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Motel California -part 1- 

Missmutig sah ich das leicht heruntergekommene Motel an, das mich an eine Szene aus einem Thriller erinnerte. Vor allem was für ein Name war Glen Capri? Doch für eine Nacht würde es tun und ich war so ausgelaugt, dass ich im Moment überall schlafen würde, wo es ein Bett hatte.

,,Hört zu, das Treffen wurde auf Morgen verschoben. Das Motel hier hat die meisten freien Zimmer und das geringste Maß an Urteilsvermögen, wenn es darum geht, einem Haufen degenerierter Teenager, wie euch Unterkunft zu gewähren. Findet euch in zweier Gruppen zusammen, außer unsere dazu gestoßene Gruppe. Für euch habe ich ein dreier Zimmer", murrte der Coach und sah dabei nicht erfreut darüber aus noch mehr Zeit mit uns verbringen zu müssen. Er hielt uns die Zimmerschlüssel ausgestreckt hin und Allison nahm sich den Schlüssel für das einzige dreier Zimmer. ,,Und ich will das ihr kleinen Abartigen keinerlei sexuelle Perversionen verübt, das heißt, dass ihr eure dreckigen Hände dort lasst, wo sie hingehören."

War er nun fertig? Ich würde gleich noch im Stehen einschlafen. Meine Schritte machten sich selbstständig, bis ich bemerkte das Lydia, Allison und mir nicht folgte. ,,Lydia?", verwirrt drehte sich die Jägerin zu ihrer Freundin um.

Meine Schwester schien ernsthaft von dem Ort eingeschüchtert zu sein. ,,Dieser Ort ist abartig."

,,Ich glaube nicht einmal die Besitzer diesen Ort mögen. Es ist nur für eine Nacht", meinte Alli und zuckte mit den Schultern.

,,In einer Nacht kann viel passieren."

Ich seufzte. Der Ort sah zwar aus als gehörte er in einen Thriller, doch wir waren weit weg von Beacon Hills, also würde schon nichts passieren. ,,Können wir bitte in unser Zimmer? Ich bin wirklich müde."

,,Natürlich", murmelte Lydia und entschloss sich dann doch sich uns aufzuschließen. ,,Bist du dir sicher, dass es dir sonst gut geht?"

,,Ja, ich brauch' nur schlaf."

Außerdem musste ich wissen, wie schlimm der Vorfall vorhin gewesen war und wie viel Magie er mir entzogen hatte. Allison zog unseren Zimmerschlüssel hervor und steckte ihn in das Schloss für unsere Tür. Der Raum sah besser aus als ich gedacht hatte, irgendwie hatte ich ein heruntergekommenes Zimmer erwartet. Doch es war ein einfaches spärlich mobilisierte Zimmer mit einem veralteten Design. Energielos ließ ich mich auf dem dritten Bett nieder.

Allison setzte sich ebenfalls auf das Bett mir gegenüber. ,,Ich würde kurz duschen, wenn das passt?"

,,Klar", bejahrte ich ihre Frage. ,,Aber kann ich zuvor nur noch kurz aufs Klo?"

,,Natürlich, geh ruhig", sagte Alli. Ich ergriff sofort die Option und verschwand im Bad.

Als ich die Tür hinter mir verschlossen war, zog ich meinen Pullover hoch, um mir das Desaster anzuschauen. Erschrocken keuchte ich auf als ich sah, wie schlimm es war. Ich konnte mein Pullover nicht mal so weit hochziehen, dass ich das Ende, erkennen konnte. Panisch entledigte ich mich meinem Pullover. Meine Venen hatten sich bis zur Hälfte meines Oberarmes verdunkelt und damit war ein gutes Stück meiner Magie verloren gegangen.

Zitternd fuhr ich mit meinem Arm den dunklen Streifen entlang. Nun durfte ich wirklich nur noch im Notfall heilen, ansonsten konnte es gefährlich werden. Vor allem, wenn sich meine Kräfte auf ein Neues verselbständigen würden.

Stiles würde ausrasten, wenn er das zu Gesicht bekommen würde und meine Mutter würde mich zu meiner Großmutter, weit weg von Beacon Hills bringen. Geschlagen zog ich mir meinen Pullover wieder über und betätigte die Spülung der Toilette.

Was jetzt?

Ich ging zurück ins Zimmer mit den beiden Freundinnen. ,,Ich geh' schlafen."

Schnell schlüpfte ich aus meinen Schuhen und ließ mich in das Bett fallen. Allison und Lydia unterhielten sich noch, doch das bekam ich schon nicht mehr mit. 




,,Elle! Elle!", eine panische Stimme weckte mich. ,,Wach auf!"

Murrend drehte ich mich herum. ,,Was ist los?"

,,Wir müssen hier weg!", stieß Lydia aus und zog mir meine Decke weg. Müde rieb ich mir meine Augen, um erstmal einen Überblick über die Situation zu bekommen. Meine Schwester lief zu der kleinen Kommode und schnappte sich ihre Tasche. ,,Mit diesem Ort stimmt irgendetwas nicht, wir müssen hier weg!"

Allison, die neben ihr stand, sah noch ziemlich entspannt aus. ,,Das waren Suizide, keine Morde. Es ist ja nicht so als wäre dieser Ort verhext."

Was war denn jetzt schon wieder los? Murrend schloss ich meine Augen.

,,Vielleicht ja doch und ich wette das, das Pärchen ihren Selbstmordpakt genau dort in dem Zimmer beschloss. Deshalb renovieren sie es, vielleicht mussten sie Blut und Gehirnmasse von der Holzvertäfelung kratzen."

,,Wir finden es heraus", versprach Allison ihr.

Das war eine kurze Pause von dem verrückten und übernatürlichen gewesen. Ich schlüpfte wieder in meine Schuhe und band meine Haare zu einem Zopf zusammen, da diese von meinem Schlaf in alle Richtungen abstanden. ,,Ich bin bereit", bemerkte ich und gähnte. ,,Lasst uns herausfinden, was es mit dem Suizid Motel auf sich hat."

Damit ich danach wieder schlafen gehen konnte. Mein Körper brauchte noch Zeit sich von dem Heilen zu erholen.

,,Lasst uns zur Rezeption gehen", entwich es Lydia und stieß die Tür nach draußen auf.

Die kalte Luft ließ mich auf der Stelle wacher werden. In Momenten wie diesen wünschte ich mir mein altes Leben zurück, hätte ich mich rausgehalten, säße ich nun in meinem Zimmer und würde Star Wars zum x-ten Mal anschauen. Ahnungslos was gerade vor sich ging. Wir stiegen die Stufen zu der Rezeption herunter und als wir bei ihr ankamen, war niemand da. ,,Bin morgen früh um sechs zurück", las uns Allison uns vor.

,,Da hängt es", ängstlich zeigte Lydia auf eine Holztafel, auf der die Zahl zweihundert und eins stand.

Allison drehte sich sorgenvoll zu meiner Halbschwester um. ,,Sagtest du nicht etwas von hundert achtundneunzig?"

Konfus hob ich eine Augenbraue. Was hatte es damit auf sich? Ich brauchte dringend ein Briefing, damit ich verstehen konnte was los war.

,,Da stand hundertachtundneunzig,-", atemlos starrte die Erdbeerblonde die Tafel an. ,,Ich schwöre da stand hundertachtundneunzig."

,,Also gab es noch drei weitere Suizide?"

,,Oder es geschehen noch drei weitere,-"

Die Zahl zeigt an wie viel Suizide es hier gab? Ich würde gern die Bewertung im Internet von diesem Ort sehen. Was dachte sich der Coach sich dabei uns hier unterzubringen, als unser Vormund für diese beschränkte Zeit? 

Verdammt, hier sah es nicht nur aus als wäre man in einem Thriller. Doch was hatte es mit dem Übernatürlichen zu tun?

,,Wenn hier wirklich etwas vor sich geht, sollten wir Stiles informieren", merkte ich an. ,,Und dann solltet ihr mir mal von Anfang an erzählen, was hier los ist."

Ich öffnete mein Handy und schrieb meinem Freund eine schnelle Nachricht: Müssen mit dir reden! Allison, Lydia und ich kommen zu deinem und Scotts Zimmer.

,,Das klingt nach einem Plan", meinte Allison und ging voran. Wir steigen die Treppen hoch in das zweite Stockwerk, wo sich das Zimmer der Jungs befand. ,,Ich kann nicht glauben, dass wir keine Pause bekommen", murrte ich und nahm zwei Stufen auf einmal.

Lydia warf ihren Kopf in den Nacken. ,,Wenn wir zurückkommen, sollten wir uns einen freien Tag gönnen, mit Maniküre und Pediküre."

Wir kamen dem Zimmer immer näher und Stiles stand schon in dem Türrahmen seines Zimmers und wartete auf uns. Er ließ uns an ihm vorbei in das Hotelzimmer, das vom Stil wie unseres aus den Achtzigern zu sein schien. ,,Was gibt es?", fragend sah er uns an.

,,Wir sind in einem Thriller gelandet", murrte ich und ließ mich auf Stiles Bett plumpsen.

Lydia, die noch weniger entspannt als ich zu sein schien, lief ungeduldig hin und her. ,,Irgendwas stimmt mit diesem Motel nicht. Ich habe gehört wie die Leute sich in dem Zimmer neben uns erschossen haben und dann hängt in diesem Motel auch noch eine Tafel mit wie viel Leuten sich hier umgebracht haben. Wir müssen verschwinden."

Stiles kniff nachdenklich seine Augen zusammen. ,,Was ist mit den anderen Lydia? Wir können sie nicht einfach zurücklassen."

,,Stiles hat recht", murmelte ich.

,,Wo ist Scott?", warf Allison in den Raum. ,,Als ich ihn vorhin gesehen habe, hat er sich so seltsam benommen."

Alle unsere Augen landeten auf Alli. ,,Seltsam inwiefern?", hakte Stiles nach.

,,Er ist in unserem Bad aufgetaucht, während ich geduscht habe und hat sich schräg verhalten", nachdenklich tippte sich die Jägerin gegen in ihr Kinn. ,,Das letzte Mal hat Scott sich beim Vollmond so verhalten."

,,Ja er hat sich mir gegenüber auch schräg verhalten, aber eigentlich war es Boyd der schräg drauf war, er schlug mit seiner Faust in den Snack Automaten ein."

Verwirrt sah ich meinen Freund an. Warum verhielten sich unsere Werwölfe seltsam?

Sich in ihrer Vermutung bestätigt sah Lydia uns alle an. ,,Seht ihr, es ist das Motel. Entweder verschwinden wir von hier oder jemand muss so schnell wie möglich lernen, wie man einen Exorzismus durchführt, bevor die Werwölfe durchdrehen und uns töten."

Meine Schwester fing an in dem Nachtisch herumzukramen und zog eine Bibel heraus. Nach allem, was uns widerfahren war, war die Existenz von Dämonen nicht mal das unwahrscheinlich. 

Stiles hob die Hände, um Lydias Wortfluss zu bremsen. ,,Warte, was, wenn es nicht nur das Motel ist? Die Nummer im Büro ist um drei gestiegen, richtig?"

,,Also um drei weitere Opferungen", schlussfolgerte Alli.

Ich konnte ihnen nicht folgen. Wie sollte das mit dem Darach zusammenhängen? Immerhin hatten sich ja schon zuvor hier Leute umgebracht und der dunkle Druide war erst seit Anfang des Schuljahres aktiv.

,,Und was ist, wenn es dieses Mal drei Werwölfe sind?"

,,Scott, Isaac und Boyd."

,,Oder Ethan,-", fügte ich hinzu, immerhin, wer sagte, dass das Mitglied des Alpha Rudel keine Opferungen werden könnten.

,,Vielleicht hat man uns erwartet."

,,Ja genau, könnten wir jetzt endlich verschwinden?", panisch funkelte Lydia uns an. ,,Bitte?"

,,Moment, lass mich das mal sehen", Stiles nahm die Bibel aus Lydias Hand an sich und begann darin herumzublättern. Ich erhob mich von der Bettkante, um ebenfalls sehen zu können wonach er suchte. Als lose Blätter zwischen den Seiten zu sehen waren, stoppte Stiles abrupt.

,,Was ist das?", fragte ich nach als Stiles die Blätter auffaltete.

,,Achtundzwanzig jähriger Mann erhängt sich im verrufenen Hotel Glen Capri", las Stiles vor.

Er ließ die anderen Zeitungsartikel auf das Bett fallen und wir begannen sie einzeln aufzufalten. In jeder der Überschriften hatte sich eine Person in diesem Motel ermordet. Vielleicht war hier doch etwas Übernatürliches am Werk, so viele Suizide konnten doch nicht normal sein.

,,Oh hier, die zwei Artikel", Lydia deutete auf den Text. ,,Sie erwähnen beide Zimmer zwei-siebzehn. Wahrscheinlich all die Selbstmorde, die in diesem Zimmer geschehen sind."

,,Und wenn jedes Zimmer eine Bibel hat?", murmelte ich, obwohl ich die Antwort gar nicht wissen wollte.

,,Dann könnten genau solche Artikel vorlegen", äußerte sich Lydia.

,,Hm,- mal was anderes. Meistens findet man eher andere Dinge auf dem Kissen, doch hier sind es Zeitungsartikel mit Todesfällen", entwich es Stiles trocken.

,,Vielleicht gibt es nebenan ein Artikel über das Pärchen."

Das konnte man ja leicht herausfinden. Mr Sarcastic war der Erste, der sich in Bewegung setzte, dicht gefolgt von uns. Hoffentlich war das Pärchen, das Lydia, aus unerklärlicherweise neben uns gehört hatte, der einzige Suizid in diesem Zimmer. Jedoch war das eher unwahrscheinlich.

Stiles versuchte die Tür aufzumachen, aber ein Schloss hinderte ihn daran.

,,Da war vorhin kein Schloss", offenbarte Lydia uns panisch.

,,Vergiss es, wir müssen die drei hier herausbringen", meinte die Brünette.

Stiles setzte sich schon wieder in Bewegung, um zugehen. Doch das kreischende Geräusch einer Kreissäge stoppte uns alle in der Bewegung. Es kam aus dem verschlossenen Zimmer.

Lydia sah mich nervös an. ,,Ich bin nicht, die einzige, die das hört, nicht wahr?"

,,Das klingt irgendwie nach einer Kreissäge", merkte ich mit aufgerissen Augen an.


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