24| Von Partys und Plastikbechern
Quinn
"Herzlichen Glückwunsch", sagt Grayson aufgebracht und klatscht sein Smartphone auf den Tisch vor Aiden. "Wir haben jetzt offiziell keinen Investor mehr."
Ich sehe von meinem Frühstück auf zu Aiden, der einen gelangweilten Blick auf den Bildschirm wirft und die Augen verdreht.
"Was hast du denn erwartet? Ich hätte mich von diesem Arschloch sowieso nicht mehr finanzieren lassen."
"Darum geht es aber nicht", faucht Grayson und verschränkt wütend die Arme. "Wir hätten uns zuerst einen neuen suchen sollen, bevor wir den Vertrag mit Ashton kündigen."
"Jetzt ist es halt andersrum, mach doch kein scheiß Drama."
Grayson setzt zu einer patzigen Antwort an, aber Olive unterbricht ihn: "Schluss jetzt, klar? Wir werden schon einen neuen Investor finden, also bitte, für eine Minute, haltet einfach eure Klappe."
Aiden brummt nur, während Grayson gar nichts mehr sagt, sondern nur sein Smartphone nimmt und beleidigt aus dem Speisesaal stapft.
Jordan schüttelt den Kopf. "Wie zwei Kleinkinder."
Ich grinse und widme mich wieder meinem Teller, während Aiden mich anstupst. "Willst du mit auf die Party?"
Ich hebe eine Augenbraue. "Welche Party?"
"Draußen am Stadtrand veranstaltet irgendein reicher Typ nen Rave. Er hat uns eingeladen."
"Ich weiß nicht. Partys sind nicht so meins", meine ich und reiße kleine Stückchen aus meinem Brötchen.
"Du musst nicht", sagt Aiden. "Ich würde auch nicht hingehen, wenn ich nicht müsste."
"Wieso tust du's dann?" Ich sehe ihn herausfordernd an und er seufzt.
"Ich hab's dir doch schon mal gesagt, Quinny-Pooh. Ich hab nun mal ein paar Verpflichtungen, genau, wie du deine hast."
Ich beschließe, dass es sowieso keinen Sinn macht, mit ihm darüber zu diskutieren, deshalb schüttle ich den Kopf. "Ich glaube, ich geh nicht mit."
"Okay", meint Aiden und steht auf. "Ich bin mal kurz rauchen."
Ich nicke nur und ziehe mein Handy aus der Tasche. Ich will mich mal wieder bei Eliza melden, das hab ich ja schon lange nicht mehr gemacht.
Quinn: "Hi."
Was Besseres fällt mir nicht ein. Aber was soll ich auch schreiben, wenn ich mich tagelang nicht gemeldet habe?
Eliza: "Du lebst! Ich hab schon mit dem schlimmsten gerechnet."
Ich beiße mir schuldbewusst auf die Lippe. Ich hätte ihr wirklich mal schreiben sollen.
Quinn: "Tut mir leid. Es ist einfach viel passiert in letzter Zeit."
Ein Stuhl quietscht und ich sehe auf zu Jordan und Olive. Fragend hebe ich eine Augenbraue. "Was macht ihr?"
"Wir ziehen uns um, für die Party", erklärt die Brünette.
"Wer feiert denn am Vormittag eine Party?"
Olive zuckt mit den Schultern. "Ich nicht. Aber so steht's in der Einladung."
Ich nicke und die Beiden verlassen den Speisesaal, während ich alleine zurückbleibe. Am liebsten würde ich jetzt auch gehen, aber ich will auf Mom warten.
Ich habe sie heute noch nicht gesehen, zum Frühstück ist sie nicht gekommen und wenn sie sich beeilt, gibt es nichts mehr.
Ich sehe zurück auf mein Handy, wo Eliza bereist geantwortet hat.
Eliza: "Ich will alles wissen. Das bist du mir schuldig."
Ich seufze, aber sie hat Recht. Sie verdient, das ich ihr erzähle, was alles passiert. Und das ist eine Menge.
Ich habe Aiden kennen- und lieben gelernt, er mich auch, ich bin auf meinem ersten roten Teppich gewesen, Ashton wollte mich entjungfern und das alles in wenigen Wochen.
Quinn: "Stell dir vor, Aiden liebt mich!"
Das wird Eliza wohl am meisten interessieren, so wie ich sie kenne.
Eliza: "Echt jetzt? Du verarschst mich nicht, oder?"
Quinn: "Kein Stück."
Ich sehe von meinem Smartphone auf und erblicke Mom, die eilig zu mir an den Tisch läuft und sich neben mich auf den Stuhl fallen lässt.
"Hey, Quinny. Hast du schon gefrühstückt?", fragt sie und streicht sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
Ich nicke. "Mit den Anderen. Wo warst du?"
"Am Telefon. Das Management macht Druck, dass wir doch gefälligst einen neuen Investor suchen sollen, sonst muss die Tour abgebrochen werden", sagt sie und winkt einen Kellner her.
"Ist das nicht eigentlich deren Aufgabe?"
"Eigentlich." Mom bestellt sich Frühstück und mir kommt plötzlich eine Idee.
Aufgeregt sehe ich sie an. "Mom. Kann ich vielleicht Eliza auf ein Konzert einladen? Ich hab's ihr versprochen", will ich wissen und umklammere mein Handy, auf dem der Chatverlauf zwischen meiner Freundin und mir aufleuchtet.
Der Kellner geht wieder und sie wendet sich zu mir. "Von mir aus. Sie muss halt Zeit haben. Frag sie doch."
Ich nicke strahlend und tippe schnell eine neue Nachricht.
Quinn: "Lizzy! Lizzy, stell dir vor, du kannst zum nächsten Konzert kommen! Ist das nicht cool?!"
Eliza: "Ich hyperventiliere! Quinn, das ist nicht cool. Das ist super duper spitzenmäßig! Ich frag gleich mal Dad! Wo denn?"
Ich habe keine Ahnung, wo wir gerade sind. Generell ist in letzter Zeit so viel in den Hintergrund gerückt, es ist, als wäre ich in meiner eigenen, kleinen Blase. Wann bitte hab ich zum letzten Mal ferngesehen?
"Mom, wo sind wir gerade?", frage ich. Sie hat ihr Frühstück inzwischen bekommen und sieht von ihrem Teller auf.
"Fort Collins. Kann Eliza kommen?"
"Sie fragt ihren Dad", antworte ich und grinse über beide Ohren. Ich kann es kaum erwarten, meine Freundin endlich wiederzusehen.
Quinn: "Fort Collins. Hoffentlich kannst du kommen."
Eliza: "Logisch komm ich. Dad hat schon ja gesagt! Ich freu mich!"
Ich unterdrücke einen Quietscher und hüpfe stattdessen auf meinem Stuhl auf und ab.
Mom sieht mich grinsend an. "Sie darf kommen?"
"Ja!", antworte ich etwas zu laut und ein paar Gäste in unserer Nähe drehen sich verärgert zu mir um, aber das ist mir egal. Ich werde Eliza wiedersehen!
**
Aiden
Aidens Ohren schmerzen von der lauten Musik im Apartment.
Die Fenster sind abgedunkelt und das bunte Licht, das von mehreren Lichterketten kommt, schafft eine Atmosphäre, in der sich der Blonde eine ganze Zeit lang wie zuhause gefühlt hat.
Jetzt ist es aber nicht so. Er würde am liebsten gehen, doch dafür ist es noch viel zu früh.
Jemand drückt ihm einen Plastikbecher in die Hand und klopft ihm auf den Rücken, dabei hat Aiden denjenigen noch nie gesehen.
Mit dem Becher in der Hand schlängelt er sich durch die tanzende Menschenmasse, bis er an der Terassentür steht und kurz darauf in der brennenden Mittagshitze.
Aiden stellt seinen Becher auf den Boden und zündet sich eine Zigarette an, während er die Skyline von Fort Collins, die sich vor ihm abzeichnet, beobachtet.
In der Ferne verläuft der Highway und ein Stück weiter rechts kann er das Hotel sehen, in dem Quinn auf ihn wartet. Eine angenehme Wärme breitet sich in seinem Körper aus und er grinst. Er ist verliebt. Er ist verdammt nochmal in dieses irische Mädchen verliebt.
Ein Geräusch reißt Aiden aus seinen Gedanken und als er sich umdreht, steht eine junge, blonde Frau vor ihm. Sie trägt einen Fetzen von einem Kleid und lächelt ihn verführerisch an.
Er macht schon den Mund auf, um ihr zu sagen, dass er kein Interesse an Sex hat, als sie ihm aber zuvorkommt: "Ich hab gehört, deine Band sucht einen neuen Investor."
Er legt den Kopf schief und tritt seine Zigarette aus. "Ja."
Sie nickt und zieht eine Karte aus ihrem BH. "Ich würde euch gerne finanzieren."
Aiden nimmt die Karte entgegen und sieht sie sich an. 'Julia Jackson- Unternehmerin' steht drauf und darunter eine Telefonnummer.
Er hebt eine Augenbraue und mustert Julia, wie sie in ihrem Kleid vor ihm steht. "So. Warum das?"
"Ihr seid auf dem Weg ganz nach oben. Ihr seid vielversprechend", antwortet sie selbstbewusst und verschränkt die Arme vor der Brust.
Aiden fährt sich durchs Haar und überlegt. Warum nicht? Wenn Julia bereit ist, ihn und die Anderen zu finanzieren, warum sollte er ablehnen? Die Band braucht schließlich dringend einen neuen Investoren.
"Gut", sagt er und bückt sich, um seinen Becher zu nehmen. "Ich werde anrufen."
Er hebt den Plastikbecher, um mit Julia, die ebenfalls einen Becher in den Hand hält, anzustoßen, aber sie hält mitten in der Bewegung inne und funkelt ihn an.
"Eine Bedingung hätte ich aber noch."
"Was denn?", fragt Aiden mit gerunzelter Stirn.
"Ich hab gehört, du sollst gut sein. Sehr gut. Ich würde es gerne ausprobieren, bevor ich eure Investorin werde."
"Wovon redest du?", presst er zwischen zusammen gebissenen Zähnen hervor und seine Hand schließt sich fester um den Plastikbecher. Er ahnt, was sie meint und darauf hat er wenig Lust.
"Sex, Aiden de Vil. Ich will mit dir schlafen."
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top