wir

der regen prasselt unaufhörlich gegen die fensterscheiben und der wind peitscht ums instabile haus. eigentlich warten wir doch nur darauf, dass es einstürzt. xanax hat sich wieder beruhigt, sie schläft mit dem gesicht an meiner halsbeuge vergraben. ich weiß, dass sie vom sterben träumt, denn sie leidet.

❝du bist so krank und bald ist es vorbei, ich verspreche es dir.❞

ich kann nicht flüstern und xanax kann nicht kochen. wir ergänzen uns so perfekt, dass wir eine symbiose bilden. vielleicht sind wir auch nicht wirklich abhängig voneinander. ohne sie könnte ich nicht leben. ohne mich hätte sie sich längst ihren großen traum erfüllt. nein, wir sind keine symbiose, xanax und ich. aber wir sind wichtig für einander.

❝ich hoffe es, denn ich kann nicht mehr. das leben ist so anstrengend und es gibt auf dieser welt keine droge, die darüber hinweg täuschen kann.❞

manchmal habe ich fast das gefühl, dass xanax spaß am leben hat, wenn ich bei ihr bin. vielleicht liegt es auch daran, dass sie mir einmal sagte, ich würde ihrer kläglichen existenz einen sinn geben, doch als sie mir diese worte ins ohr flüsterte, waren wir beide auf kokain und sie ist kurz darauf für vier tage ins koma gefallen. ich glaube bis heute, dass sie dabei auf den geschmack gekommen ist, denn ihr koma ist schon zwei jahre her und sie schwärmt noch immer von der ruhe und der wärme.

in ihrem kopf ist alles anders als bei normalen menschen, jeder redet durcheinander. ihr arzt sagt, xanax sei schizophren, sie geht nicht mehr zu ihm. sie leidet und nimmt ihre pillen nur noch, wenn die stimmen zu laut sind. irgendwann fing sie an, ihnen zuzuhören und fand gefallen an ihrem klang. manchmal bewundere ich sie, weil sie etwas hat, an das sie sich klammern kann. ich bin nur eine nebenexistenz. es stört mich nicht, ob ich sterbe oder lebe, es macht keinen unterschied.

❝willst du das eigentlich wirklich? du könntest so viel erleben. ich meine, mir ist es egal, aber was ist mit dir?❞

sie dreht den kopf und schaut mir in die augen. diese smaragde in ihrem schädel bohren sich durch mein hirn und machen mich mürbe. ich genieße es, ertrinke im ewigen grün.

❝wer spricht denn vom sterben? ich will einfach für immer high sein, das steht im vordergrund. der tod ist nebensache, er passiert morgen früh hinter der bühne, ist nicht relevant für uns.❞

warum macht alles so viel mehr sinn, wenn xanax es sagt? ist es ihre stimme? ich weiß es nicht, ich bin so leer, ich brauche kokain. auf dem tisch liegt ein stück alufolie, doch es ist nicht für mich bestimmt. nicht für mich allein. erst morgen wird es gebrauch finden. wie die spritze. das heroin. und wir beide werden einen weg durch die ewige stille finden. wir beide. xanax und ich. nur wir und sonst niemand. es klingt so viel schöner, wenn man es so sagt. wir haben uns das sterben wahrscheinlich über die jahre angenehm gekifft, weil wir die welt kennen und xanax weiß, warum sie hässlich ist.

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