Das Diamanten Mädchen

Teil 5

"Nein. Weiß ich nicht. Vielleicht um deine Pickel zu verstecken", grinste sie fies. Wütend zog ich meinen Umhang und meine Tasche aus, knallte sie neben mich auf den Boden und öffnete mein Crop Top am Hals, um gleichdarauf das braune Leder ruckartig nach unten zu ziehen.
"Sieht das etwa, wie ein Pickel aus?", zischte ich und zeigte auf meinen Diamanten. Fionas Augen wurden vor Unglaube groß.
"Ist- Ist das ein Diamant?", fragte Josh mit großen Augen. Allen ließ Fiona los, die er die ganze Zeit an der Taille fest gehalten hatte, und kam auf mich zugerannt. Verwirrt sah ich dabei zu, wie er mein Leder ergriff und es schnell wieder an meinem Hals zuknöpfte.
Als er meinen Blick sah, murmelte er "Man hat deinen BH gesehen."
"Oh", sagte ich und fasste unbewusst an mein Dekolleté. Mit roten Wangen sah ich auf den Boden. In meiner Wut hatte ich gar nicht bemerkt, dass ich es so weit hinunter gezogen hatte.
"Hallo? Antwortet mir mal jemand?", rief Josh ungeduldig. Mein Kopf schoss nach oben. Allen trat neben mich.
"Ja", murmelte ich.
"Das hast du versteckt? Warum?", fragte Fiona empört und kam auf mich zu. Verwirrt beobachtete ich, wie sie an meinen Nacken fasste und den Knopf aufmachte. "Sowas versteckt man nicht. Das sieht doch echt geil aus!", sagte sie, leicht den Kopf schüttelnd. Nun klappte sie das Leder nach unten und betrachtete neugierig den Diamanten.
Ich lächelte leicht. "Danke. Aber so einfach ist das nicht", verdeckte ich den Diamanten mit meiner Hand. Ich fühlte mich unwohl in meiner Haut, da alle auf mich starrten. Fiona sah zu mir nach oben.
"Warum?"
Ich seufzte auf. "Erstens gibt es Diamantenjäger, zweitens falle ich damit zu sehr auf und drittens gibt es da so eine blöde Prophezeihung."
"Eine Prophezeihung? Wer glaubt denn heut zu Tage noch an so was?", fragte Teddy verständnislos. Die drei Jungs standen hinten Fiona und starrten auf meine Hand, die den Diamanten verbarg. Allen schwieg derweile hinter mir.
"Meine Mutter", antwortete ich.
"Und wie geht sie?", fragte Teddy.
Ich zuckte mit den Schultern. "Keine Ahnung. Meine Mutter hatte nur immer zu mir gesagt, dass, wenn ich nicht mehr bin, alles verloren wäre!"
"Okay. Das erklärt aber immer noch nicht, warum du von einen auf den anderen Tag einfach nicht mehr aufgetaucht bist", verschränkte meine ehemalig beste Freundin ihre Arme vor der Brust.
"Ich würde mal sagen, dass sich Moon erst mal was anderes anzieht und wir uns in den Bus setzten. Die Direx kommt nämlich gerade stink sauer auf uns zu", sagte Allen und schaute zu dem schwarz lackierten Bus hinüber. Wir folgten seinem Blick. Eine große Frau kam mit schnellen Schritten auf uns zu gelaufen. Sie hatte kurze, braune Haare, eine große Brille auf der Nase und war recht pummelig. Ihre dünnen Augenbrauen waren zornig zusammen gezogen, als sie uns aus ihren stechend blauen Augen betrachtete.
"Allen Walker", brüllte sie.
Der angesprochene stöhnte leise neben mir auf. Ich musste mir ein Grinsen verkneifen. War ja klar, dass die Direktorin nicht gut auf Allen zu sprechen war! Bei seinen Aktionen in der Schule!
Bevor die Frau bei uns stehen blieb, machte ich wieder mein Oberteil zu und hob meine Sachen auf. Ich hoffte, dass meine Gläser mit den Salben und Kräutern nicht kaputt waren.
"Wo warst du?", stand sie nun vor uns. Allen wollte zu einer schnippigen Antwort ansetzten, was man an seinem Gesichtsausdruck erkannte.
Hastig streckte ich der Frau die Hand entgegen und sagte freundlich: "Hallo, ich bin Moon. Freut mich Sie kennen zu lernen. Tut mir wirklich leid, dass sie wegen mir zu spät los fahren. Ich habe den Jungen Mann hier gebeten mich mitzunehmen, da ich schon lange nicht mehr in meiner alten Heimatstadt war, und habe mich ein wenig in der Zeit vertan. Allen war aber so freundlich und hat auf mich gewartet." Ihr Gesicht entspannte sich. Ein Lächeln bildete sich auf ihre Lippen. Phuuu! Gerade nochmal gut gegangen! Sanft ergriff sie meine Hand und gab mir einen kräftigen Händedruck.
"Freut mich ebenfalls. Ich bin Frau Hilton, die Direktorin der Magic-Hight-School." Sie ließ meine Hand los. Ich nickte lächelnd. "Mich wundert es, dass Allen eine so höfliche und nette Person kennt", schielte sie skeptisch zu dem schwarzhaarigen Jungen hinüber.
"Ach", winkte ich abwehrend mit meiner Hand. "Wir kennen uns schon ein paar Jahre. Ich war mal in seiner Klasse." Erstaunt nickte die Frau. "Verstehe", murmelte sie.
"Geht es denn, dass ich mit Ihnen mit fahre?", fragte ich.
"Natürlich. Wir haben noch einen Platz frei, da ein Schüler nicht mitfahren durfte", erklärte sie und lächelte.
"Cool", grinste ich.
"Na gut. Dann mal bitte alle in den Bus", scheuchte sie uns nach vorne. Schnell gingen wir in den Bus hinein.

Als wir die schwarzen Stufen des Buses nach oben gingen, schlug mir stickige und warme Luft entgegen. Angeekelt verzog ich das Gesicht. Hier musste echt mal gelüftet werden. Hinter mir schloss sich die Tür zischend, da ich die Letzte war, die einstieg.
"Du kannst dein Gepäck dort oben auf die Ablage legen", zeigte die Direktorin über sich und setzte sich neben einen Mann, ganz nach vorne auf die ersten Plätze. "Neben wem du sitzt ist dir überlassen. Nun zu den Regeln: Nicht im Bus essen, nur kleine Geschäfte auf dem Klo machen, wenn du Müll hast, musst du ihn selber weg räumem, nicht rum knutschen und kein Sex. Verstanden!" Abwartend sah sie mich an. Ich nickte schief lächelnd. Wer würde bitte, in einem fahrenden Bus, freiwillig Sex haben?
Die Jungs und Fiona waren in der Zeit auf ihre Plätze ganz hinten im Bus gegangen. Ein wenig forever Allone stand ich ganz vorne, neben dem Sitz der Direktorin, und sah mich um. Da entdeckte ich Allen, der mich zu sich winkte. Die neugierigen Blicke und das Getuschel der anderen ignorierte ich so gut es ging, als ich zu ihm lief. Ich blieb neben seinen Vordersitzen stehen und sah ihn fragend an.
"Wo soll ich mich hin setzten?", fragte ich leise. Josh saß neben ihm und grinste breit zu mir hoch. Ein Ruck ging durch den Bus, als er sich in Bewegung setzte. Schnell hielt ich mich an den Sitzen rechts und links neben mir fest. Der Stoff piekste ein wenig, war aber angenehm weich, wenn ich drüber fuhr.
"Zu mir", antwortete er. Joshs Kopf ruckte zu ihm herum. Er sah ihn verwirrt an. "Du hast doch nichts dagegen, oder?", grinste Allen seinen Sitznachbarn an. "Julia hat doch noch keinen neben sich sitzen", zwinkerte er nun. Leise fluchte Josh und stand auf.
"Also, ich will jetzt keine extra Portion bekommen oder so. Josh kann da ruhig sitzen bleiben", sagte ich hastig.
"Siehst du. Dann kann ich ja sitzen bleiben", grinste Josh und wollte sich wieder hin setzten.
"Kommt nicht in Frage! Sie sitzt neben mir", meinte Allen streng. Er schubste Josh auf den schmalen Gang.
"Aber-", wollte ich protestieren.
"Kein aber. Und jetzt setzt dich", nahm er meinen Arm und zog mich zu sich herunter. Ich sah zu Josh. Grimmig nahm er seinen Rucksack von der Ablage.
"Tut mir leid", murmelte ich und sah ihn entschuldigend an. Er brummte etwas unverständliches vor sich her und verschwand dann aus meinem Blickfeld. Beleidigt schaute ich zu Allen.
"Was sollte das?", fragte ich wütend.
"Was sollte was?", stellte er die Gegenfrage.
"Warum hast du Josh weg geschickt? Ich hätte mich doch auch neben Gigi setzen können!"
"Nein, hättest du nicht. Julia würde dich bis zum Ende der Busfahrt voll labert und außerdem habe ich dich so mehr im Blick", grinste er.
"Ich bin doch kein Tier, auf das du aufpassen musst!", sagte ich empört.
"Stimmt", antwortete er knapp. "Jetzt gib mir mal deine Tasche."
Ich stöhnte genervt auf, verdrehte die Augen, und gab ihm mein Gepäck. Er nahm es und bettete es auf seinen Schoß. Misstrauisch beobachtete ich, wie er den Reißverschluss aufzog und hinein sah. "Hast du was anderes zum anziehen dabei?", fragte er gleichzeitig. Erschrocken hielt ich die Tasche zu.
"Ja hab ich. Warum?"
Allen verdrehte die Augen. "Weil du in den Klamotten ja wohl unmöglich schlafen kannst. Die sind doch viel zu unbequem!"
"Warum sollte ich schlafen?", zog ich eine Augenbraue hoch.
"Weil wir zwölf Stunden fahren. Und ich glaube nicht, dass du die ganze Zeit wach bleiben wirst", antwortete er genervt und machte die Tasche wieder auf. Daraufhin schlug ich seine Hände weg und nahm sie zu mir.
"Da sind Sachen drin, die dich nix angehen", erklärte ich ihm und schaute selber in meine Reisetasche hinein. Erleichtert atmete ich auf. Meinen Gläsern waren nichts passiert.
"Hast du jetzt gemütlichere Kleider oder nicht?", fragte er ungeduldig. Ich schüttelte den Kopf.
"Nein. Nur Leder und das andere ist Unterwäsche", murmelte ich und machte die Tasche wieder zu.
"Warum hast du nur Leder Kleider?", fragte er und stand auf. Er quetschte sich an meinen Beinen vorbei und griff nach seiner Tasche, die über mir lag.
"Weil ich mit Stoff nur an Ästen und Sträuchern hängen bleib, wenn ich durch den Wald gehe", zuckte ich mit den Schultern und drückte mich mehr in den schwarzen Sitz hinein, da seine Flügel sonst mein Gesicht berühren würden. Mit seiner schwarz, weißen Sporttasche, auf der das Nike Logo groß aufgedruckt war, setzte er sich wieder hin und fischte ein ausgewaschenes, blaues T-Shirt heraus. Das und eine graue Jogging Hose drückte er mir in die Hand.
"Das ziehst du an", befahl er.
"Und wo?", fragte ich, eine Augenbraue nach oben gezogen.
Er zeigte an meinem Gesicht vorbei zu dem Hinterausgang und sagte "In der Toilette." Schnell stellte ich meine Tasche auf die Ablage und zog mich in der Toilette um. Komischerweise stank es dort drin nicht nach Pisse, wie ich erwartet hatte. Hier roch es eher nach Deo. Fertig angezogen, sah ich an mir hinunter. Das T-Shirt war sehr locker und auch bestimmt eine Größe zu groß. Die Hose rutschte mir dauernd von der Hüfte und war mir viel, wirklich, WIRKLICH VIEL zu lang! Insgesamt sah ich aus, wie ein Penner. Ich seufzte ergeben auf. Allen meinte es ja nur gut. Und zugegebenermaßen fühlte sich der weiche Stoff auch mal wieder gut auf der Haut an. Wie lange hatte ich so etwas schon nicht mehr getragen? Ein Jahr?
Langsam machte ich die Tür auf und sammelte meine Kleider auf dem Boden auf. Die Hose am Bund fest gehalten, trat ich aus der Toilette und ging die zwei Stufen hoch zu meinem Platz. Der schwarze Teppich, welcher überall im Bus ausgelegt war, kitzelte und kratzte dabei meine Fußsohlen.
Bei Allen angekommen, nahm ich meine Tasche, verstaute meine Kleider darin, legte sie wieder auf die Ablage und setzte mich neben ihn hin.
"Jetzt erkenn ich das Marshmallow auch wieder", hörte ich Heyden an meinem linken Ohr sagen. Ich sah zu ihm nach hinten.
"Nein. Das da muss noch weg", griff Allen nach meinem Hinterkopf. Verwirrt hielt ich still, als er mir das Haargummi auszog. Mit meiner Hand kämmte ich meine Haare zurück, da sie mir nun wirr ins Gesicht fielen.
"Jep. Jetzt sieht sie wie Marshmallow aus", grinste Heyden durch die Lücke der beiden Sitze.
"Wie nett", murmelte ich ironisch und setzte mich wieder normal hin.
"Hey, sozusagen ist das auch ein Kompliment. Marshmallows sind nämlich süß", stieß mich Allen an. Schmollend verschränkte ich meine Arme vor der Brust. Ich war alles, aber ganz bestimmt nicht süß!
"Die Hose sitz viel zu locker. Hast du nicht irgendetwas, damit ich das fester machen kann?", fragte ich und sah zu ihm.
"Da müssten doch..", murmelte er, lehnte sich zu mir hinüber und zog mein T-Shirt ein wenig nach oben. Ich hielt seine Hand fest.
"Was wird das?", zischte ich.
Er verdrehte die Augen und fasste an die beiden schwarzen Schnüre. Feste zog er daran und knotete sie dann zusammen.
"Besser?", fragte er und setzte sich wieder normal hin.
Erstaunt nickte ich, als ich merkte, wie sich der Hosenbund leicht an meine Haut schmiegte. Sie saß zwar immer noch locker, aber so, dass sie mir nicht mehr hinunter rutschte.
"Danke", murmelte ich und zog das T-Shirt wieder hinunter.
"Bitte", lächelte er.
"So", sagte Heyden und lugte über meinen Sitz zu uns hinunter. Teddy tauchte gleichdarauf auch hinter Allen auf. Beide stützten sich mit den Unterarmen auf unseren Sitzlehnen ab. "Erzähl. Was hast du die ganzen Jahre so gemacht?", fragte er neugierig.
Ich zuckte mit den Schultern. "Nichts besonderes."
"Wie bist du hier her gekommen?", fragte Teddy.
"Mit meinen Beinen", grinste ich ihn an.
"Du bist zu Fuß gelaufen?", fragte Josh erstaunt. Er saß hinter Heyden und Teddy.
"Ich hab gedacht du sitzt neben Julia", meinte Allen verwirrt.
"Nein. Fiona hat ihre Sitznachbarin kurzfristig zu ihr gesetzt", antwortete er. Das braun haarige Mädchen tauchte nun ebenfalls auf. Wie Erdmännchen, dachte ich und musste deshalb kichern.
"Zurück zu Joshs Frage", mischte sich Heyden nun ein und schaute mich wieder an.
"Ja und nein", grinste ich.
"Wie jetzt?", fragte Fiona.
"Mal bin ich zu Fuß gegangen und mal bin ich geflogen", erklärte ich.
"Du kannst fliegen?", sah mich Allen erstaunt an. Ich nickte. "Ohne Flügel?" Wieder stimmte ich zu.
"Und was hast du dann gemacht?", fragte Teddy.
"Ich hab mir eine Höhle gebaut", antwortete ich stolz.
"Und dann?"
Ich seufzte auf. "Dann hab ich den Wald hier erkundet, Bücher gelesen, gelernt, wie man Salben und so macht, wie man Tiere tötet, häutet, Bewusstlos schlägt und so weiter", sagte ich.
"Und dann?", fragte wieder Teddy.
"Dann hab ich mir ein paar Neben Jobs geholt und in gewisser maßen kämpfen gelernt. Ein wenig konnte ich ja schon, wegen meiner Mutter und der Schule."
"Wegen deiner Mutter?", fragte Allen verwirrt.
Ich nickte. "Sie hat mir Kampf und Flugunterricht gegeben."
Alle nickten.
"Und was kannst du noch so außer fliegen und kämpfen?", grinste Teddy.
"Heilen", lächelte ich.
"Echt jetzt? Und warum hast du dann nicht direkt meinen Flügel geheilt", fragte Allen vorwurfsvoll.
"Weil ich nur heile, wenn jemand in Lebensgefahr steckt. Und da Windwesen sowieso sehr schnell heilen, war es nicht nötig meine Magie einzusetzen. Außerdem ist die natürliche Heilung besser und schonender für deinen Manakreislauf!"
Allen sah mich schweigend an. Er hatte sich gegen das Fenster hinter sich gelehnt und hatte ein Bein auf der Sitz Fläche stehen, während das andere an der Seite hinunter baumelte.
"Woher weißt du das alles?", zog Teddy die Augenbrauen hoch.
"Bücher", lächelte ich.

Und so ging das Fragen immer weiter, bis es Abend wurde.
Es war ruhig im Bus. Fasst alle schliefen schon oder hörten Musik. Gelangweilt setzte ich mich in den Schneidersitz und sah quer nach links hinaus. Weiße, gelbe und rote Streifen leuchteten in der Nacht auf und huschten an uns vorbei. Leise hörte ich den Motor des Buses laufen.
Plötzlich fiel etwas schweres gegen meinen Arm. Ich sah hinunter. Allen war eingeschlafen und zur Seite gekippt, weshalb nun sein Kopf auf meiner Schulter lag. Ich musste bei dem Anblick leicht Lächeln. Langsam setzte ich mich wieder normal hin und wollte Allens Kopf von meiner Schulter nehmen. Als er jedoch einen Arm um mich schlang und leise aufbrummte, hielt ich überrascht in meiner Bewegung inne. Das war ja mal süß! Am besten ich erzählte es keinem. Sonst ist er nachher noch wütend auf mich!
Sanft strich ich seine Haare zurück, da sie ihm im Gesicht hingen, und hob seinen Kopf von meiner Schulter. Vorsichtig legte ich ihn auf seinen Sitz, sodass sein Arm von meinem Bauch rutschte, drehte die Lehne hinunter und deckte seinen Körper mit meinem Umhang zu. Mein Blick huschte zu Teddy, der sich einen Ohr Stöpsel aus den Ohren zog und mich an lächelte.
"Ist das okay, wenn der Sitz so niedrig ist?", fragte ich flüsternd.
"Dreh ihn ein wenig nach oben", sagte er leise. Ich beugte mich über Allen und drehte an dem schwarzen Knauf, der links an der Seite angebracht war.
"So besser?", fragte ich immer noch leise und sah zu ihm hinüber. Er nickte.
"Wenn Allen erfährt, dass er zuerst eingeschlafen ist und du ihn so hin gelegt hast, rastet er aus", lachte Teddy leise, drehte seine Lehne zurück und holte ein Kissen unter seinem Po hervor. Ich kicherte über seinen Kommentar. "Gute Nacht", flüsterte er nun, legte das Kissen unter seinen Kopf und steckte sich wieder seinen Kopfhörer ins Ohr. Langsam schloss er seine Augen.
"Nacht Teddy", murmelte ich zurück. Ich sah nach links, zu Heyden. Auch er schlief ruhig, mit dem Kopf auf ein schwarzes Nacken Kissen gelegt.
Vorsichtig krabbelte ich wieder auf meinen Platz und betrachtete Allen. Seine Lippen waren leicht geöffnet, seine schwarzen Haare standen in alle Richtungen ab und sein Gesicht glänzte leicht im gedämpften Licht, das in der Mitte des Ganges an war. Ich seufzte auf und holte leise meine Tasche von oben, um dann meine braune Decke heraus zu holen. Mein Gepäck wieder verstaut, breitete ich die Decke über mir aus und überlegte, wie ich mich hinlegen sollte.

Nach Minuten, in denen ich immer wieder meine Position gewechselt hatte, setzte ich mich wieder normal hin und schaute genervt auf die schwarze Rückenlehne vor mir. Warum mussten Busse auch immer so unbequem sein? Neugierig schielte ich zu Allen hinüber. Er hatte sich zu mir gedreht und die Beine angewinkelt. Seine Flügel lagen eng an seinem Rücken. Ob es ihm was ausmachen würde, wenn ich meinen Kopf auf seine Beine legen würde? Probieren geht über studieren!
Vorsichtig, um ihn nicht aufzuwecken, legte ich meinen Kopf auf seinen Oberschenkel, der ein wenig unter dem anderen Bein hervor lugte, und winkelte meine Beine an. Zufrieden schloss ich meine Augen, als die Köperwärme von Allen durch den dünnen Stoff zu mir drang. Meine Lider wurden immer schwerer. Langsam döste ich weg und schlief nach ein paar Minuten endgültig ein. War auch kein Wunder! Durch die ganze Aufregung und Nervosität der letzten drei Tage, hatte ich fasst keinen Schlaf bekommen.

《◇》

Verschlafen öffnete ich meine Augen und erblickte schwarzen Stoff.

"Moon", legte jemand seine warme Hand auf meinen Oberarm und rüttelte sanft daran. Ich drehte mich zu der Männer Stimme um. "Na? Gut geschlafen?", fragte Allen. Genervt stöhnte ich auf, drehte mich wieder um und zog meine Decke über den Kopf.
"Gut, ja. Aber eindeutig zu wenig", brummte ich in den Stoff hinein, sodass man meine Stimme nur gedämpft hörte.
"Komm", zog mir Allen sanft die Decke vom Kopf. "Wir sind an na Tankstelle. Willst du was essen?" Ich ergab mich meinem Schicksal und setzte mich auf. Meine Augen fielen mir wieder zu, als ich so aufrecht saß.
"Nicht nochmal einschlafen", stieß mich Heyden sanft an. Schwerfällig öffnete ich meine Augen und rieb mir den Schlafsand aus den Augenwinkeln. Er, Josh, Fiona und Teddy standen neben mir im Gang und grinsten breit.
"Ich bin ja schon wach", murmelte ich mit halb offenen Augen und stand auf. Keiner, außer wir, war im Bus. Mit vorgehaltener Hand gähnte ich laut und spazierte den Gang entlang nach draußen. Es dämmerte schon leicht. Feuchte und frische Morgenluft wehte mir entgegen, während der kalte Boden unter meinen Füßen mir eine Gänsehaut bescherte.
"Moon. Jetzt geh schon weiter", maulte Josh und schubste mich leicht nach vorne.
"Jaja. Is ja gut", sagte ich genervt und ging zur Seite. Einer nach dem anderen trat die Stufen hinunter und streckte sich, als sie auf dem Asphalt standen.
"Moon", sprach mich Teddy an.
"Ja?", sah ich zu ihm hinüber.
"Willst du Allen nicht jedes mal so wie gestern Nacht ins Bett bringen?", zwinkerte er mir zu. Ich verdrehte die Augen. War ja klar, dass er es nicht lassen konnte!
"Was soll das heißen?", fragte Allen verwirrt. Er blieb neben mir stehen.
"Du bist neben mir eingeschlafen und ich hab dich dann in eine liegende Position gebracht. Das wars auch schon", antwortete ich ihm und lief auf die Tankstelle zu.
"Oh. Da fehlt aber noch was wichtiges", sprang Teddy mir in den Weg, sodass ich in meinem Gehen stoppte. Verwundert zog ich eine Augenbraue hoch und ging an ihm vorbei. Die Mitschüler aus Allens Klasse saßen ein paar Meter von uns entfernt auf einer Bank und schauten uns interessiert an. Automatisch zog ich die Schultern hoch und wünschte mir meinen Umhang her.
"Ach echt?", fragte ich skeptisch.
"Jep", nickte er, grinste breit und ging mir hinterher. Die anderen folgten uns.
"Na jetzt bin ich aber mal gespannt", murmelte Fiona neben mir.
Teddy lief vor uns rückwärts und fing an zu erzählen: "Als Allen eingeschlafen ist, ist er zur Seite gerutscht und auf Moons Schulter. Dann hat er sich an sie gekuschelt und sie hat ihm über die Haare gestrichen-"
"Ich hab ihm die Haare AUS dem Gesicht gestrichen. Das ist was anderes!", verteidigte ich mich mit roten Wangen.
"Ihr wisst ja gar nicht, wie süß das aussah", lachte Teddy.
"Max", knurrte Allen und rannte auf Teddy zu. Er hieß also Max. Auch mal gut zu wissen!

"Ich beschreibe nur, was ich gesehen hab", lachte Max und rannte hinter mich, um sich dort zu verstecken. Mit seinen Händen hielt er sich an meinen Schultern fest und drehte mich immer wieder in die Richtung, in die Allen sprang. Plötzlich stürmte Allen nach vorne und knallte hart gegen mich. Max verschwand schnell hinter meinem Rücken, sodass ich mein Gleichgewicht verlor und nach hinten kippte. Starke Arme umschlossen meinen Oberkörper. Allen trat einen Schritt nach vorne, um wieder zum Stehen zu kommen und hielt mich fest. Das war knapp! Hastig stellte ich mich wieder gerade hin. Der Junge vor mir löste sich von mir und sah wütend hinter mich.
"Sind die zwei nicht süß zusammen?", quiekte Max gespielt auf und lachte.
"Max", schoss es aus unseren beiden Mündern wütend. Ich und Allen sahen uns verwundert an. Erst da wurde mir bewusst, wie nah aneinander wir standen, weshalb ich einen Schritt zurück trat und auf den Boden starrte. Das war alles gerade echt peinlich!
"Ach du scheiße! Guckt euch das an! Allen wird rot", schrie Josh ungläubig sowie belustigt und zeigte auf ihn. Leicht schielte ich zu Allen hoch. Seine Wangen waren knall rot.
"Halts maul Josh", brüllte Allen und sah den braun haarigen Jungen kurz wütend an, bevor sein Blicke zu mir wanderte.
Für Sekunden starrten wir uns an, bis ich ruckartig weg sah und murmelte: "Ich geh mir was zu essen holen." Schnell lief ich in die Tankstelle hinein und atmete tief durch. Nur weg dort! Eindeutig zu viel Aufmerksamkeit für diesen Tag! Laut knurrte mein Magen und erinnerte mich an meine jetzige Aufgabe: Essen besorgen!
"Hallo. Was kann ich für Sie tun?", fragte mich die Frau an der Theke freundlich. Nachdenklich sah ich mir die belegten Brote an und zeigte nach Sekunden auf ein Lachsbrot.
"Das hätte ich gerne", lächelte ich.
"Das macht dann drei Euro achtzig", holte sie das Brot mit einer Zange von dem braunen Tablett und packte es mir in eine weiße Tüte. Erschrocken stellte ich fest, dass ich meinen Geldsack im Bus vergessen hatte. Ich setzte schon zu einer Entschuldigung an, als jemand hinter mir der Verkäuferin einen fünf Euro Schein reichte. Überrascht sah ich hinter mich. Allen stand dort, nahm sein Rückgeld entgegen und gab mir mein Essen.
"Danke", murmelte ich und ging mit ihm wieder hinaus. Leise zischend schloss sich die Schiebetür hinter uns. "Ich geb dir das Geld im Bus zurück", sagte ich zu ihm. Er schielte lächelnd zu mir hinüber. "Was?", fragte ich verwirrt.
"Mir würde es schon reichen, wenn ich ein wenig abbekommen würde", sagte er und steckte seine Hände in die Hosentaschen. Wir gingen auf eine Holzbank zu, auf der die Jungs, Fiona und noch ein paar andere Mitschüler saßen.
"Wegen mir", murmelte ich und blieb vor den anderen stehen. Langsam packte ich mein Brot aus und biss kräftig hinein. Wie lange hatte ich schon kein Lachs mehr gegessen? Einandhalb Jahre? Entspannt ließ ich meine Schultern hängen und verfolgte interessiert das Gesprächsthema der anderen.

"Sag mal Moon?", sprach mich Fiona an.
"Hm?", brummte ich und biss nochmal in das Brot hinein.
"Was hast du und Max gestern eigentlich noch so geredet?"
Der angesprochene sah zu Fiona und antwortete an meiner Stelle: "Sie hat mich nur gefragt, ob das okay wäre mit dem Sitz und hat mir eine gute Nacht gewünscht." Ich nickte und schluckte mein Essen hinunter.
"Und Moon? Wie hast du ihn genannt?", grinste Fiona wissend.
"Teddy", nuschelte ich ertappt, sah auf den Boden und biss schnell wieder in mein Brot hinein.
"Was?", zog Max eine Augenbraue hoch.
"

Deddy", sagte ich mit vollem Mund.
"Dady", lachte Josh neben Max und klopfte sich auf die Oberschenkel. Schnell schüttelte ich den Kopf.
"Warum nennst du ihn papa?", kicherte Allen irritiert.
Hastig schluckte ich mein Essen hinunter und sagte laut: "Teddy. Ich hab ihn Teddy genannt."
"Warum Teddy?", fragte Max grinsend.
"Naja... Du hast braune Augen... Und eine süße Stupsnase. Dadurch hast du mich an einen Teddybären erinnert", murmelte ich und lächelte schüchtern.
"Deswegen hast du ihn auch so angestarrt", stellte Allen neben mir fest.
"Ja", stimmte ich ihm murmelnd zu und sah auf den Boden. Warum musste ich jetzt eigentlich so im Mittelpunkt stehen?
"Na dann. Ab sofort heißt Max Teddy", rief Josh. Max stöhnte genervt auf und rutschte auf der Bank hinunter. Ich musste grinsen.
"Allen", sagte Heyden ernst, der hinter der Bank stand, und nickte nach vorne. Die Gesichter der anderen verdüsterten sich, als sie hinter mich sahen. Neugierig drehte ich mich um.

Fortsetzung folgt...

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top