Kapitel 42

A/N: Ja, das ist ein neues Kapitel :D (passend zum Hochsommer sind die beiden auf dem Christkindlmarkt XD) Und ja hoffentlich ist dieses Buch Ende des Jahres abgeschlossen, auf alle Fälle versuche ich mich trotz Klausurenphase ranzuhalten :)


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"We both have no idea if we're gonna be together in the end. But one thing is for sure: I'll do everything I can to make it happen."

Lara;

"Ich weiß ja, dass Lara Medizin studieren möchte, aber was sind deine Pläne?", fragte mein Vater Kay, als wir gerade auf unser Essen warteten. "Hast du auch so ambitionierte Pläne?"

Kay lachte nur und schüttelte den Kopf. "Nein bei weitem nicht. Ich will eine Ausbildung zum Mechatroniker machen und dann vielleicht irgendwann mich selbstständig machen oder auch danach studieren, aber das weiß ich definitiv noch nicht."

"Das klingt ja super", erwiderte mein Vater mit einem Lächeln. "Ich denke, dass macht ihr beide schon gut." Gerade im Moment kam mir das alles sehr sehr einfach vor, als hätte er Kay bereits schon als perfekte Schwiegertochter akzeptiert. "Ich hab selber erst nach meiner Ausbildung studiert, war auf alle Fälle eine gute Idee für mich, aber viele studieren auch zuerst, hat beides seine Vor- und Nachteile."

Kay nickte nur und lächelte mich an, während sie meine Hand sanft unter dem Tisch drückte – wie immer erstaunte mich es mit wenig Kay mich beruhigen konnte und wie einfach ich neben ihr ruhiger wurde. "Ja bestimmt", erwiderte sie. Danach war für einen kurzen Moment eine etwas unangenehm Stille zwischen uns, die zum Glück von dem Kellner unterbrochen wurde, der unser Essen brachte.

"Oh, das sieht so gut", meinte Kay neben ihr, als sie ihren Hähnchen-Burger sah. "Ich muss davon ein Foto machen, das sieht so gut aus sonst glaubt mir das niemand."

"Keine Sorge, Fotos vom Essen dürfen bei uns immer gemacht werden", antwortete mein Vater darauf nur mit einem Lachen. "Außerdem heißt das ja nur, dass ich deinen Essensgeschmack getroffen habe."

Langsam bekam ich das Gefühl, dass sich mein Vater mit Kay bald besser verstand als mit mir – was ja irgendwie schön war, aber irgendwie auch blöd. Mein etwas mulmiges Gefühl ging aber spätestens nach dem ersten Bissen meiner vegetarischen Nudeln weg. Auch wenn Kay's Burger mit den Pommes schon auch gut aussah. Mit einem Grinsen klaute ich mir ein Pommes von ihr. "Ja, du hast Recht, die sind wirklich gut."

"Bereust du es jetzt, nicht den vegetarischen Burger genommen zu haben?", fragte sie mich mit einem Zwinkern. "Also kommt natürlich drauf an, wie deine Nudeln sind." Mit diesen Worten klaute sie sich eine Gabel Nudeln von mir. "Nein bei denen wäre ich nicht traurig, die sind auch sehr gut."

"Hey, das waren meine Nudeln, du hast sie mit einfach geklaut, du bist gemein!!", beschwerte ich mich bei meiner Freundin. "Du bist immer so gemein zu mir."

"Du hast mir zuerst was geklaut!", erwiderte Kay nur empört. "Wenn überhaupt bist du die gemeine Person hier! Das sind meine Pommes." Ich musste lachen und küsste sie sanft auf die Mund.

"Ich bin richtig glücklich, dass ihr beide hier seid", meinte mein Vater. "Endlich ist meine Tochter in einer glücklichen Beziehung und es ist so schön, dass ich die Möglichkeit habe, euch beide kennenzulernen." Erst wenn ich bei ihm war merkte ich, wie schwer es vermutlich für ihn, dass er mich so selten sah. Dieser Gedanke stimmte mich traurig und ich machte mir selbst das Versprechen, öfter nach Regensburg zu kommen. Außerdem könnten Kay und ich hier ein Paar sein, das war schon ein großer Pluspunkt.

"Jetzt sollte wir aber noch überlegen, was ihr die restlichen Tage hier noch machen wollt. Lara meinte, ihr wollt unbedingt auf den Christkindlmarkt?", fragte ihr Vater, als wir bereits eine Zeit lang schweigend gegessen hatten. "Falls ihr was allein machen wollt, müsst ihr das nur sagen, ich habe leider über die Feiertage auch immer was zu tun."

"Wir wollten morgen in der Früh so ein bisschen Sightseeing machen", meinte ich mit einem Lächeln. "Kay muss schließlich die schönsten Teile der Stadt sehen, ich denke das wird etwas langweilig für dich, aber wir könnten dann nachmittags, abends auf den Christkindlmarkt."

Kay nickte. "Aber Sie können gerne mitkommen?", fügte sie hinzu. Das war so typisch Kay, sie war immer zuvorkommend und lieb und freundlich. Das war definitiv einer der Gründe, warum ich so sehr mochte, sie war einfach von innen heraus so ein toller Mensch.

"Erstmal sind wir hier bei Du und zweitens habe ich das alles schon mindestens zehnmal gesehen, da lasse ich euch zwei gerne in Ruhe", erwiderte mein Vater mit einem Lächeln.

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Die Nacht war wunderschön, denn dieses Mal musste ich mich nicht erst in Kay's Zimmer schleichen und möglichst in der Früh wieder raus ins meins oder umgekehrt. Dieses Mal konnten wir ruhig in einem Bett schlafen – das auch nicht nur eine 90cm Matratze hatte, sondern ganze einhundertvierzig Zentimeter breit war. (Auch wenn mich lieber mit Kay auf 90 cm quetschte als ohne sie zu schlafen.)

Am nächsten Morgen wachte ich so erholt und ausgeruht auf wie lange nicht mehr. Kay hatte mich in der Nacht glücklicherweise nicht getreten und auch sonst hatte ich zum ersten Mal keine Alpträume wegen unserer Beziehung. Normalerweise träumte ich immer davon, dass Marc oder meine Mutter uns erwischten und uns rausschmissen – oder nur einen von uns, oder uns auf verschiedene Internate schickten. Am schlimmsten war der Traum, in dem sie nur Kay bestraften und mich komplett ignorierten.

"Guten Morgen, meine Schönheit", flüsterte Kay und drückte mir einen Kuss auf die Wange. "Du hast schon wieder so eine Falte auf der Stirn, du musst dir wirklich weniger Sorgen machen." Sie fuhr mit ihren weichen Fingern über meine Stirn. Ihre Stimme beruhigte mich und ich konnte mich in ihrem Armen fallen lassen.

"Du weißt doch, dass ich oft solche Alpträume habe", erwiderte ich und kuschelte mich an sie. "Aber jetzt bist du da, jetzt ist alles wieder ok." Vielleicht klang das albern, dass die alleinige Präsenz einer anderen Person, einem Sicherheit verleihen konnte. Aber genauso war es, wenn Kay mich in den Arm nahm oder mich berührte war plötzlich alles ok, denn sie war schließlich hier. Deswegen hatte ich nie Angst mit ihr händchenhaltend durch die Straßen zu laufen, denn sie würde mich, ohne zu zögern, beschützen. Doch das Schönste war, dass sie sich bei mir genauso fallen ließ.

"Komm, wir sollten aufstehen, schließlich wollen wir heute noch einiges sehen", meinte Kay viel zu schnell, am liebsten würde ich noch weiter in ihren Armen liegen und mit ihr kuscheln, doch sie hatte Recht, der Tag hatte uns noch so viel zu bieten.

Nachdem Frühstück und der Vorbereitung unsere Brotzeit hatten wir alles in einen Rucksack gepackt und zogen uns unsere Jacken, Schals, Handschuhe und Mützen an. Ich fühlte mich immer wie ein Marsmännchen, wenn ich so dick eingepackt war und sah gefühlt wie ein großer Ball aus, während Kay genauso aussah wie immer – perfekt.

"Fertig?", fragte sie mich. Ich nickte und wir verließen die Wohnung.

Über den Morgen verteilt zeigte ich Kay den Bismarckplatz und Haidplatz, sowie den goldenen Turm. Außerdem liefen wir beinahe durch die gesamte Altstadt. Schließlich gingen wir noch über die Steinerne Brücke. Kay war begeistert von fast allem und machte die gesamte Zeit Fotos mit der Kamera meiner Mutter. Meistens bestand sie darauf, dass sie Bilder von mir machen konnte, weil das laut ihr das gesamte Bild besser machen würde. (Widerrede war bei sowas zwecklos.)

Trotzdem war der Tag wunderschön und uns wurde fast gar nicht kalt, weil wir die gesamte Zeit durch die Gegend liefen. Ich hatte selten so viel Spaß gehabt, so viel gelacht und allgemein so viel Glück verspürt. Die meisten Sehenswürdigkeiten hatte ich mehr als einmal gesehen, doch mit Kay war alles ein Abenteuer, alles war neu, aufregend und besonders. Mittlerweile war ich mir sicher, dass so eine 'richtige' Beziehung sein musste; dass die Zeit mit der anderen Person verflog, selbst die langweiligsten Tätigkeiten wunderschön waren und es einem das Herz erwärmte, wenn man diese Person lächeln sah.

Hier in Regensburg kannte uns niemand, weswegen wir Händchen haltend spazieren gehen konnte, ohne dass wir uns Sorgen machen musste. Ich konnte Kay küssen, wann immer mir danach war und wir konnte all die Sachen machen, die für andere Paare vielleicht banal klangen. Ich genoss jeden Moment, indem ich diese Freiheit spürte: Kay wie sie mir durch die Haare strich, mich selbstverständlich mich gebrannten Mandeln fütterte und mir immer den Arm um die Schulter lag, wenn sie mal nicht meine Hand hielt.

Der Tag verflog viel zu schnell. Viel zu schnell war es bereits Nachmittag und wir machten uns auf dem Weg zum Christkindlmarkt, um meinen Vater dort zu treffen.

"Kay, du bist größer als ich, du musst nach ihm suchen, ich sehe fast nicht", meinte ich und verschränkte sicherheitshalber meine Finger mit ihren. Sonst würde ich sie in dieser Masse von Menschen definitiv verlieren, mein Handy hatte keinen Akku und ich würde mich auf dem nach Hause Weg definitiv noch verirren. Deswegen war es sehr wichtig, dass Kay und ich uns unter keinen Umständen verlieren würden.

"Okay, ich glaub, ich sehe ihn", meinte sie und wir machten uns zielsicher auf dem Weg zu einem Glühweinstand. Als wir fast angekommen waren, erkannte ich meinen Vater nun auch – wieso war ich nur so klein?

Er lächelte uns beide an und schloss uns erst einmal beide in eine Umarmung. "Hattet ihr bis jetzt einen schönen Tag? Ich hoffe, es war nicht allzu schlimm, dass wir uns erst jetzt sehen."

"Nein, war alles gut. Ich weiß doch, dass du so viel Arbeit manchmal hast", meinte ich mit einem Lächeln. "Kay hat ganz viele schöne Fotos gemacht, die kann sie dir dann auch schicken."

"Naja, eher nur Schnappschüsse", relativierte sie meine Aussage und wurde sogar leicht rot. "Aber ich kann sie... dir gerne schicken, wenn ich sie dann auf meinem Laptop gezogen hab."

"Was wollt ihr denn essen? Oder trinken? Es gibt Glühwein, Kakao, Met, sonst würde ich sagen, wir essen erstmal was Salziges und danach was Süßes", schlug mein Vater vor. "Sonst müsst ihr mir jetzt auch endlich mal die Geschichte erzählen, wie ihr euch kennengelernt habt, das weiß ich ja noch gar nicht."

Selbstverständlich hatten Kay und ich das geprobt – unsere Geschichte war wasserdicht und auch jeder in unserem Umfeld kannte diese Geschichte mit genügend Details. Auch wenn es mir jedes Mal unendlich weh tat, dass wir darüber überhaupt lügen mussten, war es doch das Leichteste, trotzdem tat es meinem Vater gegenüber noch etwas mehr weh. Trotzdem war ich in diesem Moment unendlich dankbar dafür, dass wir das so gut geprobt hatten.

"Ich hab dir doch erzählt, dass ich Panic! At The Disco Konzert in München war? Das war Anfang vom Schuljahr", begann ich und zum Glück musste ich bei diesem Teil keine Begeisterung vorspielen. Sonst hätte vermutlich Kay diesen Part bekommen – sie war viel besser in sowas als ich. "Dann wollte ich ganz normal in die S-Bahn steigen und dabei standen so drei Verrückte neben mir, die habe ich dann angequatscht, weil sie so aussahen, als ob sie auch auf das Konzert gingen und da war Kay unter ihnen." Bei dem Gedanken an das Konzert musste ich lächeln, es war ein wunderschöner Abend gewesen.

"Und wir hatten das ganze Konzert über so viel Spaß, dass ich nach ihrer Nummer gefragt habe und die hat sie mir dann glücklicherweise auch gegeben", fügte Kay hinzu. "Dann haben wir ewig geschrieben und uns paar Mal getroffen und so hat sich das dann entwickelt." Sie war in sowas wirklich gut, niemand, der sie nicht wirklich gut kannte, würde erkennen, dass sich das nicht so zugetragen hatte.

Jetzt kam der letzte Teil, der der wichtigste von allen war und deswegen so glaubhaft wie möglich sein musst. Normalerweise bekam ihn deswegen Kay, doch dieses Mal musste ich ihn übernehmen, schließlich war das mein Vater. "Wir haben es aber meiner Mutter beziehungsweise Kay's Vater noch nicht gesagt, deswegen sagst du bitte auch nichts. Wir wollen uns damit noch etwas Zeit lassen, ja?"

Mein Vater lächelte. "Natürlich sag ich nichts, meine Lippen sind versiegelt. Auch wenn ich mir beim besten Willen nicht vorstellen kann, dass sie schlecht reagieren. Kay's Vater kenne ich natürlich nicht, aber Maria braucht zwar manchmal etwas, doch ihr ist am wichtigsten, dass ihre Tochter glücklich ist."

Kay nahm meine Hand und ich war heilfroh, dass wir jetzt nicht mehr Lügen mussten. Zudem hoffte ich inständig, dass mein Vater rechtbehalten würde – schließlich hatten wir 'das Gespräch' mit unseren Eltern immer noch vor uns. Ein Moment, vor dem es Kay und mir definitiv graute.

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