'August'

>>Guess who's back. Ich habe dir einen Brief geschrieben in der Zeit, in der ich auf Klassenfahrt war. Es ging. Sie waren nicht so scheiße zu mir wie die letzten Male, ich hatte auf den Ausflügen sogar ein bisschen Spaß.<<

>>Adam? Hallo?<<

Drei Tage. Drei Tage lang wartete ich auf eine Rückmeldung, und endlich erschien die sehnsuchtsvoll herbeigefieberte Benachrichtigung, dass mir eine gewisse Person geantwortet hatte.

>>Hallo, Haydan! Ich bin froh, dass es dir gut geht. Ich habe mir eine üble Verletzung zugezogen und lag eine Weile ohne Handy im Krankenhaus. Dort bin ich auch jetzt noch, aber keine Sorge, das wird wieder. Es ist sogar relativ in deiner Nähe. Willst du vorbeikommen?<<

Es fühlte sich an, als würde mein Herz von Göttern geküsst, als ich endlich von ihm hörte. Er händigte mir den Namen des Krankenhauses aus. Es waren nur wenige Buchstaben, die meine Fingerspitzen kribbeln ließen. Ich bräuchte ungefähr eine halbe Stunde zu Fuß, um dorthin zu gelangen. Piepegal, ich würde alles auf mich nehmen, um bei ihm sein zu können.

Zu ihm, Adam. Adam, mein bester Freund, der eigentlich weder ein Adam, noch mein bester Freund war.

>>Sag mir einen Tag, eine Uhrzeit, und ich bin da.<<

>>Now you're standing here tongue-tied,
You'd better learn your lesson well.
Hide what you have to hide
And tell what you have to tell.<<
-Depeche Mode// Policy of truth

Ich sah die großen, weißen Wände des Krankenhauses schon aus der Ferne. Der Park vor dem farblosen Gebäude war symmetrisch und sauber angelegt. Zwischen den Beeten, die zu dieser Jahreszeit rosarot erblühten, schlängelten sich Wege aus Kies.

Du standest dort wie ein Engel, der auf der Erde gelandet war. Deine kurzen Haare waren unter einer wolligen Mütze versteckt. Du trugst ein graues Flanellhemd, eine blaue Jeans und an deinen Finger steckten verschiedene silberne Ringe, die das Sonnenlicht reflektierten.


Für Passanten, die an dir vorbeiliefen, warst du ein gewöhnlicher junger Mann, der gedankenversunken am Wegesrand herumlungerte. Für mich warst du eine Explosion voller Euphorie zwischen gefühlskalten, nach Desinfektionsmitteln stinkenden Mauern, und die Welt versank im Tunnelblick, als ich begriff, dass du dich nur ein paar Meter vor mir befandest.
So nah.

Ich habe tief durchgeatmet, meinen Rucksack geschultert und bin dann zielstrebig auf dich zugelaufen.
>>Na, Yoda, was geht?<<
Als du dich daraufhin zu mir umdrehtest, blickten wir uns zu lange an, um mit schlechten Witzen verleugnen zu können, wie viel uns das bedeutete. Eine Iris, die Geheimnisse hütete, Pupillen, die das Zentrum meines Universums waren.

So verbrachten wir die Sommerferien zusammen, trafen uns oft in diesem Park. Nach nur wenigen Tagen fühlte es sich an, als wären wir bereits seit Jahren Freunde.
Nach einiger Zeit wurdest du nach Hause entlassen. Ich war dort einmal zu Besuch. Du hast in einer kuscheligen Studenten-Wohnung gelebt, die wie eine Bibliothek nach Kaminfeuer und Büchern roch.

Wir aßen dort zusammen vier Stücken Apfelkuchen, betrachteten uns in den Pausen zwischen unseren Worten wie ein Kunstwerk das andere, fanden alte CDs in den Regalen und hörten sie allesamt durch. Die Musik hattest du schon völlig vergessen, sagtest du. Die Lieder bewegten sich von Rap über Pop bis hin zu Rock, es war eine gemischte Vielfalt Nostalgie. Sammelstücke aus längst vergangenen Jahren, eingefangen in einer Hülle aus Plastik.

Ich habe mir gewünscht, dass es auch mein Zuhause wäre. Dann könnte ich weg, weit, weit weg von der Dunkelheit sein, stellte ich mir vor.

Zu diesem Zeitpunkt ahnte ich noch nicht, dass es hier ganz eigene Probleme gab.

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