Kapitel 2
Einzige Ausnahme an diesen Tagen, waren die Besuche meiner Vorgesetzten und Kollegen. Einige freundlich, mit aufmunternden Worten, andere schweigsam wie ich und voller Verachtung mir gegenüber.
'Ob sie auch lieber mich auf dem Totenbett gesehen hätten, als unseren Kollegen? Ob sie lieber ihn besuchen würden, als mich?'
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'Kasya, bist du soweit?', fragte mich Shiro über mein kleines Headset, welches ich im Ohr trug, während ich auf unseren Auftraggeber wartete und bestätigte, 'Ja, natürlich. Ich steh in Position.'.
'Okay, und denk dran, die Sicherheit unseres Auftraggebers hat oberste Priorität, anschließend...'
'Ja, ja, anschließend kommt sofort Eigenschutz an zweiter Position. Ich habe nicht umsonst den Eignungstest mit 100 Prozent abgeschlossen, Shiro.', sagte ich frech grinsend, wohl wissend, das man dies auch hören konnte. 'Du bist unmöglich, das musst nicht immer wiederholen. Und trotzdem muss ich es dir immer wieder sagen, Kasya, es gehört zum Protokoll.', seufzte Shiro über mein Headset und lachte leicht. 'Weiß ich doch. Denk lieber dran, zu uns zu kommen, sobald er da ist.', stimmte ich leise lachend mit ein und richtete meinen Blick auf mehrere schwarze Limousinen, sie gerade auf mich zu fuhren. 'Natürlich.'
Es dauerte keine fünf Minuten, da waren die Limousinen auch schon vor mir und hielten an. Innerlich ging ich gerade nocheinmal die Beschreibung meiner Zielperson durch, als sie auch schon vor mir stand. 'Freut mich sie kennen zu lernen. Mein Name ist Edward Stevens. Sind sie nicht ein wenig zu Jung um im Personenschutz zu arbeiten, Püppchen?', fragte Stevens mit einem gefälscht, freundlichen Lächeln und hielt mir seine Hand vor die Nase, welche ich auch annahm und schüttelte. 'Die Ehre ist ganz auf meiner Seite, Mister Stevens. Mein Name ist übrigens Kasya und nicht Püppchen', lächelte ich ebenso gespielt zurück, 'Glauben sie mir, mein Alter und mein Aussehen haben nichts mit meinen Fähigkeiten zu tun. Lassen Sie sich davon nicht zu leicht täuschen.'
Ich konnte ihn bereits jetzt schon nicht ausstehen, seine herabblickende und abgehobene Art machten es mir verständlich, weshalb er Personenschutz brauchte - ich hätte ihn nach diesem kurzen Wortwechsel am liebsten den Hals umgedreht...
'Kasya hat Recht, lassen Sie sich von ihrem Auftreten nicht täuschen, sie hat mehr drauf, als Sie sich vorstellen können.', versuchte Shiro den Moment zu entspannen, schob mich leicht hinter sich und hielt Stevens seine Hand hin. 'Es freut mich Sie kennen zu lernen, Mister Stevens. Ich bin Shiro Assada.' Doch Stevens ignorierte seine Hand und starrte auf seine Uhr, während er sich nur schnaubend von uns weg drehte.
Normalerweise hätten wir an dieser Stelle die Taktik mit dem Auftraggeber besprochen, jedoch entfernte Stevens sich ohne ein weiteres Wort zu wechseln und ging in Richtung seiner Limousine.
'Ich kann den Typ nicht ausstehen!', zischte ich leise in Shiro's Richtung und bekam ein zustimmendes Nicken. 'Seh es positiv, in 24 Stunden sind wir ihn los.'
Die darauffolgenden Stunden verlief alles relativ ruhig - Stevens schleppte Shiro und mich immer wieder in verschiedenste Shoppinghäuser, entfernte sich dabei mitunter sehr weit von uns, was nicht gerade eine der strategischsten Züge seinerseits war, zudem es gegen die Grundsätze des Personenschutzes verstieß. Den mehrfachen Protest unserer Seite, dass es so nicht möglich wäre, ihm ausreichend Schutz zu gewähren, ignorierte er dabei gekonnt - mit der Zeit wurde uns bewusst, warum unser Cheff sagte, wir wären sie einzige Firma, welche diesen Mistkerl noch unter Vertrag nehmen würde.
Doch mit einem Mal verlief alles ganz schnell. Wir hatten gerade wieder eines der großen Shoppinghäuser verlassen, als mehrere Menschen in Panik ausbrachen und wir hatten gut zu tun, mit Stevens mit zuhalten.
Plötzlich waren wir von gut zwei dutzend, in schwarz gekleideten Personen umgeben, welche uns bedrohlich näher kamen.
'Shiro, schnapp dir Stevens. Ich halte dir den Weg zum Wagen frei.', flüsterte ich schon fast zu leise, doch Shiro verstand sofort. 'Du hast sie wohl nicht alle, dass schaffst du nicht. Das sind zu viele.', geschockt sah er mich an, doch ich lächelte ihn nur zuversichtlich an und legte eine Hand an meine Waffe. 'Glaub mir, ich schaff das schon und jetzt hau ab. Ich komme gleich nach.', zischte ich nunmehr und nickte leicht in Richtung von Stevens' s Limousine, um meinen Worten mehr Ausdruck zu verleihen. Übermut, mein erster Fehler und Shiro erkannte ihn sofort, rannte jedoch mit Stevens, wie von mir verlangt, zum Wagen und außerhalb meines Blickfeldes.
Mit drei galanten, schnellen Angriffen schaffte ich es drei der Männer zu Boden zu ringen und musste kurz diabolisch grinsen. Sie lagen vor mir wie winselnde Köter und hielten sich ihre gebrochenen und verdrehten Beine.
'Die wären erledigt, nun noch zum Rest.', murmelte ich leise zu mir selbst und dankte innerlich meiner Truppe von Ausbildern, welche mir beigebracht hatten, Gegner schnell und ohne Waffengebrauch kampfunfähig zu machen. 'Kleine Schlampe, dir sollten wir mal Respekt vor älteren bei bringen.', zischte einer der am Boden liegenden und erntete von mir nur ein kurzes Lachen - und meinen zweiten Fehler...
Für einen kurzen Augenblick hatte ich nicht auf meine Rückendeckung geachtet - Unachtsamkeit, kann einem in Extremsituationen zum Verhängnis werden. Aus dem Augenwinkel sah ich gerade noch wie einer der Männer ein Messer zog und es in meine Richtung warf, doch ich hatte nicht mehr genug Zeit um auszuweichen und es traf mich am Oberschenkel. 'Verdammte Scheiße...', fluchend sackte ich zusammen und ein starker Schmerz durchfuhr mich wie tausend Stromschläge, stärker, als der Eintritt der Klinge in mein Fleisch.
Als ich vorsichtig über die Stelle Strich, merkte ich bereits, wie feucht der Stoff meiner Hose an dieser war. 'Das kommt davon, wenn kleine Mädchen denken, sie müssten mit erwachsenen Männern spielen.', schnaubte derjenige, welcher das Messer geworfen hatte und begann dreckig zu Lachen, worauf die anderen mit einstimmten.
Ich versuchte mich mit aller Kraft wieder aufzurichten, doch der Schmerz war zu stark und zwang mich, weiterhin am Boden zu hocken.
Die Männer nutzen dies und kamen mir immer näher, bedrohlich und dreckig grinsend.
'Was ist denn los?'
'Hat die kleine Puppe etwa den Mund zu weit aufgerissen?'
'Dabei hab ich doch so gehofft, sie würde halten, was ihre Akte verspricht.'
'Schade eigentlich. Da wurde uns wohl zu viel versprochen.'
'Nicht so schlimm, als Sandsack und zum Druck ablassen sollte sie gut genug sein.'
Erneut begannen alle dreckig zu Grinsen und noch dreckiger zu Lachen.
Ich wollte gerade etwas darauf erwiedern, doch noch bevor ich dazu kam, spürte ich kurz einen harten Schlag auf den Hintekopf und alles um mich herum wurde schwarz.
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