《 3 》

Laylas P.O.V.

Ich sah meine Mutter entgeistert an. Woher wusste sie das? Sie deutete warscheinlich meinen Gesichtsausdruck, denn sie erklärte: "Meine Mutter möchte doch heute Mittag zu uns kommen, um für eine Weile zu bleiben. Da ich noch einiges zu tun hatte bin ich so gegen halb 5 aufgestanden um alles vorzubereiten. Und drei mal darfst du raten, wen ich in unserem Garten durch das Fenster habe klettern sehen." Jetzt hatte ich ein Problem. Was für ein dummer Zufall. "Ich, ich habe...",ich überlegte krampfhaft, was ich sagen könnte.
Doch meine Mutter ließ mir keine Zeit: "Was sollte das? Ich habe mir Sorgen um dich gemacht!" Ich setzte gerade zu einer Erwiederung an, als es an der Haustür klopfte. Innerlich wollte ich jubeln, doch meine Mutter machte keine Anstalten, die Tür öffnen zu wollen. Es klopfte erneut. Wütend sah sie mich an und ging mit den Worten: "Wir reden später weiter, junges Fräulein" zur Tür.

Als sie gegangen war, seufzte ich erleichtert auf. Na wenigstens etwas. Ich trat zu meinem Spiegel, um mir einen halbwegs guten Zopf zu machen und betrachtete mein Spiegelbild. Meine dunkelbraunen Haare fielen in leichten Locken über meine Schultern, jedoch sah man ihnen deutlich an, dass sie ungekämmt waren. Deswegen schnappte ich mir meinen Kamm und versuchte das Chaos auf meinem Kopf wenigstens etwas zu bändigen. Währenddessen überlegte ich, was ich meiner Mutter sagen sollte. Unter meinen grünen Augen zeichneten sich große, dunkle Augenringe ab. Aus dem Flur hörte ich die Stimme meiner Mutter und die eines Jungen. Was sie sagten verstand ich nicht, doch es interessierte mich auch nicht sonderlich.
Was könnte ich meiner Mutter sagen, was sie mir auch abkaufen würde? Ich hatte keine Ahnung und noch dazu hatte ich üble Kopfschmerzen. Von diesen angetrieben lief ich in die Küche um mir ein Glas Wasser zu besorgen.

In der Küche angekommen, blieb ich wie angewurzelt stehen. Bei dem Waschbecken stand ein Junge, der in etwa so alt sein konnte wie ich selbst. Also 18. Ich konnte nicht anders als ihn anzustarren. Seine schwarzen Haare waren etwas zerzaust und standen in alle Richtungen ab, trotzdem sah er gut aus. Verdammt gut. Er war ziemlich hoch gewachsen und sah mich mit seinen grünen Augen an. Auf seinem Gesicht erschien ein Grinsen. Plötzlich veränderte sich sein Gesichtsausdruck. Er wurde panisch und senkte den Kopf als wolle er etwas verstecken. Mit einem schnellen "Danke" lief er aus dem Haus und verschwand dann aus meinem Blickfeld.

"Komischer Junge", murmelte meine Mutter. Mit einem Nicken gab ich meine Zustimmung. Komisch... aber echt heiß. Ich senkte den Blick, als würde ich mich für meinen Gedanken schämen.

"So, und jetzt zu dir", meine Mutter sah mich ernst an. Meine Hoffnung, sie hätte das Ganze vergessen, erstarb. Ohne groß nachzudenken sagte ich etwas, das der Warheit sogar ziemlich nah kam: "Ich brauchte einfach etwas Ablenkung. Es tut mir Leid. Das war wirklich dumm, aber ich hatte mir in letzter Zeit einfach so viele Gedanken gemacht, was mit Dad war und über die Schule." Sie sah mich verwirrt an und erinnerte mich damit daran, dass ich ihr nie erzählt habe, dass ich in der Schule geärgert wurde und immer als ein Freak galt. Deswegen fuhr ich fort: "Ich habe es dir nie gesagt, aber in meiner Schule bin ich nicht sonderlich beliebt. Alle starren mich an und bezeichnen mich als Freak. Außer Anna und Thomas hält eigentlich niemand so richtig zu mir." Verlegen starrte ich auf den Boden. Anna war meine beste Freundin und Thomas war ein guter Freund von mir. Auf beide konnte ich mich zwar immer verlassen und doch war es verletzend, von allen als Außenseiterin bezeichnet zu werden.
"Ich konnte einfach nicht mehr und war heute schon sehr früh wach. Deswegen bin ich aus dem Fenster gestiegen und in den Wald gegangen um mich abzulenken", erklärte ich weiter. "Es tut mir Leid, ich habe nicht nachgedacht", wiederholte ich.

Meine Mutter sah mich auf einmal ganz anders an. Ihren Blick konnte ich nicht deuten, aber es lag keine Wut mehr darin. Sie nahm mich in ihre Arme und flüsterte: "Das hättest du mir doch schon früher sagen können. Es tut mir so Leid." In diesem Moment wollte ich nichts lieber, als für immer in ihren Armen zu bleiben.
Doch ohne Vorwarnung ließ sie mich auf einmal los und sah mich entschlossen an. "Schluss jetzt. Hier wird sich nicht in Selbstmitleid gesuhlt. Nächstes Mal sagst du mir Bescheid wenn dich etwas bedrückt. Und jetzt machen wir uns erst einmal einen heißen Kakao und reden über alles ganz im Ruhe."

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