unsere

der alkohol verträgt sich nicht gut mit dem gras, könnte man meinen, doch ich bin gut drauf und das blut, das aus meiner nase tropft, ist nur ein weiteres zeichen meiner stets bergauf huschenden gesundheit. xanax trinkt den kläglichen rest, den ich nicht mehr schaffe und zündet sich eine zigarette an. es ist so krude, sie auch wieder etwas normales rauchen zu sehen. sie schätzt die exotik der drogen, die sie konsumiert.

❝geht es dir auch so wie mir? willst du immer nach den sternen greifen, obwohl sie nur für die anderen existieren?❞

ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich weiß, was sie meint, aber ich nicke. nach den sternen greift schließlich jeder. manche haben die leiter zur hilfe, von der sie fallen können und sich das genick brechen. alle anderen fahren mit der rolltreppe. mir wird ganz schlecht, wenn ich daran denke, wie belanglos ich eigentlich bin. ich muss das kleine stück alufolie vor mir auf dem tisch mit den tränenden augen fixieren. irgendwo muss ich doch hinschauen. nein, gar nicht wahr. ich könnte mir die augen ausstechen. weshalb kommen mir solche ideen? ich bin doch erst zwei tage wach.

❝irgendwann habe ich aufgehört, nach oben zu sehen. es deprimiert mich nur und sterne sehe ich sowieso nur, wenn ich kiffe.❞

xanax lacht ihre glasklaren tränen, weil sie weiß, dass ich die wahrheit sage. menschen wie sie und ich, wir verlieren durchgehend und wenn wir uns wieder glücklich fühlen wollen, für einen kurzen moment nur, brauchen wir drogen. es ist traurig und deshalb stimmt es auch.

❝ich liebe dein leid, es baut mich auf. warum habe ich dich nicht schon viel früher kennengelernt?❞

ich kann nur mit den schultern zucken, mein schädel schreit nach koffein, zu lange bin ich jetzt schon wieder wach, würde ein arzt sagen. jedoch bin ich nur zu lange müde, das wach sein stört mich nicht, es ist schön, nicht zu schlafen, die müdigkeit schafft mich. Ich will nicht wieder übel launig werden, nicht noch mehr als ich ohnehin schon bin, weil mich das leben deprimiert. es mildert mich und mein system hat risse, durch die der regen sickert und das programm angreift.

❝vielleicht haben wir aneinander vorbei gelebt, ich weiß es nicht. wir könnten auch zwillinge sein, die bei der geburt getrennt wurden, weil beide von uns für eine familie allein zu viel gewesen wäre. die theorien sind endlos, wichtig ist nur, dass wir uns kennen.❞

die leere flasche fliegt an mir vorbei und trifft auf die wand hinter mir. die scherben sind eine treffende metapher für mein leben. ich muss lächeln, das ist kunst. alles, was xanax anfängt, ist kunst. morbide kunst. etwas, das man nicht erkennt, wenn man nicht selbst gestört genug ist. ich habe mich geschnitten, das blut aus meiner nase vermischt sich mit dem aus meiner hand. es ist egal, denn es ist dasselbe. nur zwei ratten, die mal eben das sinkende schiff verlassen wollten. zwei soldaten, die sich selbst verstümmeln, um nach hause geschickt zu werden.

❝und dass wir zusammen sterben. allein könnte ich das bestimmt nicht.❞

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