Kapitel 22
Warum sind Mädchen nur so verdammt kompliziert... Kann man nicht einfach es ganz klar machen, ob man jemandem freundschaftlich oder eben mehr als freundschaftlich mag?! Alter ich bin so verwirrt -.-
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"Wenn du nicht an dich selbst glaubst, mach ich das, bis du es kannst."
Kay;
Komischerweise wurde mir erst am Nachmittag, als ich von der Schule kam, bewusst, dass nichts mehr so sein würde, wie es war. Ich lebte zusammen mit Lara und ihrer Mutter, unsere Eltern würden außerdem bald heiraten... Also so im Sommer, hatten sie zumindest mal angedacht. Vielleicht lag es daran, dass ich erstmal in die falsche Richtung abgebogen bin, weil ich es so gewohnt war, zu unserem alten Haus zu gehen.
Als ich schließlich nach Hause kam, war ich zum ersten Mal seit einer langen Zeit nicht allein, denn Marie stand gerade in der Küche und sang irgendein Lied. Daran könnte ich mich definitiv gewöhnen – auch wenn nicht so viele Probleme hatte, allein zu essen.
Sie drehte sich mit einem Lächeln zu mir um, als ich die Küche betrat. "Hallo, ich versuche mich gerade an veganen Suppen wegen einem neuen Bericht, den ich schreibe, willst du was probieren, ich könnte eine zweite Meinung gebrauchen."
"Klar, gerne", erwiderte ich mit einem Lächeln. "Wenn es dich nicht stört, würde ich währenddessen Hausaufgaben machen, ist so eine Gewohnheit von mir."
"Wir könnten uns auch einfach unterhalten?", schlug sie vor und irgendwie fühlte ich mich schlecht, als ich darüber nachdachte, ihr Angebot abzulehnen.
"Okay, ich kann die Hausaufgaben auch später machen, ich hab ja Zeit", meinte ich nur lächelnd und setzte mich auf einen Stuhl. Vielleicht war es einfach Zeit, alte Rituale über den Haufen zu schmeißen...
"Wunderbar, ich schreibe ja gerade über die Neuerfindung von Suppen, also musst du mir jetzt deine ehrliche Meinung zu dem sagen, was ich gekocht habe", erklärte sie und stellte mir bereits den ersten Teller hin. "Also das ist eine Currysuppe mit noch ein paar anderen Sachen, du hast keine Allergien, oder?"
"Nein", erwiderte ich und sah sie grinsend an. "Krieg ich vielleicht auch noch einem Löffel?"
"Ups, ja klar", meinte Marie und gab mir einen Löffel.
Ich nahm ihn dankend und probierte die Suppe, die wirklich erstaunlich lecker war, ich hatte wirklich nicht gedacht, dass sie so gut sein würde. Besonders war ich normalerweise kein Fan von Suppen, aber vermutlich machten mein Vater und ich sie einfach nur so lecker wie Marie.
"Ich find's lecker", meinte ich lächelnd. "Also wirklich, sollest du öfters machen, wenn's nicht zu viel Arbeit ist." Auch könnte ich mich definitiv daran gewöhnen, mittags bekocht zu werden.
"Dafür müssen leider noch zwei Leute zustimmen und deinen Vater muss ich bezüglich Suppen auch noch überzeugen", erwiderte sie lachend. "Oder wir geben den beiden einfach keine Wahl."
"Also ich finde den Vorschlag, mit dem keine Wahl lassen eindeutig besser", erklärte ich nur mit einem Grinsen und aß die Suppe weiter. Ich mochte definitiv alles an der Suppe, sie hatte einen angenehmen Schärfegrad, eine gute Textur – es fehlte nichts.
"Ich eigentlich auch, wenn ich ehrlich bin", erwiderte Marie lachen und grinste mich an. "Sollten wir vielleicht einfach so machen... Wir sind eh fünfzig Prozent."
"Find ich gut", bestärkte ich sie.
Es war angenehm mit Marie zu reden, wesentlich angenehmer als es ich es vermutet hätte, um ehrlich zu sein. Ich dachte, Marie wäre eher distanziert gegenüber mir, aber das war sie keineswegs. Sie war offen und freundlich - außerdem konnte sie gut kochen, was ja schonmal ein sehr guter Pluspunkt war. Kochen gehörte nämlich leider nicht zu den Dingen, für die mein Vater ein Talent hatte. Es war zwar essbar, aber mehr auch leider nicht... Obwohl er sich wirklich immer Mühe gab.
"Und was hast du alles so zu tun?", fragte Marie mich interessiert, während sie sich einige Notizen zu den Suppen machte. "Und hier ist übrigens Suppe Nummer zwei, ich hoffe, die ist genauso gut, wie die erste."
Ich nahm den Teller dankend entgegen. "Nicht so viel, nur Mathe und Deutsch. Aber ich sollte mich dieses Jahr trotzdem anstrengen, ist schließlich mein letztes Jahr."
"Ja, genau... Marc hat mir erzählt, dass du dich für Autos interessiert", erwidertet Marie mit einem Lächeln. "Lara wird Arzt, du kennst dich mit Autos aus, wir haben die besten Kinder eindeutig."
"Ich weiß nicht mal mehr, ob die mich da wollen...", erwiderte ich zögerlich. Bewerbung hatte ich zwar schon abgeschickt und alles, allerdings war ich mir trotzdem extrem unsicher...
"Die wären doch blöd, wenn die dich nicht wollen", meinte Marie dazu und lächelte mich an. "Du machst das bestimmt super!"
"Danke", erwiderte ich mit einem Lächeln. Vielleicht war mir nicht wirklich aufgefallen, dass es mir gefehlt hatte, mit jemand anderem zu reden als meinem Vater. Besonders nach der Schule, einfach jemanden zu haben, der mit einem redete – auch wenn er sich immer abends für mich Zeit gehabt hatte und am Wochenende war er ebenfalls da.
•
Erst gegen zehn nach fünf hörte ich die Tür unten und nahm damit an, dass mein Vater und Lara endlich auch wieder da waren. Das musste schon relativ anstrengend für Lara sein, solange in der Schule zu sein – da hätte ich auch keine Motivation mehr.
"Hallo an alle Lebewesen in diesem Haus!", hörte ich meinen Vater die fast schon langweilig bekannte Begrüßung. Leider konnte ich ihn bis jetzt noch nicht dazu bringen können, sie abzulegen.
Ich rollte also nur meine Augen und blieb auf meinem Bett liegen - ich hatte mich zwar seit ca. einer Stunde nicht mehr bewegt, allerdings hatte ich auch nicht wirklich das Bedürfnis mich zu bewegen. Besonders nicht wenn das heißen würde, dass ich nicht mehr weiterlesen könnte.
Ohne Vorwarnung wurde wenige Sekunden später meine Zimmertür aufgestoßen. Bevor ich auch nur irgendwas sagen konnte, hörte ich nur ein lautes "Fuck this shit" und die Tür wurde wieder zugeschlagen.
Ich erkannte eindeutig Lara's Stimme und sah auch ein wenig später wie sie sich entschuldigend in mein Zimmer schob. "Tut mir leid, ich war bei der falschen Tür, also ich bin durch die falsche Tür gelaufen... Hab ich dich irgendwie erschrocken oder so?"
"Nein, alles gut", beruhigte ich sie mit einem Lächeln und versuchte nicht zu auffällig ihr Outfit zu mustern. Lara trug immer größtenteils schwarz, allerdings sah sie damit nicht langweilig aus, sondern eher cool. Sie hatte einen alternativen Style, der zudem noch sehr androgyn war, aber sie rockte das voll.
Wirklich ich hatte mal eine richtig Nirvana-Phase mit vierzehn und hatte darauf bestanden mir meine Haare blau zu färben... das war die schlechteste Idee, die ich jemals hatte - und ich hatte einige... Nichts hatte mir schlechter gestanden als blaue Haare, allerdings war ich auch so stur, dass man mich nicht davon hätte abhalten können.
"Wieso schaust du mich so an, als würdest du mich gerade mit den Augen ausziehen?", fragte Lara mich nach einigen Minuten zweifelnd.
"Ich... ich hab nur dein Outfit bewundert", rechtfertigte ich mich und wurde bestimmt richtig rot. Peinlich, peinlich... anscheinend hatte ich sie deutlich mehr angestarrt, als ich gedacht hatte – hoffentlich dachte Lara jetzt nicht schlecht von mir...
"Whatever", sagte sie nur und schloss meine Zimmertür wieder, um vermutlich in ihr Zimmer zu gehen. Bestimmt war sie einfach nur etwas genervt von ihrem langen Tag und ich sollte sie noch etwas in Ruhe lassen.
"Warum bist du so, Kay, warum?", murmelte ich mir selbst zu und schüttelte etwas ungläubig den Kopf. Definitiv musste ich mich etwas besser unter Kontrolle halten.
Lara schien ziemlich fertig zu sein nach dem langen Tag - wer hatte auch gerne bis fünf Schule? - und ich war ehrlich gesagt auch irgendwie müde, was aber wahrscheinlich eher daran lag, dass ich meine Tage hatte und deswegen einfach nur fertig mit meinen Nerven war.
Bereits während des Abendessens schlief ich fast ein, weswegen ich früh ins Bett ging, lag allerdings noch eine ganze Zeit wach - Regelschmerzen und so. Die Wände zwischen Lara's und meine Zimmer waren relativ dünn - oder es lag daran, dass wir die Türen zu unserem gemeinsamen Bad immer angelehnt ließen. Außer es war jemand im Bad natürlich. Ich hoffte gerade, dass ich sie mit meinem Rumwälzen im Bett nicht irgendwie wach hielt...
Mit einem Seufzer stand ich auf und ging nochmal ins Bad, ohne jedoch die beiden Türen zu schließen. Ich stand sowieso aus dem Grund im Bad, dass ich nicht mehr in meinem Bett liegen wollte und irgendetwas tun musste. Im Spiegel sah ich mein extrem fertiges Spiegelbild – ich konnte fast meine Augen nicht offenhalten.
"Kannst du auch nicht schlafen?", hörte ich eine Stimme, die ziemlich schnell als Lara's identifizieren konnte. Es wäre auch merkwürdig, wenn es irgendjemand anderes gewesen wären. Vorsichtig stieß eine ebenfalls sehr fertig aussehende Lara, die Badezimmertür auf.
"Ich finde irgendwie keine Ruhe", murmelte Lara und setzte sich auf die geschlossene Kloschlüssel.
Ich quetschte mich neben sie. "Ich auch nicht... Willst du... Wollen wir einfach reden? Vielleicht geht's uns dann besser und wir schlafen ganz schnell ein." Gerade in so einem Moment war ich froh, dass sie da war.
Lara nickte und sah extrem dankbar über meinen Vorschlag aus. "In deinem Zimmer? Weil hier ist es ehrlich gesagt ziemlich unbequem."
Ich lächelte sie an. "Ja, klar, was hält dich eigentlich wach?", fragte ich sie, als wir uns auf den Weg in mein Zimmer machten.
Im Dunkeln - das Licht im Bad war aus, genauso wie das in meinem Zimmer - stolperten wir mehr oder weniger auf mein Bett zu. Wir legten uns ohne große Fragerei neben einander unter meine Bettdecke. Ich drehte mich zu Lara und rutschte noch etwas zur Wand, um ihr Platz zu machen.
"Ich schreib morgen Geo", murmelte Lara leise und schaute mich an. "Ich hab voll Angst, dass ich unterpunkte. Selbst wenn ich nicht unterpunkte, muss ich gut sein."
"Als ob", erwiderte ich darauf nur. "Du bist eine der intelligentesten und ehrgeizigsten Menschen, die ich kenne. Ich hab doch gesehen, wie viel du gelernt hast."
"Dann kennst aber nicht viele", scherzte sie, lächelte mich aber sanft an. "Trotzdem... Danke. Es ist schön, wenn jemand an einen glaubt."
Mit einem Grinsen schloss ich meine Augen. "Wir sind ja immerhin zu zweit und das heißt, dass wir nie alleine sein müssen, wenn wir nicht schlafen können."
"Ja... das wäre toll", meinte Lara und ich konnte ihren Blick auf mir spüren.
"Wir sollten versuchen zu schlafen", sagte ich und kuschelte mich mit immer noch geschlossenen Augen in meine Decke ein. "Du kannst gerne hier bleiben, mich stört das nicht."
"Wir haben nur eine Decke", erwiderte Lara mit einem leisen Lachen. "Und ich hab gerade eben mal so viel, dass ich einen meiner Arme drunter legen kann."
"Sorry", murmelte ich müde und öffnete meine Augen wieder. "Dann müssen wir glaube ich, etwas näher zusammen rutschen."
Lara nickte und rutschte etwas näher an mich heran. Unsere Füße berührten sich bereits... ich war es nicht gewohnt mit jemand anderem im gleichen Bett zu schlafen. Vicky und ich hatten nie im gleichen Bett geschlafen oder gekuschelt... Aber es war schön, sie so nahe bei mir zu haben – als wäre alles okay, wenn sie nur da war. In gewisser Weise war das auch genauso, ohne sie wäre dieser Umzug so viel schlimmer gewesen.
"Oder soll ich meine eigene Bettdecke holen?", fragte sie und wollte sich schon erheben, als ich sie sanft wieder zurück neben mich zog.
"Nein, bleib doch da... außerdem du willst nicht", erwiderte ich und schaute sie lächelnd an. "Es ist genug Platz für uns beide."
"Okay," sagte sie und kuschelte sich ebenfalls unter die Bettdecke. Es dauerte nicht lange und ich schlief ein – während Lara neben mir friedvoll atmete und alle schlechten Gedanken forthielt.
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