3. Brief - Blind
Stell dir vor, wir hätten uns kennengelernt ohne das ich dich überhaupt sehen könnte. Ich wäre blind, aber natürlich zu stolz, um es für jeden sichtbar zu machen. Irgendwie würde ich schon einen Weg finden, um es vor der Welt zu verbergen. Durch eine Sonnenbrille könnte man vermeiden, dass Jemand merkt, dass man in die falsche Richtung schaut. Sicher könnte man Clifford auch zum Blindenhund ausbilden.
Vielleicht würde ich also mit Sonnenbrille auf der Nase vor dem Cafe sitzen, das du ebenfalls besuchst. Clifford würde unter dem Stuhl liegen, um sich vor der Sonne zu schützen, die schon den ganzen Tag über scheint. Da ich eher selten alleine in eine Cafe gehe, könnte Niall dabei sein, der mir von seinem letzten Urlaub in Irland vorschwärmt. Lächelnd würde ich seinen Erzählungen lauschen, während ich mich einfach für ihn freute.
Du könntest ins Cafe gekommen sein, um in Ruhe dein Buch weiterzulesen oder weil du dort ein Date hättest. Wärst du nicht berühmt, könntest du dort sogar ein Date mit einem Jungen deiner Wahl verbringen. Würde er mir dann ähnlich sehen oder doch komplett anders sein? Wenn du freie Auswahl hättest, würdest du einem Chaoten, wie mir, dann überhaupt eine Chance geben oder doch lieber eine ruhigere Person wählen? Wir werden es wohl nie erfahren.
Du würdest dich dort im Cafe also mit einem jungen Mann treffen, den du auf der letzten Party kennengelernt hast. Er schien dort ganz nett zu sein, aber euer Date läuft nicht so gut, einfach weil ich mir nicht vorstellen möchte, dass du eine perfekte Verabredung mit einer anderen Person als mir hast. Statt deinem Gegenüber also deine komplette Aufmerksamkeit zu schenken, lässt du den Blick immer wieder über deine Umgebung schweifen bis er schließlich bei mir hängen bleibt. Du würdest mich mustern, während ich keinen blassen Schimmer davon hätte, dass mein absoluter Traummann überhaupt in der Nähe wäre. Irgendwann würde Niall dein Blick bemerken.
"Da beobachtet dich Jemand und dieser Jemand sieht verdammt gut aus", würde der Ire mir ins Ohr flüstern. In meinem Kopf hätte sich sofort Gedanken gebildet, wie ich die Blindheit verheimlichen könnte, falls du mich ansprechen solltest.
"Ist er allein?" Meine Frage müsste Niall zwar mit einem Nein beantworten, doch würde er sofort hinterher schieben, dass dein Interesse an deinem Gegenüber wohl nicht das Größte wäre und du noch immer mich ansiehst. Gegen meinen Willen würde in mir die Hoffnung wachsen, dass du mich vielleicht wirklich ansprechen könntest. Nervös würde ich dort mit Niall sitzen bleiben. Aufgrund meines Stimmungswechsels hätte Clifford sich sicher schon längst erhoben und seinen Kopf auf meinem Bein abgelegt.
Es würden einige Minuten vergehen bis du dich von dem Typen, den ich nicht mal in dieser ausgedachten Geschichte leiden kann, weil er dich mir wegnehmen könnte,verabschiedest. Unter einen Vorwand gehst du nochmal ins Cafe, wo du darauf wartest, dass der Typ außer Sichtweite ist und du wieder rauskommen kannst.
"Ich lass euch mal allein", würde Niall mir leise verkünden, weswegen mein Blick panisch wird.
"Du kannst mich nicht allein lassen. Was ist, wenn er raus findet, dass ich blind bin?"
"Dann ist es so. Früher oder später wird er es doch eh erfahren. Wenn er ein Problem damit hat, ist er ein Idiot und hat dich gar nicht verdient. Sei einfach ehrlich zu ihm." Vermutlich würde ich nicken, mich innerlich aber schon längst dazu entschieden haben, dass du es auf keinen Fall heraus finden sollst. "Er steht rechts von dir. Hat braune Locken, grüne Augen und müsste ein ganzes Stück größer sein als du. Den Rest findest du schon allein raus", wären Nialls letzten Worte, dann würde er gehen und ich wäre auf mich allein gestellt. Nervös würden meine Finger immer wieder durchs Cliffords Fell fahren, während ich auf die Geräusche meine Umgebung achtete. Sobald Niall außer Sichtweite wäre, würdest du noch einmal tief durchatmen und auf mich zu kommen.
"Hey." Ein Lächeln und ein schlichtes "Hi" wäre meine Reaktion auf deine Begrüßung. "Darf ich mich setzten?" Natürlich würdest du meine Erlaubnis dazu bekommen. Wie auch in der Realität würde die Chemie zwischen uns sofort passen. Statt nur ein versteiftes Gespräch zu führe, hätte sich zwischen uns in wenigen Sekunden eine entspannte Atmosphäre entwickelt und wir würden offen miteinander reden. Okay, fast offen ... Die Blindheit wäre weiterhin mein Geheimnis. Du solltest mich mögen und nicht aus Mitleid nett zu mir sein.
In der ersten Stunde wäre das Verheimlichen gar kein Problem, da ich einfach nur dort sitzen müsste und mit dir reden, dafür brauchte ich mein Augenlicht nicht. Aber früher oder später würdest du eh auf eine Idee kommen, die mir die Situation erschweren könnte. Vermutlich würde diese Idee dadrin bestehen, dass wir spazieren gehen könnten. Ich werde nie verstehen, warum du es liebst spazieren zu gehen. Wie oft hast du mich in den letzten Jahren schon geweckt, um mich zu einem Spaziergang durch die Nacht zu überreden? Du konntest doch jederzeit meine Hand halten und wir hätten auch im Bett Gespräche führen können, warum mussten wir dafür also extra das warme Haus verlassen? Du hast die Nacht geliebt und tust es vermutlich auch heute noch, weil weniger Menschen draußen waren, die einen erkennen könnten. Es war immer unsere Gelegenheit Händchenhalten durch die Stadt zu laufen. Glaub mir, ich habe es immer geliebt deine Hand halten zu können, aber ich hätte es noch mehr geliebt, wenn du mich davor nicht geweckt hättest. Warum konnte dir nicht mal vorm Schlafen gehen einfallen, dass du noch etwas raus möchtest? Warum musste dir dieser Gedanke immer erst kommen, wenn ich schon eingeschlafen war? Wir wissen doch beide, dass ich es hasse, wenn ich geweckt werde.
Doch so wie jedes mal in der Realität würde ich mich auch in der Geschichte von dir überreden lassen. Dir kann ich einfach keinen Wunsch abschlagen. Zögerlich würde ich einem Spaziergang also zustimmen. Wir würde direkt aufbrechen. Während du mir Geschichten aus deinem Leben erzählen würdest, wäre ich auf Clifford konzentriert, der für mich meine Umgebung im Auge behielt und mich sicher durch die Stadt führte. Die ersten Meter könnten wir so sicher überbrücken, aber irgendwann würde der Moment kommen, wo du deine Aufmerksamkeit auf meinem Hund landet.
"Darf ich ihn mal halten?", wäre deine Frage und damit wären wir wieder an dem Punkt, dass ich dir keinen Wunsch abschlagen kann, egal welche Folgen es für mich haben könnte. Natürlich würde ich einen Moment zögern, dann aber mit einem Nicken zustimmen und dir die Leine reichen. "Er ist wirklich gut erzogen. Ich sehe ständig Hunde, die an der Leine ziehen oder einfach stehen bleiben, aber deiner wirkt so, als würde er sogar ohne Leine direkt neben dir laufen."
"War auch viel arbeit ihn so zu erziehen." Diese Aussage wäre sicher nicht mal gelogen. Ich habe mich in der Vergangenheit noch nie mit dem Thema beschäft, aber einen Blindenhund auszubilden, dauert sicher einige Monate. Wärst du wach, könntest du es mir wahrscheinlich sogar noch verraten. Du weißt doch ständig irgendwelche Sachen, die für dein Leben eigentlich völlig uninteressant sind.
Wir würden weiter nebeneinander her laufen und du deine Geschichte fortsetzen, während ich mich noch viel mehr auf die Umgebung konzentrieren müsste. Aber wir beide wissen, was für ein Talent ich dafür habe, mich in Schwierigkeiten zu bringen, irgendwann würden wir also an den Punkt kommen, wo alles schief geht.
Von überallher kämen Geräusche und da ich zudem noch versuchen würde, deinen Worten zu lauschen, hätte ich keine Ahnung, dass wir uns einer Straße näherten. Nichts ahnend würde ich einfach auf die Straße laufen. Einen richtigen Bürgersteig, der mir die Gefahr ankündigen könnte, gäbe es nicht.
"Louis!" In letzter Sekunde würdest du mich packen und von der Straße ziehen, bevor das heranrasende Auto mich erwischen könnte. Das Reifenquietschen und Hupen würde mir verraten wie knapp es gewesen war. Vermutlich würde ich durch die plötzliche Bewegung komplett die Orientierung verlieren und bei meinem Glück die Sonnenbrille gleich mit. Mit rasenden Herz würde ich in die Knie gehen. Sofort wäre Clifford bei mir und ich könnte das Gesicht in seinem Fell schmiegen. Während ich die nächsten Sekunden nicht mehr vor hätte mich vom Fleck zu bewegen, würdest du dem Autofahrer versichern, dass alles in Ordnung wäre und er weiterfahren könnte. Anschließend würdest du dich neben knien und eine Hand auf meiner Schulter platzieren. "Louis? Alles okay?" Egal wie beschissen ich mich in der Situation fühlen würde, die Antwort wäre ein Nicken. "Hey, seh mich an", würdest du mich bitten, nicht wissend, dass du mal wieder in ein Fettnäpfchen getreten wärst. Dafür hast du halt ein Talent, Harry. Jedesmal, wenn es dir dann bewusst wird, siehst du einfach nur niedlich aus, so dass man dir gar nicht böse sein kann.
Ich würde mich weigern, den Kopf zu heben, weswegen du sanft mein Gesicht mit deinen großen Händen umschließen würdest, um mich zu zwingen dich anzusehen. Da die Sonnenbrille den milchiger Schleier über meinen Augen nicht mehr verdeckte, könnte ich mein Geheimnis nicht länger verbergen.
"Deine Augen ... Du bist blind?" Zögerlich würde ich nicken. "Aber warum erzählst du mir sowas denn nicht? Ich hätte doch ..."
"Auf mich aufgepasst? Mich bemitleidet? Das will ich alles nicht, Harry. Darum habe ich es nicht erzählt. Du sollst mich nicht als den blinden Typen kennenlernen, der nicht alleine leben kann und vor allem sollst du nicht aus Mitleid mit mir Zeit verbringen. Ich will nicht anders behandelt werden."
"Das hättest du mir doch von Anfang an so sagen können."
"Hab ich aber nicht." Dabei würde es auch bleiben, ich würde nicht einsehen, dass ich vielleicht falsch gehandelt haben könnte. Nicht ohne Grund nennst du mich ständig einen verdammten Sturrkopf. Du müsstest dich also damit abfinden und das würdest du auch tun. Ohne Probleme würdest du die Blindheit, sowie meine Sturheit akzeptieren. Du würdest eine perfekte Mischung aus beschützen und nicht bemitleiden finden, weswegen ich mich in deiner Nähe nur wohlfühlen könnte. Aus dem Ganzen würde sich schließlich eine perfekte Beziehung entwickeln, auch wenn ich nie mit eigenen Augen sehen könnte, wie umwerfend mein Freund aussieht.
Ich habe mich auch in der Realität nicht in dein makelloses Aussehen verliebt, sondern in deinen einzigartigen Charakter. Ich liebe nicht deinen Körper, sondern ich liebe dich ... auch wenn du mich nachts zu Spaziergängen zwingst. Selbst wenn du der hässlichste Mensch der Welt wärst, würde dein Charakter dich gleichzeitig zum Schönsten Menschen machen. Wie heißt es so schön, wahre Schönheit kommt von innen. Bei dir setzte sich diese Schönheit halt außen fort. Du bist ein Model mit einem Herz aus Gold.
Dein Schönheitsschlaf ging jetzt übrigens auch lang genug. Es wird Zeit zum Aufwachen.
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Und die nächsten Wünsche:
1. Wunsch von Meloniaff : Louis beichtet Harry, dass er ein Vampir ist
2. Wunsch von Real_Christina_Payne : Harry plant mit Liam einen Heiratsantrag. Louis denkt, dass Harry ihn mit Liam betrügt
Und nicht vergessen, ihr könnt mir die ganze Zeit weitere Ideen / Wünsche schicken :)
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