Gossip Folks
Hey ihr Schönen. (:
Ich möchte nicht viel drumherum reden, deshalb wünsche ich euch einfach viel Spaß beim lesen. ❣️
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Jade's Sicht
'Look, ride with my new bitch
But I'm on my old shit
Yeah I hold the power, ho, that remote control shit
Fucking bandwagon, that them bitches jumping on it..'
Ich bin gerade dabei mir das restliche Make Up des Alltags aus dem Gesicht zu waschen, als aus dem Raum nebenan der Klingelton meines Handys ertönt. Schnell trockne ich mir mit einem der obligatorisch, weißen Frotteehandtüchern über die nassen Stellen und lasse selbiges gedankenlos auf dem Waschbecken zurück während ich auf nackten Füßen ins angrenzende Zimmer tapse, um an das klingelende Telefon zu gehen.
"Hey was gibt's?" Bereits als ich den Namen auf dem Display las, stahl sich ein Lächeln auf meine Lippen. Mit meinem Handy am Ohr, setze ich mich im Schneidersitz auf das Hotelbett und spiele mit einer Hand am Verschluss meiner gecropten Sweatshirtjacke.
"Ich wollte deine Stimme hören, Habibi."
Mein Grinsen wird breiter. "Spinner. Bist du noch im Studio?" Am anderen Ende der Leitung ist das Klicken eines Feuerzeugs zu hören, bevor mir geantwortet wird.
"Nein, auf dem Weg nach Hause."
"Was denn, zu Fuß etwa?" Kurz nehme ich das Telefon vom Ohr , um einen Blick auf die kleine Uhrenanzeige zu werfen. Kurz nach eins, vor knapp zwei Stunden bin ich nach getaner Arbeit vom Studio aus ins Hotel gefahren. Hussein blieb noch dort, um Vincent Gesellschaft zu leisten. Sein raues Lachen in der Leitung holt mich zurück in unser Gespräch.
"Ja, ist doch nicht weit."
Mehr als ein Seufzen bekommt er nicht als Reaktion von mir, denn wir wissen beide, dass das nicht stimmt. Ich war noch nie bei Hussein Zuhause, aber es hat einen Grund weshalb Vladislav ihn mit dem Auto von A nach B kutschiert oder er die Uber nimmt, wenn er weitere Strecken auf sich nehmen muss.
"Du musst dir keine Sorgen machen Habibi." Sein Satz wird von einem hörbar, amüsiertem Grinsen begleitet.
"Pff, als ob." Ebenfalls mit einem lachenden Unterton in der Stimme, strecke ich meine Beine, die in einer grauen Leggins stecken nach vorne aus und lehne mich entspannt zurück "Es ist nur.." -
"Ah fuck!"
"Hussein, ist alles okay?" Schnell erhebe ich mich wieder aus der gemütlichen Position, schiebe mir feine Häärchen, die sich aus meinem Dutt gelöst haben hinters Ohr und lausche mit angespannten Gliedern was sich am Ende des Hörers abspielt. Das schmerzerfüllte Stöhnen, welches bei mir ankommt, trägt nicht zu meiner Beruhigung bei. "Hussein, was ist los?"
"Nichts, ich bin nur.. ach nicht so wichtig."
"Hussein Akkouche, das gerade klang nicht nach.." -
"Jade man Dicka, wenn ich sage, dass nichts ist, dann ist auch nichts!"
Sein rauer Ton macht mir nichts und auch dass er lauter wurde ignoriere ich. Es bestätigt mich nur in der Annahme, dass etwas nicht in Ordnung ist. So gerne ich auch wissen wollen würde was es ist, ich frage nicht nach. Wir arbeiten zusammen und verstehen uns Privat auch ganz gut, dennoch ist er mir keine Rechenschaft schuldig.
"Es tut mir leid, Habibi. Stressiger Tag."
Er hat nicht unrecht. Wir saßen zusammen mit Vladislav und Vincent von Morgens bis spät am Abend arbeitend im Studio und das obwohl jeder von uns die Nacht zuvor schon im selbigen verbrachte. Das war auch der Grund weshalb ich vorhin so früh gefahren bin. Wir waren mit meinem Teil sowieso durch und so war es für die Anwesenden okay, dass ich mich ins Hotel zurückziehe, um fehlenden Schlaf nachzuholen.
"Willst du herkommen?"
Ich weiß nicht genau was mich dazu bewegt hat diese Frage zu stellen, vielleicht das Bedürfnis, dass egal was ihn bedrückt helfen zu wollen. Sein Seufzen jedoch klingt nicht danach als hätte er Lust darauf.
"Das ist keine gute Idee Jade."
Stutzig wegen dieser Aussage höre ich auf imaginäre Fusseln von meinem Hosenbein zu fummeln, während sich ganz automatisch Falten auf meiner Stirn bilden. Nicht sicher ob ich eine Antwort auf die Frage was er damit meint haben möchte, überspiele ich die seltsame Situation mit einem auflachen.
"Spinn' nicht rum, dass Hotel liegt sogar auf den Weg. Wir gucken einfach einen Film oder.." -
"Lass gut sein, Habibi, ich bin fast Zuhause. Geh schlafen, du warst echt müde vorhin."
Ich glaube ihm nicht, starte aber auch keinen neuen Versuch ihn vielleicht doch dazu zu bringen ins Hotel zu kommen. Er scheint nicht zu wollen und das ist okay.. schätze ich. Zumindest muss ich das respektieren.
"Okay, aber dann lass' uns morgen wenigstens zusammen brunchen, ja?"
Sein raues Bespötteln erklingt durch das Telefon. Wie von selbst hebt dieses Geräusch auch meine Mundwinkel. Er hat ein wirklich schönes und angenehmes Lachen, eines bei dem man gar nicht anders kann als es ihm gleich zutun.
"Oho, die Dame will brunchen, ja?"
Durch die Zeit, die ich vor kurzem noch in Amerika verbracht habe ist mein Englisch wieder viel ausgeprägter als zuvor. Auch mein Akzent dieser Sprache ist wieder deutlicher herauszuhören.
"Nur wenn du einen guten Ort dazu kennst. Wir können die anderen ja fragen, ob sie auch Lust haben."
"Ne dicka, so früh keinen Bock auf die Chaoten. Ich überlege mir was und schreib dir dann. Ich lege jetzt auf und du dich hin. Schlaf gut, Habibi."
"Aber wehe du verschläfst den ganzen Tag" Mahne ich scherzend, werde dann aber wieder ruhiger. "Schlaf gut, Hussein."
Abermals nehme ich das Handy von meinem Ohr, diesmal jedoch um aufzulegen. Selbiges in der Hand hin und her drehend starre ich nachdenklich an die hellgestrichene Wand vor mir. Das Telefonat mit Hussein war seltsam. Nicht, dass ich Vergleiche hätte, denn eigentlich war dies das erste welches wir überhaupt geführt haben und dennoch lässt mich das Gefühl nicht los, dass Hussein nicht unbegründet angerufen hat. Die Aussage, dass er einzig und allein meine Stimme hören wollte, nehme ich ihm jedenfalls nicht ab.
Ich entscheide mich dafür, wenn wir uns treffen noch einmal genauer nachzuhaken, vielleicht interpretiere ich durch die ansteigende Müdigkeit auch zu viel in die ganze Sache hinein. Nachdem mein Telefon auf dem Nachtschrank landet, mach ich es mir auf der weichen Matratze gemütlich, kuschel mich in die großen Kissen und ziehe die Zudecke über meinen Körper. Bevor ich einschlafe, strecke ich meine Hand zu der kleinen Lampen neben mir und betätige den Schalter, um das Licht auszuschalten. Wie so oft schlafe ich trotz Ermüdung nicht gleich ein, sondern werde von wiederkehrenden Bildern verfolgt.
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Viel zu spät schließe ich meine Zimmertür und mache mich auf den Weg zu dem Ort, welchen Hussein mir vor bereits einer Stunde schickte. Kaum Zeit mich ordentlich fertig zu machen, öffne ich im Gehen meine Haare und schüttele diese aus, den offenen Schnürsenkel meines Nikeschuhs ignoriere ich jedoch. Mit der geöffneten Nachricht von dem Libanesen hetze ich den Gang des Hotels entlang, vorbei an der Rezeption nach draußen und halte nach meinem gerufenen Taxi ausschau. Dieses hinter anderen geparkten Autos am Straßenrand gesichtet, steige ich ohne umschweife ein und nenne dem jungen, blonden Kerl hinterm Steuer das 'Roamers' als Ankunftsziel.
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Das 'Roamers' ein kleiner Märchenhafter Laden, in dem üppige Pflanzen von der Decke baumeln, wie ich von außen durch das Schaufenster bestaunen kann. Ein Lächeln schleicht sich auf meine Lippen als ich Hussein an einem der eckigen Tische erblicke. In einem weißen Printshirt, dunkler Jeans und zum Oberteil passenden Sneaker sitzt er vor einem Glas Orangensaft an seinem Handy und tippt darauf herum. Hinter ihm hängt seine Lederjacke über der Stuhllehne. Mein blick wandert zu seinem Gesicht, kurz stutze ich wegen der schwarzen Sonnenbrille die er innerhalb des Ladens trägt, vergesse das aber schnell als mir seine zur Seite gegelten Haare auffallen. In den Paar Tagen, die ich bereits in Berlin bin trug er entweder ein Cap falscheherum auf seinem Kopf oder aber seine Wuschelmähne. So seriös, fast schon streng, habe ich ihn noch nie gesehen, komme aber nicht drumherum mir einzugestehen, dass mir durchaus gefällt was sich mir durch die glasige Scheibe zeigt. Gleichermaßen komme ich mir mit einem rosanen Jogginganzug und einfachen Nikes total undressed vor. Das ändern auch die goldenen Kettchen, die ich mir beim Verlassen Des Hotelzimmers noch schnell umband, um das Outfit wenigstens ein bisschen aufzuwerten nicht. Scheiße.
Was solls, die Möglichkeit mich umzuziehen habe ich jetzt sowieso nicht mehr, also versuche ich etwas Abseits des Ladens in einem anderen Schaufenster zu erkennen, ob wenigstens der Lipgloss - für ein full face Make Up war ebenfalls keine Zeit, dank Wimpernextensions aber auch nicht nötig - noch sitzt und fahre mir noch einmal durch das dunkle Haar, bevor ich das Café betrete, direkt auf den Dunkelhaarigen zugehe und..
..dank des noch immer offenen Schnürsenkel ins straucheln gerate. Noch gerade so kann ich das Gleichgewicht halten, um zu verhindern, dass ich vor versammelter Mannschaft unliebsame Bekanntschaft mit dem Boden mache. So tuend als wäre ich nicht gerade gestolpert, komme ich am Tisch an und beginne sogleich mit einem Schwall an Worten.
"Hey, da bin ich. Sorry für die Verspätung, ich hatte dir ja schon geschrieben, dass ich ironischerweise verschlafen habe und das obwohl ich von dir Pünktlichkeit verlangte, tut mir echt leid. Auch dafür wie ich aussehe, hätte ich gewusst, dass du so gut aussiehst, hätte ich mir etwas mehr Mühe gegeben, aber dann hätte ich dich noch länger warten lassen müssen und das wollte ich auch nicht."
Hussein, der bereits nach bemerken meiner Ankunft von seinem Handy aufblickte, schaut amüsiert in mein zerknautschtes Gesicht, ehe er sich mit einem leisen auflachen von seinem knarzenden Stuhl erhebt und und mich zur Begrüßung in eine Umarmung zieht. Ein Duftgemisch aus Zigaretten, einem angenehm herb riechendem Parfum und seinem ganz eigenen Geruch lässt mich kurz Zeit und Ort vergessen. Kurz bevor ich der Versuchung genießerisch die Augen zu schließen nachkommen kann, löst er sich von mir und schiebt mir den freien Stuhl nach hinten, damit ich mich setzen kann. Dankend nehme ich meine kleine Crossbody Bag und hänge diese an die hölzerne Lehne.
"Assi Outfit, aber Valentino Tasche.. gehst du unter die Rapperinnen?" Scherzt Hussein als auch er sich wieder niederlässt. Belustigt schüttel ich den Kopf und greife nach der Speisekarte, um mich zu einer Mahlzeit inspirieren zu lassen.
"Und du findest also ich sehe so gut aus, ja?" Trotz der Sonnenbrille, kann ich die Augenbrauen meines Gegenübers wackeln sehen und auch seinen nicht abwenden Blick danach spüre ich deutlich auf mir liegen.
"Uhm.. also.." -
"So gut, dass du mir schon zu Füßen liegst?" Sein breites Grinsen entblößt eine reihe weißer Zähne. Er hat meinen beinahe-Sturz bei meiner Ankunft also doch mitbekommen.
"Hallo guten Tag, darf ich ihnen schon etwas bringen?"
Froh darüber, dass die rothaarige Mitarbeiterin mit den vielen Sommersproßen auf der hellen Haut uns unterbricht, lächel ich sie an und werfe dann wieder einen kurzen Blick auf die Karte.
"Ich hätte gern Spiegeleier mit gerösteten Kirschtomaten und einen Dirty Chai." Nickend nimmt die junge Frau, meine Bestellung zur Kenntnis und richtet sich anschließend an Hussein, der es anscheinend lieber süßer mag. Bei ihm wird es neben den im Vorfeld angeforderten Saft ein French Toast mit karamellisierten Birnen und dazu ein griechischer Joghurt. Auch dies wird notiert, ehe uns gesagt wird, dass uns unser Frühstück gleich reserviert wird.
Mit Blick auf Hussein stelle ich die Menükarte zurück in ihre Halterung zurück und beobachte wie er einen Schluck aus seinem Glas nimmt, während auch er mich ansieht.
"Was ist?"
Sein spitzbübischen Grinsen bringt mich wie von selbst dazu einen Mundwinkel nach oben zu verziehen.
"Du weißt, dass es unhöflich ist mit jemandem zu sprechen, während man seinem Gegenüber nicht in die Augen blicken kann?"
Mit dieser eigentlich rhetorisch gemeinten Frage, verschwindet sein Lächeln und irgendwie auch die Unbeschwertheit, die er sonst ausstrahlt. Als er seinen Blick ganz abwendet, habe ich das Gefühl etwas falsch gemacht zu haben, weshalb ich ohne weiter darüber nachzudenken meine Hand über den kleinen Tisch strecke und auf seine lege. Er lässt es zu, sieht aber weiterhin aus dem großen Fenster nach draußen.
"Ist alles okay?" Meine Stimme klingt wie ich mich fühle; verunsichert.
Es dauert einen Augenblick, der sich für mich wie eine halbe Ewigkeit anfühlt, ehe er sich seufzend in meine Richtung dreht und mir endlich eine Antwort gibt.
"Vinnie und ich haben gestern ein bisschen zu viel getrunken, hab' einen ziemlichen Kater, deshalb die Brille."
Ich würde ihm ja gerne glauben, aber leider klingt das was er erzählt wie eine ziemlich schlechten Ausrede. Dass er mich gestern Abend anrief war zwar ungewöhnlich, aber betrunken klang er nicht. Außerdem schätze ich Vincent nicht für jemanden ein der sich bei der Arbeit die volle Kante gibt. Dementsprechend zweifelnd verhalte ich mich ihm gegenüber.
"Hussein, schlimmer als ich kannst du gar nicht aussehen und hier drin ist das Licht angenehm, du kannst.." -
"Journalisten!"
"Was?"
"Ja dicka, wer weiß ob hier nicht irgendwo Paparazzis hocken und Fotos machen."
"Paparazzi."
"Hä?"
"Die Mehrzahl ist schon Paparazzi." Mit einem Lachen, der mein Unverständnis gegenüber seiner plötzlichen Bedenken zum Ausdruck bringen soll, winke ich ab. "Hussein, weder sind wir Kim und Kanye, noch haben wir etwas zu verheimlichen. Wir arbeiten zusammen. Das wissen die Leute bereits."
Er hadert sichtlich mit sich, aber jetzt wo er keine irrsinnige Ausrede mehr parat zu haben scheint, sieht er sich wohl dazu gezwungen die Brille abzunehmen. Laut ausatmend nimmt er das Gestell von der Nase und legt sie zusammengefaltet auf den Tisch vor sich ab. Vor Schreck was sich darunter verbirgt, lasse ich die Gabel mit dem aufgespießten Stück Spiegelei sinken und starre auf die bläulich verfärbte Stelle unter seinem linken Auge.
"Was.. was ist da passiert?"
Als wäre das Veilchen plötzlich gar nicht mehr so schlimm für ihn, winkt Hussein lässig mit der Hand ab und nimmt eines seiner Arme Ritter in die Hand, um genüsslich einen bisschen davon zu nehmen. "Nichts weiter, kleine Rangelei." Kaum aufgekaut, nimmt er den nächsten Happen.
"Auf dem Heimweg? Wieso hast du nicht nochmal angerufen, ich hätte.."–
"Was hättest du?" Sein Gesicht zieren amüsierte Züge. "Mich getröstet oder die Bullen gerufen, um den Kerl anzuzeigen?"
"Ja!" Mein Ausruf ist lauter als beabsichtigt und die Blicke, die daraufhin auf uns liegen sind mir unangenehm, aber ich beachte sie nicht weiter. Hussein schnaubt nur aus einer Mischung Belustigung und Ungläubigkeit auf. Auch das übergehe ich und fahre in einem wesentlich leiseren, aber nicht weniger aufgebrachten Ton fort. "Denn genau das hätte dieser Penner verdient!"
Ganz so als würden wir hier nicht über eine Straftat reden, frühstückt er gemächlich weiter, antwortet mir - auch wenn spürbar genervt - aber immerhin. "Glaub mir Habibi, der Pisser hat bekommen was er verdient." Seiner geknurrten Worte wegen wende ich unwillkürlich auf meinen Blick auf seine Fingerknöchel. Seine rechte Hand, wohl die mit der er zugeschlagen hat, ist leicht lädiert, Etwas, dass mir zuvor nicht auffiel. Ich will mir gar nicht vorstellen, wie der andere Kerl aussehen mag.
"Tut es sehr weh?"
Hussein blickt verwundert von seinem Essen auf. Ohne etwas zu sagen, lege ich meine Hand an seine Wange und streife mit meinem Daumen über das blaue Auge. Ein leichtes zusammenzucken ist die Reaktion und somit habe ich meine Antwort, ohne dass er sie ausgesprochen haben muss.
"War es jemand, den du kennst?"
Hussein nimmt meine Hand von seinem Gesicht und legt sie zusammen mit seiner auf den hölzernen Untergrund. Sein Essen scheint ebenso vergessen wie meins, als er nach einem leisen Stöhnen mit einer Erklärung beginnt.
"Kurz bevor ich dich angerufen habe, hat mich so ein Spinner angerempelt oder ich ihn, keine Ahnung. Jedenfalls ist der direkt ausgerastet und.." –
"Davor? Aber wieso hast du am Telefon nichts gesagt?"
"Wozu? Dicka ich renn' nicht zu den Bullen, um zu singen, so klärt man die Dinge vielleicht in einer scheinheiligen Welt wie deiner, aber nicht auf der Straße."
Seine Worte machen mich sauer. Sie erinnern mich daran, dass ich auch von ihm und seinen Jungs als jemand, der wohlbehütet aufgewachsen ist gesehen wurde. Als jemand, der stets nett und höflich ist. Sich nie etwas zu Schulden kommen lässt. Auch wenn ich eine wirklich schöne Kindheit hatte, vollkommen unbeschwert war sie deshalb nicht. Ich weiß wie das Leben auf der Straße laufen kann, einer meiner engsten Freunde wurde erschossen, weil er raus aus der Kriminalität wollte. Keiner tat etwas. Auch ich habe zwischenzeitlich das Vertrauen an das Gesetz verloren, das Tattoo unter meiner Brust zeigt das! Know your rights. Kenne deine Rechte! Husseins Recht wäre es, seinen Angreifer anzuzeigen, damit dieser dementsprechend bestraft wird und auch wenn ich inzwischen weiß, dass es gerade unter Rappern als intolerant gilt wegen einer Lappalie wie dieser mit der Polizei zu kooperieren, halte ich nichts von Selbstjustiz. Mir hat sie nichts gebracht. Und ihm auch nicht.
Mein Gegenüber hat keine Ahnung, das mindert meine aufsteigende Wut aber nicht, im Gegenteil. Gerade weil er so gut wie nichts über mich weiß, ärgert es mich, dass er sich das Recht herausnimmt zu urteilen. Nur mit einem abfälligen Schnauben während ich neine Hand harsch zurück ziehe, ihm aber sonst keinerlei Beachtung schenkend, beginne nun auch ich meine in der Zwischenzeit lauwarm gewordene Mahlzeit zu essen.
"Habibi.." Ein lautes ausatmen bevor er fortfährt. "Ist doch scheiß egal wer der Typ.."–
"Bratan, Bratina was geht ab? Seid ihr schön es am fressen, ja?"
Wie aus dem nichts, zieht Vladislav sich einen weiteren Stuhl heran und lässt sich falsch herum auf selbigen nieder. Ich komme gar nicht dazu ihn überrascht zu begrüßen, denn neben der Frage, woher er weiß, dass wir uns in diesen zauberhaften Laden befinden - immerhin meinte Hussein, dass er am ' frühen Morgen' keine Lust auf die Chaoten hätte - spricht er mit verzogener Mimik in die Richtung seines besten Freundes einfach weiter. "Uhhh sieht böse aus. Vincent hat mir erzählt was passiert ist." Vladislav Kopf dreht sich in meine Richtung. "Dein Ex ist 'n ziemlicher Piç. Wäre Gazo kein Bekannter würde ich ihm.."
Weiter höre ich ihm nicht zu. Ich sehe ihn auch nicht an. Mein versteinerter Blick gilt einzig und allein Hussein, dessen Augenmerk ebenfalls auf mir liegt. Dass seine braune Augen etwas entschuldigendes an sich haben, interessiert mich nicht, denn es bestätigt nur was der Ukrainer gerade von sich gab. Wie in Zeitlupe lege ich das Besteck auf den Tisch, und rutsche mit einem unangenehm quietschendem Geräusch mit dem Stuhl über den dunklen Steinboden.
"Alles klar, Bratina?"
Wie als wäre Vladislavs Frage ein Startschuss gewesen, reiße ich meine Handtasche von der Lehne und Stürme - die Rufe der beiden Männer ignorierend - aus dem kleinen Café.
Mir ist übel, meinen Magen verkrampft sich schmerzlich, aber auch das ignoriere ich. Ich laufe und laufe. Wohin egal, Hauptsache weg. Meine Gedanken zu ordnen fällt mir schwer, dennoch versuche ich das Gespräch gerade zu rekonstruieren. Nicht irgendein Fremder hat Hussein so zugerichtet, sondern er und das bedeutet, dass er sich in Berlin befindet. Schlimmer noch, er ist ganz offenbar auf der Suche nach mir.
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Findet ihr Hussein hätte Jade direkt sagen sollen wer ihn so zugerichtet hat oder könnt ihr verstehen, dass er es vor ihr Geheim halten wollte? Generell würde mich mal interessieren wie ihr das Verhältnis der Beiden beschreiben würdet bzw wie ihr es findet. Schreibt mir sehr eure Meinung. (:
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