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Die veränderte Form
-part 1-

Mein Kopf lehnte gegen die kühle Scheibe des dunkelgrauen BMWs meiner Mutter. Neben mir schnarchte mein Bruder leise vor sich hin und Wölkchen bildeten sich aus der heraustretenden Luft. Ich zog gelangweilt an den Schnüren meines Batman Pullovers, welcher mir eigentlich viel zu groß war. Aus dem Radio des Autos drang leise Wonderwall von Oasis an mein Ohr und meine Mutter sang zwar mit, aber leider traf sie keinen Ton. 

„Wir sind gleich da Schatz. Willst du deinen Bruder nicht schon mal wecken?", meldete sich meine Mutter von vorne. 

Ich nickte seufzend und rüttelte an der Schulter meines ein Jahr älteren Bruders. Im Grunde war Danny gar nicht mein "richtiger" Bruder, wir waren eigentlich nur Halbgeschwister, denn wir hatten nur dieselbe Mom und nicht den gleichen Dad. Jedoch lebten wir bei Dannys Dad, dem Mann meiner Mutter. Das war eine wirklich seltsame Geschichte und manchmal glaubte ich sie selber nicht. Meine Mom und Dannys Vater, Jason Mahealani waren lange zusammen als sie Danny bekamen. Doch hier ist es, wo das ganze eine etwas befremdliche Richtung annimmt. Die genauen Umstände hatte ich nie erfahren, nur dass sie betrunken mit einem anderen Mann geschlafen hatte. Bis heute hat sie mir nicht gesagt, wer er gewesen war. Jason hatte meine Mutter nicht alleine zurückgelassen und hatten sich nicht getrennt, sondern sie nach meiner Geburt sogar geheiratet.

„Hör auf so an meiner Schulter zu rütteln", ertönte die verschlafene Stimme meines Bruders. Er versuchte meine Hand abzuschütteln und wieder weiterzuschlafen.

„Wach auf Danny! Wir sind gleich da!", erneut rüttelte ich leicht an seiner Schulter.

„Lass mich, Elle!"

„Danny!", beharrte ich und wartete bis er genervt die Augen aufschlug „Wach?"

„Ja, ja", murmelte er verschlafen. 

Belustigt lehnte ich mich zurück und beobachtete ihn amüsiert. Danny, zog sich seine Kapuze über den Kopf und starrte nun verschlafen aus dem Fenster. Zwar war unsere Familiengeschichte etwas verkorkst, doch ich liebte meinen Bruder, meine Mutter und auch meinen Stiefvater die meiste Zeit. Vor allem mein Bruder war eine gute Seele und dafür musste man ihn einfach gernhaben.

Der röhrende Motor wurde ausgeschaltet und der BMW blieb in unserer Einfahrt stehen. Draußen war es schon lange dunkel geworden und der Himmel war fast durchgehend von Wolken bedeckt, nur hin und wieder blitzen einzelne Sterne durch. Schnell stieg ich aus dem Wagen. Ich wollte endlich in mein eigenes Bett, zwei Tage in Grandmas Gästebett hatten mir wirklich gereicht.

Ich holte den Rucksack aus dem Kofferraum, in welchem ich die Klamotten von den letzten Tagen aufbewahrt hatte. Wir waren direkt das Wochenende nach dem Winterball zu meiner Großmutter gefahren. Normalerweise waren unsere Besuche immer vorgeplant, doch nicht dieser. Ich vermutete, dass meine Mutter uns für den Wechsel in Macht aus der Stadt gebracht hatte. 

„Ach verdammt", hörte ich meinen Bruder von hinten fluchen. Er war an der Kante hängen geblieben und hatte sich seinen Arm leicht aufgeschürft.

Ich wollte zu ihm gehen, doch meine Mom hielt mich auf. „Hier wird nicht geheilt, schon vergessen."

Wir waren die Nachkommen von Airmed, welche die keltisch-irische Göttin der Heilung war. Das Gen dafür wurde nur an die weiblichen Mitglieder der Familie weiter gegeben und so hatte nur ich die Fähigkeit geerbt. Es wurde gesagt, dass Airmed sogar eine Totenbeschwörung hatte durchführen können, jedoch hatte es nach ihr niemand mehr geschafft.

Ich rollte meine Augen und stieg die Stufen der Veranda hinauf. Wofür waren meine Fähigkeiten gut, wenn ich sie nicht einmal einsetzen durfte?

,,Es tut nicht mal weh", tat Danny das Ganze ab wahrscheinlich, dass Mom und ich aufhörten zu diskutieren. Es war schön endlich wieder daheim zu sein, wie ich mein Bett vermisst hatte. Danny welcher seine Tasche über die Schulter geworfen hatte, ging an mir vorbei in sein Zimmer.

„Nacht", rief ich Danny zu, als er nach unten in sein Zimmer lief, während meins sich im oberen Stock befand. „Nacht Schwesterchen", hörte ich meinen Bruder sagen, bevor er ins untere Stockwerk verschwand.

In meinem Zimmer konnte ich nicht anderes, als mich auf mein Bett fallen zu lassen. Die fast fünfstündige Fahrt hatte an meinen Kräften gezerrt. Ich schloss mein Handy an das Ladekabel an, nur um dann zu sehen, dass mir meine beste Freundin tausende Nachrichten gesendet hatte. Außerdem eine Nachricht von Jordan, mit dem ich zum Winterball gegangen war. Jedoch hatte ich, wenn ich ehrlich war, keine Lust irgendeinem von den beiden zu antworten, da meine Augen sich viel zu schwer anfühlten. 






Müde rieb ich mir meine Augen und schaufelte mir einen überfüllten Löffel von Cornflakes in den Mund. ,,Willst du mir mal die Packung reichen?", fragte Danny und streckte seine Hand in meine Richtung.

,,Also,-", ich schüttelte die leere Packung.

Die Augenbrauen von meinem Bruder zogen sich genervt zusammen. ,,Schon wieder leer? Kannst du dich auch mal von was anderen als den gesüßten Weizenflocken ernähren? Dann müsste ich nicht jeden Morgen Moms ekliges Früchte Müsli essen", murrte mein Bruder genervt, schenkte mir jedoch wenige Sekunden danach ein Lächeln. Dramaqueen. Belustigt nahm ich den letzten Löffel, meiner schon durchweichten Cornflakes und lies meinen Bruder zurück. Da dieser noch genügend Zeit hatte, immerhin fuhr er selber in die Schule, meine Wenigkeit wurde in nicht mal fünf Minuten von meiner besten Freundin abgeholt.

Schnell stürmte ich nach oben, um meine Schulsachen​ in meine Tasche zu werfen. Die Treppen nach unten nahm ich doppelte und machte daher fast Bekanntschaft mit dem Boden. Aus unserem Wohnzimmerfenster sah ich schon Mays Pick-up.

,,Morgen", rief May als ich es mir auf dem Beifahrersitz bequem machte.

Über die laute Musik rief ich ihr ebenfalls ein Morgen zu und drehte ihr Radio ein wenig leiser. May, welche mit vollem Namen eigentlich Melinda hieß, kannte ich schon seit meinem vierten Lebensjahr denn wir waren schon zusammen im Kindergarten gewesen. Und seit dem waren wir unzertrennlich. 

,,Hast du schon das Neuste gehört?", fragte mich meine beste Freundin aufgeregt und grinste mich begeistert an. Sie wartete anscheinend nur darauf mir von den tollen Nachrichten zu erzählen. Fragend schaute ich die junge Spanierin an. Sie würde es mir so oder so erzählen. May konnte nichts für sich behalten. ,,Lydia Martin ist verschwunden! Gestern Nacht einfach so aus dem Krankenhaus und das Beste ist Splitterfasernackt."

,,Das ist seltsam."

May nickte aufgeregt. ,,Ich weiß und das, nachdem sie auf dem Schulball von einem Wolf angefallen worden ist. Das hier mal etwas Spannendes passiert ist in Beacon nach der verrückten Argent eine Besonderheit. Wie hieß sie noch gleich,-", nachdenklich tippte sie auf das Lenkrad. ,,Stimmt, Kate. Ihre Beerdigung steht heute übrigens an."

,,Hoffen wir nur, dass es Lydia gut geht, aber du hast recht, das ist wirklich merkwürdig", ich schüttelte den Kopf und drehte das Radio noch ein wenig leiser. 

May bog auf den Parkplatz der Beacon Hills High School ein und suchte sich einen Platz zum Parken so nah an der Schule wie möglich. 

Ich mochte Lydia Martin nicht, doch ich hoffte, dass sie lebendig auftauchen würde. Denn es war zwar schön zu sehen, dass May Beacon Hills die Idylle abkaufte, doch ich bekam mit, was ihr verborgen blieb. Dereks Anruf vorgestern, war noch frisch in meiner Erinnerung. Ich schnappte mir meinen Rucksack von hinten und stieg aus dem Wagen. 

Bevor ich mich jedoch damit befasste wie seltsam die Umstände um Lydias Verschwinden waren, sollte ich erstmal meinen Kopf unten halten und durch einen langen Tag in der Schule kommen. 

May drückte die Eingangstür der Highschool auf und sofort stieg der Lautstärken Pegel um mich herum. ,,Ich hab keine Lust auf Harris", murrte ich. 

Harris gleich am Montagmorgen sollte verboten werden,-

Wir steuerten vorbei an ein paar Lacrosse Spielern, die die Mitte des Flures blockierten in Richtung von Mays Spinds. ,,Wer hat das schon? Aber du solltest dich wirklich nicht beschweren deine Noten sind in jedem Fach gut und das selbst in Harris Fach", murmelte meine beste Freundin abgelenkt.

Angekommen an ihrem Spind gab May ihre kreative Schlosskombination ein. Ich lehnte mich gegen einer der Spinde und schaute May dabei zu wie sie in ihrem Spind nach ihrem Chemiebuch suchte. In Mays Spind herrschte immer ein erschreckendes Chaos, tausende von leeren Kaugummi-Papieren lagen herum, Notiz Blätter thronten verknittert darin und zwischen drinnen waren irgendwo noch ihre Bücher.

In meinem Augenwinkel entdeckte ich Stiles und Scott welche an mir vorbeiliefen. Seufzend schaute ich den beiden nach.

,,Sag doch einfach mal Hallo. Ist zumindest besser als ihm weiterhin in den Klassen, die ihr zusammen habt anzustarren und ihn von weiten anzuschmachten", meinte die Spanierin und sah mich auffordernd an. Als sie Stiles erwähnte färbten sich meine Wagen dunkelpink. Seit der Middle School war ich in Stiles verknallt, doch dieser hatte nur Augen für Lydia Martin. 

,,Ha! Das wird niemals passieren", sagte ich genervt. Ich konnte nicht einfach zu ihm hingehen und Hallo sagen. Das funktionierte nicht, das einzige was passieren würde wäre das ich mich total lächerlich machen würde. Denn ich würde kein Wort rausbringen. 


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