Unsere Dame
Montag, 15.04.2019 um 18:50 Uhr
Das ist der Zeitpunkt, an dem den ersten Menschen auffällt, dass der Dachboden der 'Notre-Dame de Paris' Feuer gefangen hat. Es dauert nicht allzu lange und der Vierungsturm stürzt entgegen aller Bemühungen der Feuerwehrleute, das Feuer zu löschen, ein. Schlussendlich brennt der gesamte Dachstuhl und die Holzkonstruktion stürzt ein.
400 Feuerwehrleute arbeiten hart und schaffen es am Dienstag, 16.04.2019 um ca. 06:00 Uhr in der Früh, das Feuer unter ihre Kontrolle zu bringen und zu löschen.
Dies ist ein Teil des Sachverhaltes eines bestürzenden Ereignisses, das seit Montagabend die Tagesschauen, Medienberichte und Internetportale auf der ganzen Welt dominiert. Viele Menschen sind geschockt, traurig und haben sogar geweint. Diese Reaktion kann ich gut nachvollziehen, denn diese Kirche ist ein Teil der Kultur eines Landes, das so viel an Tradition und Schönheit zu bieten hat, und auch Wert darauf legt. Die Kathedrale birgt einen großen Teil an Weltgeschichte und Stolz.
Dieses Kapitel soll sich jetzt aber nicht um die Reaktionen vor Ort drehen. Vielmehr möchte ich auf etwas eingehen, das mir wirklich wichtig ist.
Diesen Post habe ich gestern Abend in der Instagram-Story einer meiner Verwandten gesehen. Blank, so wie er da steht. Sie hat nichts mehr dazu geschrieben oder weiter ausgeführt. Das sagt mir, dass sie so ziemlich genau die Meinung vertritt, die auch der Schreiber/die Schreiberin des Tweets zu der ganzen Sache hat. Und das ist ok so. Ich will hier niemanden schlecht machen oder anprangern für eine Meinung, die er oder sie vertritt. Aber ich möchte mit diesem Kapitel gerne eine alternative Sichtweise auf das Ganze liefern.
Als ich von der bereits erreichten Spendensumme für die Kathedrale erfahren habe, habe ich ganz ähnlich wie diese Person, die den Tweet gepostet hat, reagiert. Wie kann es sein, dass für so etwas innerhalb von 24 Stunden über eine halbe Million zusammenkommt, während Organisationen, die Menschen nach Unwettern oder anderen Katastrophen helfen wollen schon fast um Unterstützung betteln müssen? Wie kann es sein, dass Millionäre und Multi-Millionäre in solchen Situationen kein Problem haben damit, einen Teil ihres Reichtums locker zu machen, sich bei anderen Problemen und Notständen in der Welt aber scheinbar rausnehmen und "nichts" tun?
Diese Gedanken und andere habe ich mir gemacht und mache ich mir bis zu einem gewissen Punkt noch immer. Lasst mich aber erklären, warum ich denn mit dem oben gezeigten Post meine liebe Mühe habe.
Meiner Meinung nach beleuchtet er die Situation viel zu einseitig und blendet viele Dinge aus. Denn ich denke, dass es noch viel tiefer geht (oder eben gehen sollte), als es das mit diesen wenigen Zeilen jemals kann.
Die 'Reichen' für die Behebung des Welthungers und die Rettung der Welt (überspitzt ausgedrückt) verantwortlich zu machen, ist in meinen Augen nicht die Lösung für diese Probleme und Missstände. Denn: Diesen Dingen entgegenzuwirken ist keine Frage der Tiefe unseres Geldbeutels, als vielmehr eine Frage unseres Herzens.
So wie ich das sehe, sollte das In-den-Fokus-Stellen der 'Reichen' nämlich unweigerlich die Fragen nach sich ziehen, ob wir uns denn für diese Welt interessieren und wie wir gedenken ihr zu helfen. Denn wir leben alle auf ihr. Es ist in unser aller Verantwortung, unser Möglichstes zu tun, um einander zu helfen.
Und diese Hilfe muss noch nicht mal partout finanzieller Natur sein. Kleider spenden, Arbeitskraft, Zeit, etc. Es gibt so viele verschiedene Arten, wie wir auf Katastrophen und Missstände reagieren können. Außerdem gibt es so viele Menschen auf der Welt, die mehr als genug verdienen, um damit eine Sache finanziell zu unterstützen – auch wenn sie keine Millionäre sind per se (und da spreche ich vor allem zu uns Schweizern). Ich sage nicht, dass wir nicht auch kritisch nachhaken sollen, und Leute zur Verantwortung ziehen, die sich dieser entziehen wollen, aber meiner Meinung nach setzt dies voraus, dass wir uns eben dieser Verantwortung selber auch bewusst sind und sie selber wahrnehmen. Ansonsten ist unser Bestreben nach Gerechtigkeit nichts Anderes als Heuchelei und Scheinheiligkeit.
Die Frage bleibt also, machst du dir selber auch darüber Gedanken, wie du helfen könntest, oder versteckst du dich lieber hinter dem Argument, dass du ja Student bist und kein Geld hast?
Ich für meinen Teil weiß, dass ich oft genug genau diese Ausrede bringe. Aufs Wesentliche hinunter gebrochen spielt es keineRolle, ob Bill Gates nun 5 Millionen an die Opfer eines Tsunami spendet, oderob er es nicht tut. Es spielt aber eine Rolle, wie ich ganz persönlich aufdieses Ereignis reagiere. Denn wir können erstens nicht vollständig wissen, ob,wie, wann und wie viel jemand spendet, aber wir können vollständig wissen, wounser Herz steht.
Lasst uns also alle gemeinsam aufstehen und zusammenarbeiten. Ein Jeder so, wie es ihm/ihr möglich ist.
Nun wünsche ich euch einige sonnige und schöne Ostertage. Genießt sie mit Familien, Freunden oder sonst irgendwie :)
LG
Eure StephVi
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