Kapitel 3 - Seto Kaibas Sicht
Ich kniete auf dem Boden, der mit Schnee bedeckt war, und schloss meine Augen. Meine Lippen formten fast lautlos die Worte, welche aus meinem Mund heraus kamen.
„Mokuba... Nun ist es weit mehr als einen Monat her, dass ich dich das letzte Mal gesehen habe... Ich wünschte, ich könnte die Zeit zurückdrehen... Ich möchte meinen Bruder wieder bei mir haben... Weißt du noch, wie wir unser neues zu Hause bekommen haben? Ich habe im Schach gegen Gozaburo gewonnen und die Bedingung war, dass er uns dann adoptieren sollte... Er hat es dann auch getan... Alles, was ich in den letzten Jahren getan habe, war allein dafür, dass es dir gut geht... Mokuba? Ich vermisse dich..."
Ich sah vom Boden auf, als ich die Augen wieder öffnete und starrte auf das Datum und den Text, der auf dem Stein stand.
„Mokuba Kaiba, einen besseren Bruder würde es nie geben", las ich leise vor und wischte mir eine Träne aus dem Gesicht.
Ich wusste, du würdest nie wieder zu mir zurückkommen und plötzlich kam mir eine Idee, wie du dennoch bei mir sein könntest. Zwar nicht körperlich, aber trotzdem bei mir.
Langsam stand ich auf und merkte, dass meine Glieder steif von der Kälte waren und ich lief fast schon schleichend zurück zu meinem Wagen. Dort angekommen ließ ich mich auf den Fahrersitz gleiten und fuhr nach Hause.
Ich lief in die Villa und ließ mich in meinem Arbeitszimmer auf den Schreibtischstuhl sinken. Mein Laptop wurde durch einen kurzen Knopfdruck gestartet und ich wartete darauf, dass er einsatzfähig war.
Mit gezielten Fingerbewegungen ließ ich den Computer arbeiten und erstellte ein kleines Bild mit einem gekonnten Schriftzug in dem der Name meines Bruder stand und im Hintergrund waren einige Federn als Verzierung zu sehen.
Ich konnte mich noch gut an den Abend erinnern, als ich einen Anruf bekam, der mein ganzes Leben veränderte.
Roland rief mich an dem Vormittag des selben Tages an und sagte, dass Mokuba einen Unfall hatte. Seine Klasse war an diesem Tag auf einem Ausflug und er wurde auf dem Parkplatz, wo sie eine kurze Rast gemacht hatten, von einem viel zu schnell fahrendem Auto mitgerissen und er wurde mit einem Krankenwagen ins Krankenhaus gebracht.
Im ersten Moment sah es nicht so schlimm aus, doch als Roland mich am Abend noch einmal anrief, ahnte ich noch nicht, was wirklich geschehen war. Ich konnte nicht von der Arbeit weg, auch wenn ich gern bei Mokuba gewesen wäre. Er hatte Hirnblutungen und das hatten die Ärzte zu spät mitbekommen. Mokuba verstarb an diesem Abend und ich hatte nicht noch einmal die Chance ihn zu sehen.
„Mokuba", entwich es mir leise und ich sah auf die Vorlage auf meinem Desktop, die ich mir an den Drucker schickte.
Ich schrieb Roland noch schnell eine E-Mail, dass er mir einen Termin im besten Tattoo-Studio der Stadt ausmachen sollte und schaltete dann den Laptop aus und stieg noch schnell unter die Dusche, bevor ich ins Bett ging.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top