Kapitel 20
Dieser Moment, wenn man einfach vergisst über was man geschrieben hat... Außerdem vergesse ich gefühlt die halben Charaktere... übrigens sorry, dass das Update so spät kommt, ich hab nicht mehr darüber gelesen btw xD
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"Bei Freundschaft kommt es nicht darauf, wie lange man sich schon kennt, sondern wie gut man sich vertrauen kann."
Kay;
Normalerweise mochte ich Schule eigentlich ganz gern, aber es war gerade einfach nur extrem nervig bei uns in der Klasse. Normalweise waren das Phasen, die immer wieder vorbei gingen, aber diese hielt sich sehr hartnäckig und nahm mir äußerst viel Energie. Kleiner Rückblick: Marcus' etwas unfreiwilliges Outing, die Sache mit der Parallelklasse und die Tatsache, dass Liv uns in der Schule nie allein ließ.
Trotzdem war ich irgendwie glücklich, dass wir uns immer alle in der Schule trafen... Denn wir hatten nur noch weniger als ein Jahr Schule und dann würde ich eine Ausbildung machen und Vicky würde erstmal ein Jahr im Ausland bei ihren Verwandten verbringen. Ich würde alles vermutlich schon ganz schön vermissen, es brach einfach sehr viel Struktur plötzlich weg.
Währenddessen wäre Lara ja immer noch ein Jahr in der Schule, bis sie dann anfing zu studieren. Auch wenn sie sich gar nicht so sicher im Bezug auf ihr Medizinstudium war, war ich mir da sehr sicher – und ich hoffte natürlich, dass sie gut genug war, um hier bei uns zu studieren und nicht, dass sie letztendlich nach Wien oder so ziehen musste. Ich wollte, dass wenigstens sie dableiben würde.
"Kay, Guten Morgen", begrüßte mich Liv und ich fuhr erstmal zusammen, da ich sie nicht hatte kommen sehen. Okay, ich war zusätzlich noch in meinen Gedanken versunken gewesen, aber das macht das Ganze wirklich nicht besser! Außer dass ich meine Gedanken gerade wirklich gerne nicht gehabt hätte. Es brachte nichts, die Zukunft zu sehr zu zerdenken.
"Alter, ich hatte grad fast einen Herzinfarkt", meinte ich leicht genervt und fasste mir ans Herz. Okay, vielleicht nicht wirklich, allerdings war es schon ein Schock für mich. Ich konnte nicht glauben, dass sie nicht verstand, dass das langsam definitiv nicht mehr lustig war. Bald könnte ich ausrasten, wenn sie das nochmal würde – wahrscheinlicher war allerdings, dass Vicky sie mal bei sowas aus Selbstverteidigung verletzten würde.
"Tut mir leid", entschuldigte sie sich mit einem Lachen und umarmte mich erstmal fest. Ich glaubte nicht, dass sie irgendeiner Weise verstand, dass sie wirklich nervte mit ihrem Erschrecken – für sie war das einfach immer noch ein Witz. So konnte das definitiv nicht mehr weiter gehen.
Ich war größer als sie, weswegen sich Liv immer auf die Zehenspitzen stellte, um mich zu umarmen – ich befreite mich nach einige Sekunden aus der Umarmung. Immerhin hielt sie mich nicht mehr wie in einem Schraubstock fest, sondern ich konnte mich leicht befreien – Olivia hatte definitiv deutlich mehr Kraft als man ihr zutraute.
Eigentlich hatte ich selbst keine wirkliche Ahnung warum mich Liv die meiste Zeit irgendwie aufregte und nervte... vielleicht war es ihre Art, mit der ich irgendwie nicht wirklich klarkam. Normalerweise kam ich mit den meisten Menschen sehr gut aus, aber bei ihr hatte ich ehrlich gesagt, auch nicht mehr die Motivation mit ihr gut auszukommen. Eigentlich wollte ich sie einfach nur loswerden, das würde mir zumindest sehr viel Schrecken ersparen. Trotzdem hatte ich immer noch die Hoffnung, dass Liv irgendwann netter würden werde, denn so wie sie jetzt war, würde nur sehr schlecht Freunde finden.
"Morgen, Freunde der Himmelskörper!", begrüßte uns Vicky fröhlich – man merkte bei ihr eindeutig, dass sie Olivia heute noch nicht gesehen hatte, weswegen sie noch gut gelaunt sein konnte.
"Alter warum bist du immer so hyperaktiv in der Früh?", fragte ich leicht genervt und versuchte meinen blaffenden Tonfall zu unterdrücken, schließlich konnte Vicky nichts dafür. "Woher nimmst du diese Energie?"
"Du bist wahrscheinlich immer noch erschöpft von dem ganzen Wochenende, oder?", bemerkte Vicky und grinste mich aufmunternd an. "Ihr seid doch jetzt umgezogen?!"
"Ach stimmt", meinte Liv und schlug sich an die Stirn. "Und ich hab dich gar nicht gefragt, ob du Hilfe gebraucht hättest? Ich hoffe, es war nicht allzu viel Arbeit." Das machte sie ja wirklich liebevoll, es wäre einfach schön, wenn sie so 50 Prozent weniger Energie haben würde – und definitiv sollte sie das Umarmen lassen.
"Nein, das ging eigentlich voll", erwiderte ich abwinkend. "Wir haben das alles zusammen voll gut hingekriegt. Der Großteil war schon geschafft, wir mussten nur noch bisschen was auspacken und einräumen."
"Wie kommst du mit Lara jetzt so klar?", fragte Vicky interessiert. "Kommt ihr miteinander klar? Sie wirkte ja schon nett, aber so Zusammenleben ist ja schon was anderes, als nur befreundet zu sein."
"Es ist schon irgendwie ungewohnt... es ist immer so laut und belebt", antwortete ich ehrlich. "Allerdings kommen wir glaub ich ganz gut miteinander klar. Ich bin auf alle Fälle froh, dass Lara meine Stiefschwester, weil sie so verständnisvoll ist." Und sie war freundlich und lustig und humorvoll und hübsch...
"Okay, ihr werdet es mir nicht glauben, aber...", fing Liv an und kreischte dann sehr schrill. "Ich hab mich geoutet!!"
Ich hatte mir leider zu spät die Ohren zugehalten und jetzt war ich eindeutig fast taub – ich hätte nicht gedacht, dass sie so hoch schreien kann und das war gekoppelt mit der Lautstärke keine gute Kombi für meine Ohren.
"Cool und jetzt?", fragte Vicky diplomatisch. "Wie haben alle reagiert?" Vermutlich konnte sie sich vorstellen, dass ich in diesem Moment keinen Satz rausbringen hätte können, der nicht einfach nur missbilligend und genervt klang.
"Voll super, ich bin einfach so richtig happy. Ich meine, meine Eltern gehen einfach richtig chillig damit um", erwiderte sie mit einem breiten Lächeln.
Ich nickte und gab ein Lächeln vor. "Ich freue mich für dich." Immerhin hörte vielleicht dann ihre Fixiertheit auf mich auf, die sie hatte, seit sie herausgefunden hatte, dass wir beide unter dem asexuellen Spektrum waren.
"Alter hast du schon das von dem einen aus der zehnten gehört?", sagte jemand neben mir so laut, dass ich mich neugierig umdrehte. Zwei Freundinnen standen nun ein paar Meter neben uns und redeten lautstark über jemanden aus unserer Stufe. Ich schätze sie ca. auf die achte oder neunte Klasse – in unserer Stufe waren sie definitiv nicht. Offensichtlich störte es sie auch nicht, dass die gesamte Aula bei ihrem Gespräch mithören konnte.
"Meinst du den heißen?", erwiderte die andere mit einem Kichern. "Also der, der schwul ist?"
"Ja genau, aber anscheinend schmeißen sich jetzt voll viele an seinen Hals, voll die Schlampen", antwortete die erste darauf. "Besonders diese Blonde, die tut immer so auf nett und letztendlich ist die richtig berechnend. Einfach so richtig innerlich hässlich."
"Die, die immer mit den anderen zwei rumhängt? Die haben garantiert immer Dreier", meinte die zweite daraufhin und lachte. "Die Asiatin ist auch einfach so richtig bemitleidenswert."
Ich starrte die beiden einfach nur fassungslos an. Es war nicht schwer zu verstehen, dass sie über mich redeten. Niemals hätte ich gedacht, dass jemand so abfällig über mich reden würde. Aber was mich richtig auf die Palme brachte, war der Spruch Olivia – sie war vielleicht etwas nervig, aber man lästerte trotzdem nicht über jemanden so.
Anscheinend hatten Vicky und Liv beide zugehört, denn meine beste Freundin hatte bereits mein Handgelenk fest im Griff. "Kay, nein! Das ist es nicht wert! Du mischst dich da jetzt ein."
Währenddessen hatte Liv sich bereits vor den beiden aufgebaut – wodurch sie, auch wenn sie nur 1,60 m groß war, eine gewisse Autorität besaß. "Ganz ehrlich, es kümmert mich nicht über wenn ihr redet, aber ihr lästert garantiert nicht über irgendwelche Leute aus meiner Stufe, habt ihr das verstanden? Sucht euch jemanden aus eurer eigenen Stufe und sagt des denen dann auch ins Gesicht, aber das was ihr gerade macht, ist einfach nur heuchlerisch und außerdem unreif! Also haltet jetzt eure Fresse, bevor ich von meinem schwarzen Gürtel in Karate Gebrauch mache."
Ich starrte Liv einfach nur schockiert an. Erstens hätte ich das niemals von ihr erwartet, zweitens war das das erste Mal, dass mich jemand außer Vicky so deutlich verteidigt hatte. Liv kannte uns gerade vielleicht drei Wochen, trotzdem war sie schon soweit uns beide vehement zu verteidigen.
Vicky ließ währenddessen mein Handgelenk los. "Ich glaube, egal wie nervig wir Liv finden, sie gehört jetzt zu uns", flüsterte Vicky mir zu.
Ich nickte zustimmend. "Genau das gleiche hab' ich auch gerade gedacht, sie ist jetzt eine von uns."
Die beiden starrten Liv nur entsetzt an und drehten sich dann mit einem verächtlichen Schnauben um. Liv stand nur da und starrten den zwei Freundinnen hinterher. "Ich hoffe, ich kann doch noch von dem vielen Karatetraining, was ich über die Jahre hatte, etwas an euch ausprobieren."
"Danke, Liv", meinte ich nur mit einem Lächeln und legte ihr einen Arm um die Schulter. "Das war wirklich, wirklich nett von dir und besonders definitiv nicht selbstverständlich."
"Kein Problem", erwiderte Liv nur mit einem Lächeln. "Ich setzte mich gerne für meine Freunde ein, niemand wird jemals was gegen euch sagen."
"Und das gleiche gilt für dich", fügte ich hinzu. "Du bist jetzt eine von uns und dass heißt, wir schreien jeden zusammen, der irgendwas gegen dich sagt."
Der Gong, der den Anfang des Unterrichts signalisierte, hielt mich davon ab, mich übermäßig bei Liv zu bedanken.
Zum Glück, wahrscheinlich hätte dabei nur irgendetwas sehr, sehr dummes gesagt, beziehungsweise mich einfach verplappert...
•
"Kay? Verstehst du das?", fragte Vicky mich während des Unterrichts und schob mir ihr Matheheft hin. "Ich komm da einfach nicht mehr mit."
Ich schaute in ihr Heft. "Ich würde dir ja gerne helfen, aber du bist ja schon bei der e) und ich bin immer noch bei der b), deswegen keine Ahnung."
"Ich bin schon bei der f)", meinte Marcus neben mir triumphierend. "Allerdings habe ich die c) und die d) ausgelassen, weil sie mich genervt haben."
"Alter, warum versteht ihr das alles, ich komme da wirklich nicht mehr mit", beklagte ich mich und las mir gefühlt zum fünften Mal, den Hefteintrag, der aber mit jedem Durchlesen, nur weniger Sinn ergab.
"Du kannst ja unsere heiße Lehrerin fragen", sagte Vicky nur zwinkernd. "Dann hätte ich auch was davon, weil sie dann bei uns ist."
"Was finden denn eigentlich alle an ihr?", fragte Marcus verwirrt. "Jetzt könnt ihr mir des ja mal ausführlich erklären, weil ich es wirklich nicht verstehe."
"Ich verstehe es auch nicht?!", meinte ich nur dazu, was mich daran erinnerte, dass ich wirklich besser mal diese Aufgaben machen sollte. "Also kann uns das ja Vicky erklären."
"Habt ihr ihren Arsch gesehen?", fragte Vicky zurück. "Der ist einfach so richtig richtig..."
"Bitte beende diesen Satz nicht, okay? Einfach bitte sei leise", unterbrach ich Vicky, schließlich sah Frau Hermann immer wieder prüfend unsere Reihe an.
"Ja, ist ja schön und gut, aber hast du den Arsch von dem heißen Referendar gesehen?", fragte Marcus zurück und fügte wegen Vicky's fragendem Blick hinzu. "Der mit den schwarzen Haaren?"
"Ja... aber ist jetzt eher nicht so mein Typ, trotzdem sind die meisten jungen Sportlehrer attraktiv", erwiderte die mit einem Lachen. "Doch... ich stehe mehr auf blond."
"Gut zu wissen", meinte Marcus mit einem Zwinkern. "Also ich muss dich dann mit jemand blonden verkuppeln?"
"Genau, das wäre sehr nett", antwortete Vicky und lachte erneut. "Ich verkuppel' dich dann mit jemand schwarzhaarigen?"
"Du hast es verstanden", sagte Marcus mit einem Grinsen.
"Okay, jetzt hört auf euch gegenseitig zu verkuppeln und macht stattdessen die Aufgaben aus dem Buch", meinte Frau Hermann mit einem leichten Schmunzeln und ging dann zu einer anderen Reihe weiter.
"Schau dir jetzt ihren Arsch an", flüsterte Vicky Marcus zu und starrte einfach richtig deutlich auf den Hintern der Lehrerin. Da ich zwischen den beiden saß, musste ich auch wohl oder übel, dass alles mitanhören und konnte auch nicht wirklich abschalten.
"Ja und?", fragte Marcus. "Vicky, ich bin hundert Prozent schwul."
Ich lächelte leicht, als ich realisierte wie weit Marcus einfach gekommen war. Vor ein paar Wochen hätte er das nie im Leben einfach so gesagt und jetzt... ging er so locker damit um... Vielleicht lag das teilweise auch an der Tatsache, dass Adrian heute krank war... Manchmal vergaß ich fast, dass ich eigentlich an der ganzen Situation ja letztendlich schuld war. Auch wenn meine Schuldgefühle deswegen vermutlich niemals ganz verschwinden würden.
"Ich weiß, allerdings kannst du doch auch einen hübschen Hintern beurteilen?", erwiderte Vicky interessiert.
"Könnt ihr nicht über was anderes reden?", fragte ich, etwas unwohl mit der ganzen Thematik, während ich tatsächlich schon bei Aufgabe d) war. Blöd nur, dass sie Aufgabe bis k ging, da hatte ich noch einiges vor mir.
Deswegen war ich vermutlich zu Unrecht stolz auf mich – obwohl vier Teilaufgaben besser waren als keine.
"Kay! Mach bei den Aufgaben weiter", ermahnte mich Frau Hermann.
Ich rollte mit den Augen, während Vicky und Marcus neben mir den absoluten Lachflash hatten.
"Danke auch", murmelte ich mit einem erneuten Augenrollen, wenigstens waren die beiden jetzt leise und ich konnte in Ruhe weiterrechnen.
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