×|epilog|×

sie klappt die zeitung zu, weil sie nicht lesen will, was dort steht. die taschentücher sind ihr ausgegangen, denn sie weint seit vier tagen. nur, wenn sie schläft, hört sie damit auf. sie möchte das geheuchelte mitleid und die anteilnahme ihrer nachbarn nicht. es fühlt sich nicht real an. als wäre das alles nur ein böser scherz. ein albtraum, aus dem sie sogleich völlig durchgeschwitzt erwacht, wenn man so will.

sie ist so verletzlich in momenten wie diesen und ihr mann sagt kein wort. er raucht eine zigarette nach der anderen und kommt gar nicht mehr vom balkon. er trinkt sich am abend in den schlaf, denn das ist seine art zu trauern. er leidet still und würde die zeitung verbrennen, läge seiner frau nicht so viel daran und würde er sie nicht lieben.

es wurde seit vier tagen nicht mehr miteinander gesprochen. das ehepaar schweigt sich an und geht stumm zu bett. in der nacht schreit sie und er steht auf, um sich noch einen scotch einzuschenken. er hatte ihn eigentlich für einen besonderen anlass gekauft und im hintersten winkel des schrankes gelagert, doch tief in seinem inneren weiß er, dass es nun keinen besonderen anlass mehr geben wird.

sie schreit die zeitung immer und immer wieder an, als würde das helfen. die verzweiflung treibt furchen in ihr gesicht und lässt sie in wenigen stunden um jahre altern. das stille leiden tut ihr nicht gut, sie sieht dinge, die nicht existieren und sie isst nicht mehr. selbst die pflanzen trauern. sie verwelken auf den fensterbänken. die sonne scheint seit vier tagen nicht mehr, es regnet nur noch, der himmel weint ebenso wie sie es in der nacht tut, wenn die trauer sie wieder nicht schlafen lässt.

auch am fünften tag wird noch geschwiegen und das ehepaar steht still. immerhin ist ihr sohn gestorben, weil er einer halluzination folgte, die er xanax nannte. sie hatten ihn doch geliebt. sie hatten ihn so sehr geliebt.

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