Kapitel 8: Kay mein Bester!

Ich hatte mich doch verhört, ganz bestimmt hatte ich das.

„Hörst du mein Spatz?! Ich sagte ich werde wieder heiraten!"

Nein, doch nicht verhört. Bitte?! Mit offenem Mund stand ich da und bekam schließlich Schnappatmung wie ein Fisch, weil ich versuchte irgendwas zu sagen.

„Oh ich sehe du bist sprachlos. Ist das nicht toll?! Bald hast du wieder einen Dad und einen großen Bruder noch dazu. Das war ja so wunderbar heute. Nelson hatte mir vor gegaukelt wir hätten ein Meeting, dabei führte er mich in ein Restaurant aus der Schlawiner. Da haben wir über unsere gemeinsame frühere Zeit geredet und dann hat er mich gefragt ob ich diese Zeit wieder aufleben lassen will, nur dies Mal für immer. Und ich konnte einfach nicht anders als Ja sagen. Die Hochzeit ist in einem Monat. Er meinte nur, dass das organisatorische er seelenruhig dem Hochzeitsplaner – seinem besten Freund – überlassen konnte. Nach der Feier haben wir beschlossen, dass ich gleich bei ihm einziehen soll! Und da brauche ich deine Hilfe Spatz. Wir müssten Die Wohnung ausräumen und streichen. Die Vermieterin will alles im top Zustand wieder vorfinden."

Meine Schnappatmung ließ nach doch ich stand trotz dem noch mit offenem Mund da ohne auch nur einen klaren Gedanken zusammen zu bekommen.

Heiraten? Umziehen? Neuer Vater? Bruder? Mein Hirn arbeitete auf Hochtouren um diese Menge an Informationen zu verarbeiten. Das konnte doch nicht ihr Ernst sein. Durfte ich da überhaupt mit reden? Schließlich bekam ich hier einen neuen Vater und ich kam ja nicht einmal mit dem alten klar. Und ein Bruder? Alter ich hatte ja nicht einmal Freunde, wie sollte ich da mit jemandem klar kommen, welcher ständig da war? Und vom umziehen war hier nun wirklich nicht mehr die Rede! Mir wurde schwindelig. Ich war nun wirklich nicht der Mensch welcher mit plötzlichen Veränderungen zurechtkam. Das war eindeutig zu viel. Ich kam ja eh gerade noch so mit dem zu Recht was in den letzten zwei Wochen passiert war. Mit einem Mal bekam ich viel zu wenig Luft. Es war zu stickig hier. Ich rannte in die Küche und auf den Balkon hinaus. Gierig sog ich die Luft in mich hinein als würde ich jeden Moment ersticken.

„Kay?! Was ist denn los? Ist alles in Ordnung?"

„Nein! Es nichts in Ordnung.", brachte ich schließlich hervor: „Heiraten? Umziehen? Bruder? Vater? Was soll der ganze Mist?! Schon vergessen was mit dem letzten war?"

„Ach mein Spatz ich weiß, dass du dir Sorgen machst. Aber Nelson ist nun wirklich das komplette Gegenteil."

„Das kann ich jetzt natürlich prima beurteilen. Mum! Du kommst daher und bestimmst einfach einen wild fremden als neuen Vater für mich!"

„Aber Nelson ist doch nicht 'wild fremd', wir kennen uns schon seit wir in die Windeln gemacht hatten."

„Für mich ist er wild fremd! Ich weiß nicht wie er so tickt, war er denn für ein Mensch ist, ja nicht einmal wie er aussieht! Mum! Wie kannst du von mir verlangen, dass ich mich über sowas freue. Vor allem nach dem!", ich zog mein Hemd etwas hoch und es kamen die wunderbar sichtbaren Marken der Vergangenheit zum Vorschein.

Meine Mutter zuckte mit schmerzerfülltem Gesicht zusammen. Sie bekam das nicht häufig zu sehen. Eigentlich gar nicht. Vielleicht schockiert es sie deswegen so sehr.

„Du verstehst doch ganz genau, was ich damit meine. Dein Körper sieht auch nicht anders aus. Selbst wenn dieser Nelson so in Ordnung ist wie du ihn dar stellst. Wird er solch einen Anblick verkraften? Würde er dich trotz dem noch heiraten wollen? Oder schmeißt er dich weg wie alle anderen auch und damit meine ich nicht nur unsere Verwandten."

Dem Gesicht meiner Mutter nach, verstand sie jedes einzelne Wort was ich sagte. Ja ich wusste, dass es fehl am Platzt war, schließlich hatte sie bereits dieses glücklich Hochzeitslächeln, wie auf dem Foto, in ihrem Gesicht. Aber unsere Realität war nun einmal hart und besser ich riefe ihr dass jetzt in Erinnerung, als wenn es längst zu spät wäre. Sie ging auf mich zu und umarmte mich.

„Ach mein Junge, verzeihe mir! Ich weiß dass du große Angst hast. Aber Nelson weiß bereits darüber. Dass hatte er schon in dieser Bar erfahren. Weißt du er und ich waren früher unzertrennlich bis er nach der 7. Klasse wegziehen musste. Dann ist der Kontakt irgendwie eingefroren. Ich bin auch überglücklich ihn wieder zu haben und für uns zwei wäre dass doch ein schöner Neuanfang. Aber wenn du es nicht willst, dann werde ich ihn nicht heiraten. Ich kann jeder Zeit wieder Nein sagen. Willst du das mein Spatz?"

Nein, natürlich wollte ich nicht, dass meine Mutter unglücklich war. Und wenn dieser Nelson ihr solch ein bezauberndes Lächel ins Gesicht und ihr ein besseres Leben bescheren konnte, dann würde ich mich schon irgendwann damit abfinden. Aber mein Vater wird er nie, soviel stand fest. Und über das Thema 'Bruder' musste auch noch heftig debattiert werden. Also willigte ich letztlich doch ein.

„So, weil wir das jetzt so schön geklärt haben brauche ich deine Hilfe. Waren die Wände der Wohnung früher Mal weiß oder eher cremefarbig?"

~~

Mittwoch!

Ich hockte wieder mal im menschenleeren Klassenzimmer und wartete bis dieser füllte und der Unterricht beginnen würde. Natali kam wieder einmal herein gestolpert. Wann würde das Mädel endlich mal begreifen, dass dort eine Schwelle war, bei welcher man die Füße heben sollte?! Sie schaute wie immer schüchtern lächelnd zu mir herüber und ich nickte nur kurz. So begrüßten wir uns fast immer, doch mehr als das kam nie zustande und dies sollte auch so bleiben. Nach und nach kamen auch die Anderen.

„Kay mein Bester! Na wie geht's denn so? Was aufregendes gestern erleb?", Tim stand an meinem Tisch und begrüßte mich.

Das einzige was ich jedoch tat, war ihn an zu starren, als wäre er vom Mond gefallen.

„Haha! Alter was glotzt du wie ein Auto? Normaler weiße sagt man sowas wie, es geht mir gut oder nicht und erzählt ein wenig und so! Du weißt doch wie das läuft haha!"

Natürlich wusste ich wie das läuft, aber von Tim freundlich angesprochen zu werden war nun auch nicht gerade etwas das man jeden Tag erlebte. Zu mindestens in meinem Fall nicht.

„Hay, Kay! Alles ok?! Schon wieder Leute gerettet?", langsam kam auch die anderen aus der Bande und schrien schon vom Eingang aus zu mir herüber.

„Du hast es ihnen erzählt?", fragte ich ungläubig.

„Jap! Sehen es als kleines Dankeschön oder wie eine Belohnung."

Wie sollte ich das als eine Belohnung sehen? Jetzt war es doch mit meiner schönen Ruhe vorbei.

„Der, welcher gerade gebrüllt hatte, ist Jack, der blonde ist Niko und der, welcher aussieht als frühstücke er jeden Tag nur Nägel und saure Milch ist Carlos."

„Ich weiß wer die alle sind! Warum hast du's ihnen erzählt?"

„Image putchen ist doch klar.", zu mehr kamen wir nicht, denn schon waren sie alle an meinem Tisch versammelt.

Tim hockte neben mir auf dem freien Stuhl, Niko holte sich seinen, Jack platzierte sich einfach auf die Bank und Carlos bevorzugte es wohl zu stehen.

„Jo man! Voll die krasse Action Digga. Hab davon gehört wie du so voll nach vorne und so zu dieser Kleinen und sie dann voll so weg und Alter. Und dann war da noch voll der krass schnelle Flitzer, der fuhr bestimmt so zweihundert...", Jack agierte wild mit den Händen als er eine Situation schilderte die mit meiner irgendwie nicht so übereinstimmt.

Und was sollte diese Assisprache?!

„Jack übertreibt immer ein wenig aber es ist lustig ihm zu zuhören und so.", flüsterte Tim mir kaum merklich zu.

„... Stimmt oder habe ich recht! Er voll so ein harter Ficker! Ja man, fast wie so ein Superheld! Ey alter wenn du einer wärst, was für eine Superkraft hättest du gerne?", wurde ich gefragt.

„Ähmm ... gar keine.", antwortete ich etwas zurückgezogen, weil mir das Ganze sichtlich unangenehm war.

„Alter Jack, das ist doch klar! Superhelden sind heutzutage out. Ne richtig geile Pumpgun macht sich da schon eher.", meldete sich Niko zu Wort und sah mich fragend an.

„Die brauche ich auch nicht.", meinte ich bloß.

„Wwoooaaa! Alter so hart Digga man. Sooo hart! Ey haste gehört Nikey?! Wer braucht schon ne Pumpgung? Der harte Ficker hier macht das mit bloßen Fäusten! So wird's gemacht! Ey gib Check Kay!"

Er hielt mir die Fast hin und zögernd boxte ich diese. Irgendwie ging mein ganzer Körper immer noch davon aus, dass sie mich verarschen wollten, auch wenn es nicht so schien.

„Ey man ich hab voll die Idee! Lasst uns die Tische zusammen schieben und so voll die Sechsergruppe machen!"

„Wir sind bloß zu fünft du Spast!"

„Ey Nikey du scheiß Streber mach Kopf zu!"

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top