Nächtliche Gespräche(1)

Beacon Hills.

Wer hätte gedacht, dass meine Heimatstadt so ein Geheimnis bürgt. Jäger, Werwölfe und wer weiß, was noch. All das, während wir unseren Alltag leben. Unscheinbar, aber sobald man die Details sieht, involviert ist... dann ist man mitten drinnen- ob man will oder nicht.

Und ich dachte, dass das aufregendste, was ich die letzte Zeit erleben würde, Überraschungstest wären. Aber man sagt nicht umsonst "Erwarte das Unerwartete".

"Grace, alles ist Ordnung bei dir?"

"Hm?" Murmelte ich geistesabwesend und fand mich wieder im Auto der Argents. Nachdem Fiasko im Wald und Peter, hat Mr. Argent darauf bestanden, mich mitzunehmen. Allison, die beim Beifahrersitz saß, sah mich ebenfalls besorgt an, aber weniger harsch, wie ihr Vater. Dadurch, dass meine Beziehung zu Derek kein Geheimnis mehr war, sah mich Chris manchmal so an, als würde ich mich gleich in ein Werwolf verwandeln. 

"Ich weiß nicht wie's euch geht, aber ich brauche einfach nur Schlaf", gab ich zu und lehnte mich zurück in den Sitz, mein Blick immer noch auf die beiden vor mir, die sich zu mir umgedreht hatten, als ich auf die Frage von Mr. Argent nicht reagiert hatte.

"Das stimmt", nickte Allison und richtete sich ebenfalls wieder hin, den Kopf zu ihrem Vater gewendet. "Wir brauchen erstmal eine Weile um all das zu verdauen."

Ich sah aus dem Fenster und bemerkte plötzlich, dass wir vor meinem Haus parkten. Als hätte Chris meine Gedanken gelesen, räusperte er sich und ließ den Motor verstummen.

"Deine Eltern sind vor ein paar Stunden gekommen."

"Wie passend", murmelte ich ausatmend und Allison unterdrückte ein Kichern. "Ich bin mir sicher, sie haben dir erzählt, dass sie aufgrund Familienproblemen aus der Stadt sind. Aber dadurch, dass du die Wahrheit bereits kennst, ist es kein Schock mehr, zu wissen, dass deine Eltern ebenfalls Jäger sind und deswegen aus der Stadt mussten." 

Mr. Argent öffnete die Tür und beugte sich an das offene Fenster an seinem Platz. "Bleibt noch eine Weile im Auto, ich bin gleich zurück."

Wie auf Kommando öffnete sich die Haustür und meine Eltern kamen mit schnellen Schritten auf Chris zu. Da sie etwas weiter weg standen, hörten wir nicht alles, aber es war trotz der Dunkelheit zu erkennen, wie wild sie mit deren Händen gestikulierten.

Allison seufzte und mein Blick wendete sich an sie. "Wunderst du dich auch, wie krass sich dein Leben verändert hat?"

Sie schoss zu mir, als hätte ich ihren Gedanken gelesen und ihre Mundwinkel zuckten leicht auf, ehe sie kurz auflachte. "Ja, das frage ich mich seit Tagen."

Wir sahen uns stumm an und bemerkten unsere Eltern. 

"... gerade gesagt, dass sie Ruhe brauchen, aufgrund dessen, was sie bezeugt haben", hörten wir Chris Argent, den Vater von Allison argumentieren. 

"Natürlich! Wenn sie sich mit solchen Monstern rumtun!" Giftete mein Vater laut flüsternd und ich spürte die aufkommende Wut in mir. Derek und Scott sind keine Monster! Die Art, wie mein Dad das Wort Monster ausgespuckt hatte, ließ mich bereits ahnen, dass seine Meinung über Werwölfe in Stein gemeißelt und kaum änderbar ist.

"Ist es nicht lustig, das ausgerechnet wir, in einer Jägerfamilie sind und uns in Werwölfe verliebt haben?" Lachte Allison leise auf und sah zu mir in die Rückbank, um das verletzende Gespräch unserer Familienmitglieder zu überhören. Ich nickte mit dem Kopf und rutschte vor, was ihre Aufmerksamkeit gewann.

"Was wird nun aus dir und Scott?" Fragte ich leise genug, sodass es nur ein sachtes Flüstern war. Allison schwieg eine Sekunde lang und sah wieder auf die leeren Sitzbänke neben mir. Sie zuckte mit den Schultern.

"Ich glaube, dass zwischen uns bleibt erstmal ein Geheimnis. Ich kann ohne Scott nicht. Ich habe dass vor allem bei Kate gemerkt. Die Art, wie sie Scott einfach erschießen wollte..."

Allison brach ab und schüttelte den Kopf während ich versuchte, die aufkommenden Bilder von Kate zu ignorieren, doch das Geräusch, wie die Krallen ihre Kehle-

"Grace", weckte mich die Stimme meiner Mum, als ich sah, dass sie die Tür für mich geöffnet hatte. Zögerlich sah ich zu Allison, die meine Hand nahm und sanft drückte. "Ich ruf dich morgen an. Gute Nacht."

"Gute Nacht", erwiderte ich und drückte ebenfalls ihre Hand, innerlich nicht wollend, Allisons Seite zu verlassen. Doch weigernd ließen wir unsere Hände los und ich stieg aus, nickte Chris lächelnd und dankend zu, als er den Wagen betritt und ich schloss die Tür.

Der feste und dominante Griff meiner Mum schlängelte sich um mich, sowie Stiles's vor nicht mal zwei Stunden. Meine betäubten und schweren Beine führten mich zur Haustür, die mir ein ganz anderes Gefühl als Heimat schenkte.

Ich hörte den Motor aufspringen und ich sah zurück zu Allison, wie sie ebenfalls in die Nacht verschwand. Innerlich konnte ich das Telefonat kaum abwarten. 

Die Haustür fiel zu, das Schlüsselbund meines Vaters fiel klirrend in die Schale neben uns auf der Kommode und das Rascheln der Jacken, die sie auszogen, erfüllte die Stille. Ich schlüpfte aus meinen mit Matsch bekleckernden Schuhe und bahnte mir den Weg in mein Zimmer. Doch kaum betrat ich die ersten Stufen des Treppengeländes, stoppte mich auch schon das Räuspern meines Dads.

"Wohin so eilig?"

Ich drehte mich um und sah zu meinen Dad, der mit gekreuzten und ernsten Blick zu mir hoch sah. Meine Mum lehnte sich gegen das Sofa und sah ebenfalls zu mir, nur war ihr Blick weicher.

"Schlafen?" Antwortete ich, als wäre es das selbstverständlichste der Welt. Mein Blick strahlte Ruhe aus, weder Einschüchterung von meinem Dad noch sonst was. Genau dies, schien ihm zu missfallen und er kam ein Schritt näher auf mich zu.

"Wir müssen aber noch was besprechen. Darüber, wie schlecht du dich behandelt hast, als wir nicht da waren. Dich rumzutreiben, mit diese- mit diesen-" Die Suche, für das Wort, welches mein Vater meinte, wurde durch mich unterbrochen.

"Wehe du sagst Monster! Denn dass sind sie nicht! Wenn ihr nicht so fokussiert darauf wärt, sie zu töten und eher mal welche kennenlernen würdet, säht ihr, wie falsch ihr liegt!" Giftete ich ruhig zurück, doch meine Augen sprühten so vor Zorn.

"Sprich nicht so mit uns!" Warnte mich mein Dad, doch ich lachte  nur auf.

"Wie denn? Ich sage doch nur meine Meinung. Und außerdem, seid ihr doch nicht meine richtigen Eltern. Ihr seit es doch die mir von Anfang an eine Lüge aufgetischt habt!"

Ich hatte genug und ging weitere Stufen hoch, doch ich stoppte um noch etwas anzuhängen. "Und noch eines, ich habe mich nicht schlecht behandelt! Ich kenne sie schon, bevor ihr zu euren dummen Jägertrip gefahren seid. Und ich habe Beacon Hills mit meinen Freunden gerettet, nicht das es euch was interessieren würde!"

Wütend stieg ich die letzten Stufen empor und verschwand in mein Zimmer. Heiße Tränen rollten mein Gesicht runter, die ich wütend mit meinem Handrücken wegwischte. Ich hielt inne, als ich die Stimme meines Vaters im Wohnzimmer wahrnahm. Leise öffnete ich die Tür, um zu erspähen, was sie noch über mich sagten.

"...hat sich so verändert! Ich erkenne sie nicht wieder. Hat bestimmt mit dieser Abscheulichkeit zu tun."

"Sie hat aber recht, wir hätten ihr die Wahrheit eher sagen sollen. Vielleicht wäre sie dann nicht bei denen gelandet." Stimmte meine Mum mir zu, war dennoch gegen die Freundschaft, die ich zu Scott und Derek hatte. Plötzlich stupste mich etwas am Schienbein an und schlagartig hielt ich meine Hand vor dem Mund, um nicht aufzuschreien. Ich sah runter und mein Herz schwellte auf, als mich meine Hündin Bailey ansah, glücklich, mich zu sehen. Ich hockte mich runter und streichelte sie, während ich die Konversation weiter belauschte.

"Denkst du, sie weiß alles?" Kam es von meiner Mum und ich legte meine Stirn in Falten. Über was denn?

"Ich weiß es nicht", atmete mein Vater aus und schien grübelnd. "Ich denke nicht, dass hat zumindest Chris gemeint. Aber wenn wir sie mit Allison ins Training schicken, könnten wir mehr erfahren."

Ins Training?!

Leise schob ich Bailey in mein Zimmer und schloss die Tür, ehe ich erneut einen halben Herzinfarkt bekam.

"Derek!" Flüsterte ich erfreut und war in binnen Sekunden in seinen starken Armen, die mich ohne Zögern einschlossen.

"Ich habe gehört, wie du da unten geredet hast. So hab ich dich noch nie erlebt", raunte Derek leise und stolz, als ich mein Kopf hob um seinen Blick zu treffen, immer noch umarmend. Ich grinste angeberisch und zuckte mit meinen Schultern.

"Ich sag mal so, meine Eltern haben schon recht, wenn sie sagen, dass ich mich verändert habe. Aber komm schon, wer würde denn bei der ganzen Sache, die passiert ist, gleich blieben?" Derek nickte und sah mich mit liebevollen Augen an. Er verstummte für eine Weile, eher er zum Sprechen ansetzte.

"Ich mag diese Grace", gestand er und ich dämpfte mein Lachen. Bevor ich jedoch etwas erwidern konnte, drückte er seine Lippen auf meine. Überrascht erwiderte ich erst Sekunden später, schlängelte jedoch meine Arme um seinen Hals. Derek presste mich dichter an ihn und wir lösten unseren Kuss, schwer atmend für Sauerstoff.

"Ich war so besorgt vorhin, ich konnte nicht aufhören daran zu denken, was Peter mit dir hätte machen können", gestand Derek und ließ sein festen Griff nicht los. Gerührt von den Worten, schluckte ich und sah auf die Blutspur an seinen Hals, worauf die Wunde bereits verheilt war.

"Das hätte ich auch sagen können. Vorhin, als nur Scott draußen war. Aber warum hast du es getan?" Flüsterte ich und traf wieder seinen Blick, in dem nun kurz etwas anderes aufleuchtete. Derek atmete tief durch und ließ seine Augen schweifen, durch den dunklen Raum. Plötzliche Schritte, die die Treppen raufgingen, rissen mich und Derek los. 

"Wir sprechen morgen. Schlaf gut", versprach er schnell, eher er mir ein Abschiedskuss gab und durch das offene Fenster verschwand. Hastig zog ich meine schmutzigen Sachen ab und schlüpfte in mein Pyjama, mit der Aufmerksamkeit nach draußen, ob meine Eltern in mein Zimmer kommen.

Ich kämmte meine Haare durch und steckte sie wieder hoch, ehe ich in die Geborgenheit des Bettes wiederfand. Erleichtert, erschöpft und müde atmete ich aus und zum Ersten mal spürte ich den Muskelkater und die Schmerzen, die ich die ganze Zeit unterdrückt und beiseite geschoben hatte. Und es dauerte auch nicht lange, bis mich der Schlaf überrollte. Das letzte, was ich bemerkte, war, wie Bailey sich neben mich legte.

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