xanax ist so ein kaputter mensch. ein liebendes wesen, zerstört von der liebe. ich kann verstehen, dass sie langsam genug vom leben hat. ihre biografie ist eine schneise der enttäuschung. meine ist nicht einmal existent. im grunde genommen gibt es mich auch gar nicht. ich bin nur der lückenfüller der zwischenmenschlichen beziehung meiner eltern. ich muss etwas loswerden.

❝weißt du, ich finde es wahrscheinlich gar nicht schlimm, zu sterben. es gehört ja schließlich zum leben. nicht wahr, xanax?❞

früher habe ich tatsächlich noch geglaubt, ich könne etwas aus meinem leben machen, doch es verliert seinen zauber, wenn man älter wird. die magie verfliegt ganz schnell, wenn man erkennt, dass es keinen wirklichen grund gibt, um sich verzweifelt ans leben zu klammern. xanax grinst über meine worte hinweg. die uhr verrät ihr, wie lange wir es hier noch aushalten müssen. nur noch dreieinhalb stunden.

❝curtis, das leben ist der tod. du wirst damit konfrontiert und es ist alles, worauf du jemals hinarbeitest. alles, was du tust, dient nur dazu, um dich für eine weile vom tod abzulenken.❞

ihre arme sind die heimat vieler alter einstiche. sie haben vor langer Zeit aufgehört, zu nässen, dafür sind sie jetzt violett und schwarz in der mitte. xanax kratzt sich die ganze zeit, denn das ist es, was fixer tun, wenn sie keinen stoff mehr haben. sie kratzen sich die haut von den knochen. im grunde genommen wollen sie doch nur frei sein. frei von all den pflichten, die das leben mit sich bringt. und wir sind es bald schon. xanax und ich.

❝das ist schön. nicht so wie das leben.❞

wieder lächelt sie nur, weil ich spreche. wenn ich weine, dann lacht sie manchmal, denn das ist ihre art zu trauern. sie hat sich schon längst der emotionen entledigt, die sie nur stören. mir wollte das noch nie gelingen. ich bin nicht empathisch, gott bewahre, aber etwas hält mich davon ab, gefühlskalt zu sein. vielleicht die tatsache, dass ich von anfang an keine gefühle hatte.

❝du hast recht, curtis. das leben ist hässlich und wir beide sind zu hübsch, um es noch länger zu ertragen.❞

xanax raucht inzwischen wieder crack. vorne links fehlt ihr ein zahn. das war nicht immer so. ich habe es gesehen, als es passiert ist, immerhin musste ich ihr die zange reichen. der zahn war kariös, was hätte sie denn sonst tun sollen? ich verurteile sie nicht, das übernimmt der rest der welt schon für mich.

❝deine augen sind so schön, curtis. vielleicht wäre ich gern jeden morgen neben dem meer in deinem kopf aufgewacht.❞

sie dreht eine der fettigen strähnen meiner zu langen haare zwischen den fingern. ich hätte vorher duschen gehen sollen. erstaunlich, dass sie meine augen schön findet, ich habe mich immer an ihnen gestört. ich wollte nicht zu einem ideal gehören, mit dreckig blondem haar und stahlblauen augen, die ebenso leblos in der gegend umher starren. ein kompliment von xanax jedoch bedeutet mir so viel, dass es jedem anderen das selbstwertgefühl gestärkt hätte.

❝und neben dem meer hätte direkt das ewige grün gelegen. es wäre wunderbar gewesen.❞