Kapitel 6: schlechter Tag

Dank meiner Begleitaktion war ich heute ausnahmsweise der letzte, welcher im Klassenzimmer erschien. Sämtliche Blicke ruhten auf mir und Getuschel machte sich breit. Oh man! Doch ein Blick bohrte sich besonders in mich hinein. Nämlich der von Tim. Und dies änderte sich auch nicht als der Unterricht begann. Ständig funkelte er zu mir herüber. Super nervig!

Kaum läutete es zur Pause stürmten sämtliche Schüler aus dem Klassenzimmer. Ich ließ mir Zeit und wartete bis sich der Knoten in der Tür gelöst hatte. Als ich jedoch den Raum verließ wurde ich schon gegen die nächste Wand gerammt. Diese Attacke war völlig unerwartet und somit konnte ich mich zunächst nicht wehren. Ich wusste zu Beginn ja nicht einmal wer mein Angreifer war bis ich schließlich Tim erkannte, welcher mich mit dem Ellenbogen an meinem Hals, gegen den weißen Putzt presste.

„Was hast du ihr angetan?", er schrie mich schon fast an.

Er war richtig sauer. Sein Kopf rot wie eine Tomate und man konnte die Halsadern pochen sehen.

„Was?", das ganze ging mir zu schnell voran und ich brauchte eine Weile um zu begreifen was er überhaupt von mir wollte.

„Du hast schon Verstanden Bastard! Ich will wissen was du Nadine angetan hast! Du warst doch bei ihr? Wieso solltest du den sonst ausgerechnet heute zu spät kommen?!", ein paar Speicheltropfen landeten in meinem Gesicht. Mein Gott nervte der Typ.

„Ich habe vielleicht verschlafen! Schon mal daran gedacht?!"

„Natürlich! Ausgerechnet nach dem gestrigen Gespräch Spast! Ich schwöre, wenn du ihr auch nur ein Härchen gekrümmt hast, dann mache ich dich kalt elendiger Bastard."

„Wie auch immer!", mir Leichtigkeit drückte ich ihn von mir weg und ging davon, mit seinen Flüchen in meinem Nacken.

Doch ich musste zugeben. Wenn es um seine Schwester ging, verstand der Kerl keinen Spaß. Ich spürte seinen Druck auf meinem Hals immer noch. Das würde wohl einen blauen Fleck geben.

Endlich war die Schule aus und ich konnte Heim. So viel Tumult und dabei war es noch nicht einmal Abend.

In der Wohnung, fand ich dann meine Mutter, wütend, in der Küche! Oh misst! Meine Mutter und wütend?! Das war nun wirklich etwas was ich null an ihr kannte. Vor ihr auf dem Tisch die zwei Alkoholflaschen.

„Kay! Erklärung Sofort! Von wo? Wie? Und warum?", ja hallo, was war denn das für ein strenger Tonfall?!

„Ähmm aber ... müsstest du nicht eigentlich auf der Arbeit sein?"

„Das ist jetzt nicht wichtig! Ich habe früher aus weil Nelson noch ein Dinner mit dem Chef hat, da braucht er mich nicht so dringend. Jetzt Los! Antworten!"

Ihr strenger Tonfall passte mir überhaupt nicht in den Kragen und löste einen aggressiven Reitz tief in mir aus.

„Ist doch egal! Solange sie nicht geklaut sind!", ich wusste nicht warum aber diese Situation wollte mir nicht gefallen.

Ich den es lag daran, dass sie nie wirklich die strenge Rolle gespielt hatte und ich mir nun mal nichts gefallen ließ.

„Junger Mann! So nicht!"

Bitte?! Junger Mann?! Irgendwie brannten bei mir einige Synapsen durch. Was ging es sie an? Schon seit Jahren machte ich das und sie war in dieser Sache nie wirklich hilfreich. Doch auf einmal ging das überhaupt nicht?! Klar ich wusste es natürlich besser und dass sie recht hatte. Jedoch brauchte sie mir nicht nach so langer Zeit so daher zu kommen.

„Man ist doch egal! Es ist ja schließlich eine Sache die nicht einfach so von heute auf morgen entsteht!"

„Was? Wie lange geht, dass den schon? Weißt du wie sehr du deinen Körper dadurch kaputt machst?", jetzt reichte es mir.

Von ihr wollte ich das nicht hören. Nicht von einer Frau die heulend auf ihrem Bett saß oder welche man fast regelmäßig daran erinnern musste sich zu waschen. Nicht von einer Frau die sich selber weh tat, für welche man sorgen musste.

„Du braucht da nicht zu reden! Du hast ja keine Ahnung. Bis vor zwei Wochen, wusstest du ja nicht einmal in welche Klasse ich gehe. Deine Morapredigt brauche ich nicht. Schließlich war es ICH, welcher nach Richards Tod die Initiative ergriffen hat. Ich war Für den Haushalt und unser Überleben zuständig. Von deiner Seite konnte man schon froh sein, dass überhaupt Geld her kam!", shit!

Das wollte ich nicht sagen. Wir beide wussten zwar, dass es genau so war und trotz dem hätte ich das nicht sagen dürfen. Doch nun war es raus und ich stink sauer. Klar war ich im Inneren wütend auf meine Mutter für all die Jahre, jedoch liebte ich sie ja auch. Und das ging nun wirklich zu weit. Ich sah es ihrem Gesicht an, dass sie gekränkt war. Sie gab sich doch eh schon für alles die Schuld, warum musste ich es ihr bloß noch mal vor halten?!

Ich packte meine Umhängetasche und stopfte hastig Lernsachen in diese. Ich sollte am besten so schnell wie möglich hier raus und mich beruhigen.

„Wo gehst du hin? Etwa wieder zu dieser versifften Tankstelle?"

„Diese versiffte Tankstelle hat uns mit Geld versorg."

„Ich habe dir doch bereits gesagt, dass ich nun genug verdiene. Du brauchst da nicht mehr hin!"

„Tut mir leid, dass es dir nicht passt. Jedoch kann ich nicht so einfach umspringen wie du an einem Ort, welcher mich jede verdammte Sekunde ins Gedächtnis ruft, wer ich eigentlich bin.",

Mit diesen Worten stampfte ich aus der Wohnung. So ein Dreck aber auch! Komm schon Kay beruhige dich! Tief durch atmen und nicht Amoklaufen! Alles Cool! Nicht so übertreiben. Meine Beruhigungen halfen nur wenig. Der einzige Vorteil war dann nur, dass ich diese Energie bei der Arbeit prima anwenden konnte. So schleppte ich statt zwei, vier Kisten. Oder wischte den Boden, als hätte dieser kleine Kinder vergewaltigt. Dabei ist mir sogar der Mob entzwei gebrochen. Mike ging mir an dem Tag kluger Weiße aus dem Weg, denn nichts würde sich zwischen meinem Mob und dem Boden Stellen ohne zu Mouse verarbeitet zu werden. Am Ende bekam ich bloß noch das Geld und dann war ich auch schon entlassen.

Die Abendluft schaffte es dann doch meinen vor Wut energiebeladenen Körper ab zu kühlen. Das waren zu viele Emotionen und Ereignisse für mich an diesem Tag. Zuerst wurde ich als Engel bezeichnet, dann wurde ich wie ein Dämon verachtet und schließlich benahm ich mich sogar wie ein solcher. Ich war fertig mit der Welt und wollte nur noch meine Ruhe.

Ich schloss die Tür auf und hörte nur noch meine Mutter fragend aus ihrem Zimmer nach mir rufen, bevor ich mich schnellst möglich in mein Zimmer verkroch und mich schnurr stracks ins Bett legte.

„Kay?", meine Mutter machte die Tür auf und lugte hinein.

So ein Dreck ich hätte abschließen sollen. Schlecht gelaunt gab ich Maximum ein Brummen von mir.

Sie setzte sich an mein Bett.

„Kay! Würdest du mir bitte den Grund für den Alkohol sagen? Ich bin dir auch nicht böse versprochen. Ich will es bloß wissen."

„Ach ... ich kann halt ohne nicht schlafen! Ich werde permanent von Albträumen, oder besser gesagt Erinnerungen, verfolgt. Und ich will nun mal nicht meine Vergangenheit jedes Mal aufs Neue im Schlaf durchleben zu müssen."

„Aber ich habe dir doch angeboten, bei dir zu bleiben bis du einschläfst."

„Das ... es ist halt nicht das Selbe wie früher Mum. Und in meinem Alter, bzw. in meinem Fall, ist das nicht so ... naja es geht einfach nicht."

„Hmmm... ich glaube ich verstehe schon."

„Du hast die Flaschen jetzt weggeschmissen oder?"

„Nein habe ich nicht! Sie sind wieder in deinem Nachttisch. Es würde mir auch nichts bringen, schließlich kann ich es dir ja schwer verbieten. Und außerdem, wenn du sie schon früher herbekommen hattest würdest du es heute ja immer noch. Außer dem hast du recht. Ich habe nun mal das Alter verpasst, indem ich dich hätte erziehen sollen. Also muss ich wohl oder übel auf deine Entscheidungen vertrauen. Es passt mir zwar nicht, jedoch bist du ein selbständiger junger Mann und nur noch von mir abhängig weil du noch keine 18 bist. Ich wette, du würdest super zu recht kommen, wenn du deine eigene Wohnung hättest. Und selbst mit der Bürokratie gäbe es keine Probleme, bei deinen Noten und wegen der Tatsache dass sogar das du an meiner Stelle erledigt hattest. Ich geh dann mal, schlaf gut und übertreib's nicht!"

Dann war sie weg und ich lag mit Schuldgefühlen da. Allerdings konnte ich nicht anders als zur Flasche zu greifen. Ich wollte meine Vergangenheit nicht wieder durchleben. Nicht noch mal.

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