jede

manchmal wünsche ich mir liebe, dann fällt mir allerdings wieder ein, dass liebe nur etwas für arme vollidioten ist, die sich an nichts anderes klammern können, weil sie sonst rein gar nichts haben. ich habe noch weniger, ich bin arm. der penner in der gosse, der mich immer um eine mark anbettelt, wenn ich mir stoff holen gehe, ist im gegensatz zu mir reich. die toten sind reich, die hunde sind könige, ich bin ein arsch.

❝oh, curtis. du ziehst den scheiß durch die nase wie ein junger gott. ich liebe es, wie du heulst, wenn das zeug reinhaut. vielleicht liebe ich auch einfach nur dich, ich weiß es nicht.❞

xanax ascht wieder auf den tisch, der tabak zwischen ihren weißen zähnen flouresziert und der raum glitzert. in allen farben, nur nicht in grün. denn xanax hasst grün. und sie liebt mich. vielleicht. einatmen. sie liebt mich. ausatmen. sie liebt mich nicht. einatmen. sie liebt mich vielleicht. ausatmen. wir werden sterben. und erst im angesicht des todes passiert in meinem leben wirklich etwas. 

❝du liebst mich?❞

meine stimme hallt, ich höre mich ganz schrecklich an, doch xanax lächelt einfach weiter. sie hat mir mal gesagt, dass sie den klang meiner worte mag. dass sie dazu manchmal einschläft. ich kann für jemanden nützlich sein, ohne wichtig zu sein. ich bin passiv, so nebenbei ganz unnötig.

❝vielleicht, sagte ich, curtis. vielleicht liebe ich dich. ich weiß es nicht, aber es ist auch egal. alles ist egal, wir sind hier bald weg.❞

sie küsst mich und steht wieder vom sofa auf. das leben ist die reinste reizüberflutung und ich habe den geschmack von kokain auf der zunge. freiheit und trost. traurigkeit und verbitterung. nichts weiter. zu viel liebe hat sie gegeben in all den jahren. zu wenig hat sie dafür bekommen, niemand schätzt sie wirklich. sie zittert und lacht, sie macht mir keine angst. in wahrheit ist sie nur schön.

❝warum hasst du mich?❞

ich kann nicht mehr durch die nase atmen, sie ist verstopft. wahrscheinlich bin ich schon seit einer weile erkältet. wer auch immer später meine steife leiche findet, wird die starre nicht verkürzen können, denn ich habe in meinem leben noch nie sport gemacht. es fällt mir gerade erst wieder ein. ich war kein sportkind, sondern der seltsame kerl, den man nicht bemerkt. nicht einmal dann, wenn ich gefehlt habe. also wird es auch später niemanden interessieren.

❝ich hasse dich nicht, curtis. du bist ein starker mensch und ich schätze dich. alles, was ich jetzt noch sage, ist doch sowieso egal.❞

sie streicht mir durch die fettigen haare und küsst mich auf die stirn. ich bin im siebten junkiehimmel. xanax' pupillen sind dermaßen weit, dass sie in andere dimensionen starren kann. es ist schon in ordnung, bald ist es vorbei. sehr bald. wie lange noch? ich will nicht mehr, das leben bringt mich um. paradox, nicht wahr? das leben ist doch paradox, was rede ich eigentlich? ich fühle mich schrecklich, weil ich nicht für mich selbst entscheiden kann. 

❝du hast recht, xanax. du hast immer recht, verdammt. lass uns endlich zusammen sterben.❞

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