#1

Der Wind wehte kühl um mich herum, meine Sporttasche die um meine Brust gelegt war stieß bei jedem stritt sanft gegen meine Beine. Die Sonne verabschiedet sich langsam von der Welt und machte Platz für die Nacht die bald alles in eine angenehm dunkle stille einhüllte. Meine Musik beschallte ruhig meine Ohren und ließ mich den Moment in vollen Zügen genießen, meine Haare, welche ich zu einem hohen Pferdeschwanz gebunden hatten kitzelten meinen Nacken.

Nach ungefähr zwanzig Minuten Fußweg erreichte ich das Sport Studio wo nach fahles Licht aus kleinen Fenstern schimmerte und darauf deuten ließ das der ein oder andere noch am Trainieren war. Die silberne Uhr an meinemHandgelenk verriet mir das es halb acht war und ich noch eine gute halbe Stunde hatte um mich fertig zu machen. Also schlenderte ich durch die automatische Tür und nickte den wenigen Menschen die noch Bier waren zur Begrüßung zu und ging mich umziehen.

In Ruhe und mit neuer motivierender Musik machte ich mich daran mich an einigen Geräten auf zu wärmen um für das anstehende Training gewappnet zu sein. Einige Schweißperlen bildeten sich nach einiger Zeit bereits auf meiner Stirn und ich war froh mir ein kleines Handtuch mit eingepackt zu haben was ich mir um die Schultern legen konnte. Pünktlich um acht kam auch schon mein Trainer John um die Ecke und deutete mir mit einer simplen und flüchtigen Handbewegung ihm zu folgen. Ich folgte ihm in einem kleinen Nebenraum, der ausgestattet war mit ein paar Spiegeln, Matten, Box Säcken und Kurzhanteln.

John war ein recht gut aussehender Mann Mitte 30, sein markantes Gesicht wurde von einem drei Tage Bart geschmückt und er hatte dunkelbraune Augen, passend dazu fielen ihm seine schwarzen Haare in die Stirn welche er mit seiner Hand wieder nach hinten strich.

„ So Ardelina heute trainieren wir weiter an deiner Verteidigung" genervt rollte ich die Augen und stöhnte auf, „ John Verteidigung ist ja schön und gut aber wir trainieren nichts anderes seit ich hier mich angemeldet habe, sollten wir nicht langsam mal den angriff üben?" Langsam schüttelte er den Kopf und sah mich dabei eindringlich an „ Ich kann dich nicht im Angriff unterrichten wenn du es nicht einmal schaffst dich richtig verteidigen, das eine geht nicht ohne das andere"

Nach einer kurzen verlorenen Diskussion gab ich mich geschlagen und wir trainierten fast zwei Stunden an meiner Verteidigung. Zwischendurch fuhr ich mir gestresst durch die Haare weil ich kleinste Sachen nicht richtig hinbekam und dann doch den ein oder anderen Schlag abbekam, jetzt weiß ich warum er mir den angriff nicht beibringen wollte. Ich wäre ihm hilflos ausgeliefert und könnte ihm rein gar nichts entgegensetzen außer vielleicht die Flucht zu ergreifen, und Flucht war bekanntlich mein Spezialgebiet.
Mit einem leisen „Bis morgen" verabschiedete ich mich von ihm, ich meine morgen war schließlich Schule, da könnte ich doch nicht so spät in mein weiches und warmes Bettchen, was ich schon von hier aus hörte, wie es nach mir rief.

Der Rückweg war mehr als angenehm. Inzwischen war es so dunkel das ich ohne die vereinzelten Straßenlaternen die meinen Weg begleiteten nichts sehen könnte. Mein aufgeheizter Körper kühlte durch die kühle Nachtluft runter und in meinem Kopf ließ ich das heute Training Revue passieren, dass machte mir bewusst wie viele Schwächen ich noch hatte.

In meinem kleinen, süßen Heim angekommen war alles dunkel also Schlich ich mich leise, wie auf  Katzenpfoten, hoch in mein Zimmer, legte mich so wie ich war einfach hin und versank in einen tiefen Schlaf. Er wusste nicht das ich Kickboxen trainierte und sollte das möglichst auch nicht, er würde es nicht wollen und schon gar nicht unterstützen.

„ARDELINA" -  noch im Halbschlaf nahm ich wahr, wie mein Bruder nach mir rief.. - Nein, warte, wie er nach mir brüllte eher gesagt. Genervt verdreht ich meine Augen, stand dann aber auf, da ich echt keine Lust darauf hatte mit einem Eimer mit kaltem Wasser überrascht zu werden.

Schnell stieg ich unter die Dusche, schminkte mich dezent und föhnte mir die Haare. Mein Outfit bestand aus einer hellblauen Jeans und einem dunkelblauen, bauchfreiem Top, mit einer dunklen Bluse. Ein Blick in den Spiegel verriet mir, dass ich akzeptabel aussah.

Meine Eigentlich schwarzen Haare, die ich im Granny Style gefärbt hatte, fielen mir wellig über die Schultern bis kurz unter meiner Brust. Meine blauen, mehr grauen Augen sahen mich an, doch das Strahlen von früher war schon lange verschwunden.

„Man Ardelina jetzt schwing deinen Arsch hier runter ich will nicht ewig auf dich warten", rief mein Bruder nochmal nach mir. Gott, konnte dieser Typ nerven. Schnell schnappte ich mir eine Tasche und meinen Helm und eilte nach unten, damit meine ''Diva'' nicht länger warten musste.

Mit einem Grinsen sprang ich die Treppe runter und küsste meinen Bruder auf die Wange „Guten Morgen Diva. Keine Panik, ich fahre mit meinem Motorrad, also komme ich pünktlich zur Uni." Stirnrunzelnd sah er mich an, gab dann aber auf,  jegliche Diskussion mit mir anzufangen, da er sowieso verlieren würde. „Ich will einfach, dass du nach den Sommerferien einen guten.., einen besseren Eindruck machst und dich besser benimmst. Du weißt ich muss jetzt immer arbeiten und habe nicht mehr so viel Zeit für dich."

Sein Blick lag schwer auf mir, doch ich zuckte nur mit den Schultern „Was soll's? Es war sowieso  nie jemand für mich da." Kalt sah ich ihn an, verschwand dann mit meinen Sachen in die Garage und fuhr mit hoher Geschwindigkeit in Richtung Uni.

Schon als ich auf den Parkplatz fuhr, lagen alle Blicke auf mir. Eigentlich hasste ich es so viel Aufmerksamkeit zu bekommen und doch genoss ich sie heute. Elegant stieg ich von meinem Motorrad ab und befreite mich von dem Helm. Selbstsicher ging ich auf den Eingang der Schule zu und ignorierte die gaffenden Blicke dieser um mich herum stehenden Primaten.

Am Eingang sah ich schon einen Teil meiner Freunde stehen, die mich schon von weitem mit einem breiten Grinsen empfingen. „Guten morgen Lina, dürfte ich fragen, was du da im Gesicht hast?" Riley mein bester Freund und beliebtester Schüler drückte mit seinen dicken Wurstfingern in meinem Gesicht rum.

Ein Schmerz durchzog mein Gesicht, doch ich verzog keine Miene. „Das mein Lieber Riley nennt man blauer Fleck und den habe ich bekommen, weil ich nicht aufgepasst habe. Ich hab halt ein bisschen was abbekommen . Also, wenn du jetzt so lieb wärst, deine Griffel aus meinem Gesicht zu nehmen..." Böse funkelte ich ihn an, um meine Worte noch zusätzlich zu unterstreichen.

Eine besorgte Miene verzog jetzt das hübsche Gesicht eines guten Freundes. „Lina das geht so nicht, das ist viel zu gefährlich. Wie oft soll ich dir das noch sagen?" „Keiner von euch weiß, was gut oder schlecht für mich ist. So wie es ist, finde ich es gut und glaub mir.''

Kopfschüttelnd gab der besorgte Mann auf und legte einen Arm um meine Schulter „Heute ist der erste Tag unsere Uni, machen wir das beste draus."

Richtig. Heute begann der erste Tag meiner neuen Uni. Seit einem halben Jahr jetzt lebte ich bei meinem Bruder in London und habe mich dann bei einer Universität für Musik und Kunstwissenschaften angemeldet. Zusammen gingen wir rein und die Größe des Kampus ließ meine Augen vor Erstaunen groß werden. Ich prägte mir jeden Weg genau ein, damit ich mich nicht irgendwann doch noch verlief. Wir schauten uns alle Hörsäle an in denen wir Vorlesungen haben würden und suchten uns alle Unterlagen die wir für die Unterrichte brauchten „Das ist ja unglaublich hier, es ist alles so riesig!" „ Tja das hat so eine Uni an sich meine Liebe, groß, laut und bunt."

War das jetzt mein neues Leben? Groß, laut und bunt?

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