02. Eine total normale Familie Teil 2
› Nachdem Loki endlich besiegt ist, kehrt so langsam Ruhe in die Avengers- Gruppe ein. Doch nicht für Steve, welcher die meiste Zeit an deinem Bett verbringt und um deinen Zustand betet. Außerdem treibt ein kleiner Junge sein Unwesen im neutapezierten Tower und hält den Captain sowie die anderen Mitglieder ganz schön auf Trab.
Helles Licht brannte durch deine Netzhaut. Du vernahmst unbekannte Geräusche, welche eine Gänsehaut auf deinen Armen hinterließen. Deine Gedanken waren ein einziges Durcheinander, welches du sofort zu pflegen versuchtest. Was war los? Wo warst du? Und weshalb konntest du dich keinen Zentimeter bewegen, ohne dass dein Körper sich so schwer wie ein Felsbrocken anfühlte?
Zaghaft hobst du einen Finger in die Luft und versuchtest dich deiner Kräfte zu versichern. Doch du bereutest es abrupt, als sich ein mächtiger Stich durch dein Leib zog. So schmerzhaft und gleichzeitig langsam genug, dass du vermutetest du würdest beinah wieder ohnmächtig werden.
Verzweifelt spürtest du nach deiner Energie hinaus und konntest sie nur ganz schwach wahrnehmen. Sie war nur noch ein einziger Funken im Bann voller Dunkelheit. Panik ergriff dich, zumal du die Situation nicht verstandest.
Du ließt deine Orientierung spielen und riefst deine letzten Erinnerungen herbei. Dennoch, es war vergebens. Alles war voller Nebel und verschwommen.
Mit einem erhöhten Herzschlag öffnetest du schließlich deine Augen, was mehr von dir abverlangte, als du jemals wagtest zu glauben. Du blinzeltest einige Male hintereinander und starrtest die weiße Decke an. Dir war ungewöhnlich warm und dir verlangte es nach irgendwas zum Trinken. Du fühltest dich komplett ausgelaugt. Einen solchen Zustand hattest du noch nie zuvor gehabt. Aber was genau war der Grund für dieses Empfinden?
Dein Kopf bewegte sich zaghaft zur Seite, in der Hoffnung jemanden dort vorzufinden, welcher dir eine Erklärung liefern konnte. Aber was du sahst war lediglich ein leerer Platz mit einer leeren Tasse auf dem Nachtschränkchen. Sie roch merkwürdig nach Kaffee. Also war jemand bei dir gewesen? Immer wieder piepte es unaufhörlich neben dir.
Du brauchtest eine gute Weile, um auch nur den Arm heben zu können. Doch als es dir letztendlich gelang, befreitest du dich zunächst von den fremdartigen Kabeln an deinem Körper. Sie juckten und kratzten dich überall.
Es verging eine weitere Stunde, dachtest du zumindest, denn dein Zeitgefühl war hinüber. Und allmählich wurdest du äußerst unruhig. Wieso kam Niemand in den Raum und setzte dich ins Bild? Weshalb warst du hier ganz allein? In einem Krankenhaus konntest du dich demnach nicht befinden, denn es handelte sich um ein Einzelzimmer.
Du probiertest krampfhaft deine Erinnerung zurück zu gewinnen, doch bis jetzt antworteten höllische Kopfschmerzen auf jene Frage. Du wurdest ungeduldig und dir war klar. Ehe du dort in dem versauertest, nahmst du die Dinge selbst wohl oder übel in die Hand.
Dabei blieb dir völlig aus dem Sinn, dass es höchst unratsam war sich irgendwelcher körperlichen Anstrengungen auszusetzen. Tief in deinem Inneren war dir dies zwar bewusst, jedoch achtetest du in diesem Moment nicht darauf. Außerdem war das bei deiner Arbeit Gang und Gebe, dass man sich stets aufrappelte. Du warst also damit vertraut.
Wenn man dir klar und deutlich verklickerte sowie dich dazu verdonnerte, dich auszuruhen, warst du immer auf den Beinen.
Deshalb nahmst du einen großzügigen Atemzug und richtetest dich mit zusammen gepressten Zähnen auf. Sofort stand jeder Zentimeter deiner Glieder in Flammen und du fluchtest lautstark. Von deinen Kräften konntest du bisweilen noch kein Gebrauch machen. Sie waren schlicht einfach viel zu schwach, um dich über dem Boden schweben zu lassen.
Deswegen musstest du einen Schritt vor den anderen machen. Beinah seufztest du erleichtert auf, als du den kühlen Laminat unter deinen nackten Füßen spürtest. Es war schwieriger, wie zuerst vermutet. Du musstest darauf achten, nicht das Gleichgewicht zu verlieren und gegen einen Gegenstand zu krachen. Oder aufpassen, dass deine Beine nicht unter dir weg brachen.
Mit Mühe kamst du an der Tür an und drücktest vorsichtig die Klinke runter. Das Komische folgte erst.
Denn unter irgendwelchen Umständen kam dir das Gebäude bekannt vor, in dem du soeben rumstolziertest. Trotzdem war es auf eine Art und Weise anders, du konntest es nur nicht beschreiben.
Langsam liefst du mehrere Gänge ab, auf der Suche nach einer Menschenseele, da schoss es dir plötzlich, einer Erleuchtung ähnlich, in den Kopf. Es handelte sich um den Stark Tower. Oder eher das was er einmal gewesen war. Verdammt, du erkanntest ihn bis auf winzige Details nicht mehr wieder.
Er musste eine riesige Renovierung durchgemacht haben. Allerdings formte diese Erkenntnis nur noch mehr Fragezeichen in deinem Schädel. Wenn Tony Änderungen vorgenommen hatte, wie lange warst du dann schon an dieses Bett gefesselt gewesen? Monate? Jahre? Dir graute es bei den Vorstellungen und du maltest dir abrupt die schlimmsten Szenarien aus.
Waren sie nun alle grau und alt geworden? Erst recht erschreckte es dich, was die Zeit dir angetan haben könnte. Hattest du deine besten Jahre verschlafen?
Dein Herz schlug dir abermals kräftig bis zum Hals und das Atmen fiel dir zunehmend schwerer.
Du tapstest orientierungslos durch das Gebäude und vergaßt indessen deinen gesundheitlichen Zustand. Dies hatte zur Folge, dass sich ein übler Schwindel in dir verbreitete. Allerdings trat er schleichend voran.
Du lehntest rechts an einer Wand und deine Augen schlossen sich automatisch, um die kurze Pause besser zu genießen. Genau in diesem winzigen Augenblick vernahmst du Stimmen, welche hinter dir auf der anderen Seite der Wand stammen mussten. Sofort spürtest du Erleichterung, gleichzeitig ein Unbehagen, von dem du getrost Abschied nehmen konntest.
Befand sich in diesem das Wohnzimmer? Der Ort, an dem du mit deinen Kollegen das ein oder andere Späßchen schon gemacht hattest? Der Ort, wo ihr euch immer zusammen gefunden hattet?
Licht strahlte von dem Zimmer aus dir entgegen und du nahmst daraufhin einen Entschluss.
Mit einem tiefen Atemzug strafftest du die Schultern und machtest dich wortwörtlich auf das Schlimmste gefasst. Du bogst um mit erhobenen Hauptes und immer noch in den Krankenklamotten um die Ecke. So gut wie deine Erschöpfung es dir erlaubte, spaziertest du ohne Umschweife dem Wirrwarr aus Stimmen entgegen.
Du wusstest auf Anhieb, dass du dich nun in dem Wohnzimmer befandest, welches dir von früher bekannt war. Du erkanntest die offene Küche, mit ihrem Herd und dem Kühlschrank sowie ihrer Theke, welche allesamt in den Bereich des Sofas mit einflossen. Du erkanntest die lange teure Couch und gegenüber die zwei hoch modernen Sessel. In der Mitte stand jedoch ein neuer Glastisch. Wahrscheinlich war der Alte mal wieder zu Bruch gegangen.
Du hattest direkt einen wunderschönen Blick auf die Aussicht der Panoramafenster. Du erinnerst dich eines Nachts dort gestanden zu haben, mit einem Glas Wein in der Hand und die Melodie eines Liedes gesummt zu haben. Die Sterne hatten sich prächtig am Himmel gezeigt und die gesamte Atmosphäre, welche dich umgeben hatte, war einfach nur göttlich gewesen. Du warst vertieft in deinen Gedanken gewesen, weshalb du überhaupt keine Notiz davon genommen hattest, dass sich kein anderer als der Captain an deine Seite begeben hatte.
Er hatte dich verträumt angeschaut und sich an deinem Anblick ergötzt, wie du dort im Mondschein standest. Erst als der Song endete hattest du die Präsenz bemerkt, was dir abrupt einen warmen Schauer über den Rücken laufen ließ. Du hattest verlegen an deinem Getränk genippt. Doch er hatte nicht den Blick gelöst, sondern war noch ein Stück an dich getreten, sodass sein Oberarm sanft an deinen gedrückt wurde.
In dieser Nacht wolltest du nach seiner Hand greifen, doch du warst dir dessen so unsicher, weshalb du schlicht die Anwesenheit dieses einzigartigen Mannes in vollen Zügen ausgekostet hattest.
Und jener saß nun dort an der Theke, war gerade dabei einen Kaffee oder dergleichen zu trinken, allerdings verschluckte er sich blitzschnell, als du ihm aus den Augenwinkeln aufgefallen warst. Die Tasse krachte scheppernd auf den Boden, wo sie in etliche Einzelteile zersprang und der letzte Rest der Flüssigkeit in den Teppich über ging. Du hörtest ihn husten und bekamst sofort ein schlechtes Gewissen, ihn so erschreckt zu haben. Entgeistert starrte Steve dich an, unfähig auch nur einen Muskel zu rühren.
Doch dies war nicht das einzige Augenpaar, welches brennend auf dir lag. Du blicktest voller Angst in Banners Gesicht und dir prallte ein Stein vom Herzen ab, als dir bewusst wurde, es war kein Stück gealtert. Es sah vielleicht etwas zerknirscht aus, doch er war noch ganz der Selbe.
Natashas beide Augenbrauen waren in die Höhe gezogen worden und sie war wohl gerade dabei gewesen sich etwas aus dem Kühlschrank zu holen, doch nun hielt sie inne. Sie machte den Eindruck, als wäre sie eingefroren.
Bruce zog sich die Brille von der Nase und war anscheinend der Erste, der wieder zurück ins Leben fand.
„Was steht ihr so rum? Sie muss sich sofort hinsetzen!", herrschte er die zwei Anderen an und setzte sich in Bewegung. Er flitzte geschwind zu dir und schnappte dich unter den Armen, was zur Folge hatte, dass du direkt weg knicktest und dein Gewicht auf ihn lagertest.
Er führte dich zu dem Sofa und du lehntest dich in das weiche Polster. Der Wissenschaftler kniete währenddessen vor dir und nahm dich haargenau unter die Lupe. „Hast du dir irgendwas getan? Bist du in Ordnung?"
„Mir... geht es gut.", antwortetest du angestrengt und der braunhaarige Mann schnipste abrupt mit dem Finger.
„Natasha kannst du Y/N bitte etwas zu trinken geben?."
Die Angesprochene ließ sich nicht zwei Mal auffordern und setzte sich sogleich neben dich, um dir ein eiskaltes Wasser zu reichen. Du schlucktest es in einem Ruck runter.
Steve befand sich stets teilnahmslos auf dem Hocker und konnte nicht ganz fassen, was um ihn herum geschah. Erst nachdem du das zweite Glas Wasser ausgetrunken hattest, fuhr er sich durch die Frisur und du bemerktest, wie mitgenommen er aussah.
„Was ist passiert?" Du machtest dazu eine Geste, die ebenfalls auf dein Umfeld anspielte und du wappnetest dich für eine plausible Erklärung. Bruce schaute einige Male zu Rogers rüber und beobachtete diesen, wie er mit zittrigen Händen die Scherben aufhob.
„Nun. Die Chitauri haben den Tower zerstört, weswegen Tony ihn neu gebaut hat. Das Gröbste ging alles schnell. Was weiß ich, wie viele Leute er dafür eingestellt hat. Im hinteren Teil bauen sie aber noch, doch dieser Abschnitt ist verschlossen. Gott sei dank. Wer weiß ob du da noch in den Tod gestürzt wärst.", murmelte Banner in seinen nichtvorhandenen Bart. Er räusperte sich, ehe er fortfuhr.
„Erinnerst du dich an den gigantischen Cyborg?" , fragte er anschließend und ermutigte dich dein Gedächtnis anzustrengen. Du durchforstetest dein Gehirn nach allen Einzelheiten und langsam fing es sogar an zu dämmern. Der Nebel wurde dichter.
„Ja. Ich bin gerannt und dann Steve..." Du schautest auf und sahst seinen gesenkten Kopf. Mit einem Lappen versuchte er verzweifelt den Kaffee aus dem Teppich zu schrubben. Er zuckte fast unmerklich zusammen, als du seinen Namen nanntest. Aber dir war es nicht entgangen.
Bruce presste die Lippen fest aufeinander. „Es war ein schieres Wunder, dass er dich nicht wie eine Ameise zerquetscht hat. Wir wollten herausfinden, wie du das geschafft hast und sind zu der Lösung gekommen, dass du es nur deiner Mutation zu verdanken hast. Deshalb würde ich erstmal nicht mehr von ihr Gebrauch machen, es sei denn du bist lebensmüde. Thor hat dich ins Krankenhaus geflogen und nachdem einige Arbeiten abgeschlossen waren, haben wir dich hier her auf unsere Krankenstation geholt. Tony und ich wollten es so. Wir konnten so besser auf deine Mutation achtgeben."
Kurz blickte er am Ende seiner Rede nochmals auf Steve, als wollte er noch etwas hinzufügen, doch er verstummte.
„Dann schulde ich Thor und euch allen meinen Dank." Du wolltest schon Anstalten machen aufzustehen, da hattest du nicht mit der Frau neben dir gerechnet, die dich zurück in den Sitz verfrachtete.
„Thor ist in Asgard und hat dort einige Angelegenheiten zu erledigen, aber ich denke ich spreche für uns alle, wenn ich sage, dass es nicht der Rede wert ist."
Banner nickte dir zu und drückte seinen Worten untermauernd deine Schulter. Du wusstest nicht, wie du dich dafür revanchieren konntest, auch wenn es nicht nötig war. Du wolltest ihnen allen etwas von dem zurück geben, was sie für dich mit der Zeit geworden waren. Nämlich eine Familie, die du niemals eintauschen würdest.
Du bestandest darauf. Und irgendwann würdest du es ihnen vergelten.
„Wir gehen dann mal." , sprach plötzlich Natasha und zerrte an Bruce, der erst etwas überrumpelt wieder auf die Beine kommen musste. Ihr Mund umspielte ein seltsames Schmunzeln, das du nicht deuten konntest.
„Ach noch eines!", drehte der Wissenschaftler sich ein letztes Mal nach hinten und probierte sich geschickt aus dem Griff Romanoffs zu befreien. Keine Chance.
„Du hattest auch Besuch. Wir haben ihn wegen deiner Mutation kontaktiert."
„Besuch?" Perplex schautest du dem eingeharkten Pärchen hinterher. Wer sollte dich denn besucht haben, außer der Avengers selbst?
„Ja. Ein älterer Mann mit Glatze. Er sitzt im Rollstuhl."
Reflexartig wurden deine Augen tellerrund und du konntest deinen Ohren nicht trauen.
„Professor?" , hauchtest du ungläubig und die pure Freude kroch dir in jede Faser deines Körpers. Konnte das denn sein? Dein alter Mentor war zu dir geeilt? Der Mann, der dich aufgenommen hatte und sich stets um dich gesorgt hatte, als wärest du sein eigen Fleisch und Blut?
Am liebsten wärst du erneut davon gerannt und hättest deinen alten Bekannten begrüßt, aber dein Zustand machte dir trotz allem einen fetten Strich durch die Rechnung.
Plötzlich wurde es um dich herum ganz still und eine leichte Brise wehte dir um dein Haar, was dich ein wenig frösteln ließ. Steve schritt auf dich zu und schnappte sich flink die wollige Decke auf dem einen Sessel, um sie dir hilfsbereit anzubieten. Du lächeltest ihn dankbar an, aber er erwiderte es nur gezwungen, was dich mehr oder weniger enttäuschte.
Er nahm gegenüber von dir Platz und faltete die Hände. Erst da konntest du die Augenringe ausfindig machen, welche eindeutig seine eigentliche Müdigkeit unterstrichen. Dir wollte nur noch nicht aufgehen, weshalb er einen so zerstörten Eindruck machte.
Du betrachtetest den verfärbten Teppich. Er würde wahrscheinlich nie wieder seine normale Farbe annehmen. Aber bestimmt ließ Tony ihn auch einfach austauschen. Immerhin war es ja nicht so, als könne er es sich nicht leisten. Bestimmt müsste man aber nochmal mit dem Staubsauger drüber gehen, damit auch die restlichen winzigen Scherben auf dem Boden beseitigt waren. Und mit diesem Gedanken schaltete sich dein Verstand ein.
Es war Kaffee gewesen. Mit dem gleichen Porzellan der Tasse, welche auf deinem Nachtschränkchen neben deinem Bett geruht hatte. Steve trank es immer mal vergeblich, in der Hoffnung die Wirkung könnte ihn irgendwie wacher machen. Doch leider trat diese niemals ein.
War er es gewesen, der an deiner Seite gesessen hatte? Bei der Vorstellung bekamst du weiche Knie. War das der Grund für seine Zerstreutheit? Er hatte sich tatsächlich Sorgen um dich gemacht? Oder machte er sich Vorwürfe? So wie du, weil du in der Schuld deiner Freunde standest? Sie hatten sich um dich gekümmert und alles Mögliche versucht um dich am Leben zu halten.
Du hattest das Leben des Captains gerettet, nachdem er deines fehlgeschlagener Weise beschützen wollte und dir davor den Rücken frei gehalten hatte. Wieso verhielt er sich dann so bedrückt? War es denn nicht offensichtlich? War denn nicht klar, dass du es immer wieder so machen würdest?
„Y/N, ich..", fing er mit belegter Stimme an und besaß gleichzeitig einen solchen Unterton, der dich dazu brachte ihn in eine feste Umarmung ziehen zu wollen.
„Nein!", schrittest du ihm ungeschickt dazwischen und starrtest schließlich in seine treuen, welpenartigen Augen.
„Wehe du sagst mir, dass es dir leid tut. Denn das darf es nicht. Ich habe die Entscheidung getroffen dich von mir zu stoßen und außerdem seh mich an, mir geht es fantastisch." Naja. Ein wenig übertriebst du schon. Immerhin warst du noch nicht mal in der Lage richtig alleine laufen zu können, ohne Pausen oder Hilfe. Aber es war dir egal, Hauptsache es schüttelte diese Selbstvorwürfe von Steve.
Er biss auf seine Unterlippe und nickte zaghaft.
„Du lebst. Aber vor ein paar Tagen warst du noch in einem kritischen Zustand, weswegen ich nicht anders konnte, als darüber nachzudenken. Ich habe gebetet. Und wäre ich nur schneller gewesen, dann hätte ich dich besser packen können. Dann hättest du nicht so vor mir gelegen und ich hätte es nicht ertragen müssen. " Er verstummte.
„Steve.", wispertest du seinen Namen. Du hattest ja keine Ahnung. Du hattest keinen blassen Schimmer, was er durchgemacht haben muss. Du wolltest, dass er die Vorkommnisse vergaß. Du wolltest ihn nicht so leiden sehen.
Vorsichtig stütztest du dich und die Decke rutschte von dir runter. Du stelltest dich auf die wackligen Beine und wolltest zu ihm rüber gehen. Jedoch kam er dir abermals zuvor und sprang hektisch auf.
„Bitte setz dich wieder.", flehte er und machte den Eindruck, als würde er dich sogar mit Gewalt dazu bewegen, dass du endlich Ruhe nahmst.
Sanft griff er nach deinem Handgelenk und war dabei dich zurück auf das Sofa zu katapultieren, aber du dachtest nicht im Entferntesten daran.
Ohne zu zögern schlangst du deine Arme wie ein Ertrinkender um den Captain und presstest dein Leib an seinen Körper, als wäre er dein Ritter in strahlender Rüstung. Was auch teilweise stimmte...
Du spürtest die starke Brust und das darunter klopfende Herz an deinem Oberkörper. Er selbst war ein klein wenig überrascht von deiner Geste, doch es dauerte nicht mal zwei Sekunden, als er die innige Umarmung genauso herzzerreißend erwiderte.
Er umfasste dich eisern mit seinen großen, beschützenden Armen und krallte die Finger in deine Klamotten. Er hielt dich fest, als wärst du das Einzige, was ihm noch auf dieser beschissenen Welt geblieben ist. Du strichst in gleichmäßigen Abständen über seinen Rücken, während er das Gesicht in deiner Halsbeuge vergrub. Du wolltest ihn nicht mehr loslassen. Und einmal wieder mehr wurde dir klar, wie gut die Nähe zu einem Menschen tun konnte und welche Wunder sie bewirkte.
Du wusstest nicht wie lange ihr in jener Position verharrtet, doch es war eine stille Ewigkeit, die du gerne in Kauf nahmst.
„Mir geht es wirklich gut. Ich verspreche es.", flüstertest du leise in sein Ohr und er nickte bestätigend, während er seine Wange bestimmend an deine stemmte mit zusammengepressten Augenlidern sowie einem schmal verzogenen Mund.
Er hielt an dir, wollte deine geschwächte Gestalt nicht freigeben, sondern sie so lange tragen, bis sie sich erholt hatte.
Doch auch irgendwann war dieser Moment ausgeschöpft, nicht weil er sich von dir löste oder du von ihm. Sondern weil ein ungewöhnliches Poltern wie aus dem Nichts erklang. Du erschrakst automatisch, was zur Folge hatte, dass Steve mit erhobenen Hauptes dich noch ein Stück enger an sich zog. Was war das gewesen?
Ein Rums entstand und daraufhin waren schnelle Schritte zu hören.
„Bleib stehen du kleiner Troll!" , rief jemand und du erkanntest den Besitzer der Stimme sofort. Verwirrt hobst du eine Augenbraue.
Der Blonde an deiner Seite machte eine Bewegung, damit du dich wieder setzen konntest. Denn so allmählich schwanden deine Reservekräfte.
„Sie werden mich nieeeee kriegen, Mr. Stark!" , kam es zurück und ein kleiner Junge stürmte rasant in das Wohnzimmer.
Doch es war nicht nur irgendein Knirps. Er flitzte rüber zu dem Captain, welcher gerade dabei war dir einen Tee zu machen, und versteckte sich kichernd hinter dem großen Mann. Steve blinzelte kurz irritiert und sah sich dann Tony gegenüber, der atemlos als Zweites euch Gesellschaft leistete. Mit den Händen auf den Knien rang er nach Sauerstoff und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
„Wo ist er?" , verlangte Iron Man zu wissen, worauf der Angesprochene mit den Achseln zuckte und seine Maske beinah fehlgeschlagen wäre, als er ein erneutes Glucksen wahrnahm, welches von dem Kind ausging.
Erst zu diesem Zeitpunkt schien deinem anderen Kollegen aufgefallen zu sein, dass du dich unmittelbar mehrere Meter entfernt hellwach von ihm aufhieltest. Er wurde eine Millisekunde ganz starr, bevor sein typisches Grinsen sich auf seine Züge lag. Du erwidertest es.
„Hat der Prinz also das Dornröschen endlich wach geküsst?", warf er Rogers entgegen, weshalb jener verlegen durch die Gegend schaute und du es mit Humor nahmst.
„Und ich hatte immer gedacht, dass ich die böse Hexe in dieser Geschichte bin.", schmunzeltest du.
„Oh für dich war eigentlich die Rolle des Prinzen vorgesehen. Denn wenn wir ehrlich sind, Steve würde einfach eine wundervolle Prinzessin abgeben.
Mit einem glitzernden Kleid, versteht sich."
„Steve in hohen Schuhen? Das würde ich gerne sehen." Ein schadenfrohes Lächeln stahl sich auf deine Lippen.
Der Milliardär grunzte belustigt und drehte sich zu dem Captain.
„Na dann, Eskimo. Wirf dich in Schale."
„Tony, hör auf mit dem Mist.", knurrte der Angesprochene und fand die Vorstellung alles andere als zum Totschießen.
„Ach mein Fehler. Ich blamiere dich ja noch vor deinem Prinzen."
Einige Male zankten die beiden Streithähne sich noch, in der Tony sich mehr oder weniger auf Steves Kosten lustig machte. Jener blickte dann entweder peinlich berührt auf den Boden oder wütend in das Gesicht des Braunhaarigen.
Dabei vergaßen sie völlig den Jungen, welcher sich noch geduckt hinter den Beinen Rogers versteckte.
Er hatte große Äuglein und guckte dich damit an, als wärst du eine längst verschollene Gottheit. Du fandest es süß und zwinkertest ihm zu. Er kam zaghaft zu dir rüber gekrabbelt und das ohne die Aufmerksamkeit der beiden Männer zu erwecken.
Du hattest ihm versprochen ihn wieder zu sehen, doch wie lange war er tatsächlich schon in dem Tower? Was war mit seiner Familie? Und wieso hat man ihn ausgerechnet hier her gebracht?
So sehr, wie du dich auch freutest ihn zu sehen, desto mehr Fragen sprangen dir in den Sinn. Gleichzeitig stieg eine ungewöhnliche Sorge in dir empor und du warst kurz einfach nur ratlos, was du überhaupt zu ihm sagen solltest.
Doch er nahm dir diese Bürde schnell ab, indem er eine Faust in die Luft reckte. „Wenn ich groß bin, will ich auch ein so toller Superheld wie du sein!"
Durch seinen Ausruf wurde Tony natürlich hellhörig und wollte sofort irgendein technisches Gerät für seine Forschungen zurück haben.
Anschließend tadelte er seinen besten Freund, dass jener ihm nicht sofort gesagt hatte, wo sich der 'Zwerg' befände.
Widerwillig bekam er seinen gesuchten Gegenstand und zog von Dannen. Aller Wahrscheinlichkeit nach wie nicht anders zu erwarten, in sein Labor. Du machtest dir geistig eine Notiz ihn demnächst dort zu besuchen, um einige Worte mit ihm zu wechseln. Auch wenn Tony selbst kein Mann der großen und tiefgründigen Worte war. Du musstest ihm wenigstens danken.
Der Kleine überflutete dich mit seiner Begeisterung, was dir komplett fremd war. Aber du fühltest dich trotzdem unheimlich geschmeichelt. Gleichzeitig bereitete es dir ein riesiges Unbehagen, weil seine Erinnerung an die vergangenen Ereignisse noch ziemlich lebhaft waren.
„Peter. Überrumple Y/N nicht so, sie braucht noch Ruhe.", meinte Steve ruhig mit einem väterlichen Unterton. Er stellte den heißkochenden Tee auf dem Glastisch vor dir ab.
Peter. Peter war sein Name. Du mochtest ihn. Als hättest du ihn selbst ausgewählt.
„Aber sie ist sooo cool! Kannst du wieder fliegen? Ich will den Professor heute fragen, ob er mir das auch beibringen kann!", teilte er dir seine brillante Idee mit und du brachtest es nicht übers Herz ihn enttäuschen zu müssen. Denn das wäre unmöglich.
Du warfst Steve einen hilflosen Blick zu, doch dieser stand lediglich mit verschränkten Armen an einer Wand gelehnt und lächelte euch seelenruhig an. Sein Stress hatte zwar immer noch seine Spuren auf seinem Gesicht hinterlassen, doch du hofftest inständig, sie würden bald verschwinden. Und du würdest alles dafür tun.
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