Sarah

Nun bin ich schon seit mindestens einer Stunde wieder Zuhause.
Meine Mutter kam ganz aufgebracht in der Schule an, nach dem sie einen Anruf bekommen hatte, dass es mir schlecht ginge.
Sie war sowas von mir nicht gewöhnt.
Ich wurde noch nie in der Schulzeit abgeholt oder habe gar geschwänzt.

Schule liegt mir schon immer am Herzen.
Meine Zukunft ist mir wichtig.

Als wir Zuhause ankamen, lief ich direkt in mein Zimmer.
Dort war ich so fertig, dass ich mich in mein Bett schmiss und einfach nur die Decke anstarrte.

Ich konnte immer noch nicht glauben, dass Kenzie mir das antun wollte.
Nie hatte sie mir gezeigt, dass sie etwas neues wollte.
Sie hat mich jahrelang glauben lassen, dass sie mit unserer Freundschaft genauso zufrieden ist, wie ich es bin.
Aber naja, wie ich mich doch geirrt habe.
Ich gebe zu, vielleicht reagiere ich etwas über.
Aber sie liegt mir am Herzen und war meine erste richtige beste Freundin.
Ich weiß alles über sie und sie weiß alles über mich.
Und genau diese Freundschaft wollte sie pausieren oder gar wegschmeißen..

Weiter konnte ich nicht nachdenken, da es einmal schnell an meiner Zimmertür klopfte und meine Mutter mit einem besorgtem Blick und einer Tasse voll mit Tee auf mich zulief.

An meinem Bett angekommen, setzte sie sich auf die Bettkante direkt neben mich.
Schnell setzte ich mich auf und zwang mich zu einem Lächeln.
Ohne ein Wort gab sie mir die Tasse in die Hand und deutete mir, ich solle etwas daraus trinken.
Seufzend trank ich einen Schluck, während sie mich besorgt musterte.

Nach einer unangenehmen Stille versuchte sie ein Gespräch anzufangen.
,,Geht's dir gut? Du siehst ziemlich erschöpft aus.."
Ohne auf eine Antwort meinerseits zu antworten berührte sie meine Stirn, um festzustellen, ob ich Fieber hatte.

Nun etwas genervt schob ich ihre Hand weg.
,,Ja ja, alles bestens, ich hatte nur Bauchschmerzen, jetzt geht's mir aber wieder deutlich besser."
Wieder zwang ich mich zu einem Lächeln.
,,Ich sehe doch, dass die Bauchschmerzen nicht der Grund für deine schlechte Laune sind."
Gab sie verzweifelt von sich.
Ich antwortete ihr nicht.
Über Probleme redete ich noch nie gerne.
Und schon gar nicht mit meiner Mutter.
Nur Kenzie würde ich meine Probleme anvertrauen. Aber diesmal ging es ja um sie.
,,Naja, ich sehe, du brauchst Zeit für dich... Wenn du reden möchtest, ich bin jederzeit für dich erreichbar. Du weißt wo du mich findest. Ich muss jetzt aber zurück zur Arbeit.''
Mit einem Kuss auf meinen Kopf verabschiedete sie sich dann endgültig und verließ mein Zimmer.

Ich stöhnte auf.
Habe ich denn überhaupt keine Ruhe verdient?
Aber schon wieder wurde ich aus meiner kleinen Gedankenwelt herausgerissen.
Diesmal jedoch nicht durch ein klopfen, sondern durch die Benachrichtigung auf meinem Handy, dass ich eine Nachricht bekommen hatte.

Verwundert, wer mir schreiben würde schaute ich auf mein Handy.
Es war eine Nachricht von Kenzie.

,,Hey, es tut mir leid, falls dich meine Neuigkeit irgendwie verletzt hat...
Aber ich möchte auch Mal neues ausprobieren..
Und ich will trotzdem weiterhin mit euch befreundet sein :(..
Eine Frage habe ich, falls das nicht zu viel ist.
Warum bist du vorhin nachhause gegangen und hast mich vollkommen ignoriert?
Grüße von Kenzie <3"

Ich schnaubte vor Wut.
Wie konnte sie es wagen, mich zu fragen, weshalb ich mich abholen habe lassen.
War es nicht offensichtlich?
Ich musste mich selbst beruhigen, tief ein und aus zu atmen.
Sonst könnte ich für nichts garantieren.
Wer weiß, ob ich sonst wutentbrannt zu ihr gefahren wäre, um ihr meine Meinung klar zu machen.

Jedoch entschied ich mich für die weitaus friedlichere Variante.
Mit einem bösem Blick fing ich an, eine Nachricht in mein Handy zu tippen.

,,Ach jetzt kommst du wieder angekrochen ja? Ich sag dir eines, wenn dich deine neuen eingebildeten Freunde nicht akzeptieren, sollst du ja nicht mehr angekrochen kommen. Verstanden?
Und war es nicht offensichtlich, weshalb ich mich abholen lassen hab?
Denk einmal nach Kenzie.
Also, viel spaß in deiner neuen tollen Freundesgruppe."

Okay, ich gebe zu, diese Nachricht war etwas gemein.
Aber ich konnte nicht anders.
Mein Wut steuerte mich komplett.
Widerstand wäre zwecklos gewesen.
Und ganz ehrlich, diese Nachricht hatte sie sich nach ihrer plötzlichen Vorliebe für die beliebten mehr als nur verdient.

Es dauerte weniger als 5 Minuten, als mein Handy erneut brummte.
Schnell griff ich es mir und schaute mir die angekommene Nachricht an.

,,Wow, du bist also echt sauer.
Naja, irgendwie versteh ich es ja schon...
Aber du solltest auch akzeptieren, dass ich mal was mit anderen machen möchte und mehr Freunde als nur euch haben will..
Immerhin bist du meine beste Freundin."

Natürlich hatte sie irgendwie recht.
Aber es belastet mich einfach, zu wissen, dass sie sich langsam immer mehr von uns abwenden würde, bis sie eine neue beste Freundin findet und wir nur noch Klassenkameraden oder sogar Fremde für sie sind.

Dieser Gedanke versetzte mir einen Stich ins Herz.
Seit dem ich denken konnte, war sie meine Nummer eins und ich ihre.
Und nun sollte sich alles schlagartig ändern? Das konnte ich doch nicht akzeptieren...

Mit zitternden Fingern fing ich an, eine Nachricht zu tippen.
Vielleicht konnte sie mich dann endlich verstehen.

,,Natürlich bin ich sauer...
Naja, sauer beschreibt meine Gefühle nicht wirklich, ich würde eher sagen, Traurigkeit. Das würde eher treffen.
Ich würde das ganze ja lockerer sehen, würde ich wissen, das du trotzdem meine beste Freundin bleibst und deine Zeit auch noch mit uns verbringst...
Du bist mir einfach so wichtig und ich möchte dich keineswegs verlieren..."

Mit Tränen in den Augen drückte ich auf absenden.
Und dann hieß es abwarten.

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