《 19 》
Deans P.O.V.
Müde rieb ich mir die Augen, als ich aus dem Auto stieg und zum Haupteingang der Schule lief. Es war tatsächlich eine lange Nacht. Zum Glück hatte sich Rons Zustand wenigstens ein bisschen gebessert. Dalia war ihm nicht von der Seite gewichen, als wir ihn vorsichtig in mein Haus gebracht haben, um ihn versorgen zu können. In unserem Rudel hatten wir auch zwei Heiler, welche ebenfalls Werwölfe sind, sich aber darauf spezialisiert haben, sich um die Verletzten des Rudels zu kümmern. Außer den tiefen Kratzern am Bauch und dem gebrochenen Hinterlauf hat Ron noch mehrere kleinere Kratzer und einige Fellbüschel eingebüßt, was jedoch eher nebensächlich war. Werwölfe heilen zwar schneller, als normale Menschen, doch bei schwereren Verletzungen kann das auch bei uns etwas dauern. Der verletzte Wolf war noch nicht dazu im Stande, sich wieder zurück zu verwandeln, geschweige denn zu erzählen, was geschehen war. Die restliche Nacht war ich wach, um die Grenzen abzulaufen und nach einer Spur von Rons Angreifer zu suchen, doch vergeblich, ich hatte nichts gefunden.
Ich konnte kaum meine Augen noch offen halten und hatte auch große Mühe dabei, aufrecht stehen zu bleiben. Enzo wollte mir eigentlich ausreden, zur Schule zu gehen und mich stattdessen auszuruhen, doch davon wollte ich nichts hören. Auch wenn ich nicht zur Schule gegangen wäre, würde ich mich nicht ausruhen können, auch wenn ich es versuchen würde, war ich fest der Überzeugung, dass die Ereignisse mich nicht schlafen lassen würden. Ich seufzte noch einmal tief, während ich das Schulgebäude betrat.
Laylas P.O.V.
Als ich Dean sah, wollte ich erst auf ihn zugehen, doch dann bemerkte ich, wie erschöpft er aussah. Als wäre er die ganze Nacht auf den Beinen gewesen. Auch wenn ich zuerst gezögert hatte, ging ich doch auf Dean zu, um ihn zu fragen, ob alles in Ordnung sei. Von hinten tippte ich ihn an, denn inzwischen stand er mit dem Rücken zu mir und er drehte sich sofort so, dass er mich ansehen konnte. "Hey, ich wollte fragen, ab bei dir alles in Ordnung ist. Du siehst wirklich nicht gut aus." Als Antwort lachte Dean etwas und meinte neckend: "Sehe ich etwas so schlecht aus?" "Ja, du solltest mal in einen Spiegel sehen",gebe ich genauso neckend zurück und ich erntete einen gespielt beleidigten Blick von ihm. "Dabei dachte ich eigentlich, dass du mich ganz gut aussehend findest." Sein spöttischer Blick lag auf mir und ich lief rot an. Deswegen senkte ich den Blick schnell auf den Boden und meinte dann mit ernster Stimme: "Nein, mal ganz im ernst. Geht es dir gut?"
Aus seinem Gesicht verflog jegliche Spur von dem Spott und der Ironie und auch er wurde ernst. "Nein, nicht so ganz. Ein Freund von mir ist schwer verletzt", kam es traurig von ihm. Seine Stimme war dabei nur ein von Schmerz erfülltes Flüstern. Voller Mitleid sah ich ihn an, doch dieses vertrieb ich schnell, denn Mitleid hilft ihm auch nicht wirklich weiter. Ohne richtig zu überlegen, trat ich einen Schritt näher und schloss ihn in meine Arme. Die Anspannung aus seinem Körper wich augenblicklich und er erwiderte meine Umarmung. Sein Gesicht vergrub er in meiner Schulter und ich ließ es ohne zu zögern zu. Beruhigend strich ich ihn mit meiner Hand über den Rücken und atmete dabei seinen Duft ein. Er roch wie der Wald, wild, frei und ungezähmt. Mit anderen Worten: Er roch verdammt gut. Langsam löste ich mich, auch wenn widerwillig, aus der Umarmung, da ich leider los musste. Die Wärme, die mich durchströmt hatte , verließ augenblicklich meinen Körper und ich wünschte mich wieder in die Umarmung zurück. Deans Blick war anzusehen, dass er genau das selbe dachte.
Mit einem letzten bedauernden Blick zu dem Jungen, den ich gerade umarmt habe, um ihn zu trösten, gehe ich zu dem Klassenzimmer, in dem ich Englisch haben werde. Ich kam gerade noch rechtzeitig in den Saal, denn kurz nach mir trat auch schon unsere Englischlehrerin, Mrs. Bethany in den Raum und es wurde still. Sie sah vielleicht nicht so aus, aber sie konnte echt laut werden und viele aus unserem Kurs hatten etwas Angst vor ihr, denn sie verteilte bei jeder Kleinigkeit Strafarbeiten. Ihr Aussehen passte nicht so gut zu diesem Charakter, denn sie war klein, hatte ihre schulterlangen blonden Haare offen und eine etwas zu große, blaue Brille, die nicht so gut zu ihren braunen Augen passte.
Die Englischstunde war anstrengend und wie ich bereits erwartet hatte, hatten wir am Ende der Stunde dreizehn unzufriedene und äußerst genervte Schüler und drei ziemlich wütende, weil sie Strafarbeiten bekommen haben, die ziemlich Zeitaufwendig waren, in unserem Kurs sitzen.
In der Kantine setzte ich mich ohne zu zögern zu Dean an einen Tisch. Dessen Augen blitzen erfreut auf, als er mich sah. "Wie komme ich zu der Ehre?",er grinste mich an. Ich boxte ihn mit der Faust leicht in die Schulter und er lachte. "Danke",sagte er dann nach einer Weile und verwundert runzelte ich die Stirn: "Wofür?" "Dafür, dass du mich wieder aufgeheitert hast und dich um mich sorgst",seine vollen Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. Am liebsten würde ich ihn jetzt einfach nur küssen. Auch wenn das warscheinlich alle bescheuerten Klischees aus allen Liebesfilmen erfüllen würde.
Bei dem Gedanken musste ich grinsen aber ich schob ihn auch schnell beiseite.
Nach der Schule holte mich meine Mutter wie gewohnt ab und ich verabschiedete mich noch schnell von Anna und Nadine, welche heute zwar nicht in der Kantine waren, aber die letzte Stunde mit mir zusammen hatten und mit mir auch rausgegangen sind. "Wie war es heute in der Schule?",fragte Mum mich lächelnd, als ich in das Auto einstieg. "Gut. Etwas langweilig, aber ansonsten ganz in Ordnung",erwiderte ich lachend. "So so, ganz in Ordnung also?",schmunzelnd fuhr sie los. "Ja, ganz in Ordnung also",ich grinste wie ein Honigkuchenpferd und meine Mutter lachte nur, als sie meinen Gesichtsausdruck bemerkte.
Zuhause angekommen, gab es erstmal Mittagessen, welches meine Oma zuvor zubereitet hatte. Es gab Frikadellen mit gebratenen Kartoffeln, welche ich gierig verschlang. Ich sollte irgendwann wirklich mal darüber nachdenken, weniger zu essen, schoss es mir durch den Kopf. Auch wenn. Warum sollte ich? Dick bin ich ja nicht. Warum sollte ich dann auf so etwas leckeres verzichten? Meine Oma beobachtete mich nur kopfschüttelnd: "Iss doch nicht so schnell Layla, das Essen läuft dir schon nicht weg." Ich legte den Kopf schief und sah sie zweifelnd an: "Man weiß ja nie." Mum beobachtet das Ganze nur grinsend und isst währenddessen ihre eigenen Frikadellen. "Was das angeht, kann man Layla einfach nicht überzeugen", erwiderte sie dann lachend und erntete einen geschockten Blick von mir. Pffff. Verräter. Schmollend aß ich meine letzten Frikadellen und Kartoffeln und ging dann auf mein Zimmer, um alle Sachen für die Schule morgen vorzubereiten.
Morgen ist endlich Freitag und dann ist Wochenende. Leider musste ich für die Schule mehr als gedacht machen und saß bis zum Abend daran. Nachdem ich damit fertig war, holte ich meine Zeichensachen hervor und malte weiter an dem Bild von dem Waldstück, mit welchem ich vor ein paar Tagen angefangen habe. Ich merkte gar nicht, wie viel Zeit vergangen war, doch als ich die Stifte weglegte, sah ich auf der Uhr, dass es schon mitten in der Nacht war.
Heute will ich unbedingt wieder richtig in den Wald. Als ich mich versichert habe, dass Mum und Oma schliefen, öffnete ich mein Fenster, doch bei dem was sich sah, weiteten sich meine Augen vor Schreck und ich öffnete meinen Mund um zu schreien: "Steht auf! Mum, Oma! Steht auf! Schnell, wacht auf! Es brennt! Der Wald, er brennt!"
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