Kapitel 15: Happy Family?
Ich stieg in die geräumige schwarze Dusche und drehte das Wasser auf. Es war einfach herrlich. In meinem alten Zuhause, gab es nur lau warmes bis kaltes Wasser. Hier konnte man sich verbrühen, wenn man nicht aufpasste. Das Wasser prasselte auf meinen Kopf und schnellte dann an meinem Körper hinab. Ich hielt mein Gesicht in den Strahl und genoss die Wärme. Zum ersten Mal fühlte ich mich richtig sauber. Das Shampoo hatte einen leicht betörenden Duft und dimmte einem einwenig die Sinne. Lange sah ich den Schaumklumpen dabei zu wie sie plump hinunter floppten und sich ihren Weg in den Abfluss suchten.
Erfrischt von dieser neuen Erfahrung, ging ich in mein neues Zimmer. Nebenher trocknete ich meine Haare mit einem der frisch riechenden Handtücher, welches mir Lelio gebracht hatte. Ich kramte in einigen Schachteln in meinem Zimmer bis ich meine Klamotten fand. Mit immer noch leicht nassem Haar ging ich in meiner Schlafhose und meinem ausgeleiertem und zu kleinem Tanktop ins Wohnzimmer, wo Lelio über einer Schüssel Chips saß und in den Fernseher starrte. Er trug ein hellblaues Donald Duck Pyjama. Und sahst genau in der Mitte des riesigen – das war wohl die Lieblingsgröße in diesem Haus – Sofa im Schneidersitz. Ich hockte mich neben ihn und lehnte mich zurück.
„Was schauen wir gerade?", fragte ich und bekam als Antwort nur eine DVD-Hülle hin gehalten.
Auf dem Cover konnte man rechts unten in krakeliger Schrift den Titel 'Death Note' erkennen. Die Hülle an sich war recht düster und die überwiegende Farbe war eindeutig schwarz. Im Vordergrund sah man einen Jungen mit einem Apfel, welcher der einzige bunte Gegenstand auf diesem Bild war. und im Hintergrund befand sich ein ebenso schwarz gekleidetes Gothicmonster, mit einem viel zu breitem Grinsen und Glupschaugen, die ihm schon fast aus dem Kopf zu fallen schienen. Ich nahm zuerst an es sei irgendein Horrorfilm. Jedoch stellte sich das als Missverständnis heraus nachdem ich einige Minuten mit schaute und von Lelio grob aufgeklärt wurde. Es war anscheinen die Verfilmung eines Anime und ging um einen Schüler nahmen Light und seinem Shinigami – was so viel wie Todesengel bedeuten soll – Ryuk. Der Plot drehte sich eigentlich darum, dass der Junge das Notizbuch des Shinigami fand und als selbsternannter Rächer, Verbrecher umbrachte indem er ihre Namen in das Buch schrieb. Ich kam bei der Story zwar nicht so richtig mit aber ich habe ja schließlich auch nicht von Anfang an mit zugesehen.
„Du kannst jetzt übrigens auch duschen.", meinte ich dann schließlich, als ich merkte, dass Lelio keinerlei Anstalten machte das Sofa zu verlassen.
Ich bekam aber nur ein abwesendes Brummen als Reaktion zurück und so verlies ich Kopfschüttelnd den Raum und verkroch mich in mein Zimmer. Ich lag gerade einmal fünf Minuten auf der daunenweichen Matratze, als ich auch schon hörte wie sich die Eingangstür öffnete und das Gelächter meiner Mutter durch die Räumlichkeiten hallte. Ich verließ mein Zimmer und beobachtete vom Flur aus wie Nelson meine Mum über die Schwelle trug. Irgendwie konnte ich diesen Mann immer noch nicht ausstehen.
„Papa! Ihr seid wieder da! Willkommen in unserem bescheidenem Zuhause Klara.", er lächelte die beiden voller Freude an.
„Na mein Großer?! Hast du Kay schon alles gezeigt? Komm her!", Nelson setzte meine Mutter vorsichtig ab und hob Lelio kurzer Hand über die Schulter.
Da er genau so groß war wie er, ließ sich daraus schließen, dass Nelson entweder ziemlich Stark oder Lelio einfach viel zu leicht war. Letzter hing jedenfalls zappelnd über der Schulter und klopfte mit beiden Fäusten auf den Rücken des älteren.
„Papa lass mich runter! Ich glaube jetzt geht's los! Hast du eine Ahnung wie peinlich das ist? Ich bin doch keine fünf mehr."
„Mit zehn habe ich das aber immer noch gemacht!"
„Lass mich jetzt einfach runter!"
Lachend gab Nelson seinen Forderungen nach. Lelio boxte ihn schmollend die Schulter, jedoch konnte man ganz genau das belustigte Glitzern in seinen Augen erkennen.
„Ach Nelson! Lelio ist wahrlich ein Goldstück. Du hast wirklich ganze Arbeit an ihm geleistet."
„Ach was! Du hast es mit Kay auch gut erwischt. Der kommt in jeder Lage zurecht. Würde man aber meinen auf die Straße setzen wäre er auf jede Hilfe angewiesen.", mit den letzten Worten knuffte er Lelio ein paar Mal in die Seiten, welcher sich dadurch quiekend hinter mir versteckte.
Und in diesem ganzen Scenario stand ich und fühlte mich total fehl am Platz. Das war sowas von nicht meine Welt. Nelson küsste meine Mutter, was in mir jedoch nur noch mehr Wut entfachen ließ.
„Wir holen bloß noch die Koffer und dann sind wir auch schon wieder weg. Wie fliegen in zwei Stunden nach Ibiza für eine Woche."
„Findest du wirklich wir können die Zwei so lange alleine Lassen?", fragte meine Mutter etwas besorgt.
„Das Haus hat eine Alarmanlage und ich habe eine Haushälterin, welche unter der Woche für alles sorgt. Außerdem ist Kay ja jetzt auch noch da. Und so wie er aussieht, kann dieser bestimmt zur Not einige harte Schläge austeilen.", Nelson zwinkerte mir zu, was uns aber immer noch nicht zu Freunden machte.
„Das habe ich ja auch nicht gemeint.", meine Mutter sah besorgt zu mir und Lelio herüber.
Als sie jedoch sah dass dieser mich immer noch hilfesuchend umrundete währen er versuchte seinem Vater aus zu weich und ich in Grunde nichts dagegen tat, heiterte sich ihre Miene wieder auf. Sie hatte sich also Sorgen gemach ob wir zwei miteinander klar kommen würden. Zum Abschied wurde ich noch von meiner Mutter umarmt und bekam einen Kuss auf die Stirn.
„Na dann mein Großer! Pass mir ja auf Kay auf und umgekehrt bitte auch!", Nelson umarmte Lelio und wollte dasselbe auch bei mir tun während meine Mutter sich von Lelio verabschiedete.
Ich nutzte die Gelegenheit, dass die zwei nicht her sahen, griff mit der rechten Hand an Nelsons Nacken und tat so als würde ich ihn in eine Halbherzige Umarmung schließen. Allerding wollte ich nur nahe genug an seinem Ohr sein.
„Solltest du sich auch nur ein kleines bisschen verletzten, dann schwöre ich mache ich für dich höchstpersönlich die Hölle besonders heiß. Ich hoffe wir haben uns verstanden!", Nelson schluckte leicht bei der Kälte in meiner Stimme und nickte nur kaum merklich bevor ich ihn los ließ.
„Viel Spaß dir noch Mum!"
„Danke mein Spatz."
Und weg waren sie. Ich starrte immer noch auf die Tür als mir Lelio seine Hand auf die Schulter legte. Ich zuckte leicht, als diese Berührung wie elektronische Wellen an meiner Wirbelsäule entlang schickte. Sein Mund war ganz nah an meinem Ohr als er mit weicher Stimme sagte:
„Keine Angst! Mein Dad wir ihr schon nichts tun."
Ich sog kaum merklich aber scharf die Luft ein bei dem betäubenden Gefühl, welche von meinem Ohr aus ging.
Lelio vergrößerte den Abstand zwischen uns wieder und meinte nur noch lachend, dass wir ins Bett sollten. Ich nickte kurz schloss auch schon Sekunden später die Tür meines Zimmers hinter mir. Was zum Teufel ist das? Ich fasste mir an mein Ohr und erst da bemerke ich meinen rasenden Herzschlag und die geröteten Wangen. Ich schmiss mich aufs Bett und knurrte erst in mein Kissen bevor ich mich frustriert aus den Rücken drehte. Die Zeiten die von nun an auf mich zu kamen würde schwer werden, dass wusste ich.
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