Sternenregen


„Hier ist es sicher, niemand wird uns finden, versprochen!"

Die Worte hingen in der wolkenlosen Nacht, in der die beiden Jungen gemeinsam in den Wald rannten, fort von allem, was sie kannten, wen sie kannten, sie beide wollten die Freiheit spüren, wie sie auf ihrer Haut prickelte, dem Wind, der tanzend seine Lieder sang, lauschen und alles Erfahren, was sie nur wissen wollten.

Es war eine besondere Nacht, eine dieser Nächte, in denen man in den Himmel sah und Sterne wie Wasserfälle im Funkenregen auf einen nieder prasselten. Sie waren voller Leben und Magie, wiesen denen, die sie um Rat baten ihre Wege; auch den Jungen erschienen sie.

Die Sternschnuppen zogen sie aus ihrem Dorf, ließen sie die riesigen Steinwälle erklimmen, um ihrem Albtraum hinter sich zu lassen und zu forschen, wie es ihnen vorbestimmt war. Sie folgten ihr durch den sonst so finsteren Wald, der von den nächtlichen Gestirnen in klares Licht gehüllt wurde.

Hand in Hand flohen sie und das Schicksal nahm seinen Lauf.

Das Licht hielt ihnen all die Gestalten vom Leib, die sie in jeder anderen Nacht in winzige Fetzen zerfleischt hätte; der Wasserfall schien endlos zu dauern und sie fühlten sich so leicht, als würden sie schweben.

Weder Hunger noch Schmerz plagte sie, ihre Lungen waren stets mit Luft befüllt, mit vernebelten Geistern erschien ihnen der Weg so klar vor Augen, wie er sich wie ein seidiger Faden durch die Bäume zog.

In jeder anderen Nacht hätten sie das riesige Netz gesehen, dass sich langsam um sie zog,

in jeder anderen Nacht hätten sie es niemals gewagt, ihre Sicherheit und ihren Schutz zu verlassen,

in jeder anderen Nacht hätten sie auch mit scharfem Verstand all die geisterhaften Kreaturen bemerkt, die sie einkesselten.

Es waren ihre Gesänge, leise und so fragil, dass man befürchtete, wenn man sie berührte würden sie in den Händen zu Staub zerfallen, und ihre seidig zarten Berührungen, die die Jungen steuerten.

Sie dazu brachten, anzuhalten, sobald sie den Wald verlassen hatten und sich in das mit Tau und Sternenlicht benetzte Gras fallen zu lassen, sodass sie in den Armen ihres Partners lagen und liebliche Worte voller Zuneigung und Liebe tauschten.

Ihre Herzen schlugen im gleichen Takt und das Blut, dass in ihren Adern rauschte spielte voll Verzückung sein Klagelied, nach Befreiung und Verewigung.

Und hier, als sie in der Wiese lagen, glaubten sie, das Prickeln der Freiheit auf ihrer Haut zu spüren -doch es war bloß das Gift, dass in jedem Winkel ihrer Körper pulsierte.

Sie dachten, die klagenden Harmonien des Windes zu hören, doch bemerkten sie sein Klagen und Flehen nicht, als er zu ihnen sprach. Sie hörten seine Warnungen nicht, seine Furcht und all seinen Kummer, weil er das Gewicht der Welt tragen musste und all das Leid spürte -auch ihres. Er kannte ihr Schicksal, doch sie waren Taub.

In ihren Gedanken tobte der Wunsch, für immer hier, in dieser Nacht, an diesem Ort, der Heimat ihrer Herzen, beisammen für die Ewigkeit zu bleiben, er wurde ihnen erfüllt. All die Geister um ihre Körper tanzten und sangen, als sich das Loch unter ihren Körpern auftat, die Sterne strömten wie Wasserfälle ins bodenlose Nichts und ihre Körper fielen mit ihnen.

Aber nicht so ihre Seelen, die in einem endlosen Tanz über die Wiese wirbelten. Diese Nacht hatte schon lange geendet, doch auf diesem Fleck, auf dieser Wiese, würde sie niemals enden. Und zwei Sterne fielen vom Himmel, in ihrer Spirale mit leuchtenden Schweifen, bis sie sich Einten -für die Unendlichkeit.


Für Pharaotix

Ich weiß, dass es sehr lange gedauert hat, aber immerhin.

Ich würde mich sehr über Rückmeldung freuen.

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