Kapitel 33

Ein lauter Pfiff durchdringt die gesamte Halle und entsetzt wacht Mai aus ihren Träumereien auf. Verwirrt blinzelt das Mädchen einige Male bis sie realisiert, dass sie soeben das komplette Spiel verpasst hat.

Zu sehr hat sie mit ihren Gedanken in der Vergangenheit gehangen, bei ihrem ehemaligen Team und vor allem Oikawa, welcher gerade gegen die Karasuno verloren hat. Sollte sie sich nicht freuen? Der Traum der Krähen ist nun wahr geworden, sie stehen im Finale gegen die Shiratorizawa.

Nach ihrem Beitritt vor genau drei Tagen, nachdem Noya und Hinata regelrecht drum gebettelt haben, ist sie nun offiziell Mitglied des Teams. Selbst Kageyama spricht nun mit der grauhaarigen und scheint sogar etwas wie Annäherungsversuche einer Freundschaft wegen zu starten, wirklich Willkommen ist sie in der Mannschaft und das freut Mai sehr.

Und doch schafft es das Mädchen nicht, sich zu freuen wie all die anderen es gerade tuen. Stumm und wie angewurzelt sitzt sie auf der hölzernen Bank und starrt hinüber auf die andere Seite des Netzes, welches Welten zu trennen scheint. Schwerschluckend blickt sie in das Gesicht von Oikawa, um seine Reaktion auf die Niederlage ausmachen zu können, schließlich weiß sie von dessen Träumen Bescheid. So gerne hat er es doch zu den Nationalmeisterschaften schaffen wollen und beide Male wurde es ihm verwehrt.

Ein heftiges Stechen macht sich in ihrer Brust bemerkbar, als ihre eisblauen Augen auf die von Tooru treffen, welcher krampfhaft versucht die Tränen zurückzuhalten. Panisch krallen ihre Finger sich unter die Bank und wie erstarrt hält sie dem Blick des Jungens auf der anderen Seite stand. Alles um sie herum verschwindet, bloß das schokoladenbraun scheint relevant und schmerzlich muss Mai sich zurückhalten, nicht in Oikawa's Arme zu rennen..ihrem Rückzugsort. Traurig schenkt er ihr ein Lächeln und setzt an um einige Worte mit seinem Mund zu formen, was die grauhaarige nervös werden lässt.

Gebannt starrt sie auf die weichen Lippen Tooru's und wartet darauf, die Worte von diesen ablesen zu können. Soweit kommt es jedoch erst gar nicht. Ruckartig wird das Mädchen auf die Beine gezogen und plötzlich wird ihr die Situation, in der sie sich gerade befindet, bewusst. Feierlich schließt Noya sie in die Arme und jubelt etwas davon, dass sie bloß durch ihre alleinige Präsenz gewonnen haben. Auch Hinata drückt Mai einmal fest, sodass sie kurzzeitig den Halt unter ihren Füßen verliert.

Zu einem Lächeln zwingt die grauhaarige sich, um den Jungen klar zu machen, dass sie sich für die Mannschaft wirklich sehr freut. Doch tatsächlich möchte sie einfach nur zu Oikawa sehen, der ihr vermutlich etwas zu sagen hat. Gerade als sie die wild gewordenen Affen losgeworden ist und sich aus dessen Fängen befreit hat, stellt sich ihr ein anderer Riese in den Weg und versperrt somit den Weg zu Tooru.

„G-Glückwunsch..d-danke das du dem Team beigetreten bist..", rot wie eine Tomate stammelt Kageyama diese Worte vor sich hin und spielt nervös mit seinen Fingern. Überrascht weiten sich die Augen der grauhaarigen und nicht wissend wie sie nun reagieren soll, bringt sie bloß ein Nicken hervor. Zaghaft, als wüsste er nicht wie er sich nun verhalten soll, streckt der Junge seine Hand in die Luft, um ein High Five zu erlangen. Warum bloß kann er gleichzeitig richtig angsteinflößend- aber dennoch ein totaler Angsthase sein wenn er mit Mai spricht?

Nachdem das Mädchen eingeschlagen- und sich lächelnd von Kageyama abgewandt hat und dieser mit hochrotem Kopf abgedampft ist, hält sie Ausschau nach Oikawa, doch leider ist die andere Seite des Spielfeldes leer. Die Aoba Johsai ist bereits verschwunden und somit auch Tooru.

Seufzend beobachtet das Mädchen ihre neuen Teamkollegen dabei, wie diese sich gegenseitig in die Arme nehmen und ihren täglichen Schabernack miteinander treiben, doch das Stechen in ihrer Brust lässt Mai nicht in Frieden.
Andauernd driften ihre Gedanken zu Oikawa und dessen traurigen Blick, der Mai's Knie weich werden lässt. Ja, sie ist immer noch unglaublich wütend auf ihn und sein vergangenes Verhalten gegenüber ihr, aber dennoch muss sie mit ihm reden und ihm nach der bitteren Niederlage Beistand leisten, weil es sonst niemand tuen würde. Alleine Mai weiß, wie sie sich gegenüber dem Zuspieler zu Verhalten hat.

Abwesend und unter den verwirrten Blicken der Krähen begibt die grauhaarige sich in Richtung Kabinen und entfernt sich somit von ihrer Mannschaft. Es ist ihr egal, ob sie später mit Fragen bombardiert wird und das Team wegen ihrem plötzlichen Verschwinden vielleicht sauer ist, sie muss Tooru sehen.

Aufgeregt schlägt ihr das Herz bis hoch in den Hals und mit zittrigen Beinen schreitet Mai den endlos langen Flur entlang, Ausschau haltend nach dem ihr allbekannten Türkis. Keinerlei Ahnung hat sie, wo genau die Seijoh ihre Kabine hat und ob die Spieler überhaupt noch da sind, denn wenn die grauhaarige Pech hat, dann sind sie bereits abgereist.

Planlos hält sie an jeder der identisch aussehenden Türen an und lauscht, ob sie eine der Stimmen erkennt, doch bis jetzt hat die blauäugige keinen Erfolg gehabt. Gerade als sie den Plan und all die Bemühungen in den Sand setzten will, geht hinter ihr schwungvoll eine Türe auf und Iwaizumi tritt aus dem Raum heraus.

Kurz huscht ein Ausdruck von Irritation und Trauer über dessen Gesicht, doch schnell hat Hajime sich wieder gefangen und fällt dem Mädchen um den Hals.

"Schön dich zu sehen Mai! Ich und die anderen vermissen dich unheimlich!" Mit einem traurigen Lächeln löst der dunkelhaarige sich von Mai und beäugt sie interessiert, so als wüsste er dass sie etwas beschäftigt.

"Ich suche Oikawa, hast du ihn vielleicht gesehen?"  Leise gibt sie diese Worte von sich und tritt nervös von einem auf den anderen Fuß, hoffend das Tooru noch nicht fort ist.

"Er ist noch in der Kabine, wie immer der Letzte..du kennst ihn doch. Aber Mai, ich glaube es ist keine gute Idee wenn du da jetzt rein gehst. Dinge ändern sich und-", kurz stoppt Iwaizumi ehe er mit seinen Augen das Eisblau des Mädchens durchbohrt und ein leiser Seufzer entgleitet ihm, "Ach egal..geh einfach rein."

Verwirrt bringt Mai nur ein Nicken hervor und schenkt ihrem langjährigen Freund ein vorsichtiges Lächeln, welches er erwidert und die grauhaarige noch ein letztes Mal in den Arm nimmt. "Wir sehen uns!" Mit diesen Worten ist Hajime schon verschwunden und verloren steht Mai vor der Türe, welche zu Oikawa führt.

Tief Luft holen tut die grauhaarige, ehe sie mit ihrem verbliebenen Selbstbewusstsein die Türklinke herunterdrückt und den Raum betritt. Das Eisblau trifft auf das ihr altbekannte Schokoladenbraun und für einen Moment scheint die Welt um sie herum stehenzubleiben.

"Mai..?"

"Tooru.."

———
Und so sehen die beiden sich wieder (:
Was Iwa wohl damit meinte, dass Dinge sich ändern?

Lots of love, bekki☀️

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