6| Von Kündigungen und neuen Jobs
Aiden
Körper an Körper drängen sich die Menschen auf der Tanzfläche des Clubs. Rauch hängt unter der Decke, der Duft von Schweiß und Parfüm liegt in der Luft und Aiden hat Kopfschmerzen.
Der Blonde lehnt an der Bar und zieht schlecht gelaunt an seiner Zigarette. Olive, Grayson und Jordan sind irgendwo in der Menge verschwunden und er will eigentlich nur weg hier.
"Hey, wie lange willst du jetzt eigentlich noch an meinem Tresen stehen ohne was zu bestellen?", reißt ihn eine dunkle Stimme aus seinen Gedanken.
Grimmig dreht Aiden sich um und funkelt den Barkeeper an, der die Arme in die Hüften gestemmt und den Kopf fragend schief gelegt hat. "Ich steh hier solange ich will, klar?"
Der Blonde drückt seine Zigarette in einem Aschenbecher aus und zündet sich eine neue an.
"Bist du nicht dieser Band-Typ? Stations oder so?"
"Sorry, da musst du mich verwechseln. Ich hab keine Band", lügt Aiden und stößt sich von der Bar ab.
Er schiebt sich durch die Menschen Richtung Ausgang. Kaum tritt er auf die Straße verstummt der Lärm aus dem Club und er atmet erleichtert auf.
Er zieht sein Handy aus der Tasche seiner Hose und sieht, dass er mehrere verpasste Anrufe von Nathan hat. Er seufzt und wählt die Nummer seines Tourmanagers.
Es klingelt viermal, dann hebt er ab. "Aiden! Wo zum Teufel bist du!?"
Der Blonde verzieht das Gesicht und hält sein Smartphone ein Stück von seinem Ohr weg. "Warum ist das wichtig?"
"Weil du seit zwanzig Minuten bei einem verdammten Interview sein solltest!", brüllt Nathan ins Telefon und Aiden verdreht die Augen.
"Na und?"
"Na und?! Na...ich geb dir gleich na und! Du bewegst jetzt sofort deinen Arsch ins Hotel und zwar bisschen flott!"
"Und was, wenn nicht?", fragt der Blonde herausfordernd und lehnt sich gegen die Außenwand des Clubs.
"Kein 'Was, wenn nicht', du kommst jetzt sofort her!"
"Ich hab aber keine Lust."
"Ich hab auch keine Lust, mit dir zu diskutieren und trotzdem muss ich das jetzt!"
"Such dir doch nen andren Job wenn's dir nicht passt", meint Aiden. Er will jetzt einfach kein blödes Interview führen, da kann Nathan ihn anbrüllen wie er will.
Der Tourmanager seufzt. "Weißt du was, Aiden de Vil? Du hast recht. Warum mach ich diesen scheiß Job überhaupt noch? Ich kündige! Such dir jemand anderes, dem du auf die Nerven gehen kannst!"
Mit diesen Worten legt Nathan auf. Verdattert sieht der Blonde auf sein Handy.
"Hat er grade...?" Aiden schüttelt den Kopf und fährt sich durchs Haar.
Das ist doch nur wieder eine Masche des Tourmanagers, damit er doch ins Hotel kommt und das blöde Interview macht. Ha, nicht mit ihm.
Der Blonde tritt seine Zigarette aus und drückt die Tür des Clubs wieder auf. Er wird schon ein Mädchen finden, mit dem er sich die Zeit bis zum Konzert am Abend vertreiben kann.
**
Quinn
Ich liege auf dem Bett und male in einem meiner Schulhefte herum. Eigentlich habe ich meine Mathe Hausaufgaben machen wollen, aber meine Gedanken schweifen immer wieder zu Aiden.
Was macht dieser Kerl nur mit mir? Ich habe ihn doch nur einen Abend lang gesehen und schon kann ich ihn nicht vergessen. Das ist ja zum Verrücktwerden!
"Quinny, Schatz, was machst du grade?", ruft Mom aus der Küche und ich schmeiße meinen Stift aufs Bett und springe auf.
"Nichts. Warum?", will ich wissen, während ich aus meinem Zimmer in die Küche gehe.
Mom steht am Herd und neben ihr liegt ein offenes Kochbuch. Lebensmittel liegen überall auf der Arbeitsfläche verteilt und im Topf auf dem Herd köchelt irgendwas vor sich hin.
"Was machst du da, Mom?"
Sie dreht sich zu mir um und lächelt schief. "Ich wollte mal was Neues ausprobieren. Du kannst mir helfen, wenn du willst."
Warum nicht? Meine Hausaufgaben können warten und vielleicht lenkt mich kochen ja von Aiden ab.
"Okay", sage ich und sehe mir das Rezept an. Weder Mom noch ich sind gute Köche und meistens bestellen wir uns was, aber Mom probiert immer mal wieder neue Gerichte aus, die wir dann zusammen kochen.
"Du, Quinn?"
"Hm?", frage ich, während ich im Topf herum rühre und Mom Gemüse klein schneidet.
"Ich hab einen Job gefunden", meint sie.
"Das ist doch toll! Warum machst du ein Gesicht, als wäre das was schlechtes?"
Ich freue mich ehrlich für sie, dass sie so schnell schon eine Stelle gefunden hat, aber sie sieht mich total zerknirscht an.
"Naja, es gibt vielleicht einen kleinen Haken", gibt Mom zu und ich sehe sie ängstlich an.
Was ist es? Muss sie dafür wieder umziehen? Den ganzen Tag weg sein?
"Und der wäre?"
"Es ist ein Job als Tourmanager."
Hä. Na und? Das ist doch ein Job wie jeder andere, oder etwa nicht?
"Versteh ich nicht", gebe ich zu und Mom legt das Messer ab und zieht mich zu sich.
"Ich werde Musiker auf Tour begleiten, dafür sorgen, dass sie ihre Termine einhalten und so weiter", erklärt sie und langsam realisiere ich.
"Warte. Das heißt, du bist mit denen unterwegs. Die ganze Zeit?"
"Ja."
Ich starre Mom schockiert an. Das kann sie doch nicht machen! Einfach hier her ziehen und sich dann auf Tour verabschieden. Ohne mich!
"Aber dann bin ich ja allein."
"Was das angeht", sie grinst zufrieden. "Ich werde in den Sommerferien anfangen zu arbeiten. Das heißt, du kannst mich begleiten!"
Ich sollte mich eigentlich freuen, aber ich kann es nicht. Ich will doch nicht meine Sommerferien damit verbringen, durch die Gegend zu touren!
"Aber, aber was ist danach?", frage ich.
"Danach ist die aktuelle Tour der Band vorbei und ich muss die Büroarbeit erledigen."
Ich nicke langsam und lasse mich auf einen Stuhl fallen. Das war jetzt doch ziemlich viel auf einmal.
"Ist alles okay, Quinn?", fragt Mom und setzt sich neben mich.
Ich nicke langsam. "Das hatte ich nur nicht erwartet. Aber ich freu mich für dich, ehrlich. Wenn der Job dir gefällt, und du glücklich bist, dann bin ich das auch."
Sie lächelt und drückt mir einen Kuss auf die Stirn. "Dann ist ja gut. Sollen wir jetzt weiter kochen?"
"Jap. Sonst gibt's heute gar nichts mehr zu essen."
**
Quinn
"Aber das ist doch cool, oder? Du kannst viele Orte sehen, jeden Abend Konzerte besuchen und vielleicht freundest du dich mit den Musikern an", meint Eliza und schleckt an ihrem Eis.
Wir sitzen in einem Park und ich habe ihr vom neuen Job von Mom erzählt.
"Klar ist das cool, das macht auch bestimmt Spaß, aber es ist doch auch mega anstrengend. Immer unterwegs zu sein und so", meine ich und lasse mich seufzend ins Gras fallen.
Meine Freundin lässt sich neben mich plumpsen und legt den Kopf schief. "Hat deine Mom dir eigentlich schon gesagt, welchen Musiker sie, oder besser gesagt, ihr, begleiten werdet? Stell dir mal vor, Justin Bieber, oder Dua Lipa oder so!"
"Ne, hat sie nicht" Und ich Idiot habe vergessen zu fragen. "Aber sie hat von Musikern gesprochen, also Plural. Vielleicht ja eine Band."
Eliza wirft mir einen verschwörerischen Blick zu. "Vielleicht ja Stations", meint sie und ich verdrehe die Augen.
"Es gibt auch noch andere Bands als die, Lizzy."
"Ne jetzt mal ernsthaft." Sie setzt sich auf und verschränkt die Arme, was ziemlich seltsam aussieht, weil sie ja immer noch ihr Eis in der Hand hält. "Stations ist gerade auf Tour und bei ihrem letzten Interview sah ihr Tourmanager überhaupt nicht begeistert aus, weil Aiden sich aufgeführt hat."
"Ich wäre auch nicht begeistert, wenn er während einem Interview Scheiße machen würde. Das wäre doch jeder", sage ich und meine Freundin schüttelt missbilligend den Kopf.
"Du verschließt dich vor den Fakten, Quinn. So viele Bands werden momentan nicht auf Tour sein."
"Googel doch", meine ich und schließe meine Augen. Auch wenn ich es nie zugeben würde, ein kleiner Teil von mir hofft, dass es wirklich Stations ist, die Mom und ich auf Tour begleiten werden. Klar ist das unrealistisch und dumm, aber man darf ja auch mal träumen.
"Außer Stations sind noch vier andere Bands, die sich einen Tourmanager leisten könnten, auf Tour", sagt Eliza und hält mir ihr Smartphone unter die Nase.
Widerwillig öffne ich meine Augen. "Immer noch vier mehr als Stations. Weißt du was, Lizzy? Wenn ich nachhause komme, frag ich einfach Mom und dann schreib ich dir, was sie gesagt hat, okay?"
"Mach das. Vergiss es aber nicht!"
"Ich kann mir ja wohl eine Sache merken!", beschwere ich mich und meine Freundin zuckt mit den Schultern.
"Wenn du das sagst."
Sie lässt sich zurück ins Gras fallen und seufzt. "Ich werde dich in den Sommerferien vermissen, nur dass du's weißt. Du wirst Spaß haben und dich mit der Band anfreunden und ich sitze hier ganz alleine fest."
"Vielleicht kannst du mich ja mal besuchen, ich könnte dir VIP-Tickets besorgen. Wenn die Musiker nett sind", schlage ich vor und sehe Eliza an, die missmutig nickt.
"Ja, vielleicht."
"Außerdem sind es nur ein paar Wochen, dann bin ich wieder da."
"Ich werde dich trotzdem vermissen", sagt sie und ich lege einen Arm um sie.
"Ich dich auch. Aber jetzt haben wir ja erstmal, äh..."
"Zwei", hilft sie mir und ich nicke dankend.
"Jetzt haben wir erstmal noch zwei Wochen Schule. Bis dahin können wir noch ganz viel Zeit miteinander verbringen", meine ich und Eliza nickt.
"Stimmt. Wir müssen unbedingt ins Kino, ins Schwimmbad, ganz viel Eis essen, Filmeabende machen und uns die Nägel lackieren. Das können wir ja dann alles nicht in den Ferien machen."
"Da haben wir aber ein ganz schön strenges Programm. Aber ein paar Sachen davon schaffen wir bestimmt", sage ich und sehe meine Freundin von der Seite an.
Auch wenn wir uns noch nicht so lange kennen, fühlt es sich an, als wären wir schon ewig befreundet. Eliza ist die Einzige, die ich hier außer Mom habe und ich will sie auch nicht über die Sommerferien hier allein lassen. Aber Mom muss arbeiten und ich muss mit. Wirklich mega.
"Quinn. Was sagst du, sollen wir ins Kino gehen? Es kommt bestimmt irgendein Film", fragt sie und schiebt sich den Rest der Eiswaffel in den Mund.
Ich werfe schnell einen Blick auf mein Handy, um die Uhrzeit zu checken und nicke dann. Mom erwartet mich in frühestens zwei Stunden wieder zuhause, also geht's klar.
"Von mir aus. Wo ist denn das nächste Kino?" Ich rapple mich auf und ziehe Eliza mit mir auf die Beine. Sie sieht sich kurz um und zeigt dann nach rechts.
"Gleich da drüben irgendwo. Komm mit."
**
Aiden
"Du willst mir jetzt doch nicht ernsthaft sagen, dass Nathan einfach gekündigt hat!?", ruft Grayson wütend und funkelt Aiden an.
"Was schreist du mich denn da so an?! Kann ich doch nichts dafür!"
"Du warst doch nicht bei deinem bescheuerten Interview! Nur wegen dir hat er gekündigt!"
"Jungs! Haltet die Klappe, alle beide!", unterbricht Olive den Streit und schiebt sich zwischen die beiden Blonden.
"Wessen Schuld auch immer es ist, Nathan ist weg. Und so wie Denny erzählt hat, kommt er auch nicht mehr zurück. Damit müssen wir jetzt halt klar kommen, bis wir einen neuen Tourmanager haben."
"Ja und wie, wenn ich fragen darf?", schnaubt Grayson und zieht eine Schachtel Zigaretten aus der Hosentasche. Er zündet sich eine an und bläst aggressiv den Rauch Richtung Fenster.
"Äh, wie? Jordan?", sagt Olive und sieht hilfesuchend zu der Brünette, die seufzend ihr Smartphone umdreht und ihren Bandkollegen hin hält.
Aiden runzelt die Stirn und liest vor, was auf dem Bildschirm steht: "Wir haben bereits von der Kündigung von Nathan Torres gehört und uns bereits um einen Ersatz gekümmert. In zwei Wochen wird eure neue Tourmanagerin Erin Casey zu euch stoßen und euch auf den Rest der Tour begleiten. Bis dahin werdet ihr von euren Bodyguards und Crewmitgliedern zu Terminen, Veranstaltungen etc. gebracht. Es wird erwartet, dass ihr euch solange benehmt."
"Als ob. Das klingt ja, als wären wir kleine Kinder!", beschwert sich Grayson und Olive wirft Jordan einen vielsagenden Blick zu.
"Ist doch egal wie das klingt. Wir haben einen Ersatz, das ist doch gut", meint die Schwarzhaarige und Aiden schnaubt.
"Ja, aber es ist eine FRAU."
"Werd jetzt nicht sexistisch, Denny", warnt Jordan und der Blonde verdreht die Augen.
"Schon gut, entspann dich. Aber trotzdem. Ich lass mich von einer Frau doch nicht herum kommandieren."
"Tja, Pech gehabt, wegen dir müssen wir das jetzt", faucht Grayson und Aiden äfft ihn nach.
"Wegen dir müssen wir das jetzt. Wisst ihr was, ist mir doch egal. Ich hab keinen Bock auf dieses ganze scheiß Theater. Wir sehen uns auf der Bühne."
Mit diesen Worten verlässt der Blonde den Raum und Olive sieht ihm kopfschüttelnd nach. "Immer müsst ihr streiten, ganz ehrlich."
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