiegel und fragte mich nach wie vor, was das ganze sollte und warum ich hier war. Was war das Ziel von diesem düsteren Mann? War er so einsam und verbittert, dass er auf solche Methoden zurückgreifen musste? Ich hatte keine Ahnung. Wenige Minuten später kam er auch schon schweren Schrittes zurück, kam auf mich zu, während er mich von oben bis unten beäugte.

"Sehr schön, Marilyn. Gute Arbeit, das lob ich mir. Du siehst toll aus, Saki.", sprach er meinen Namen aus.

"Woher kennen Sie meinen Namen?", fragte ich ihn nur völlig perplex.

"Ich weiß alles über dich meine Liebe. Aber dazu kommen wir noch früh genug.", meinte er nur und bat mich aufzustehen. Was meinte er jetzt damit schon wieder?
"Komm mit.", sagte er wie immer schroff zu mir und zog mich wieder mit sich mit.

Ich beschloss, mich diesmal nicht so sehr dagegen zu wehren, denn es nützte eh nichts, da er eh stärker war und das dann sowieso nur wehtat. Und das wollte ich natürlich nicht. Ich war nur gespannt, was er jetzt mit mir vor hatte. Er brachte mich in ein Wohnzimmer, mit Sofa und Fernseher, es sah edel, dunkel und düster aus, hatte aber seinen Flair. Die Möbel waren schwarz und modern. Er brachte mich zum Sofa und setzte mich dort ab.

"Lass uns etwas reden.", meinte er und ich sah ihn verwundert an.

Er tat echt so, als wäre das hier alles das normalste der Welt und ich verstand es nicht. Nein, ich konnte es einfach nicht verstehen.

"Wie heißen Sie überhaupt?", fragte ich ihn erstmal, über mich schien er ja alles zu wissen, nur wusste ich rein gar nichts über diesen komischen düsteren Typen, der nie lächelte, höchstens mal teuflisch grinste.

Der konnte einem echt Angst machen.

"Ist mein Name relevant?", stellte er eine Gegenfrage.

Er war wirklich komisch.

"Naja ich hab keine Ahnung, wie ich Sie dann nennen soll.", meinte ich nur und kam mir langsam immer komischer hier vor.

War ich vielleicht Teil einer Verarsche Sendung? Insgeheim hoffte ich das ja, dass ich Teil einer seltsam urkomisch lustigen Show war, wo hier Kameras versteckt waren und irgendwann jemand herauskam und meinte:

"Willkommen bei 'Verstehen Sie Spaß'!"

Na klar, es war ja auch so lustig, jemanden zu entführen, einzusperren und zu seltsamen Dingen zu zwingen. Aber dann wäre ich wenigstens frei.

"Sehe mich einfach als deinen Meister an. Ich hab hier das Sagen und du gehorchst."

Natürlich musste sowas kommen, wie sollte es auch anders sein.

"Kann ich wenigstens meine Familie und Freunde kontaktieren?", fragte ich dann, wenigstens wollte ich wissen, wie es ihnen allen erging und ob es ihnen gut ging.

Das war ja wohl das Mindeste, was er für mich tun konnte. Und das verlangte ich auch von ihm, wenn ich schon nicht weg konnte.

"Später.", meinte er dann und wenigstens hatte er nicht nein gesagt.

Besaß er also doch soetwas wie Mitgefühl?

"Und warum bin ich hier? Was soll das Ganze?"

Ich wollte Antworten und konnte diese Situation nicht auf mir sitzen lassen. Und ich wollte es auch nicht.

"Wie ich schon sagte, das wirst du noch früh genug erfahren. Stell nicht so viele Fragen."

Er schien genervt zu sein.

"Und über was sollen wir dann reden? Eigentlich ist mir auch gar nicht nach reden...", meinte ich dann nur betrübt.

Ich wollte immer noch nach Hause. Oder zumindest wissen, was für einen Sinn das hier haben sollte.

"Das wird schon, mach dir keine Sorgen.", meinte er nur kalt.

Er saß ruhig da, sah nach vorne zum Kamin und dem altbackenen Fernseher. Und ich sah ihn einfach nur an und beobachtete ihn. Irgendwie war er ja auch interessant. Wenn er auch angsteinflößend war.

Fortsetzung folgt...

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