Kenzie

Diese Reaktion hätte ich überhaupt nicht erwartet.
Vor allem nicht von meiner besten Freundin. Wenn ich sie überhaupt immer noch so nennen konnte und wollte.
Ich hätte mir gewünscht, dass sie sich wenigstens etwas mit mir gefreut hätte.
Aber nein, sie musste ja abhauen.
So wie eigentlich immer.
Schlechten Situationen lief Sarah schon immer aus dem Weg, sich den Problemen zu stellen war nie ein Weg für sie.

Lizzy's und Jakobs Reaktionen waren auch nicht wirklich so, wie ich es mir vorgestellt hatte.
Die beiden hörten mir zwar geduldig zu und redeten nach Kenzies Abgang mit mir, aber freuen taten sie sich auch nicht.
Ich versteh ja, dass meine Freunde enttäuscht, verletzt und vielleicht sogar sauer sind.
Aber Freunde freuen sich doch eigentlich normalerweise für einen.
Oder etwa nicht?

Nach dem Sarah abgehauen war, war erstmal Stille.
Niemand wollte auch nur einen Mucks von sich geben.
Nach etlichen Minuten, die mir eher wie Stunden vorkamen, räusperte Jakob sich.
,,Und warum willst du uns eigentlich verlassen? Haben wir etwas falsch gemacht?" Ich hörte die Enttäuschung in seiner Stimme.

Ich wusste, dass ich ihm sehr wichtig war.
Wir alle waren es.
Jakob ist der Typ von Junge, der sehr emotional ist.
Er vertraut nicht so schnell.
Aber wenn er es tut, so wie bei uns, weiß man, dass man ihm wirklich wichtig ist.

,,Nein nein, ihr habt überhaupt nichts falsch gemacht.." beruhigte ich ihn.
,,Es ist nur, ich bin einfach nicht der Mensch, der sich gerne versteckt. Ich denke bei den beliebten bin ich besser aufgehoben als bei euch... Es tut mir leid, aber ich will es so sehr.."
Nun seufzte Lizzy und fing an zu versuchen, mich abzuhalten.
,,Wir könnten doch versuchen, auffälliger zu werden! Aber bitte verlass uns nicht.." flehend schaute sie mich an.
Doch meine Entscheidung war gefallen.
Ich wollte zu den beliebten gehören und meine Freunde könnten mich nicht aufhalten.
,,Das bringt doch eh nichts. Ihr müsst euch nicht verändern. Außerdem heißt das noch lange nicht, dass ich unsere Freundschaft beende."
Erwiderte ich.
Jakob lachte auf.
,,Wenn du uns verlässt, um zu den beliebten zu gehören, brauchst du gar nicht mehr zurück bekommen! Also überlege es dir lieber zweimal. Wir sind keine zweite Wahl. Und wenn du denkst, dass du bei denen besser aufgehoben bist als bei uns, dann bist du echt verloren!"
Schrie er mir schon fast entgegen.
So aufgebracht hatte ich ihn noch nie erlebt.

Das war mir zu viel.
Ich wollte nichts mehr hören.
Dann akzeptierten sie meine Wahl eben nicht. Dann ist es eben so.
Beleidigt stand ich auf und ging zügig auf eine leere Bank in der Nähe des Eingangs zu.
Dort setzte ich mich sofort hin und ließ meinen Blick über den vollen Schulhof schweifen.

Mein Blick blieb bei den beliebten stehen.
Alle standen da, nur Stacy war nicht anwesend.
Brandon, Dylan, Nathan, Claire, Grace, Leslie und Calvin waren ihre Namen.
Die Namen meiner hoffentlich zukünftigen Freunde.
Ach und kaum zu vergessen gehört dazu noch Stacy.
Das beliebteste Mädchen meines Jahrgangs und vielleicht sogar der ganzen Schule.
Hach, wie gerne wäre ich mit Stacy befreundet.
Ich wollte so schnell wie nur möglich dazugehören.

Mein Blick wanderte nun zu Lizzy und Jakob, welche wie angewurzelt immer noch auf der Bank saßen.
Von meiner Bank aus sah es so aus, als würde keiner der beiden reden.
Ich stellte fest, das alle beide mich wütend anstarrten.
Ich schmunzelte.
Sie waren also wirklich sauer.
Die Blick weckten ein Unwohlsein in mir auf, weshalb ich mich schlussendlich erhob und zur Eingangstür schlenderte.
Was soll's, es würde sowieso in den nächsten paar Minuten zum Unterricht klingeln.

Dann würde ich Sarah zur Rede stellen.
Ich wollte zu gerne wissen, weshalb sie so ausgeflippt war.
Wollte sie etwas nicht, dass ich endlich glücklich werde?
Oder war sie einfach nur verletzt, dass ich mir neue Freunde dazuholen wollte?
Ich weiß es nicht..

Wenige Minuten später ertönte die erlösende Klingel.
Schnell lief ich die Treppen hoch, um nicht in den Massen an hoch stürmenden Schülern zu versinken.
Im Klassenraum angekommen ging ich sofort zu meinem Platz und setzte mich.
Ich war die erste im Klassenraum.
Es war ungewohnt so alleine hier zu sitzen.
Normalerweise war ich immer mit Sarah hochgegangen..

Nach grauenhaften Minuten des Wartens kam auch schon Frau Smith, unsere Mathelehrerin, in die Klasse.
Von Sarah war nichts zu sehen.
Komisch, sonst würde sie alles dafür geben, nicht zu spät zu kommen.
Frau Smith fiel das auch auf, denn sie fragte ,,Kenzie, weißt du zufällig wo Sarah ist? Der Unterricht fängt an und sie ist nicht als fehlend eingetragen."
Ihre kalten blauen Augen bohrten sich in meine.
,,Nein, weiß ich nicht, wir haben die Pause heute nicht zusammen verbracht."
Gab ich wahrheitsgemäß von mir.

Spätestens nach diesem Satz war die ganze Aufmerksamkeit jedes Klassenkameraden auf mich gerichtet.
Sarah und ich galten bis zu diesem Tag immer als die perfekten besten Freunde.

Ich schmunzelte, dass ich mit nur einem Satz alle verwirrt hatte.
Frau Smith schien dass nicht weiter zu interessieren, denn sie fing an, etwas an die Tafel zu schreiben.
Damit fing die langweilige Mathe Stunde an.

Nach ungefähr 10 Minuten klopfte es vorsichtig an der Tür.
Ich sah, wie alle Blicke zur Tür wanderten, also schaute ich auch gespannt dort hin.
Es war Sarah.
Ich schaute sie traurig an, doch sie ignorierte mich.

Was genau sie sagte verstand ich nicht, weil ich zu dolle abgelenkt war, nachzudenken, ob sie jemals aufhören würde, sauer auf mich zu sein.
Ich verstand nur irgendwas mit ,,Bauchschmerzen" und ,,nachhause gehen".

Einmal schaute sie mich an, jedoch nur für wenige Sekunden.
Dann ging sie auf direktem Wege zu unserem Platz, griff ihre Mappe und behandelte mich und alle anderen wie Luft.
Und schon war sie so schnell wie sie kam auch schon wieder verschwunden.

Was hatte meine Neuigkeit bitte alles angerichtet?
Ich bereute die Verkündigung meiner Neuigkeit einerseits, andererseits war ich auch zufrieden, dass ich nun mit offenen Karten gegenüber meiner Freunde spielte.


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