Kapitel 15

Hört euch das lied an, denn es passt irgendwie zu dem Kapitel außerdem hab ich es während dem Schreiben immer gehört (außerdem singt Kay dieses Lied am Ende) ^^außerdem sorry, dass ich erst jetzt wieder geupdatet habe xD

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"Ich liebe den Moment, in dem du mich ansiehst und etwas zwischen uns passiert, was sich in Worte fassen lässt."

Lara;

Ich wusste beim besten Willen nicht, warum es Kay's Vater und meine Mutter es für eine gute Idee hielten in den Herbstferien unseren fast ganzen Umzug durchzuziehen. Mit anderen Worten wir mussten bis zu den Herbstferien beide Häuser ausgeräumt haben, damit wir umziehen konnten. Ich war nur dankbar, dass ich nicht schon zwölften Klasse war und noch zusätzlich meine Seminararbeit zum Schreiben hatten, sonst wäre das echt heftig. Das wäre auch nicht förderlich für unseren Familienfrieden gewesen.

In dieser ganzen Zeit hatten weder Kay noch ich die Chance uns darauf vorzubereiten, dass wir Ende dieser Herbstferien einfach in einer komplett neuen Umgebung leben würden. Das war etwas, mit dem ich einfach nicht klar kam... Ich meinte, es ging einfach alles so verdammt schnell... eigentlich kannte ich Kay und Marc doch noch gar nicht gut genug, um mit ihnen jetzt zusammen zu wohnen - aber wenn meine Mutter sich einmal etwas in den Kopf setzte...

"Ich bin so am Ende", erklärte Kay, als sie einen Karton in mein 'neues' Zimmer stellte. Das Zimmer war echt schön (und auch eindeutig heller und irgendwie häuslicher als mein altes), aber ich fühlte mich noch nicht wirklich zu Hause. Ich hatte in dem alten Haus meine gesamte Kindheit verbracht und auch konnte ich da noch die Handschrift von meinem Vater erkennen. Ich konnte nur mutmaßen, wie schlimm das alles für Kay sein musste.

"Ich auch", stimmte ich ihr zu und setzte mich erstmal auf den Karton. "Ich meine, wieso müssen wir den Umzug in den Herbstferien einfach komplett durchziehen..." Von dem ganzen Schleppen bekam ich langsam einen Muskelkater, außerdem hatte ich definitiv das Gefühl, dass ich irgendwie 'falsch' schleppte, das sollte definitiv nicht so auf den Rücken gehen.

"Verstehe ich auch nicht," erwiderte Kay daraufhin und setzte sich neben mir auf den Karton. "Ist ja nicht so, dass jetzt schlechtes Wetter ist und wir nicht irgendwas draußen unternehmen könnten." Irgendwie erstaunte es mich, weil es das erste Mal war, dass Kay sich wirklich negativ über den Umzug äußerte. "Also dann, ich denke es warten noch einige Kartons auf uns."

"Ist eigentlich ein Ende in Sicht?", fragte ich während wir uns auf den Weg nach unten machten, um die nächsten zwei Kartons zu holen.

"Ich glaube schon, also meine ganze Einrichtung ist ja immerhin schon da, aber auf das Ausräumen freue ich mich so gar nicht", antwortete sie. Kay hatte es natürlich geschafft auch jetzt ein perfektes Aussehen zu haben. Sie trug einen schwarzen Rock kombiniert mit einem weichen Kaschmirepulli, dazu schwarze Stiefel. Ich fragte mich, ob sie einfach nur überdurchschnittlich gut Outfit zusammenstellen war oder ob ich einfach nur so wahnsinnig schlecht darin war.

Daneben stand ich mit Jeans, einem Bandshirt, was ich seit einem Jahr hatte, Sneakers und einer Jacke. Meine Sneakers waren schon etwas abgenutzt, die Jeans war schwarz, das Shirt dunkelblau und die Jacke ebenfalls schwarz - also Farben, die definitiv nicht wirklich gut zusammenpassten.

"Ich würde einfach gerne zumindest ein bisschen was für die Schule machen", meinte ich nur, als wir nun mit den nächsten zwei Kartons auf dem Weg nach oben waren. Die ganze Einrichtung übernahmen größtenteils entweder meine Mutter oder Kay's Vater oder irgendwelche ihrer Freunde, die netterweise halfen.

"Ich auch, aber sieh's mal positiv: Je schneller wir hier fertig sind, desto eher können wir noch produktiv sein", sagte Kay nur mit einem Lächeln. Wirklich Kay war zu optimistisch und lieb für die Welt. Wie konnte sie nur immer das positive in dieser Situation sehen, selbst jetzt? Wo eigentlich alles dafür sprach, dass dieser Umzug eine bescheuerte Idee war.

"Also dann was ist das nochmal?", fragte ich und stellte den Karton ab umzusehen, wo er hinsollte.

"Da steht Küche, also viel Spaß beim nochmal runter laufen", meinte Kay mit einem Lachen und machte sich auf den Weg in 'ihr' Zimmer.

"Fuck my life", fluchte ich und machte mich wieder auf den Weg die Treppe runter. Kay lachte nur und wünschte mir viel Spaß. Allerdings hatte ich immerhin etwas sportliche Betätigung dann. Man konnte ja nicht alles haben...

"Wie geht's denn voran?" fragte meine Mutter, auf die ich in der Küche traf. Sie räumte gerade die Schränke ein und schien bereits erste Lebensmittel eingekauft zu haben.

"Ja, es geht. Das Einräumen wird vermutlich einfach nur der Horror", erwiderte ich und versuchte nicht missbilligend zu klingen. "Allerdings brauchen wir ja nicht mehr so viel."

Sie nickte lächelnd. "Ja, genau. Wir sind echt gut in der Zeit." Eigentlich wollte ich irgendeinen bissigen Kommentar dazu abgeben, dass das ja schließlich ihre Idee war und ich praktisch dazu gezwungen wurde das alles zu tun.

Ich stellte den Karton ab und machte mich dann auf den Weg den nächsten Karton hochzutragen. Dieses Mal achtete ich auch wirklich darauf, dass ich nicht wieder irgendwas hochtrug, was dort nicht hingehörte.

Diesen Abend saßen Kay und ich auf dem Boden von ihrem (neuen) Zimmer und aßen Kekse, die sie gemeinsam mit Vicky gebacken hatte. (Ein großes Dankeschön an Vicky an dieser Stelle)

"Ich glaube, es wird nicht so schlimm werden, wie wir beide erst dachten", meinte Kay mit einem Lächeln. "Bis jetzt läuft alles eigentlich ganz gut." Ich fragte mich immer wieder, ob Kay nur nach außen so positiv war oder ob das einfach ihre Art war.

"Ich weiß...", erwiderte ich zögerlich, ich wollte auch so optimistisch sein wie sie, aber irgendwie konnte ich mich nur langsam mit allem anfreunden. "Aber irgendwie... es geht alles nur sehr schnell." 'Zu schnell', fügte ich in Gedanken hinzu.

"Wir sollten die erste Nacht in dem neuen Haus mit Schlafsäcken auf dem Boden verbringen", erklärte sie mit einem Grinsen und einem wahnsinnig süßen Leuchten in den Augen - warte was habe ich gerade gedacht?! "Es wäre wie eine Art Übernachtungsparty", redete sie weiter und schaute mich voller Erwartung an.

Ich schaute sie einfach nur zweifelnd an. "Auf dem Boden? Du weißt schon, dass der Boden erstens hart ist und zweitens sehr, sehr kalt? Außerdem ist der Boden, ich will dann doch lieber in mein Bett." Auch wenn sie mich mit ihrer Energie eigentlich schon um den Finger gewickelt hatte.

"Wir nehmen uns ganz, ganz viele Kissen und Decken und machen es uns richtig kuschlig!!", meinte Kay und ihre Augen funkelten vor Vorfreude. "Das wird super."

"Okay", willigte ich ein. "Und das ist auch nicht irgendwie unbequem? Weil, du weißt, es ist der Boden?"

Kay schüttelte lachend den Kopf und sprang dann plötzlich mit sehr viel Energie auf. "Ich wollte dir noch unbedingt etwas zeigen."

"Okay", meinte ich leicht verwirrt und stand ebenfalls auf (allerdings deutlich langsamer und mit weniger Energie als Kay, mehr Energie als sie zu haben war aber auch schwer).

Sie nahm mich am Handgelenk und zog mich raus auf ihren Balkon (ja, ich war auch schon sehr nah dran einfach ihren Balkon zu klauen, auch wenn das nicht gehen würde und mein Zimmer andere Vorteile hatte). Dann schob sie mich einfach raus in die kalte Luft. "Als ich mich über den kalten Boden beschwert haben, heißt das nicht, dass ich irgendwie lieber an der kalten Luft sein würde. Denn die haben die Kälte gemeinsam und mir ist kalt."

"Lara, mach dir für einen Moment warme Gedanken und hör auf dich zu beschweren!", wies sie mich an und verschwand wieder in ihr (warmen) Zimmer. Ich sah ihr nur verwirrt hinterher.

Dann kam sie wieder mit einer Decke und legte sie um meine Schulter. "Sorry, ich hab nur eine Decke, also müssen wir jetzt etwas kuscheln."

Ich lächelte, als Kay sich die Decke auch um die Schulter legte. Es war schon dunkel und man konnte die Sterne am Himmel sehen. Unsere Schultern berührten sich etwas und Kay war einfach so warm. Ihr Körper strahlte eine solche angenehme Wärme aus, dass ich sie am liebsten umarmen und nie wieder loslassen wollte.

"Well somebody told me. That I would be a dreamer for life", sang Kay neben mir leise. Ich mochte ihre Stimme jetzt. Sie sang wesentlich tiefer als sie sprach, aber genau das war das, was ich jetzt schon so an ihr mochte - und sie konnte im Gegensatz zu mir wenigstens singen.

"Somebody told me I would never reach the other side. Well you say I'm old news, but cross your fingers, I'm yours to lose. What if I told you, that things will never improve", sang sie weiter. Ich kannte das Lied, was sie sang nicht, aber ich mochte es. Allerdings lehnte ich mich irgendwann unterbewusst an sie an. Als mir unsere Nähe wirklich bewusst, überlegte ich mich schnell wieder zurückzuziehen, aber erstens wollte ich das nicht und zweitens sollte Kay nicht denken, dass ich unserer Nähe in irgendeiner Weise mehr Bedeutung zumaß.

"And if I lived a lie, would someone meet me on the other side, so I can burn up bright", hörte ich Kay singen.

Ich lächelte nur und hörte ihr weiter zu. Es beruhigte mich auf eine Art und Weise, die ich nicht wirklich verstand, aber ich mochte es einfach unglaublich ihr zuzuhören. Bis sie einfach plötzlich aufhörte zu singen. Ich drehte mich erstaunt um (irgendwie stand Kay jetzt versetzt hinter mir und ich versetzt vor ihr, sodass wir uns noch mehr berührten).

"Was ist denn?", fragte ich erstaunt.

"Ich nerve dich wahrscheinlich nur", antwortete Kay und schaute in die Nacht hinaus. "Ich meine, meine Stimme ist ziemlich nervig."

"Ich mag sie", erklärte ich irgendwie schüchtern und lachte nervös.

Sie lächelte und strich sich ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht. "If I lived a lie. Would someone meet me on the other side? So I can burn up bright."

Ich lächelte und hörte ihr einfach nur die letzten Zeilen zu, bis das Lied zu Ende war. "Du musst eindeutig öfter für mich singen!", erklärte ich ernsthaft – am besten nur für mich.

"Du wirst mich sowieso die ganze Zeit singen hören, normalerweise singe ich den ganzen Tag", meinte sie und lachte. "Besonders viel unter Dusche. Ich mach das einfach ganz gerne, wenn mir langweilig ist und außerdem kann ich viel zu viele Lieder auswendig."

"Darauf freue ich mich schon", sagte ich dazu noch.

Kay seufzte sanft, während sie die Sterne beobachtete. "Ich bin froh, dass du meine zukünftige Stiefschwester bist und niemand anders."

"Ich auch", bestätigte ich nur. "Ich auch." Vielleicht fände ich fast noch besser, wenn wir uns nicht als Stiefschwestern kennengelernt hätten, sondern unbedarft. Ohne dass wir bereits wussten, wie die Beziehung zwischen uns immer zweifellos auf Schwestern hinauflaufen musste.

Sie legte ihren Kopf von hinten auf meine Schulter. "Wie viel besser es jetzt einfach wäre, wenn einer von uns sich mit Sternbildern auskennen würde...", zerstörte sie die Atmosphäre.

Ich fing an zu lachen und schlug sie spielerisch auf den Arm. "Kay! Zerstör nicht einfach die ganze Atmosphäre! Außerdem wieso glaubst du mir nicht, dass ich mich mit Sternbildern auskenne?!"

"Weil du durch und durch ein logischer Mensch bist, und du das außerdem bereits erzählt hättest, bevor wir auf dem Balkon gestanden wären", erklärte Kay mir ernsthaft. "Du bist ein richtiger Streber, was sowas angeht!"

Ich lachte. "Da hast du vermutlich Recht."

In diesem Moment zählte nur Kay, nur sie, die mit mir hier draußen war und deren Nähe ich so deutlich spürte. Es wäre so viel einfacher, wenn es einfach für immer so bleiben würden; hier mit ihr gab es keine Probleme, kein Gespräch, was unbedingt geführt werden musste. Alles ergab sich von selbst.

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