Kapitel 7
Im Endeffekt verlief das ganze Wochenende so. In unserem Zimmer war alles gut, doch ich konnte die Zeit nie wirklich genießen, da ich ständig Angst vor dem Moment hatte, in dem Tim mich wieder ignorieren würde. Die Mahlzeiten wurden zu einer Qual, ich hatte keinen Appetit und aß nur Tim zuliebe überhaupt etwas, da er sich sonst Sorgen machte. Ich setzte mich immer mit dem Rücken zu ihm. Ich fühlte mich so hintergangen, wenn ich ihm dabei zusah, wie er mit seinen Freunden lachte und ich ihn währenddessen schon vermisste, obwohl wir nur knapp zehn Meter voneinander entfernt waren. Auch in der Woche darauf besserte sich nichts, im Gegenteil, jetzt musste ich auch noch im Unterricht sehen, wie es Tim nichts auszumachen schien, mich nicht neben sich sitzen zu haben und ich allein vom Anblick des leeren Stuhls neben mir traurig wurde, weil ich wusste, dass er sich hier nie freiwillig hin setzen würde. Nicht vor den Anderen. Seinen ach so tollen Freunden. Ich verstand nicht, wie er einfach darüber hinweg sehen konnte, dass sie mir jahrelang Leid zugefügt hatten! Auch die Zeit im Zimmer war nicht mehr so schön wie anfangs. Tim blockte die meisten Gespräche ab, da er mit mir offenbar nicht über seine Freunde und diese ganze Situation reden wollte. Und ich schluckte all meinen Ärger runter und verhielt mich ihm gegenüber brav. Ich würde alles tun, um ihn nicht zu verlieren.
Einen Monat später wusste ich, dass es so nicht weiter gehen konnte. Ich Zog mich in mich selbst zurück und redete kaum mehr, nicht einmal mit Tim, was diesem aber ganz recht zu sein schien. Meine Noten wurden schlechter, da ich mich nach wie vor in der Schule kein Bisschen konzentrierte, im Zimmer aber gerade mal die Zeit hatte, meine Hausaufgaben zu machen, bevor Tim mich wieder für sich in Beschlag nahm. Mit Kelly telefonierte ich auch nur noch selten, höchstens zweimal in der Woche. Ich merkte, dass sie das kränkte, aber ich war einfach so gut wie immer bei Tim und vor dem wollte ich irgendwie nicht mit Kelly telefonieren. Auch die Mahlzeiten wurden für mich so unerträglich, dass ich inzwischen jeden kleinsten Vorwand nutzte, um nicht hin gehen zu müssen, oder zumindest nicht zur gleichen Zeit wie Tim, was dann bedeutete, dass ich fast nichts aß. Dementsprechend war ich auch dünner geworden, was Tim aber gar nicht auffiel.
Und dann passierte etwas, das mir die Augen öffnete. Es geschah an einem Freitagnachmittag. Ich hatte wieder kaum etwas gegessen und war auf dem Weg zu unserem Zimmer, als mich plötzlich jemand hinten am Shirt packte und brutal zurück riss. Mit erschrocken aufgerissenen Augen starrte ich meinen Gegenüber an und augenblicklich machte sich Panik in mir breit. Es war Lukas, der in der zehnten Klasse mit mir in einem Zimmer gewohnt hatte und seitdem jede Gelegenheit nutzte, um mich grundlos zu verprügeln. In letzter Zeit hatte ich es eigentlich immer geschafft, mich noch rechtzeitig in Sicherheit zu bringen, wenn er in meine Nähe kam, aber gerade war ich einfach zu tief in Gedanken versunken gewesen und hatte nicht aufgepasst. „Na, du kleine Schwuchtel, was bist du denn immer weg gelaufen? Hattest du Angst?", fragte er mir einem bedrohlichen Unterton in der Stimme. Verängstigt wich ich zurück, doch hinter mir war die Wand und er hielt immer noch meine Shirt fest, also gab es für mich kein Entkommen. Aus dem Augenwinkel sah ich eine Bewegung und kurz darauf brannte meine Wange vor Schmerz. „Antworte gefälligst, wenn man dich was fragt!", schnauzte er mich an. Panisch versuchte ich, mich von ihm zu befreien, aber er packte mich nur noch fester und trat mir in die Magengrube. „Und versuch erst gar nicht, weg zu laufen!", zischte er mir ins Ohr. Immer öfter und heftiger trafen mich nun seine Schläge und mich verließ die Kraft. Ich war kurz davor, mich einfach fallen zu lassen und mich nicht mehr zu wehren, da hörte ich plötzlich Schritte am Ende des Gangs. Hoffnungsvoll drehte ich meinen Kopf in die Richtung, aus der die Geräusche kamen und sah Tim um die Ecke laufen. Erleichterung machte sich in mir breit und ich wartete darauf, dass er los lief und mir half, als hinter ihm seine Freunde auftauchten. Als sie mich sahen, fingen sie augenblicklich an, mich auszulachen und gingen dann weiter. Nur Tim stand nach wie vor da wie angewurzelt. Doch endlich machte er einen Schritt. Aber in die falsche Richtung. Langsam ging er ein weiteres Stück zurück, bis er sich mit einem entschuldigenden Blick in meine Richtung umdrehte und verschwand. Mir drehte sich der Magen um.
Äh Sorry...?
Ok ich geh mich vergraben... *Wirft Kekse nach hinten* Abschiedsgeschenk xD. Nee geht natürlich weiter xD
Bye
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