»27«
Rave
-part 3-
Es fühlte sich an als würde ein schwarzer Schleier, welcher sich über meine Gedanken gelegt hatte, langsam fortgezogen werden. So lichtete sich Stück für Stück die Dunkelheit in meinem Kopf und allmählich kam alles zu mir zurück. Gerard, das Rave und Stiles.
Panisch blickte ich mich in dem kleinen Raum um. In dem Raum war es ziemlich dunkel, denn nur durch ein kleines Fenster drang ein wenig Licht herein. Ich versuchte mich zu bewegen, doch meine festgebundenen Hände hielten mich davon ab. Die Kabelbinder, mit welchen Gerard mich festgebunden hatte, scheuerten bei jeder Bewegung gegen meine Haut.
Ich musste hier raus, und zwar sofort. Ich hatte keine Ahnung, was Gerard von mir wollte, aber es konnte nichts Gutes sein.
Mit einem lauten knarzen öffnete sich eine schwere Metalltür und Licht strömte in den Raum. Gerard stand in dem Spalt und ich sah, wie sein Mund sich zu einem hämischen Lächeln verzog. ,,Du bist die Lösung all meiner Probleme. Auch wenn es dir noch nicht bewusst ist", wie als wäre ich ein Tier im Zoo, schlich er um mich herum und beobachtete mich. ,,Du wirst mir heute alle meine Leiden nehmen."
Seine Leiden nehmen?
Das hieß wohl er wusste, was ich war. Ich hoffte nur, dass es war nicht Allison, die mich mit dieser Information an ihn ausgeliefert hatte. Das wäre ein heftiger Schlag. ,,Was denken sie, was ich bei ihnen heilen könnte?"
Sein Blick flog an mir vorbei und er starrte für mehrere Sekunden in die Ferne. Wahrscheinlich waren seine Gedanken gerade sonst wo. Meine Zunge klebte förmlich an meinem Gaumen. Ich brauchte unbedingt was zu trinken. Erst jetzt fiel mir auf, dass ich gar nicht wusste wie viel Uhr es war. Suchte überhaupt jemand nach mir? Stiles würde es sicher auffallen, dass ich nicht da war, oder?
,,Ich habe Krebs oder besser gesagt werde ich Krebs gehabt haben, denn du wirst mich heilen", erklärte er mir selbstsicher.
,,Ich kann keinen Krebs heilen."
OK, gelogen. Ich konnte es schon, aber ich wusste nicht, wie viel das von meiner Lebensenergie ziehen würde. Und bei so etwas Aggressivem wie Krebs, war es bestimmt einiges. Doch vielleicht konnte ich mich hier herausreden. Nirgendwo, wahrscheinlich nicht mal im Bestiarium durfte alles über uns zu finden sein.
,,Natürlich kannst du das", gemächlich schritt er weiter um mich herum.
Vielleicht konnte ich ein gutes Mittelmaß finden, mit dem ich ihn zufrieden stellte, ohne zu viele Lebensenergie an ihn zu verschwenden. ,,Die Mythen über unsereins stimmen nicht ganz. Natürlich kann ich nicht alles heilen, der Krebs wird zurückkommen. Da ich vermute, da sie mich aufgesucht haben, handelt es sich bestimmt um eine besonders aggressive Art des Krebses. Meine Kräfte haben nur eine kurzzeitige Wirkung."
Ich kreuzte die Finger, dass er mir das abkaufte. Ungeduldig wartete ich darauf, dass Allisons Großvater etwas sagte. Doch der stand nur da und inspizierte seine Waffe die auf dem Tisch lag. Nervös schluckte ich.
,,Dann muss ich wohl zu Plan B greifen", Plan B? ,,Doch jetzt erstmal tu, was du kannst. Mach ja keine Mätzchen! Alles hier bleibt unter uns, ansonsten könnte das ziemlich böse für deine Mutter ausgehen."
Er nahm sein Messer und schnitt mich los.
Grob ergriff er meine Handgelenke. Als seine Finger mich berührten spürte ich es. Wie der Krebs ihn Tag für Tag von innen heraus zerstörte. Doch ich hatte kein Mitleid mit dem alten Mann vor mir. Gerard Argent war kein guter Mensch. Ohne ihn wären viele Dinge, die gerade passierten, nicht in Gang gesetzt worden. Meine Hände begannen zu kribbel, als ich begann meine Kraft anzuwenden. Auch wenn ich hier gerade nur versuchte, dass er sich für eine kurze Zeit besser fühlte, zog es einen enormen Teil meiner Macht. Ich spürte wie das leichten kribbeln sich zu einem schmerzhaften zwicken entwickelte. Zwischenzeitlich wollte ich einfach nur noch aufhören.
Ein Großteil dessen, was ich tat, tat ich aus Instinkt. Mein Körper wusste einfach was er tun musste.
Geschafft entzog ich ihm meine Hand. Schweiß rann mir die Schläfe hinab und mein Körper brauchte jetzt erstmal wieder eine Portion Schlaf. Gerard müsste sich nun fit wie ein Turnschuh fühlen und somit war meine Arbeit wohlgetan.
Müde lehnte ich meinen Kopf gegen die harte Betonwand hinter mir. ,,Falls du irgendwas getan hast, das mir schadet oder irgendwem von heute erzählst, wird dir das bitter zu stehlen kommen. Versuch es nicht mal!", warnte er mich.
Etwas Hartes traf mich und alles um mich herum wurde wieder Dunkel.
Als ich das nächste Mal wieder Herrscher meiner sieben Sinne wurde, war Gerard verschwunden. Schnell rappelte ich mich auf, um diesen düsteren Raum zu verlassen. Denn ich wollte es nicht darauf ankommen lassen, dass dieser undankbare Sack zurückkam.
Ich fand mich etwas weiter entfernt von dem Ort an dem das Rave stattgefunden hatte wieder. Der Mond stand hoch, was mir signalisierte, dass es bestimmt schon spät in der Nacht war. Schnell checkte ich meine Hosentaschen nach meinem Handy, doch dar war nichts. Es lag bestimmt dort wo Gerard mich überrumpelt hatte. Hoffentlich würde ich es dort auch noch liegen.
Dort wo der alte Jäger mich vorhin getroffen hatte, schmerzte es ungemein. Morgen hatte ich dort bestimmt einen riesigen blauen Fleck. Wie sollte ich denn so in die Schule gehen?
Gähnend lief ich weiter. In meinem Kopf spukten tausende von Racheplänen herum, die von Sekunde zu Sekunde jedoch immer seltsamer wurden. Wahrscheinlich brauchte ich erstmal eine Runde Schlaf um richtige Pläne zu schmieden. Doch sicher war, dass ich das, was gerade passiert war, erstmal niemandem erzählen konnte.
,,Elle!"
Von der Ferne sah ich Isaac auf mich zu rennen. Seine blauen Augen leuchteten begeistert auf als er mich entdeckte. „Stilinski sucht überall nach dir. Derek hat mich helfen geschickt, weil er sich um Scott kümmern musste. Mrs Argent hat ihn fast umgebracht."
Zu viele Worte, zu spät in der Nacht,-
Nach dem Satz über Stiles hatte ich den Rest ausgeblendet. „Wo ist er denn?"
Issac sagte irgendwas, das ich nicht ganz verstand. Für seine sonst so pampige Art war er im Moment sehr redsam. Ich folgte dem Wolf, welcher weiter redete, während ich mich aber mehr darauf konzentrierte einen Fuß vor den anderen zu setzen, als auf die Worte aus Isaacs Mund. Kurz war mir so schwindelig geworden, dass ich versucht war zu fragen, ob er mich nicht tragen konnte.
Glücklich setzte ich mich auf die Treppen vor dem Hinterausgang als wir endlich zurück bei dem Gebäude vom Rave waren. Mit schweren Augenlidern sah ich zu Isaac hoch.
„Ich gehe nach Stilinski schauen. Damit der Tag dann auch endlich mal ein Ende findet."
Das bekam ich noch mit, bevor ich auf den Stufen wegdöste.
Eine etwas knallte und ich öffnete widerwillig wieder meine Augen, um zu erkennen, dass ich in Stiles Auto saß. Stiles hatte sich über mich gebeugt, um mich anzuschnallen.
„Isaac und ich haben dich in das Auto verfrachtet. Was ist passiert?", erklärte mir Stiles und fuhr sich mit einer Hand durch seine völlig zerzausten Haare. Auch er sah ziemlich fertig aus.
Seine Hand fand mein Kinn und er drehte es ein wenig zur Seite, sodass er den blauen Fleck zu sehen bekam.
„Nichts ist passiert", wehrte ich schnell ab. „Viel wichtiger ist, ob ihr den Kanima Master gefangen habt."
„Nein, er ist entkommen. Komm schon Elle sag mir wo du warst und wer dir das angetan hat", er schnaubte wütend als sein Blick erneut auf mein Kinn fiel.
Ich winkte ab. „Können wir nicht wann anders darüber reden? Bitte."
Oder wie wäre es mit nie?
Still blickte er mich an. Ich wollte Gerard nicht die Möglichkeit geben seine Drohung wahr werden zu lassen. Außerdem war ich zu müde, um noch einen weiteren klaren Gedanken zu fassen. Das musste einfach alles bis Morgen warten.
Etwas widerwillig nickte er. „Aber lass mich dich wenigstens verarzten."
„Na gut, danke", murmelte ich.
Stiles startete sein Auto und fuhr auf die größere Straße zurück nach Hause. „Schlaf noch ein wenig. Ich weck dich, wenn wir da sind."
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