《 28 》
Deans P.O.V.
Nach einer halben Stunde, in der ich planlos durch den Wald geschlendert bin, ertönte ein Schrei. Layla! Wenn ich nicht wüsste, was dieser Schrei bedeutete, würde ich ausrasten. Doch ich wusste es. Sie verwandelt sich gerade. Was für ein Wolf sie wohl sein wird? Obwohl ich wusste, dass ihr nichts passieren kann, verwandelte ich mich in einen Wolf und sprintete los.
Vor mir konnte ich die Werwölfe aus meinem Rudel erkennen, die einen schützenden Kreis um das schreiende Mädchen gebildet haben. Um mein Mädchen. Als sie mich sahen, ließen sie mich zu Layla, die sich vor Schmerzen auf dem Boden wand. Neben ihr liegend, legte ich vorsichtig meinen Kopf auf ihren Bauch, wohl wissend, dass sie das wahrscheinlich gar nicht wahrnehmen würde.
Ihr Atem ging nur stoßweise und alles in mir schreite danach, ihr irgendwie zu helfen, doch ich wusste, dass das unmöglich war. Bitte, mach, dass sie es schnell hinter sich hat. Langsam verklangen ihre schmerzerfüllten Schreie, doch ihr ganzer Körper bebte immer noch. Widerstrebend trat ich einen Schritt von ihr zurück, denn ich wusste, was jetzt geschehen würde. Aufgeregt schaute ich ihr dabei zu, wie sie sich verwandelte und nachdem einige Zeit verstrichen war, lag nicht mehr das Mädchen vor mir auf dem Boden, sondern ein ziemlich großer, schwarzer Wolf. Wunderschön. Für einen weiblichen Wolf war sie sehr groß und ihr schwarzes Fell glänzte im Sonnenlicht. Aber... schwarz?! Das ist doch eigentlich gar nicht möglich.
Die Wölfe um mich herum schnappten erschrocken nach Luft und traten ehrfürchtig einen Schritt zurück, jedoch lösten sie ihren schützenden Kreis um Layla nicht auf. Langsam blinzelte die Wölfin und schwenkte ihren Kopf von einer Seite auf die andere. Sie bemerkte gar nicht das ich da war, also fragte ich vorsichtig: Layla? Ihre freudige Stimme ertönte in meinem Kopf. Dean? Ich habe es geschafft! Ich habe mich verwandelt!Es freute mich, dass Layla es auch geschafft hatte, mich über Mindlink zu erreichen.
Das sehe ich! Ich stehe doch neben dir! Sind die Schmerzen schon weg? Wieder ertönte ihre Stimme: Ja, sind sie. Aber hat man diese Schmerzen immer, wenn man sich verwandelt? Bei dir sah das nämlich nie so aus... Als würde Layla gerade erst realisieren, dass ich neben ihr stehe, riss sie den Kopf zu mir herum. Nein. Die Schmerzen hat man nur bei der ersten Verwandlung. Schaudernd erinnerte ich mich an meine erste Verwandlung zurück. Es hat höllisch weh getan und ich hatte das Gefühl, als würde ich sterben, doch die Verwandlungen danach gingen alle schmerzlos und einfach. Dean? Warum starren mich alle so an? Ich schluckte.
Nunja... es ist so... sie starren dich nur an, weil... Ach verdammt. So einfach kann man das nicht erklären. Komm mit, wir gehen irgendwo hin, wo wir ungestört sein können. Dann erkläre ich dir alles in Ruhe.
Als Zeichen für ihre Zustimmung, senkte sie ihren Kopf. Die Werwölfe die um und herum standen, teilten sich, um uns so den Weg freizumachen und wir gingen an ihnen vorbei, tiefer in den Wald. Hinter mir vernahm ich ein fröhliches Quieken und als ich mich umdrehte, sah ich, wie die schwarze Wölfin umhersprang und sich vergnügt am Boden wälzte. Bei ihrem Anblick musste ich schmunzeln, denn als ich mich als kleiner Junge das erste Mal verwandelt habe, war auch für mich alles neu und ich war auch wie ein Wilder herumgetollt.
Als Layla bemerkte, dass ich ihr dabei zusah richtete sie sich abrupt auf und schaute peinlich berührt zu Boden, was als Wolf ziemlich lustig aussah. Gehen wir weiter? Auch wenn ich Laylas Stimme nur in meinem Kopf hörte, konnte ich aus ihrer Stimme einen leicht eingeschnappten Ton heraushören. Wann immer du willst. Ich führte sie zu einem kleinen See, in dem vom Feuer unbeschädigten Teil des Waldes. Inzwischen leuchtete der Mond hell am Himmel und ließ die Wasseroberfläche funkeln.
Layla und ich setzten uns nah an das Wasser. Vorsichtig rückte ich etwas näher an sie heran und sie ließ es geschehen, was mich kurz glücklich aufatmen ließ. Doch dann wurde die Stimmung wieder ernst, als sie nachhakte: Also? Warum haben mich alle so angestarrt? Unbehaglich rutschte ich auf dem Boden hin und her, ehe ich schließlich begann zu erzählen.
Es ist so, von Luna, der Mondgöttin, stammen vier Werwölfe ab. Sie waren die ersten ihrer Art, unsere Vorfahren. Jeder von ihnen hatte als Wolf eine andere Fellfarbe- schwarz, weiß, braun und grau- und jeder von ihnen war unterschiedlich stark- der schwarze Wolf war der Stärkste dann kam der Weiße, der Braune und zuletzt der Graue. Gebannt hörte Layla zu und unterbrach mich nicht. In ihren Augen konnte man die Neugier nur zu deutlich erkennen. Der schwarze und der graue Wolf, waren Jungen und der weiße und der braune Wolf, waren Mädchen. Die Geschwister hatten alle menschliche Mates und bekamen Kinder. So kam es, dass sich unsere Rasse immer mehr ausbreiteten konnte. Es entstanden Rudel und eine Rangordnung. Die Stärke der Werwölfe hängt jedoch mit ihrer Fellfarbe ab und ist so, wie bei den ersten Werwölfen. Schwarz am stärksten- grau am schwächsten. Schwarze Werwölfe sind die seltensten und die Sache ist die... bis jetzt gab es eigentlich, meines Wissens nach, noch nie einen weiblichen Wolf, der ein schwarzes Fell hatte. Deswegen haben dich alle so angestarrt... Layla sah mich aus ihren großen blauen Augen an und beendete den Satz ...weil es eigentlich unmöglich ist.
Betretenes Schweigen machte sich unter uns breit, doch Layla brach nach einer Weile die Stille. Dean? Wie kann es sein, dass manche Werwölfe andere Augenfarben als Wolf haben? Während ich erzählte, rückte ich noch etwas näher an sie heran. Je nach dem Geschlecht und dem Rang, haben die Wölfe unterschiedliche Augenfarben. Die weiblichen Wölfe haben blaue Augen, die männlichen Braune, Omegas haben Gelbe oder Bernsteinfarbene, Alphas Rote und die Mate des Alphas hat, sobald sie diesen als ihren Mate akzeptiert hat, grüne Augen. Nicht immer, aber manchmal, setzt sich diese Augenfarbe aber nicht bei der menschliche Form durch. So kommt es dann, dass manche Werwölfe eine andere Augenfarbe als Wolf, als als Mensch haben.
Als ich fertig mit meiner Erzählung war, lehnte Layla ihren Kopf an meine Schulter und mein Herz begann zu rasen. Ich verspürte den Wunsch, sie auf der Stelle zu markieren, doch ich wusste, dass ihr das nicht gefallen würde, also hielt ich mich zurück. Ein zufriedenes und warmes Gefühl breitete sich in mir aus und langsam schloss ich meine Augen und genoss es, sie in meiner Nähe zu haben.
Es ist unglaublich. Ich meine das Gefühl, als Wolf durch den Wald zu laufen und all das. Hörte ich auf einmal Laylas Flüstern in meinem Kopf.
Das ist es. Man fühlt sich einfach... frei.
Und so blieben wir die ganze Nacht nebeneinander sitzen, an diesem kleinen See, ihr Kopf an mich gelehnt, als wäre es das normalste auf der Welt. Ich fühlte mich, als wäre ich endlich Zuhause angekommen, denn obwohl ich mein ganzes Leben nur hier war, hat immer etwas gefehlt. Ein Teil von mir. Von meiner Seele.
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