《 21 》

Laylas P.O.V.

Ich konnte nicht mehr aufhören zu weinen, auch wenn Mum und Oma immer wieder versucht haben, mich zu trösten. Man konnte die Sirenen der Feuerwehr inzwischen schon hören, doch das Feuer hatte schon sehr viel Chaos angerichtet. In der Ferne sah man die verkohlten und teils noch brennenden Bäume und dichter Rauch war immer noch über dem ganzen Wald verteilt und versperrte die Sicht, sodass man das völlige Ausmaß der Verwüstung gar nicht sehen konnte.

Es war fast vier Uhr Morgens, als das Feuer gänzlich gelöscht war. Unser Haus hatte auch etwas abbekommen und dort zu wohnen konnte man fürs Erste vergessen. Mum und Oma werden bei guten Freunden der Familie schlafen, bis wir nicht wieder zurück ins Haus konnten, während ich bei Anna schlafen werde. Niemand konnte sich erklären, wie es zu dem Feuer kam und es wurde auch niemand im Wald gesehen. Ich musste an Dean denken und verspürte ein Stechen in meiner Brust. Was wenn er es nicht geschafft hatte? Was wenn er im Feuer gestorb... Stopp!!! Schnell schob ich diese Gedanken beiseite. Ich muss einfach darauf vertrauen, dass es ihm gut geht. Am besten suche ich mir einen Einwand, unter dem ich zu unserem Haus gehen kann und schaue dann selbst im Wald nach.

In drei Stunden beginnt die Schule, doch heute werde ich nicht gehen. Wir müssen erst unsere Sachen, die den Brand überlebt haben, aus dem Haus holen und sie zu unseren kurzzeitigen Unterkünften bringen. Dann kann ich auch nach Dean schauen.
Eigentlich freute ich mich, dass ich dann so viel Zeit mit Anna verbringen konnte, aber die Umstände, unter denen es dazu gekommen war, waren das Gegenteil von erfreulich. "Mum? Fahren wir jetzt endlich?" Ihr Blick war abwesend, so als wäre sie gar nicht hier und meine Frage schien sie aus ihren Gedanken zu holen. "Ja, wir können los." Oma nickte auch zustimmend und wir stiegen wieder ins Auto, um wenig später auch schon bei unserem Haus anzuhalten.

Bei dem Anblick, welcher sich mir bot musste ich schlucken. Nur meine Mutter hatte das Haus schon davor gesehen, Oma und ich sind davor nämlich bei den Freunden geblieben, bei welchen Mum und Oma schlafen werden. Mums Blick war auch getrübt, als sie zu dem Wald, oder besser gesagt dazu, was davor mal ein Wald war, schaute. Die meisten kleineren Bäume waren komplett abgebrannt und die Äste der größeren Bäume waren es auch. Die Stämme waren verkohlt und von Büschen konnte man nicht mehr viel erkennen. Es war eine schwarz-graue, trübselige und brutale Welt.

Mein Blick wanderte weiter zu unserem Haus, oder darauf, was davon noch stand. Teile des Daches waren abgebrannt und von der hölzernen Tür ist nicht mehr viel übrig geblieben. Als wir das Haus betraten, lag auch dort fast überall eine Schicht Asche und die Sachen, die gut brennbar waren, waren mehr oder weniger verbrannt. Möbel, Blätter, Bilder, alles. Es wird lange dauern, bis hier wieder alles auf Hochglanz sein wird, aber irgendwann wird man nichts mehr davon sehen, dass das Haus mal so aussah. Aber es tat trotzdem weh. Es tat weh, den Ort an dem man aufgewachsen war, so zu sehen.

Nachdem wir alles gepackt hatten, was sehr schnell ging, denn es war nicht mehr viel da, was man packen könnte, standen wir nun vor dem Haus. Von meinen Schulsachen hat es fast nichts überlebt und meine Zeichnungen waren auch im Eimer, sowie die meisten meiner Klamotten. Heute noch, wollen wir einkaufen gehen, um die notwendigsten Sachen so schnell wie möglich zu beschaffen. Jetzt ist meine Gelegenheit. Meine Gelegenheit in den Wald zu gehen und nach Dean zu suchen.

"Mum?" "Ja?" "Dürfte ich noch kurz hier bleiben?" Sofort änderte sich der Gesichtsausdruck und sie sah mich besorgt und zweifelnd an: "Warum?" "Ich möchte mich von diesem Ort verabschieden",log ich. "Wenn wir das Haus erst renoviert haben, ziehen wir hier wieder ein",sie sah mich verwirrt an. "Dann ist es aber nicht mehr das Selbe",flehend sah ich sie an. "Es ist gefährlich hier alleine. Ich denke du solltest hier nicht alleine bleiben. Und wie würdest du überhaupt dann zu uns kommen? Zu Fuß?" Was soll hier bitte schön Gefährlich sein? Ungläubig sah ich sie an und als ich gerade zu einer Erwiderung ansetzten wollte, mischte sich meine Oma ein: "Ach lass sie doch noch eine Weile hier. Bis zu den Thompsons ist es nicht weit zu Fuß. Sie ist schon alt genug und kann gut auf sich selbst aufpassen." Sie warf Mum einen vielsagenden Blick zu und ich würde gerne wissen, was dieser Bluck bedeutete. Die Thompsons waren die Freunde, bei denen Mum und Oma bleiben werden. Mum sah immer noch nicht überzeugt aus, doch nach einer Weile stimmte sie dann zum Glück, wenn auch zögerlich, zu. Ein Stein fiel mir vom Herzen und ich warf Oma einen dankbaren Blick zu.

Ich winkte den Beiden zum Abschied und drehte mich dann ohne zu zögern zum Wald. Der Geruch der vom Waldboden ausging war schwer und rauchig. Es war unnatürlich still, nicht ein Mucks war zu hören. Nicht ein einziges leises Piepen. Der Wald war wie ausgestorben. Nach zwanzig Minuten, in denen ich nicht ein einziges Mal stehen geblieben bin, hörte ich von irgendwo ein Winseln.

Sofort hörte ich auf zu Laufen und schaute mich um. Unter einem heruntergefallenen Ast wurde ich fündig. Zwei eisblaue Augen schauten mich an und ich trat vorsichtig etwas näher. Ängstlich wollte sich das Tier zurückziehen, doch ich sprach beruhigend auf es ein, sodass es dort blieb wo es war. "Schhhhhht, es ist alles gut, ich helfe dir." Vorsichtig schob ich meine Hände unter den Ast um dem Tier rauszuhelfen, darauf bedacht, dass es sich nicht bedroht fühlt. Es ließ es zu und kurz darauf kam das Tier, von dem ich nun sah, dass es ein junger Wolf war, mit meiner Hilfe, unter dem Ast hervorgekrochen. Mein Instinkt riet mir, schnell Abstand zwischen mich und den Wolf zu bringen, doch etwas sagte mir, dass er ungefährlich war. Außerdem war er so schwach, dass er nicht mal aufrecht stehen konnte.

Sein Fell war versengt und an mehreren Stellen hatte der Wolf Brandwunden. Entschlossen nahm ich den Wolf auf die Arme und passte dabei besonders auf, ihn nicht an den allzu verbrannten Stellen zu berühren, damit er so wenig Schmerzen wir möglich hat. Zu meiner Überraschung ließ der Wolf es zu, ohne auch nur ein einziges Mal zu knurren. Warscheinlich ist er aber einfach nur zu schwach dafür. Langsam ging ich mit dem Wolf im Arm zurück zu unseren Haus und legte ihn dann dort angekommen, auf das, was von unserem Sofa noch übrig war.

Da hier keine sauberen oder generell irgendwelche Tücher mehr waren, riss ich mir einen der Ärmel von meinem Tshirt ab und schüttete darüber etwas von dem Wasser aus der Wasserflasche, welche ich mitgekommen habe. Vorsichtig tupfte ich mit dem nassen Stoffstück über die Wunden des Wolfes und er winselte kläglich. Von dem übriggebliebenen Wasser gab ich etwas in eine kleine Schüssel die ich zu meinem Glück noch in den Trümmern fand und hielt sie dem Wolf vor die Schnauze. Dieser hob langsam den Kopf und schaffte es irgendwie seine Schnauze zu dem Wasser runterzubeugen. Nach ein paar mühsamen Schlucken ließ der Wolf den Kopf wieder sinken.

Ich überlegte gerade, was ich noch machen könnte, um dem Wolf so gut es geht zu helfen, da ertönte von draußen eine mir nur allzu bekannten Stimme. "Ist hier jemand?" Auf die Frage antwortete ich zwar nicht, doch ich rannte aus dem Haus und fiel einem ziemlich überraschten Dean um den Hals. "Layla! Dir geht es gut!",hauchte er in mein Ohr und ich verspürte ein wohliges Kribbeln an der Stelle, an der er mir beruhigend über den Rücken strich. "Dir auch!",stellte ich überflüssiger Weise erleichtert fest und er zog mich noch enger an sich.

Plötzlich erstarrte er: "Da ist jemand im Haus! Bist du alleine hier?" Ich runzelte die Stirn, doch da leuchtete es mir ein. "Eigentlich schon. Also fast. Da ist dieser eine Wolf den ich im Wa..." Weiter kam ich nicht, denn schon löste sich Dean, zu meinem Bedauern aus der Umarmung und stürmte ins Haus. Schnell folgte ich ihm und blieb abrupt stehen, als anstelle des Wolfes ein junges Mädchen auf den Überresten des Sofas lag. Sie hatte die selben eisblauen Augen wie der Wolf, nur hatte ich den Eindruck, als wären die Augen des Wolfes doch etwas intensiver gewesen, als die des Mädchens. Wie ist das möglich? Dieses Mädchen hatte genau wie der Wolf mehrere Brandwunden und ihre Haare, die warscheinlich einmal lang waren, waren fast komplett abgebrannt. Sie sah erschöpft aus und konnte ihre Augen kaum offen halten und doch konnte ich mir trotz allen Ähnlichkeiten mit dem Wolf nicht zusammenreimen, wie aus diesem ein Mädchen wurde.

Dean sah allerdings erleichtert aus. "Maja! Du hast Maja gefunden!", rief er glücklich aus und in seine Stimme schwenkte die Erleichterung mit, die man ihm auch schon angesehen hatte. Wer ist Maja? Wie konnte der Wolf zu einem Mädchen werden? Das ist doch unmöglich!

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