Kapitel 25
edit update: sehr wichtiges Kapitel in Bezug auf Lara's Emotionen, ich hoffe es gefällt euch :) und ihre Emotionen kommen jetzt hoffentlich auch besser rüber ^^
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"I fell in love the way you fall asleep: slowly then all at once."
Lara;
"Morgen an alle Lebewesen dieses Hauses", hörte ich das bekannte Schreien von Kay's Vater, nachdem er vom Semmel-Holen wieder zurückkam. Am Samstag. Um - ich schaute kurz auf die Uhr - sieben Uhr in der Früh.
Ich stöhnte genervt auf und drehte mich in meinem Bett wieder um und zog mir zudem meine Decke über den Kopf danach. Allerdings dauerte die Ruhe nicht länger als einige Minuten, da ich hörte wie sich meine Zimmertür öffnete und jemand eintrat. Meine Motivation für menschliche Interaktion ohne den ersten Kaffee war gleich null, weswegen ich nicht aufschaute, sondern stattdessen blieb ich einfach liegen.
Warum musste Marc so ein Frühaufsteher sein? Eventuell wäre ich auch nicht so müde, hätten wir gestern nicht noch bis eins oder so irgendwelche Filme angeschaut. Ich war immer wieder erstaunt, dass wir nicht schon davor eingeschlafen. Kay war irgendwann um halb zwei dann ins Bett gegangen, als sie fast auf der Couch eingeschlafen wäre – wir hatten sie dann ins Bett geschickt, auch wenn sie eigentlich darauf bestehen wollte, uns noch beim Aufräumen zu helfen. Ich hatte dann noch schnell mit Phillip aufgeräumt, als ich dann ins Bett gegangen bin, schlief Kay schon. Wäre sie noch wach gewesen, hätte ich mich vielleicht wieder zu ihr legen können...
"Lara?", hörte ich eine Stimme - Kay's. Das hatte ich jetzt wirklich noch weniger gebraucht... hoffentlich fragte sie mich nichts wegen gestern... Philip und ich hatten ein bisschen zu viel Zucker und wenn wir hyperaktiv waren, schaukelten wir uns so gegenseitig auf, was meist zu unfreiwilligen Outings führte - okay gestern war es zwar mehr oder weniger geplant aber trotzdem.
"Mhm...", meinte ich nur und bewegte mich immer noch keinen Millimeter. Ich war praktisch noch am Schlafen, also konnte man mit mir wirklich gar nichts anfangen gerade. Ich zog mir die Bettdecke über den Kopf und schaute Kay nicht einmal an, da meine Augen immer noch geschlossen waren. Unter meiner Decke war es definitiv zu gemütlich, um darunter hervor zu kriechen. Abgesehen davon war mir gestern Abend irgendwie peinlich und ich war nicht in der Verfassung mich damit zu befassen.
"Wurdest du auch von meinem Vater geweckt und nur zu Info, ich weiß, dass du wach bist", meinte Kay und ich spürte, wie sie sich auf die Bettkante neben mich setzte. In mir regte sich das Bedürfnis mich an sie zu kuscheln und ihre Nähe zu spüren – das würde ich definitiv nicht tun.
Mit einem leichten Stöhnen kroch ich unter der Decke hervor. "Wieso bist du so motiviert in der Früh? Ich bin immer noch nicht wach."
"Kann ich mich zu dir legen?", fragte Kay mit einem Lächeln und ich nickte darauf nur, wieso sollte ich so ein Angebot bitte ablehnen... Genau gesagt hatte sie genau das gefragt, was ich mir instinktiv gewünscht hatte. Ihr nah zu sein war für mich eines der schönsten Dinge in der Welt.
Ich rutschte ein bisschen an die Wand, um ihr Platz zu machen, als sie sich neben mich legte und ein bisschen zu nah als nötig neben mir lag (nicht, dass ich mich beschwerte). Trotzdem hatten wir auf meiner neunzig Zentimeter großer Matratze nicht wirklich viel Platz und mussten uns dementsprechend berühren.
"Erzähl mir eine Geschichte", bat Kay und schaute mich durch ihre dichten langen Wimpern an - sie war wie nun öfters am Morgen ungeschminkt, was meiner Meinung nach super an ihr aussah. Sie sah geschminkt auch wunderschön aus, aber so wirkte sie mir so nah und ich hatte keine Angst mehr, dass ich nicht hübsch genug für sie war. Ich wusste, dass diese Gedanken nicht rational waren, aber ich wusste nicht, was ich gegen sie machen könnte.
"Ich bin so unkreativ wie ein weißes Blatt Papier", erwiderte ich darauf nur mit einem Lachen. "Also wirklich, ich habe keine Ahnung." Auch wenn ihr wahnsinnig einen halben Roman erzählen würde, doch mein Kopf war wie leergefegt, ich konnte mich nicht mal mehr an eine einzige Fanfiktion erinnern.
"Dann erzähle ich dir eine und du darfst dir das Ende aussuchen", meinte sie daraufhin nur und ich schloss bereits meine Augen, da allein nur Kay's Stimme schon beruhigend und gewissermaßen auch einschläfernd auf mich wirkte. Zusätzlich wollte ich wirklich einfach nur weiterschlafen und so konnte ich sogar noch neben ihr liegen und vielleicht sogar mit ihr kuschelnd einschlafen.
"Es war einmal eine Sternenstaubfee", begann sie.
Ich grinste und meinte daraufhin. "Eine Sternenstaubfee? Dein Ernst, Kay?" In meinem Kopf war definitiv Kay diese Sternenstaubfee, es gab niemand anderen, der so sanft und so zart war wie sie. Außerdem würde sie mit so Feenflügeln definitiv gutaussehen – wie ein Fantasiewesen. Ich sollte definitiv weniger über sowas nachdenken, sonst würde das, das nächste Mal in meinem Traum vorkommen.
"Ja, mein Ernst und jetzt sei leise und lass mich weitererzählen", erwiderte Kay mit einem sanften Lachen. "Auf alle Fälle, diese Fee lebte auf einem Stern am Nachthimmel und ließ ihren Stern immer ganz besonders erstrahlen. Allerdings war sie immer nur eine von vielen, weswegen sie vermutete, sie würde genauso wie alle anderen nach einigen Jahrhunderten untergehen. Sie hatte bereits vielen Feen mit ihren Sternen zu Sternschnuppen werden sehen, die nur noch einen letzten Wunsch erfüllen konnten."
"Das ist voll traurig!!", beschwerte ich mich und öffnete meinen Augen erneut. Kay hatte sich unter meine Decke gekuschelt und unsere Füße berührten sich, ihre waren kalt, meine waren warm. Die Berührung sorgte für ein komisches Ziehen in meinem Bauch - was garantiert keine Schmetterlinge waren... Was dachte ich einfach nur?
"Wie auch immer", erzählte Kay weiter. "Diese Feen sammelten sich immer wieder zusammen, um sich eben zu treffen... okay, wie auch immer kamen dabei auch einige andere mythische Gestalten, wie die Wichtel der Schwarzen Löcher oder die Elfen der Planeten."
"Alter, Kay, ich weiß nicht, ob das einfach nur perfekt ist oder ob ich weinen soll, weil es einfach keinen Sinn ergibt", kommentierte ich sanft und kuschelte mich komplett unterbewusst an Kay - fuck. Was ist, wenn ihr jetzt auffiel, dass sie diese Nähe zu mir gar nicht wollte, sondern ihr das zu nah, zu viel oder sie diese Gefühle einfach nicht hatte. Bei diesen Gedanken wurde mir vor Nervosität übel.
"Jetzt sei endlich leise und hör zu, ich habe ungefähr keine Ahnung, was ich hier überhaupt erzähle, sei ein bisschen dankbarer", sagte Kay nur mit einem Lachen. "Denk einfach dran, wäre dir etwas eingefallen, dann wäre diese Geschichte niveauvoller."
Ehrlich gesagt, hatte ich keine Ahnung, wie mein Kopf jetzt auf Kay's Schulter gelandet war, aber ich beschwerte mich nicht wirklich darüber.
Kay erzählte weiter von den Wichteln und Kobolden und Feen und Elfen, die sich dann in irgendwelchen entfernten Galaxien trafen und irgendwann war ich so müde, dass ich einfach einschlief - auf Kay's Schulter.
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Als ich wieder aufwachte, lag mein Kopf immer noch auf Kay's Schulter, die ihren Arm um mich gelegt hatte und ein Buch las. Irgendwie fühlte ich mich schlecht, dass sie jetzt hier so von mir beansprucht worden war – vielleicht hätte sie lieber etwas anderes gemacht oder auch geschlafen.
Mit einem Lächeln sah sie mich an und klappte ihr Buch zu – davor knickte sie noch die obere Ecke der Seite, auf der sie gerade war, um. Das war definitiv ihre einzige Schwäche bis jetzt. "Und ist meine Schulter bequem?"
Ich spürte wie meine Wangen rot wurden und wollte am liebsten wieder anfangen zu schlafen, damit ich der peinlichen Situation entfliehen konnte. Allerdings liebte ich, wie warm Kay immer war und auch wenn es mir unangenehm war, ich mochte ihren Geruch. Ich vermutete zwar, dass es größtenteils von ihrem Shampoo kam, was mir ziemlich egal war ehrlich gesagt... die Tatsache war nun mal, dass ich Kay's Geruch einfach liebte.
"Ähm... ja schon", beantwortete ich nach gefühlten Stunden endlich mal ihre Frage, das hatte Kay nun davon, dass ich einfach nur ein totaler liebeskranker Teenager war... Warte mal... WAS? Was hatte ich gerade einfach nur gedacht...
Ich konnte Kay nicht mögen, zumindest nicht auf diese Weise, wir waren praktisch Geschwister... also Stiefgeschwister und das auch noch nicht rechtlich gesehen... Außerdem war Kay... Kay. Sie war perfekt und hübsch und lieb und einer der besten Menschen, die ich jemals getroffen hatte. Diese Gedanken erweckten in mir das Bedürfnis, sie vor allem schlechten zu beschützen.
Außerdem war es ganz schlecht darüber nachzudenken, wenn Kay so nah neben mir lag. Mein Herz klopfte so schnell und Kay's Lächeln schien noch wärmer und sanfter zu werden. Sie hatte mein Herzklopfen bestimmt gehört... das war alles so peinlich.
"Wir sollten aufstehen", murmelte ich schnell und befreite mich aus ihrem Arm. Etwas hastig stieg ich über ihre Füße aus meinem Bett und sprintete ins Bad. Dort angekommen atmete ich erst einmal tief ein und aus und versuchte meinen Herzschlag zu beruhigen.
Das konnte doch echt nicht wahr sein... von allen Personen ausgerechnet Kay. Mit einem letzten tiefen Atemzug schaute ich mein Spiegelbild an - als ob das irgendetwas bringen würde. Meine Haare waren zerzaust und ich hatte Schlafsand um die Augen. Immerhin hatte ich im Moment keine Augenringe.
Ich zog mich an und ging zurück in mein Zimmer, in dem Kay immer noch auf meinem Bett saß und ihr Buch weiterlas. Sie sah so perfekt aus, als die saß und sich kleine Falten auf ihrer Stirn bildeten. Mir war noch nie aufgefallen, dass diese Falten sich immer auf ihrer Stirn bildeten, wenn sie nachdachte.
"Deine Mutter ist mit meinem Vater irgendwie beim Einkaufen, also haben wir das Haus noch ein wenig für uns", meinte Kay mit einem Grinsen und klappte ihr Buch wieder zu, als hätte sie gespürt, dass ich dastand und sie beobachtete. Dann stand sie auf und nahm meine Hand in ihre.
Durch meinen ganzen Körper ging ein Stromschlag, es fühlte sich seltsam gewohnt an und um ehrlich zu sein wollte ich ihre Hand nie wieder loslassen. Sie zog mich hinter ihr vorsichtig die Treppe herunter und weiter ins Wohnzimmer, wo auf dem kleinen Tisch vor der Couch ein Tablett mit Essen und Kaffee und Tee stand. Ein kleiner Zettel lag in der Mitte: Für unsere beiden Töchter xx
Die Handschrift meiner Mutter. Ich lächelte dabei - halb traurig und halb glücklich. Plötzlich traf mich die volle Wahrheit. Das mit Kay und mir würde selbst in dem unwahrscheinlichen Fall, in dem Kay mich auch mögen würde, nie etwas werden. Die äußeren Umstände waren so schlecht, wie sie nur sein könnten – obwohl wir immer noch in einem Land leben könnten, in dem unsere Liebe illegal war und wir niemals heiraten könnten, also vielleicht waren die Umstände zwar schrecklich, aber nicht absolut furchtbar.
Trotzdem waren wir verloren, beziehungsweise war ich verloren – ich musste meine Gefühle für Kay so schnell es geht zerstören, sonst würde ich diese Familie vollends zerstören. Dabei war meine Mutter nun wirklich glücklich, das konnte ich ihr nicht verderben.
Auch Kay... Sie würde mit mir nicht glücklich werden, ich konnte ihr nicht die Freiheit bieten, die sie verdient hatte. Mein erster Gedanke war, dass ich einfach zu meinem Vater nach Regensburg ziehen könnte, allerdings war es vermutlich die schlechteste Idee aller Zeiten einfach mitten in der elften zu wechseln.
Sonst könnte ich natürlich versuchen meine Gefühle auf jemand anderen zu lenken, jemand, der nicht meine Fast-Stiefschwester war und vielleicht sogar besser zu mir passte. Ich dachte an Anika, von der ich wusste, dass sie auch auf Frauen stand. Vielleicht sollte ich diese Option einmal ausprobieren...
"Also dann würde ich sagen, guten Appetit", meinte Kay und stieß mich sanft auf die Couch, auf der sie neben mir Platz nahm. Ich hatte definitiv nicht realisiert, dass ich solange im Wohnzimmer gestanden und einfach nichts getan hatte.
Unsere Knie berührten sich für eine Sekunde und ich spürte bereits wieder die 'Schmetterlinge' in meinem Bauch – ich musste das alles stoppen, bevor ich mich noch vollends in Kay verlieben würde.
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