Kapitel 3
Als ich am folgenden Tag aufwachte, war ich anfangs etwas benommen, weil ich so fest geschlafen hatte. Ich gähnte laut und rieb mir mehrmals die Augen. Ich hatte absolut keine Lust dazu, aufzustehen und mehr Zeit mit Viola verbringen zu müssen. Allgemein hatte ich an diesem Tag keine große Lust, irgendjemanden zu sehen.
Ich setzte mich auf meine Bettkante und setzte meine Brille auf. Augenblicklich konnte ich alles scharf erkennen, weswegen ich mich sofort besser fühlte. Ich hasste es nämlich, nicht klar sehen zu können. Sofort schaute ich auf die große Standuhr, die sich in meinem Schlafzimmer befand. Es war 8:15, was für meine Schlafverhältnisse sehr früh war. Doch in diesem Moment kümmerte es mich nicht im Geringsten, wie früh es war, denn ich wusste genau, dass Viola nie vor 9:00 aufstand. Diese Tatsache verschaffte mir genügend Zeit, um mir ein gutes Versteck auszusuchen.
Nachdem ich mich in aller Eile gewaschen, angezogen und auf den Weg zum Speisesaal gemacht hatte, klopfte ich leise an dessen Tür und betrat den Raum anschließend. Ich lag wunderbar in der Zeit, was mein Herz vor lauter Freude höher schlagen ließ. Ich schloss die Tür hinter mir und bemerkte, dass außer meiner Großmutter und meinem Bruder noch niemand wach war. Beide lasen die Zeitung, weswegen sie mich anfangs nicht bemerkten. "Guten Morgen!", sagte ich zögernd, worauf beide aufschauten. Edward lächelte mich breit an. "Guten Morgen, Schwesterherz!" Kaum hatte er seinen Satz beendet, stand er auf und kam auf mich zu. "Wir konnten uns gestern Abend leider nicht mehr sehen. Ich hätte dich ja beim Abendbrot ordentlich begrüßt, aber ich habe es lieber sein gelassen, weil du dich nicht gut gefühlt hast. Meiner Meinung nach wäre das letzte, was du gebraucht hättest, jemand, der dich kurz nach einem Anfall erdrückt.", erklärte er, wobei er sich eine hellbraune Welle aus dem Gesicht strich. Ich lächelte ihn an. "Das war sehr aufmerksam von dir, vielen Dank!", sagte ich. Mein Bruder war wirklich der beste Bruder, den man sich hätte wünschen können. Er war eine der wenigen Personen, die sich wirklich Mühe dabei gab, meine Probleme zu verstehen, beachten und darauf Rücksicht zu nehmen. Ich mochte meinen Bruder wirklich sehr gerne, obwohl ich ihn hinter seinem Rücken mehrere Jahre hintereinander hintergangen hatte. Deswegen fühlte ich mich grausam und kapselte mich oft von ihm ab, was er aber glücklicherweise auf meine Probleme schob.
Augenblicklich zog Edward mich in eine feste Umarmung, die mir fast die Luft raubte. Er war sich seiner enormen Kraft leider nicht bewusst, obwohl jeder ihn regelmäßig darauf aufmerksam machte. Als er mir mehrmals fest auf den Rücken klopfte, fiel mir das Atmen nicht gerade leichter. Schließlich ließ er mich los, was ich als eine regelrechte Erlösung empfand. Seine grauen Augen strahlten mich fröhlich an. "Ich bin froh, mein kleines Schwesterchen wiederzuhaben!", sagte er. Er wuschelte mir durch die Haare und setzte sich anschließend erneut auf seinen Platz. Ich setzte mich ganz ans Ende des Tisches und nahm ebenfalls Platz. "Hast du dich gut erholt?", fragte meine Großmutter lächelnd. Ich nickte. "Ja, sehr sogar. Ich habe geschlafen wie ein Murmeltier! Neben meinem Bett hätte sogar eine Bombe einschlagen können und ich hätte trotzdem weitergeschlafen.", sagte ich, während ich mir ein Brötchen nahm und es aufschnitt. Meine Großmutter lachte. "Das freut mich wirklich sehr! Möchtest du, dass ich dir die Orangenmarmelade reiche? Die magst du doch so gerne." Ich nickte energisch und sie schob mir das Glas rüber. Knapp hatte ich den Deckel runtergenommen, ging die Tür mit einem Knall auf und mein Onkel Curtis, Winnies Vater, betrat den Raum. Er beachtete uns nicht und ließ sich auf den leeren Platz neben meiner Großmutter fallen und begann, stumm zu frühstücken. Meine Großmutter, Edward und ich schauten ihm stumm, doch vor allem verwundert dabei zu, wie er das Essen in sich hineinstopfte und sich oft seine schulterlangen, schokoladenbraunen Wellen aus dem Gesicht strich.
Niemand von uns hatte Curtis am Abend zuvor gesehen. Obwohl wir uns oft fragten, wohin er denn so oft verschwand, hielten die meisten es für sinnvoller, dieses Mysterium ungelöst zu lassen. Er war das schwarze Schaf der Familie, da er im Gegensatz zu den anderen stumm, angriffslustig und überhaupt kein Familienmensch war. Jeder bezeichnete ihn als einen komischen Kauz, was ich auch voll und ganz nachvollziehen konnte, obwohl Winnie immer behauptete, hinter seiner harten Schale würde sich ein weicher Kern verbergen. Ich hatte Curtis in meinem ganzen Leben nur drei Mal sprechen gehört. Außerdem machte er mir aufgrund seines Verhalten seit jeher große Angst, was ich immer wieder zu verstecken versuchte.
Meine Großmutter schenkte ihrem Sohn einen wütenden Blick und schlug fest mit der Hand auf den Tisch, worauf Edward und ich heftig zusammenzuckten. Ich verschüttete vor lauter Schreck fast meinen Kamillentee. "Curtis! Wie oft habe ich dir gesagt, dass du dich wie ein Mensch und nicht wie ein wildes Tier verhalten sollst? Wir haben schließlich Gäste!", sagte sie aufgebracht und zeigte in meine Richtung. Curtis hob abrupt den Kopf und schaute mich misstrauisch an, wobei seine blauen Augen sich zu Schlitzen verengten. Mir gefror augenblicklich das Blut in den Andern und ich wusste plötzlich nicht mehr, was ich tun sollte. "Na und? Sehe ich so aus, als ob mich das juckt?", kläffte er meine Großmutter an und wandte sich daraufhin erneut seinem Frühstück zu. Ich versuchte, seinem Kommentar keine weitere Bedeutung zu schenken und begann stumm, zu essen. Währenddessen rasten mir jedoch viele, selbstzerstörerische Gedanken durch den Kopf. Was wäre, wenn er mich in Wahrheit grundlos hasste? Was wäre, wenn er als einziger das aussprach, was in Wahrheit jeder dachte? Ich konnte meine Zeit nicht erneut mir solchen Gedanken verschwenden und war auch dementsprechend glücklich, als ich hörte, dass ein weiteres Familienmitglied den Raum betrat. Ich hoffte sehr, dass es sich um Winnie handelte, jedoch lag ich leider gewaltig falsch. Als ich den Blick hob, erblickte ich Viola. Augenblicklich begann mein Herz, wie verrückt zu rasen. Sie sah an diesem Morgen einfach wundervoll aus! Ich durfte bloß nicht schwärmen, da ich schnell verschwinden musste. Glücklicherweise hatte sie mich noch nicht bemerkt, was mir noch genug Zeit verschaffte, aufzuessen und zu verduften. Es machte mich sehr unruhig, dass sie schon so früh unterwegs war, da sie somit meinen ganzen Plan zunichte machte. Ich verfiel nämlich schnell in Panik, wenn etwas nicht so lief, wie ich es geplant hatte.
Während sie meinen Bruder und meine Großmutter begrüßte, stopfte ich mein Brötchen in mich hinein und hoffte, es schnell genug aufgegessen zu haben. Die Bisse, die ich nahm, waren so groß, dass ich beim Schlucken schmerzen verspürte. Doch ich wollte dies in Kauf nehmen, wenn ich vor Viola flüchten wollte. Jedoch würde ich sie womöglich für den Rest des Tages nicht mehr loswerden würden und war meinem Schicksal, Zeit mit ihr verbringen zu müssen, völlig ausgeliefert. Nachdem ich es noch verhindern konnte, dass mir ein Bissen im Hals hängen blieb, betete ich innerlich, schnell genug aus dem Raum verschwinden zu können. Ich kam mir wegen meines Verhaltens so furchtbar kindisch vor, jedoch tat ich es nur, um mich zu schützen.
Als ich mein Brötchen dass endlich aufgegessen hatte, griff ich hastig nach meiner Tasse und spülte alles mit Kamillentee herunter. Ich hatte in meinem ganzen Leben noch nie so schnell getrunken. Aber leider lief alles viel zu gut, denn ich merkte, wie sich plötzlich jemand neben mich setzte. "Da hat es aber jemand eilig!", sagte Viola lachend. Ihr Lachen klang wie Musik in meinen Ohren. Vor lauter Schreck spuckte ich den Schluck Tee, den ich im Mund hatte, laut aus. Was war bloß los mit mir? "Sehen Sie! Nicht nur ich verhalte mich absolut unangepasst!", giftete Curtis meine Großmutter, die mir einen besorgten Blick zuwarf, an.
"Oh nein, habe ich dich etwa erschreckt? Das tut mir sehr leid! Warte, ich wische dir den Tee vom Gesicht.", sagte Viola und griff nach ihrer Serviette. Mit der einen Hand tupfte sie sanft mein Kinn ab, während sie mit den Fingerspitzen ihrer freien Hand meine Wange berührte, damit ich still hielt. Ich spürte, wie mir langsam das Blut in die Wangen stieg und hatte das Gefühl, mein ganzer Kopf würde glühen. Mein Herz raste wie verrückt und dieses berühmte Kribbeln in meinem Magen machte sich erneut bemerkbar. Ich konnte, nein, durfte nicht ins Schwärmen verfallen! Aus diesem Grund empfand ich es als eine regelrechte Erlösung, als sie endlich mit ihrem Tun aufhörte.
"Hast du dich eigentlich gut von gestern erholt?", fragte Viola besorgt und schenkte mir den Blick, den ich nie zu deuten gewusst hatte. Ich zuckte nur stumm die Schultern. "Ich kann verstehen, dass du noch etwas angeschlagen bist. Aber vertraue mir, es wird alles wieder gut! Heute ist ein neuer Tag, was bedeutet, dass du das Gestern hinter dir lassen musst." Kaum hatte sie diese Sätze gesprochen, zog sie mich in eine feste, aber dennoch zärtliche Umarmung. Erneut wurde ich von meinen Gefühlen überwältigt und wusste nicht mehr, was ich tun sollte. Mittlerweile fiel mir sogar das Atmen schwer, meine Hände zitterten und es wurde mir schrecklich warm. Die Tatsache, dass sie mir sanft über den Rücken strich, machte meine Situation nicht wirklich besser. Ich hätte am liebsten laut geschrien und sie von mir weggestoßen. Ich war solch ein Schwächling! Je mehr ich es wollte, desto mehr hasste ich es.
Nach einer gefühlten Ewigkeit begann sie, mich loszulassen, jedoch tat sie dann etwas, was mich völlig aus der Fassung brachte. Bevor sie mich gänzlich losließ, küsste sie sanft, doch vor allem unauffällig, meine Wange und lächelte mich anschließend an. "Solange ich da bin, kann dir nichts zustoßen.", sagte Viola und schaute mir dabei sehr tief in die Augen. Ich erkannte zum ersten Mal, dass ihre Augen in dem Licht, welches in diesem Moment im Raum herrschte, grünlich glänzten.
Mit ihrer Aussage hatte sie jedoch sehr unrecht. Eben gerade dann, wenn sie bei mir oder in meiner Nähe war, würde mir irgendetwas zustoßen, was mich im schlimmsten Fall für mehrere Jahre verfolgen würde. Genau das hatte sie nämlich schon ein Mal geschafft und schien keinerlei Gewissensbisse zu haben.
Viola nahm sich ebenfalls ein Brötchen und bereitete sich stumm ihr Frühstück zu. Ich folgte jeder ihrer Bewegungen mit großer Aufmerksamkeit, bis ich mich wenige Sekunden später wieder fing. Ich durfte unter keinen Umständen schwach werden!
Ohne zu überlegen stand ich abrupt auch und verließ mit schnellen Schritten das Speisezimmer. Ich bereute meine Entscheidung, zurück nach Brighton gekehrt zu sein, in diesem Moment zutiefst. Den Rest des Tages würde ich alleine verbringen, da das allein schon Frühstück zu viel für mich gewesen war.
Kaum hatte ich die Tür des Speisezimmers hinter mir geschlossen, fiel mir die Lösung meines Problems wie Schuppen vor die Augen: ich würde mich in der Bibliothek verstecken. Viola hielt sich nur sehr selten dort auf, was mir gute Chancen auf einen Tag Ruhe verschaffte.
Ich lächelte, da ich spontan eine Lösung hatte finden können. Es überraschte mich sehr, dass ich so schnell hatte überlegen können. Ohne zu zögern machte ich mich mit schnellen Schritten auf den Weg dorthin. Bald fing ich aber an, meinen Weg voller Vorfreude auf meine Ruhe rennend zurückzulegen. Es fühlte sich einfach so befreiend an, einen Plan zu haben!
Die Bibliothek meiner Großmutter befand sich auf dem dritten Stock des Anwesens. Erstaunlicherweise hatte ich es geschafft, die Treppe hinaufzurennen, ohne auch nur ein bisschen außer Atem zu kommen. Diese Tatsache freute mich aus irgendeinem Grund sehr.
Oben angekommen ging ich mit schnellen Schritten durch die Korridore. Auch auf diesem Stockwerk hingen viele Porträts meiner Vorfahren, deren Namen ich einst gekannt hatte. In meiner Umgebung befanden sich nur sehr wenige Fenster, weswegen man das Licht eingeschaltet hatte. Die Flure erschienen dadurch sehr düster, fast sogar unheimlich, weswegen ich mich noch um einiges schneller fortbewegte.
Glücklicherweise hatte ich mein Ziel wenig später erreicht und ich öffnete möglichst leise die große, schwere Holztür. Als ich sie ebenso unauffällig hinter mir schließen wollte, rutschte mir jedoch die Klinke aus der Hand und sie fiel mit einem großen Knall zu. Ich erschrak sehr und hoffte stark, dass niemand den Knall gehört hatte. Wenig später atmete ich erleichtert auf und setzte mich an den großen Tisch, der sich in der Mitte des Raumes befand. Ich fühlte mich in der Bibliothek augenblicklich sicher und pudelwohl. Die vier Wände bestanden komplett aus Regalen, die bis zur Gläsernen Decke reichten und voll mit den verschiedensten Büchern waren. Für jede Wand gab es auch eine große Leiter mit Rädern, auf die man steigen konnte, um sich Büchern aus den obersten Regalen zu holen.
Schon seit ich ein kleines Mädchen war, war die Bibliothek mein Zufluchtsort gewesen. Dort konnte ich, so lange ich es, wollte alleine sein und mich ungestört stundenlang in Bücher vertiefen und tagträumen.
Ich vergrub mein Gesicht in meinen Händen und versuchte, ein paar Mal tief durchzuatmen. Viola und ihre ständigen Annäherungsversuche hatten keinen guten Effekt auf mich, das stand fest. Ich musste zuerst versuchen, mich zu beruhigen und mich anschließend abzulenken. Ich redete mir ein paar Mal ein, dass ich mich während meines ganzen Aufenthaltes in der Bibliothek verstecken und Viola somit nur auf dem Weihnachtsball und der Sylvesterfeier gegenüberstehen musste. Wie ich mich ernährte, musste ich mir noch irgendwie überlegte.
Schließlich hatte ich mich beruhigt und ich konnte beginnen, mich abzulenken. Leider wusste ich nicht recht, mit welchem Buch ich denn anfangen sollte. Ich stand auf und bewegte mich auf eines der riesigen Regale zu. Ich schloss die Augen und griff nach einem Buch. Als ich sie wieder öffnete, war ich mehr als zufrieden mit dem Buch, welches ich ausgewählt hatte. Es handelte sich um „Alice im Wunderland" von Lewis Carroll. Ich lächelte und setzte mich augenblicklich auf meinen Platz zurück. Ich kannte dieses Buch noch aus meinen Kindertagen. Damals konnte ich verschiedene Teile auswendig aufsagen, weil ich es sehr oft gelesen hatte. Dieses Buch würde die erste Lektüre meines Aufenthalts werden und schon als ich es aufschlug, wusste ich, dass ich mich in meinem Versteck nicht langweilen würde. Ganz im Gegenteil, ich würde mich sogar ganz prächtig amüsieren.
Als die große Standuhr in der Bibliothek 13:00 schlug, überkam mich plötzlich eine große Welle an Langeweile. Ich hatte mehrere Stunden hintereinander pausenlos gelesen, weswegen ich zu diesem Zeitpunkt sehr müde geworden war. Außerdem hatte ich Hunger, großen Hunger. Ich hatte jedoch nicht die geringste Ahnung, wie ich mir mein Mittagessen beschaffen sollte. Die einzige Möglichkeit, die sich mir bot, war, gemeinsam mit meiner Familie zu speisen. Dies wollte ich aber unter keinen Umständen, da ich nicht mehr die Nerven dazu hatte, mich in Violas Nähe aufzuhalten.
Plötzlich ging die Tür langsam auf, weswegen ich vor Angst wie gelähmt dasaß. Mein Herz begann, wie verrückt zu rasen und mir schwirrten tausend Gedanken im Kopf. Was sollte ich tun? Wer hatte mich gefunden? Sollte ich mich verstecken? Glücklicherweise kam wenige Sekunden später Sebastian zum Vorschein, worauf ich mich augenblicklich beruhigte. „Ich hatte also recht!", sagte der Butler lächelnd und stieß sanft mit seinem Fuß die Tür zu. Als er auf mich zukam, bemerkte ich, dass er in der einen Hand einen Teller mit zwei Gurkensandwiches und in der anderen ein großes Glas Wasser hielt. Wenig später blieb er vor mir stehen und stellte den Teller und das Glas vor mir ab. „Ich habe von ihrer Cousine erfahren, dass sie nicht zur Mahlzeit erschienen sind. Wissen sie, Sie macht sich große Sorgen um Sie. Daher habe ich mir erlaubt, ihnen eine kleine Mahlzeit zuzubereiten. Ich wünsche ihnen einen guten Appetit!", sagte er lächelnd und wandte ich auch schon zum gehen um. „Sebastian? Würde es ihnen etwas ausmachen, mir etwas Gesellschaft zu leisten?", fragte ich hastig. Obwohl ich mir vorgenommen hatte, niemanden sehen zu wollen, fühlte ich mich dennoch etwas alleine. „Nein, es macht mir überhaupt nichts aus, ganz im Gegenteil. Ich leiste ihnen gerne Gesellschaft." Augenblicklich nahm er mir gegenüber Platz und ich begann, mein erstes Sandwich zu verzehren. Zu Beginn waren wir still, jedoch hielt dieser Zustand nicht lange an. „Wie haben sie mich eigentlich finden können?", fragte ich mit vollem Mund. Sebastian lachte. „Sie zu finden war ein Kinderspiel. Sie erzählten mir vor einigen Jahren einmal, dass Sie Bücher über alles liebten und sehr gerne lesen. Aus diesem Grund dachte ich mir sofort, dass Sie sich hier aufhalten. Ich mag zwar alt sein, jedoch ist mein Gedächtnis noch immer in Topform. Und wie sie sehen, habe ich sie gefunden." „Sie kennen mich einfach zu gut!", sagte ich und schluckte meinen Bissen hinunter. Anschließend spülte ich ihn mit einem Schluck Wasser runter. „Ich bin so froh, dass Sie mich gefunden haben! Obwohl ich anfangs alleine sein wollte, wird es mir doch langsam etwas zu ruhig.", sagte ich. Sebastian nickte verständnisvoll. „Ich konnte es mir schon denken, dass Sie etwas Zeit für sich benötigen und etwas auf Abstand gehen wollen. Ihre Schwägerin wollte auch von mir wissen, wo Sie sich befinden, jedoch habe ich geschwiegen wie ein Grab. Meiner Meinung nach wird es aber nicht mehr lange dauern, bis sie Sie gefunden hat.", vermutete er. Ich seufzte. Der Butler merkte sofort, was in mir vor sich ging. „Machen Sie ich keine Sorgen. Ich werde ihr nicht verraten, wo Sie sich befinden.", versicherte er mir und lächelte mich freundlich an. Ich nahm den ersten Bissen meines zweiten Sandwiches, während Sebastian stumm in eine Ecke starrte. „Ich möchte mit meiner nächsten Frage unter keinen Umständen indiskret erscheinen, jedoch schwirrt sie mir schon einige Stunden im Kopf herum.", sagte er. Ich schaute ihn fragend an. „Ist irgendetwas zwischen Miss Carpenter und ihnen vorgefallen? Es wundert mich nur sehr, dass Sie sich vor ihr verstecken, da ihr beiden doch unzertrennlich wart." Nachdenklich nahm ich einen Schluck Wasser. Meine nächste Antwort musste ich wirklich gut durchdenken. Außerdem blieb mir nichts anderes übrig, als zu lügen, da die Wahrheit für ihn bestimmt viel zu absurd war. „Nun ja, es hat indirekt etwas mit ihr zu tun. Ich bin noch sehr angeschlagen wegen gestern Nachmittag, weswegen ich etwas Zeit für mich benötige. Da Miss Carpenter manchmal die Tendenz hat- wie soll ich mich ausdrücken?- zu klammern und dies nicht gerade das ist, was ich momentan benötige, wollte ich ihr aus dem Weg gehen. Morgen wird es mir bestimmt besser gehen, versprochen!", log ich.
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Momentan spiele ich mit dem Gedanken, anstatt ein Mal im Monat gleich zwei Mal zu updaten, weil mir ein Kapitel irgendwie nicht genügt. Andererseits habe ich Angst, dass die Kapitel dann schlechter werden. Was haltet ihr davon?
Nun zu unserer Frage:
Glaubt ihr, dass Graces Plan aufgehen wird?
Ich freue mich schon auf eure Antworten. Bis zum nächsten Mal!
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