11
Unleashed
-part 2-
„Elle, schön, dass du gekommen bist", Miss Blake zeigte auf den freien Platz vor ihrem Tisch. Ich zog den Stuhl etwas nach hinten und setzte mich hin. „Tee?"
Sie holte zwei Tassen heraus und stellte eine vor mich hin, bevor ich nein sagen konnte. „Über was wollten Sie mit mir reden?", fragte ich sie damit sie das Gespräch endlich begann, da meine restlichen Mitschüler bald kommen würden.
Meine Englischlehrerin stellte noch kurz den Wasserkocher an und drehte sich dann wieder zu mir zurück. ,,Mr Harris hat mir erzählt, dass er dich für das Physik Auslandssemester Stipendium anmelden möchte und du dir nicht sicher bist, ob du teilnehmen willst. Daher hatte er mich gebeten nochmal mit dir zu reden", erklärte sie mir.
Leicht genervt biss ich mir auf die Innenseite meiner Backe. Was hatte Mr. Harris nur mit dem Auslandssemester, es schien mir schon fast, als würde er mich loswerden wollen. Natürlich war es eine einmalige Chance in Dublin für sechs Monate auf eine Schule zu gehen, welche ein starkes Physikprogramm hatte. Dennoch hatte ich gerade kein Interesse zu gehen, mein Leben war hier und es bestand nicht einmal eine Garantie, dass ich angenommen wurde. ,,Es ist wirklich nett, doch ich habe zurzeit kein Interesse daran Amerika zu verlassen."
Der Wasserkocher meldete sich zischend hinter Miss Blake. Sie nahm ihn herunter und füllte das warme Wasser in die einzelnen Tassen hinein. ,,Wieso? Glaubst du nicht, dass deine Freunde auf dich warten würden?"
Durften Lehrer einem überhaupt so persönliche Fragen stellen? ,,Nein, das ist nicht was ich glaube." Vielleicht nur ein bisschen,- ein halbes Jahr war eine lange Zeit und mit dem Übernatürlichen und meiner noch frischen Beziehung, war es einfach zu lange, um zu gehen. Vorsichtig nippte ich an der Tasse Tee, die sie mir hingestellt hatte, um nicht unhöflich zu sein. Der Tee hatte ein interessantes Aroma, er schmeckte erdig und nach Pfefferminz.
Miss Blake sah von meiner Aussage nicht so überzeugt aus. ,,Du könntest dich ja einfach mal anmelden und dann zu einem späteren Zeitpunkt nochmal mit dem Gedanken spielen zu gehen."
,,Ich werde es mir überlegen und mit meiner Mutter darüber reden", brachte ich vor und schob die leere Teetasse zur Seite.
,,Mach das."
Mit einem entschuldigenden Lächeln stand ich auf und schob den Stuhl zurück. Die nächste Stunde fing bald an und ich wollte noch zur Toilette gehen, bevor ich zurück in Englisch kommen musste. Als ich aus dem Klassenzimmer trat, suchte ich sofort nach meinem Handy, um mich bei Stiles zu melden. Doch nichts außer endloses Tuten war zu hören. ,,Wo war er nur?", murmelte ich zu mir.
Als nächstes schrieb ich Lydia, da er vielleicht ja bei ihr war, doch auch sie schrieb mir nicht zurück. Ich ging kurz zur Toilette und dann zurück in das Englisch-Zimmer, doch auch hier war keine Spur von Stiles oder Lydia. Ich sah nur Allison, Scott und die Alpha Zwillinge. ,,Hey Scott, weißt du wo Stiles ist?"
Ich ignorierte, dass auf seinem Platz ein großes Zahnrad lag. ,,Nein tut mir leid Elle."
Verdammt. Doch Scott schien nicht besonders besorgt um seinen besten Freund zu sein, dabei war er schon einmal einfach gekidnappt worden. Und dass Lydia auch nicht hier war kam mir einfach zu suspekt vor. Ich drehte mich um und verließ das Klassenzimmer wieder, bevor die Stunde begann.
Wieder wählte ich Stiles Nummer und dann Lydias, doch nichts. Ich streunte durch die Schule, in der Hoffnung sie irgendwo im Gebäude zu finden. Sie konnten sich ja nicht in Luft aufgelöst haben. Mein Handy meldete sich zu Wort und sofort drückte ich auf den grünen Hörer. ,,Lydia, wo bist du? Geht es dir gut?"
,,Im Musikraum. Kannst du kommen?", hörte ich ihre dünn klingende Stimme.
Meine Füße setzten sich sofort in Bewegung. ,,Bin auf dem Weg."
Im Musikraum sollte nun eigentlich das Schulorchester proben, doch ich fand nur eine verstörte Lydia darin. ,,Was ist los?", viele verschiedene Szenarien schossen mir durch den Kopf, als ich sie dort sah.
,,Mr Williams wurde verschleppt", benachrichtigte mich Lydia.
,,Was, warum bist du dir da so sicher?"
,,Er ist nicht zu seiner Stunde aufgetaucht und dann gibt es noch das hier-"
Lydia drückte auf dem Handy des Musiklehrers herum und dann ertönten zuerst Klaviertöne, doch was danach erklang ließ mich aufhorchen. Es war ein seltsames Geräusch, doch es klang definitiv übernatürlich. ,,Hast du sonst noch jemand angerufen?"
Lydia schüttelte den Kopf. ,,Nein noch nicht. Ich habe dich angerufen, weil ich gesehen habe, dass du versucht hast mich zu erreichen."
,,Ja du bist nicht in Englisch gewesen", erwiderte ich. ,,Ich probiere nochmal Stiles anzurufen, er ist der Experte."
Ich zog mein Handy wieder aus der Hosentasche und hoffte, dass er dieses Mal rangehen würde. Nach einem kurzen Tuten ertönte seine Stimme: ,,Hey, ich kann jetzt nicht reden."
,,Es ist wichtig. Mr Williams ist nicht fürs Schulorchester aufgetaucht, dabei sind seine Tasche und sein Handy hier. Außerdem hat Lydia eine seltsame Audioaufnahme entdeckt", versuchte ich ihn zu überzeugen zu kommen.
Selbst durch das Telefon hörte ich Stiles Verwirrung. ,,Warte, was? Er wird ganz sicher vermisst?"
Ich seufzte. ,,Nicht nur vermisst, verschleppt."
,,Ich bin auf dem Weg", fluchte er und legte dann auf.
Da Lydia noch in Hörweite war hatte ich vermieden zu erwähnen, dass wenn Lydia involviert war, von der Person meistens nur die Leiche gefunden wurde. Mr Williams zählte zwar nicht zu meinen Lieblingslehrern, doch ich wollte ihn auf jeden Fall lebend finden. ,,Stiles ist auf dem Weg", sagte ich zu Lydia.
Wie passte mein Musiklehrer ins Muster?
,,Was ist hier los? Warum glaubt ihr, dass Mr Williams verschleppt wurde?", fragte Stiles als er in den Raum rein platzte. Er kam zu uns rüber gelaufen gefolgt von Deaton. Warum war dieser hier? Doch eine Sache nach der anderen. Ich holte leicht aus und schlug Mr Sarcastic gegen seine Schulter. ,,Aua", zischte er. ,,Für was war das?"
,,Du bist nicht an dein Handy gegangen ich habe mir Sorgen gemacht", murrte ich.
Lydia, die von meinem kleinen Ausbruch nichts hielt, wandte sich an Dr. Deaton und Stiles. ,,Das wurde aufgenommen", erneut spielte sie die Audiodatei ab, welche sie mir vorhin auch gezeigt hatte.
,,Das ist beunruhigend", kam es von Stiles. ,,Und tut mir leid, ich dachte Deaton könnte mir weiterhelfen."
Über Mr Sarcastics Aussage rollte ich nur meine Augen. Vielleicht machte ich mir ja zu viele Sorgen, doch es waren chaotische Zeiten.
,,Könntest du das nochmal abspielen?", fragte der Doktor Lydia.
Auf ein Neues ertönten diese seltsamen Atemgeräusche. Während wir zuhörten begann Stiles die Sachen von Mr Harris durchzugehen, wahrscheinlich in der Hoffnung etwas zu finden, das uns weiterhelfen konnte.
,,Bekomme ich eine Kopie davon?", erkundigte sich Deaton bei meiner Halbschwester.
,,Hey Doc, jede Hilfe wäre hier echt sehr hilfreich", beschwerte sich Stiles, während er den Schreibtisch durchforstete.
Doch dieser ging nicht darauf ein sondern teilte uns etwas Wichtiges mit:,, Jede Dreiergruppe hätte seinen eigenen Zweck, seine eigene Kraft. Jungfrauen, Heiler, Philosophen und auch Krieger-"
,,Halt warte, sagten Sie Krieger? Könnte das auch Soldaten mit einschließen", mein Freund zog ein Stück Papier aus der Schublade und schaute uns alarmierend an.
,,Absolut, ja", verkündete er.
Stiles zeigte uns das Bild, auf das er gestoßen war und es war unser Musiklehrer mit seiner Frau. Doch das Wichtige an dem Bild war seine Militär-Uniform. Mr Williams war Soldat, das Gespräch mit Boyd kam mir in den Sinn. ,,Kyle war mit Boyd in einer Jugendeinheit."
Stiles brummte zustimmend.
,,Das muss es sein, das ist das Muster. Wo ist Boyd?", erkundigte sich Deaton, denn wir hatten zwei Soldaten und Boyd fiel genau in dieses Muster rein.
,,Wahrscheinlich Zuhause, ich versuch ihn zu erreichen", Stiles zog sein Handy heraus und entfernte sich ein wenig von uns, um in Ruhe telefonieren zu können. Hoffentlich ging es Boyd gut, er hatte schon genug durchgemacht.
,,Lydia? Stimmt was nicht?", ich schaute zu meiner nervös aussehenden Schwester, welche aussah als wüsste sie etwas.
Sie wand sich etwas, bevor sie sagte was sie dachte. ,,Nein, es ist- ich, ich weiß auch jemand der Verbindung zum Militär hat."
,,Wer?", hellhörig schaute der Tierarzt sie an.
,,Mr Harris."
Stiles kam zurück zu uns. ,,Ich habe mit Boyd geredet, ihm geht es gut."
„Na dann lasst uns nach Mr. Harris schauen", erwiderte ich.
Wir verließen das Musikzimmer und gingen rüber zum Chemieraum, wo schon die offene Türe mir Angst machte. Sonst waren die Opfer doch nicht so schnell hintereinander verschwunden-
Im Raum fiel mein Blick zuerst auf das kleine Schild auf dem Schreibtisch meines Physik Lehrers. Ein Kadett wird nicht lügen, schummeln, stehlen oder die tolerieren die das tun. „Er wurde auch mitgenommen."
,,Das ist nur eine von vielen Möglichkeiten, vielleicht hat er früher Schluss gemacht", argumentierte Deaton.
Stiles zog eine Tasche von hinter dem Schreibtisch hervor. ,,Ja, aber die hat er hier gelassen."
Ohne viel Rücksicht auf seine Privatsphäre zu nehmen öffnete er Mr. Harris Tasche und zog ein Stapel Papier heraus. Als er sie durchging, spiegelte sich Verwirrung in seinem Gesicht wider. ,,Was ist?", fragte Deaton nach.
,,Der Test hat die Note R", er zeigte ihm den Test.
Konfus hob ich einen weiteren Test in die Luft. ,,Und der hier H."
Nun war Deatons Interesse geweckt und er schob sich an Stiles vorbei und begann die Tests zu sortieren, bis sie einen Namen bildeten.
D A R A C H
,,Erinnerst du dich als ich dir sagte, dass Druide das gälische Wort für weiße Eiche ist?", richtete er seine Frage an Stiles.
,,Ja."
,,Hat ein Druide den falschen Weg eingeschlagen, ist die weiße Eiche laut Überlieferung zur dunklen Eiche geworden. Dafür gab es im gälischen auch ein Wort. Darach."
Dann war unser unbekannter Killer nun doch übernatürlich.
Ich hoffe ihr hattet schöne Weihnachten und genießt eure Ferien oder Urlaub, wenn ihr welchen habt.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top