Kapitel 27: Mandy

Es war nun wieder Schule und ich hockte gerade im Klassenzimmer und ließ mich von Mandy voll quatschen. Man hat mir zwar gesagt ich hätte ruhig noch länger daheim bleiben können, wegen ... naja. Aber es würde mir ja sowieso nichts bringen, außer dass ich einen Haufen Schulstoff verpassen würde. Jetzt bin ich ja auch noch in der elften und es drehte sich das Meiste nur noch um Zukunft und spätere Jobs. Und ich hatte überhaupt keine Ahnung was ich überhaupt machen wollte. Sowas wie Träume und Ziele konnte ich mir früher nicht leisten. Doch jetzt wo es wichtig wäre, wusste ich kein Stück was ich mit meinem Leben anfangen sollte. Zu überleben, was mich früher alles kostete, war ja jetzt abgehackt. Ach ich wusste ja nicht einmal was es gab!

Die Glocke läutete das Ende des Unterrichts ein. Was auch über aus angenehm war, war die Tatschach, dass die Schüler nicht gleich alle aus dem Rum stürmten. Manche unterhielten sich noch mit dem Lehrer oder ihren Mittschülern adere packten gelassen ihre Sachen.

„Hallo Kay! Wir haben von dieser schrecklichen Sache gehört und eine Beileidskarte erstellt. Die ganze Klasse hat unterschrieben.", eine Gruppe von Mädchen kam auf mich zu und reichte mir eine Bunte Karte mit Tauben und einem Park darauf.

„Ich geh schon mal vor Kay!", meinte Mandy.

Ich nickte und unterhielt mich noch ein wenig. Nachdem mir alle ihr Beileid ausgesprochen hatten konnte ich auch endlich gehen. Ich hoffte nur, dass Lelio nicht allzu lange auf mich warten musste. Ich sah ihn auf dem Schulhof und wollte schon fas zu ihm hinüber schreien, als mir auffiel, dass er sich mit jemand unterhielt. Es war Mandy! Sie schienen angesträngt über etwas zu diskutieren. Ab und zu lachten sie bis Mandy winkend davon eilte. War sie wegen Lelio so früh aus dem Klassenzimmer verschwunden?

„Hi! War das gerade nicht Mandy? Was wollte sie denn?", fragte ich, weil ich mir einfach sicher sein wollte.

„Oh! Hi Kay. Ach es war nicht so wichtig."

„Aha. Ihr scheint euch wirklich gut zu verstehen.", meinte ich nur und versuchte mein Misstrauen zu verdecken.

„Naja! Schließlich sind wir miteinander groß geworden. Es herrschte zwar eine Zeit mehr oder weniger Funkstille aber seit ... seit dem Tag nach meinem Geburtstag war sie öfter zu Besuch, was du aber wahrscheinlich nicht mitbekommen hast."

Nein das hatte ich wirklich nicht. Was ist in der Zeit zwischen den beiden passiert wo ich mich so verschlossen hatte? Hatte ich Lelio wirklich so vernachlässigt, dass er sich an Mandy geklammert hatte? Ich war traurig und auch wütend. Aber sowas konnte ich Lelio gar nicht zu trauen, vielleicht verstand ich da auch etwas falsch. Lelios Husten riss mich aus meinen Gedanken. Irgendwie kam es mir jetzt schlimmer vor aber ich hatte ihn ja wochenlang praktisch ignoriert. Wohl möglich, dass ich nicht mehr daran gewöhnt war.

„Sollen wir heim?", fragte ich.

„Fahr ruhig. Ich habe hier eigentlich nur gewartet um dir zu sagen, dass ich noch etwas zu erledigen habe."

„Ach so! und was?", ich zog die Augenbraue hoch.

„Erzähle ich dir bei Gelegenheit. Ich muss jetzt aber los sonst komme ich noch zu spät.", und da rannte er auch schon los und ließ mich stehen.

Das war nun wirklich merkwürdig. Er gab mir immer über alles Bescheid, selbst wenn er beim Filmgucken nur kurz auf die Toilette verschwinden musste. Ob ich ihm nach sollte? Jedoch wirkte er so gelassen, als dürfte er nichts ausgefressen haben.

Daheim war es so ruhig. Nelson arbeitete immer bis um acht also hatte ich das komplette Haus nur für mich. So was könnte ich den tun? Ich beschloss etwas zu essen und dann zu lernen. Aber da es Anfang des Schuljahres war gab es noch nicht so viel Stoff um mich länger als zwei Stunden zu beschäftigen. Es war schon fas halb sieben und Lelio war immer noch nicht wieder da. Was machte er denn bloß so lange. Gerade als mir der Gedanke kam ihn an zu rufen hörte ich wie sich die Eingangstür öffnete. Lelio kam herein und sah völlig erschöpft aus.

„Hey! Da bist du ja! Wo warst du so lange?"

„Sorry Kay. Können wir morgen reden? Ich will einfach nur ins Bett! Du brauchst nichts zu kochen ich hatte schon was.", mit den Worten verschwand er im Bad.

Ok jetzt machte ich mir sorgen. Ein hundemüder Lelio der nicht mit mir reden oder mein Essen wollte?! Da war definitiv etwas faul. Ich kochte trotz dem, denn schließlich würde Nelson ja auch bald heim kommen und Hunger haben. Aber trotzdem schwirrten meine Gedanken nur noch um Lelio welcher inzwischen tief und fest in meinem Bett schlief. Was war nur los?

Die nächsten Tage wurde es auch nicht besser. Kaum war die Schule aus verschwand er und kam spät wieder heim. Wenn ich ihn danach fragte, hatte er entweder keine Zeit oder war müde. Und wenn ich fragte was los sei wich er immer nur aus und meinte es sei nichts. Wir verbrachten im Grunde überhaupt keine Zeit mehr miteinander, außer vieleicht sonntags. Doch da wollte er immer nur entspannen und sich auf die Schule vorbereiten. Klar das mit der Schule verstand ich ja noch schließlich war er in der Abschlussklasse aber der Rest war mir fremd. So saß ich kurz vor der Pause im Unterricht und konnte mich kein bisschen konzentrieren.

„Hey macht es dir etwas aus, wenn ich dich heute in der Pause dir selbst überlasse? Ich muss einer Freundin noch Mathe erklären. Sie schreiben wahrscheinlich bald einen Test.", fragte mich Mandy.

Ich nickte, denn in meinem Zustand war ich nicht unbedingt die begehrenswerteste Gesellschaft.

Was war nur los? Ich verstand es einfach nicht. Was verheimlichte er mir?

Ich trottete durchs Schulhaus und schaute einfach mal wo mich meine Füße wohl tragen würden. Ich kam an einer Tür vorbei auf welcher dick und fett Bücherei drauf stand. Wir hatten eine Bücherei? Merkwürdig, dass sie mir nie aufgefallen war. Eigentlich war ich ja nicht so der Bücherwurm aber wo ich schon mal hier war ...! Ich ging hinein. Es war ein wirklich großer Raum fast so wie eine echte Bibliothek. Regale standen säuberlich in Reihen und bildeten ganze Gänge. Es kaum jemand hier, wodurch eine fast unheimliche Stille herrschte. Ich ging ein wenig umher und überflog hier und da mal ein Buchcover, bis ein flüstern hörte. Neugierig ging ich darauf zu. In der Mitte der Bücherei standen Tische und Bänke. An einem von diesem hockte ... Mandy ... mit ... mit Lelio!

Mir viel die Kinnlade herunter. Meinte sie nicht noch vor kurzem, sie erklärt einer Freundin Mathe?! Ja genau! Das tat sie, und wie sie das tat konnte ich sehen! Ich wurde wütend. Wenn die zwei offensichtlich was am Laufen hatten, dann könnten die mir doch wenigstens Bescheid geben. Oder fassten sie mich etwa mit Samthandschuhen an, weil ich jetzt verweist bin? Beruhige dich Kay! Vielleicht wollte Mandy sich mit ihrer Freundin hier treffen und sie ist noch nicht da. Und Lelio lernt wahrscheinlich für seinen Abschluss und das Ganze war bloß ein Zufall. Das Kichern was von den Beiden kam unterbrach meinen Gedankengang an welchen ich mich allerdings fest klammerte. Ich würde hier einfach unauffällig warten und schauen was passiert. Die Zeit verging und es tauchte niemand auf. Bis die Pause vorbei war, dann standen die zwei auf und gingen. Ich war nervlich am Ende.

Als ich das Klassenzimmer betrat quatschte Mandy gerade mit einer Gruppe von Schülern und die Diskussion schien recht hitzig. Kaum aber sah sie mich lief sie auch schon zu mir herüber.

„Hi! Und eine schöne Pause gehabt?"

„Ja! War ziemlich ruhig. Hast du deiner Freundin helfen können?"

„Ja! Sie hat es nach dem fünften Anlauf kapiert.", sie log und das wie gedruckt und ohne rot zu werden.

Sagt es mir doch einfach! Aber irgendein Teil von mir wollte das nicht wahr haben.

„Du ich bin heute wieder früher weg. Hab viel zu tun daheim."

Ich nickte. Daheim oder mit Lelio? Nein halt! Es ist alles bestimmt ganz simpel. Nur nicht unnötig aufregen sonst geratest du bloß außer Kontrolle.

Nach dem Unterricht verschwand Mandy hastig aus dem Raum und ließ nur eine Staubwolke zurück. Müssen wohl ganz besonders viele Sachen zu erledigen haben, bei diesem Tempo. Ach! Ich merkte wie ich sauer wurde und raufte mir kurz die Haare. Vom Tisch neben mir nahm ich ein Gespräch war. Zuerst interessierte es mich nicht wirklich aber als Lelios und Mandys Name viel wurde ich hellhörig. Jedoch schienen die Mädchen es bemerkt zu haben, dass ich ganz in der Nähe war und gingen auf ein leises tuscheln über. Am meisten redete jedoch Linda. Vielleicht sollte ich sie mir mal vorknöpfen. Sie war eine von den engsten Freundinnen von Mandy. Sie wusste bestimmt etwas.

„Was läuft da zwischen Lelio und Mandy. Ich weiß dass du mir da was erzählen kannst!", ich stemmte mich mit beiden Händen gegen die Wand, sie vor mir an diese gedrückt, und schaute auf ihr ängstliches Gesicht herab.

„Äh was? Ich? Ich weiß von nichts? Äh ... läuft da was?", stammelte sie und wich die ganze Zeit meinem Blick aus.

Also stimmten meine Befürchtungen?

„Sag mir sofort was da los ist! Sie gehen mit einander oder?", brüllte ich fast und sie zuckte.

„Äh ... also weißt du es?", sie fing an schneller zu stammeln: „Äh ... also ... ich habe dir nichts gesagt!", quietschte sie und rannte weg.

Also stimmte es! Aber warum? Warum sagten sie es mir einfach nicht? Als ich raus ging konnte ich Lelio nirgendwo sehen. Um ehrlich zu sein wollte ich es im Moment auch gar nicht. Ich war sauer!

Nach Hause wollte ich heute auch nicht. Ich würde mich doch eh wieder zu Tode langweilen und lernen konnte ich morgen ja auch, denn da war es Samstag. Ich bummelte durch die Straßen und suchte nach einem Café um mir etwas zu Essen zu kaufen. Und bald schon habe ich eines erspäht. Ich wusste gar nicht, dass es so nahe an der Akademie war. Ich wollte schon rein gehen, doch da sah ich zwei Gestalten die mir nur allzu vertraut waren. Mandy und Lelio! Sie saßen dort im Café zusammen an einem Tisch und redeten. So viel zu Thema sie hat zu tun! Ich konnte nicht hören über was sie sprachen jedoch holte Lelio etwas aus seiner Tasche und überreichte es ihr. Sie schien offensichtlich nach Luft zu schnappen. Ich konnte einen Anhänger erkennen. Mandys Gesicht hellte sich auf und sie nickte hecktisch. Auch Lelio grinste. Mandy nahm ein kleines Foto, es schien zu mindestens so da ich es nicht genau erkannte, aus der Tasche, klappte den Anhänger auf und pickte dieses hinein. Daraufhin hielt sie es Lelio entgegen und er nickte bis über beide Ohren strahlend.

Ich spürte einen Stich in meinem Herzen. Autsch! Dass die wirklich so etwas abzogen. Sofort rannte ich nach Hause und fiel in mein Bett. Warum? Warum machten die sowas? Und das schlimmste war, dass sie es heimlich taten und glauben ich wäre zu blöd um das zu merken. Ich war wütend und traurig zu gleich. Die Eingangstür öffnete sich. Ach heute früher daheim?

„Kay?", er kam in mein Zimmer und grinste als wäre nichts: „Na du? Komm lass uns etwas unternehmen!"

„Kein Bock!", murrte ich in mein Kissen.

Wie konnte er sich bloß einbilden er könnte mich täuschen.

„Was ist denn los?"

„Frag doch Mandy!", knurrte ich ihn an.

„Was hat sie damit zu tun?"

„Die Frage ist doch wohl was sie mit dir zu tun hat? Glaubst du wirklich ich bin so dumm und würde das nicht merken? Ich weiß davon!"

„Was?!! Aber von wem?", Lelio starrte mich schockiert an.

Nun hatte ich auch seine Bestätigung.

„Ist doch egal. Das änder nichts daran dass du mich mit Mandy betrügst! Wenn du kein Bock mehr auf uns hast, dann sag es mir verdammt nochmal und zieh nicht so eine Scheiße ab!"

Lelio schien den Faden verloren zu haben bis ihm scheinbar ein Blitz aufgegangen war. Er seufzte und fuhr sich durchs Haar.

„Komm einfach mit!", er packte mich am Arm und zerrte mich gegen meinen Willen in den Wagen.

„Wo fahren wir denn überhaupt hin!", knurr ich.

„Siehst du schon."

Wir kamen an Mandys Haus an. Was wollten wir denn hier? Lelio ging zum Eingang und klingelte. Keiner machte auf.

„Tja deine Mandy ist wohl nicht daheim!"

„Doch, doch!", meinte dieser lediglich und zog einen Schlüssel.

Super! Jetzt hatte er auch noch den Schlüsse für ihr Haus. Die fackeln wohl nicht lange rum. Er führte mich in das Haus und zu einer verschlossenen Tür. Dann drückte er langsam den Griff hinunter und öffnete diese.

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