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Kevin hatte die ganze Nacht über schlecht geschlafen, wegen dem worüber sein Chef am gestrigen Abend noch mit ihm gesprochen hatte, worauf er beschlossen hatte, dass er Jaesang sagen würde, dass er jemand anderen fragen sollte, ob er während der Arbeit ein Auge auf den Jungen werfen konnte. Younghoon und Jaehyun waren beide auch nicht viel älter und bestimmt waren die auch viel besser dafür geeignet als er.
Dass war zumindest sein Vorsatz gewesen, denn es sollte alles ganz anders kommen. Als er an diesem Morgen die Werkstatt betrat, entdeckte er als erstes Kibum und Jaehyun, die aufgeregt miteinander tuschelten. Younghoon stand mit verschränkten Armen daneben und auch Changmin hatte die Stirn in tiefe Falten gelegt. Als Kevin ihren Blicken folgte, konnte er auch erkennen, weshalb.
Dort stand nämlich, an ein nigelnagelneues Auto gelehnt ein Junge, den Kevin sofort als den Sohn von Jaesangs Freund vermutete, von dem jener gestern gesprochen hatte. Er trug eine teuer aussehende Designerjeans, die an den Knien Löcher hatte, dazu ein (noch) weisses Oberteil und ein paar Sneakers, die wohl noch das sinnvollste an dem Outfit waren. Trotzdem sollte irgendwer dem Jungen Sicherheitsschuhe besorgen. Da musste nur irgendwo etwas herunterfallen und schon könnte es unter Umständen böse enden.
Allerdings sah der Junge auch nicht so aus, als ob er wirklich vorhätte, auch nur irgendeinen Finger zu rühren. Stattdessen starrte er demonstrativ auf das Display seines Smartphones und ignorierte sie allesamt gekonnt. Kevin schnaubte. Na das konnte ja was werden.
Nachdenklich betrachtete er den Jungen. Irgendwie kam er ihm seltsam bekannt vor, selbst wenn er sein Gesicht wegen der herunterfallenden Haarsträhnen nicht sonderlich gut erkennen konnte, doch bevor er sich noch weiter darüber Gedanken machen konnte, trat Jaesang neben den Jungen und sah erfreut in die Runde.
»Ah, ihr seid bereits alle da, wunderbar!« Er rieb sich die Hände und lächelte kurz jedem Einzelnen zu, ehe er auf den Jungen deutete, der nicht einmal etwas tun musste, um bereits sämtlich Aufmerksamkeit geschenkt zu bekommen. »Das hier ist Sunwoo, er ist der Sohn von einem guten Freund von mir und er wird von heute an hier arbeiten.« Besagter erbarmte sich schliesslich dann doch dazu, kurz den Blick von seinem Smartphone zu lösen und Kevin schnappte entsetzt nach Luft, als er das hinterlistige Funkeln in seinen Augen erkannte.
Nein! Das konnte unmöglich sein!
Da direkt vor seiner Nase stand der Junge von dem er sich ziemlich sicher war, dass er ihm am Vortag seinen Geldbeutel geklaut hatte. Die kurze Unsicherheit, die dem zuvor so unglaublich selbstgefälligen Gesichtsausdruck des Jungen Platz machte, als er Kevin erblickte, bestätigte dessen Annahme. Auch Sunwoo hatte ihn erkannt und versuchte jetzt krampfhaft, nicht in seine Richtung zu sehen und sich auch sonst nichts anmerken zu lassen.
Jaesang, der von alledem natürlich nichts mitbekam, appellierte unterdessen an sein Team, dass sie Sunwoo doch bestmöglich unterstützen sollten und sie, sollte dem Jungen mal etwas nicht auf Anhieb gelingen, an ihre eigenen Anfänge zurückdenken sollten. Kevin hörte ihm nur mit halbem Ohr zu, zu sehr war er immer noch über das unerwartete Wiedersehen verblüfft.
Erst als ihre kleine Gruppe sich auflöste, realisierte er, dass Jaesang seine Ansprache beendet hatte und ihn zu sich heranwinkte. Etwas unwillig setzte sich Kevin in Bewegung und fixierte dabei den Jungen, der sich aber noch immer alle Mühe gab, ihn zu ignorieren. Stattdessen sah er sich plötzlich unglaublich interessiert in der Werkstatt um, obwohl er dieser bis gerade eben noch kein bisschen Beachtung geschenkt hatte.
Kevin hätte am liebsten laut aufgelacht, verkniff es sich aber. »Du machst das bestimmt toll«, meinte Jaesang und klopfte ihm zuversichtlich auf die Schulter, ehe auch er davoneilte. Kevin kam es ein wenig so vor, als würde er die Flucht ergreifen. So viel also dazu, dass er es sich überlegen sollte, dachte er und sah seinem Arbeitgeber hinterher. Der war doch selber froh, wenn er Sunwoo abschieben konnte.
Dieser schaffte es übrigens noch immer nicht, ihn anzusehen. Kevin gab ein gekünsteltes Hüsteln von sich und endlich drehte sich der Junge zu ihm um. »Du bist also Hyungseo, ja? Glaubst du es gibt irgendeine Möglichkeit, dass wir beide einfach vergessen, dass wir uns bereits über den Weg gelaufen sind?«. fragte er mit zuckersüsser Stimme und klimperte ganz unschuldig mit den Wimpern.
Kevin klappte der Unterkiefer herunter. War das sein verdammter Ernst?! »Du kleine Ratte«, zischte er ungehalten, wovon sich Sunwoo allerdings nicht einschüchtern liess. »Also nicht? Schade«, meinte er nur mit einem frechen Grinsen auf den Lippen und zuckte bedauernd mit den Schultern.
Er starrte ihn ungläubig an. »Machst du das öfter?«, fauchte er dann, worauf Sunwoo amüsiert eine Augenbraue hochzog. »Meinst du hilflose Leute zu beklauen? Ja schon«, erwiderte er viel ehrlicher als Kevin erwartet hatte und zwinkerte ihm zu. Diesem hatte es erneut die Sprache verschlagen und so starrte er Sunwoo einfach nur ungläubig an.
»Du hältst mich für hilflos?« wollte er wissen, nachdem er sich wieder einigermassen gesammelt hatte. Der Junge legte seinen Kopf schief und betrachtete ihn für eine Weile. »Eher für ein leichtes Opfer«, erwiderte er dann. Kevin blinzelte. Wo genau lag denn jetzt da der Unterschied?
»Du solltest ein wenig besser aufpassen, wenn du die Strasse entlangläufst. Ansonsten bettelst du ja quasi darum, beklaut zu werden«, gab Sunwoo zu bedenken, worauf Kevin ungläubig den Kopf schüttelte. »Ist das deine Ansicht, ja?« Seine Stimme zitterte vor Wut. Der Junge zuckte bloss mit den Schultern. Der hatte vielleicht Nerven.
»Ich will mein Geld zurück«, verlangte Kevin. Sunwoo sollte bloss nicht glauben, dass er ihn einfach so ungeschoren davonkommen liess. »Zu spät«, erwiderte dieser nüchtern. Er schien nicht den Hauch eines schlechten Gewissens zu verspüren und das ärgerte Kevin beinahe mehr, als die Tatsache, dass er ihn um ein paar läppische tausend Won ärmer gemacht hatte.
»Dann wenigstens mein Portemonnaie«, fauchte er, weil er sich im Klaren darüber war, dass er zwar darauf beharren konnte, dass der Junge ihm sein Geld zurückzahlte, er damit aber sehr wahrscheinlich wenig Erfolg haben würde. So wie er Sunwoo einschätzte würde dieser immer irgendwelche Ausreden haben und zwar genau so lange, bis Kevin entweder aufgab oder aber er vergass, dass der Junge ihm noch etwas schuldete.
Sunwoo zuckte abermals mit den Schultern. »Das lässt sich einrichten, ist eh wertlos«, meinte er scheinbar gleichgültig, worauf Kevin ein entrüstetes Schnauben von sich gab. Ob sein Chef es ihm wohl sehr übelnahm, wenn er dem Jungen auf der Stelle den Hals umdrehte? Wahrscheinlich schon. Und vermutlich würde Sunwoo ihn selbst dann noch von oben herab belächeln.
Als hätte er seine Gedanken gelesen, begann dieser leise zu lachen und schüttelte zeitgleich amüsiert den Kopf. »Ich glaube wir werden sehr viel Spass zusammen haben«, prophezeite er.
Kevin war sich da allerdings nicht so sicher.
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