»33«
Der Generalplan
„Du solltest daheim sein und nicht mich durch die Gegend fahren."
Ich drehte mich zu Lydia um, welche neben mir am Steuer ihres Wagens saß. Ihre Augen waren rot vom Weinen und ihre schwarze Mascara dunkle Streifen auf ihrer Wange hinterlassen. ,,Passt schon. Die Ablenkung tut mir gut", murmelte sie. Doch so wirklich überzeugte sie mich nicht mit ihren Worten.
Lydia sah aus wie ein verloren gegangener Hund und irgendwie hatte ich sie auf dem Straßenrand eingesammelt. Gleich nach dem Spiel hatte ich mich mit Mr Stilinski auf die Suche nach Stiles gemacht und auf dem Weg hatte ich Lydia gesehen. Ich hatte sie ja nicht einfach da sitzen lassen können, vor allem nicht, als sie mir angeboten hatte mit mir durch die Stadt zu fahren, um nach Stiles zu schauen. Ich sollte unbedingt fahren lernen.
Wo konnte Stiles nur sein?
Frustriert rieb ich mir meine Schläfen. Wo war Scott, wenn man ihn brauchte? Mit seinen Werwolf-Fähigkeiten könnte er ihn doch bestimmt finden,-
Ich meine, ich wusste, dass Gerard etwas damit zu tun haben musste. Doch ich wusste weder wo er ihn hinbringen würde noch sonst irgendwas. Eigentlich war dieses ganze herum gefahre eh sinnlos. Wütend auf mich selbst ballte ich meine Hände zu Fäusten. Der Schmerz, den ich verspürte, als sich meine Nägel in meine Handflächen bohrten, tat gut.
Mein Handy summte in meiner Hosentasche. Erwartungsvoll zog ich es heraus und sah, dass Mr Stilinski mir eine Nachricht geschickt hatte:
Er ist Zuhause.
Noch nie hatte ich mich über ein paar Worte so sehr gefreut. ,,Kursänderung, wir müssen zu Stiles nach Hause."
Überrascht drehte sich Lydia zu mir um. ,,Warum?"
,,Sein Dad hat mir gerade geschrieben, dass er dort aufgetaucht ist."
Nervös wippte mein Fuß auf und ab. So viele Fragen plagten mich, sodass meine Kopfschmerzen nur noch schlimmer wurden. Es sollte ihm einfach nur gut gehen. Lydia machte einen U-Turn und änderte ihren Kurs.
Lydia legte eine Hand auf meine Schulter. ,,Es geht ihm bestimmt gut."
,,Ich hätte es verhindern sollen."
Irgendwie,-
Lydia parkte ihren Toyota um die Straßenecke von dem Haus der Stilinskis. Mit zitternden Fingern löste ich den Gurt und stieg aus dem Auto aus. Lydia schenkte mir von der anderen Seite ein kurzes ermutigendes Lächeln. Lydia hatte gerade auch genug Sorgen auf ihrem eigenen Teller. Jede Sekunde länger, die ich ihre Hilfe in Anspruch nahm, ließ mich schlechter fühlen. Jacksons Tod war noch immer im Hintergrund meines Kopfes, wie der schlechte Nachgeschmack eines Essens.
Ich klopfte gegen die Haustür und der Mr Stilinski öffnete sie uns. Auch er sah aus als hätte er eine lange anstrengende Nacht gehabt. ,,Er ist oben in seinem Zimmer. Vielleicht erzählt er dir ja mehr als mir", er schenkte mir ein schmales Lächeln. Dann entdeckte er Lydia hinter mir. „Willst du einen Tee?"
„Ich bin oben, wenn du mich suchst, Lydia. "
Ich wartete noch kurz ab bis sie nickte und dann verschwand ich nach oben. Vor Stiles Tür hielt ich einen Moment inne bevor ich klopfte und langsam die Tür öffnete.
,,Ach komm schon Dad, wie oft willst du denn noch,-", als er sich umdrehte, weiteten sich seine Augen als er mich dort entdeckte.
Ich deutete hinter mich, die Treppen runter. ,,Dein Dad hat mich hereingelassen", murmelte ich. Plötzlich war ich mir nicht mehr so sicher, ob es eine gute Idee war einfach so hier aufgetaucht zu sein. Er hätte mir wahrscheinlich schon geschrieben, wenn er mich hätte sehen wollen. Doch all das rückte in den Hintergrund als ich sein Gesicht sah. Seine Lippe war aufgeplatzt und jemand musste ihn geschlagen haben, denn seine Wangenknochen waren auch verletzt. ,,Wer hat dir das angetan?"
Sofort war ich bei ihm und inspizierte sein Gesicht noch genauer. Aber als meine Finger sein Gesicht berührten, wich er zurück. ,,Du solltest deine Kräfte nicht unnütz einsetzen."
Unnütz? Er war verletzt verdammt nochmal. Natürlich musste ich ihn heilen, ihm den Schmerz nehmen. Das war das einzige, was ich konnte,- Ich hatte keine Superkräfte, um ihn zu beschützen. Außerdem woher wusste er, dass ich ihn hatte heilen wollen. ,,Stiles,-"
,,Elle bitte", er flehte fast schon und ich verstand die Welt nicht mehr.
Wenn er das wollte. Ich machte eine wegwerfende Handbewegung. ,,Na gut, aber du musst mir versprechen, dass die Verletzung in deinem Gesicht die einzige ist. Keine weiteren Verletzungen?"
Mr Sarcastic nickte und zog mich dann endlich in seine Arme. Ich umklammerte ihn so als würde mein Leben davon abhängen.
Es ging ihm so weit gut. Ein kleiner Stein fiel mir vom Herzen. „Was ist passiert?", fragte ich ihn vorsichtig, um ihn nicht zu nahezutreten.
„Ich will im Moment nicht darüber reden", würgte er die Frage ab. Ich bohrte auch nicht weiter, denn als ich ihn darum gebeten hatte, hatte er dasselbe getan.
Ich lächelte ihn an. „Du warst ziemlich gut auf dem Feld heute. Der Star-Spieler."
Etwas verlegen kratze sich Stiles am Kopf. „Ich war wirklich nicht so schlecht, was?"
„Gegen Ende jedenfalls. Den Anfang vergessen wir einfach wieder."
Stiles lachte. Das Spiel kam mir schon wieder so ewig lang weg vor. Die ganze Sache mit seinem Verschwinden hat es mich total vergessen lassen. Doch er war wirklich gut gewesen. Ich wusste gar nicht, dass er es so drauf hatte.
Ich strich ihm eins seiner Haare wieder glatt, wobei mir mein Pulli-Ärmel wohl etwas zurückrutschte. Gerade als ich ihn wieder hochziehen wollte, zog Stiles ihn etwas harsch zurück und mit aufgerissenen Augen betrachtete er meinen Arm mit der pechschwarzen Linien. Verdammt.
,,Was ist das?"
,,Nichts Besonderes."
,,Elle", warnte er und er sah wirklich angepisst aus.
,,Warum muss ich es dir erzählen, wenn du mir verschweigst, was passiert ist."
Er sah mich flehend aus seinen großen runden Teddyaugen an. ,,Bitte, erkläre es mir."
Ich seufzte. ,,An dem Abend von dem Rave hat Gerard mich gezwungen ihn zu heilen. Weißt du noch als ich gesagt habe Magie hat einen Preis. Das ist er, wenn ich meine Heilkräfte einsetze, wächst das. Wenn es mein Herz erreicht,-"
,,Dieses Arschloch!", fluchte Stiles und sah mich wütend an. ,,Warum wolltest du mich dann heilen?"
,,Weil du mir wichtig bist, Stiles und ich möchte, dass es dir gut geht", antwortete ich wahrheitsgemäß.
,,DU STIRBST, WENN DU DEINE KRÄFTE ZU OFT EINSETZT! Du musst damit aufhören sie zu benutzen!"
,,Stiles,-"
,,Siehst du, das ist das Problem, es ist dir egal verletzt zu werden. Weißt du, wie ich mich dann fühle? Ich wäre verdammt fertig und wenn du stirbst werde ich bestimmt meinen verdammten Verstand verlieren. Der Tod stößt nicht dir zu Elle, sondern jedem in deiner Umgebung. All die Menschen, die dann zu deiner Beerdigung gehen, fragen sich, wie sie jetzt den Rest ihres Lebens ohne dich verbringen können. Und siehst du dir jetzt mein Gesicht an", er kam abrupt noch ein Schritt näher und zeigte auf seine Wange. ,,Glaubst du, dass mir das was ausmacht?"
Etwas überrumpelt trat ich einen Schritt zurück. Er sah so fertig und wütend zugleich aus. Ich wusste nicht wie ich mit diesem Stiles umgehen sollte. Ein falsches Wort und ich würde es nur noch schlimmer machen.
,,Es,.."
Die Tür flog auf und Lydia trat ein. Sie war total durch den Wind. ,,Jackson lebt! Ich muss sofort zu ihm und ihm helfen!"
Überrascht drehte ich mich zu Lydia um. Jackson lebte? Wie konnte das sein?
,,Ok ich komme!", ich schnappte mir meine Jacke vom Bett und drehte mich abwartend zu Stiles um. ,,Kommst du?"
Unsere Diskussion konnten wir auch danach weiterführen.
,,Nein keiner von euch Beiden geht! Das ist eine Selbstmordmission", Stiles wedelte mit seinen Händen herum.
Doch Lydia schienen seine Worte egal zu sein. „Wir gehen, du hast dazu nichts zu sagen, Stiles", Lydia stemmte ihre Hände in die Hüfte. „Kommst du Elle?"
„Sorry."
Lydia hatte mir geholfen und ich hatte das Gefühl ihr jetzt auch helfen zu müssen. Ich folgte dem Mädchen nach draußen. Um den wütenden Stiles würde ich mich nachher kümmern. Eins nach dem anderen.
Wir waren gerade dabei in Lydias Wagen zu steigen, da kam Stiles auf uns zu gerannt. Seine Wangen waren rot vom Rennen und er holte erstmal tief Luft als er uns erreichte. ,,Wir nehmen den Jeep."
,,Du kommst mit?", fragte ich Stiles etwas perplex, vorhin war er noch so gegen diese Aktion gewesen.
Doch Stiles zuckte nur mit seinen Schultern. ,,Jemand muss ja auf euch Beide aufpassen."
Ja klar. Zwar war ich mir auch ziemlich sicher, dass wir das ohne ihn hinbekommen würden, doch es freute mich, dass er seine Meinung geändert hatte.
Ich nahm auf dem Beifahrersitz des Jeeps Platz nehmen und holte mein Handy aus meiner Tasche heraus. Lydia gab mir die Standortdaten der Lagerhalle durch, welche mitgeteilt bekommen hatte und ich gab sie auf Google Maps ein. Zum Glück war die Lagerhalle nicht zu weit von Stiles Haus entfernt.
„Du musst hier links", ich deutete auf die Kreuzung vor uns. Stiles nickte und setzte seinen Blinker.
„Wir reden nochmal darüber", meinte Stiles während er scharf auf die Schnellstraße einbog. ,,Die Konversation ist noch nicht zu Ende."
„Gut. Du hast mir nämlich auch noch nicht alles erzählt."
„Könnt ihr euren Chit Chat auf nachher verlegen, da vorne ist die Lagerhalle", beklagte sich Lydia, welche von hinten auf mein Handy schaute.
Ich erkannte die Lagerhalle, von welcher Lydia gesprochen hatte. ,,Die Tür ist verschlossen."
,,Dann fahr einfach durch!", verlangte Lydia. ,,Wir haben keine Wahl."
,,Aber Rosco,-"
,,Deshalb wollte ich meinen Wagen nehmen", kritisierte Lydia laut und sah ziemlich genervt aus. ,,Fahr!"
Und Stiles tat es tatsächlich, er donnerte durch die große Holztüre mit voller Geschwindigkeit. Krachend fuhr der Jeep durch die Türen und das Holz zersplitterte in mehrere Einzelteile. Ruckartig wurden wir nach vorne geschleudert, doch Stiles stoppte nicht und fuhr geradeaus auf Jackson zu. Mit durchgedrücktem Gaspedal mähte er den Kanima nieder. ,,Habe ich ihn erwischt?", fragte er mit zusammen gekniffenen Augen. Doch genau in diesem Moment sprang Jackson auf die Haube des Jeeps und stieß ein furchteinflößendes Zischgeräusch aus. Ich kauerte mich zurück in meinem Sitz und meine linke Hand griff nach meinem Gurt. Wir mussten hier raus und weg von dem Monster!
,,Woah!"
Ich öffnete die Tür und stolperte aus dem Wagen, Lydia und Stiles direkt hinter mir. Doch während Stiles und ich auf die Werwölfe und Jäger zusteuerten, hielt Lydia inne und drehte sich um.
,,Jackson!", schrie sie den Kanima an und hielt ihm einen kleinen Schlüssel entgegen. ,,Jackson!"
Doch der Schlüssel schien den Kanima nicht zu interessieren. Was tat sie da? Jackson holte mit seiner Hand aus, um sie aus dem Weg zu räumen. ,,Lydia", schrie ich und wollte ihr zu Hilfe eilen, doch Stiles hielt mich zurück. Und was dann geschah überraschte uns alle.
Jacksons Hand blieb in der Luft hängen und wie gebannt starrte er diesen kleinen Schlüssel an. Ich traute meinen Augen nicht, als sich langsam seine Schuppen zurückbildeten und er zur Hälfte wieder Mensch wurde. Lydia hatte ihn wirklich gerettet, wie sie gesagt hatte. Bevor ich mich wirklich freuen konnte, tauchten Peter und Derek aus dem Nichts und bohrten ihre Krallen in den nun verletzbaren Jackson. Sie töten ihn!
Stiles Hand griff nach meiner und drückte sie ganz fest. Lydia spurtete zu Jackson, um ihn aufzufangen. Sie legte ihre Arme um ihn und stützte ihn damit ab. Jackson konnte heute nicht nochmal sterben, das konnte er dem armen Mädchen nicht nochmal antun.
,,Lydia, liebst du mich noch?", fragte ein schwerverletzter Jackson betrübt. Seine Worte brachen mir fast das Herz. Doch vor allem machte ich mir Sorgen um Lydia.
,,Ja natürlich", hörte ich Lydia sagen. ,,Ja Jackson, ich liebe dich noch."
Ich sah von hinten wie sie Jackson umklammerte und ihn dann vorsichtig auf dem Boden absetzte. Was auch immer Jackson getan hatte, das hatte er sicherlich nicht verdient. Lydias Schluchzer hörten sich grausam an. Ich wünschte, ich könnte diese Art von Schmerz von jemandem nehmen oder sie heilen. Die letzten Kanima-Schuppen verschwanden und zurückblieb ein völlig menschlicher Jackson.
,,Wo ist Gerard?", fragte Allison
,,Er kann nicht weit sein", kam es von ihrem Vater, doch ich hörte nur mit halbem Ohr zu.
Keiner war darauf vorbereitet, was dann passierte. Ein lautes Brüllen durchdrang das alte Lager und Jackson erhob sich von den Toten mit den blauen Augen eines Betas. Etwas was bei mir vollends die Dämme brach. Denn das hieß, dass es für Lydia und Jackson vielleicht doch noch ein Happy End gab. Stiles sah mich etwas belustigt an und wischte mir die Tränen aus dem Gesicht. ,,Warum weinst du?"
,,Weil das so berührend ist."
Ich weinte wirklich wegen Jack-Ass.
Stiles schüttelte jedoch nur den Kopf. ,,Nun, da das alles vorbei ist, wie wäre es mit einem Abendessen?"
Unter Tränen sah ich den Jungen an, in welchen ich schon seit der vierten Klasse verknallt war. ,,Ist das ein Date Stilinski?", fragte ich unter Schluchzern.
,,Und ob Mahalani."
Es fühlte sich wie ein Augenblick voller Freude an. Doch ich wusste das es die Gefahr noch nicht vorbei war, denn das was jetzt auf dem Weg nach Beacon Hills war, verursachte mir Gänsehaut.
•••
Hey,
Noch der Epilog und Still ist vorbei... Es fühlt sich seltsam an, das Buch abzuschließen, aber irgendwie auch gut. Ich freue mich darauf, nachher noch den Epilog zu posten. Den das ist, auf was die Story hingearbeitet hat.
Lg Leia
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