2| Von Pressekonferenzen und Musikvideos
Aiden
Aiden steht vor dem Gebäude und zieht langsam an seinem Joint. Um das Gelände der Zeitungsagentur geht ein hoher Zaun und dahinter kann er einige Fans erkennen.
Er grinst und schmeißt den Joint auf den Boden. Genug geraucht, schließlich braucht er noch ein bisschen Aufmerksamkeit für die Pressekonferenz. Mit einem Grinsen auf dem Gesicht geht Aiden zurück ins Bauwerk und zieht sein ärmelloses, blaues Hemd zurecht.
Seine zerrissene Jeans passt nicht richtig, es ist keine von seinen und er könnte sich schon wieder darüber aufregen. Wenn man ihn schon in sowas rein stecken muss, dann kann man auch eine von ihm nehmen.
Generell fragt sich Aiden, ob sein Stylist Mason heute blind war. Sein Outfit ist so ja ganz in Ordnung, aber wer bitte hat die Idee gehabt, ihm dazu Vans anzuziehen? So läuft doch kein ernst zu nehmender Rockstar rum, oder nicht?
Aidens Grinsen ist verschwunden und er zieht seine Sonnenbrille hervor, um seine roten Augen zu verstecken. Etwas zu spät platzt er in den Raum, in dem schon einige Reporter und seine Bandkollegen auf ihn warten.
Ohne ein Wort lässt er sich auf seinen Sitz fallen und platziert seine beschuhten Füße auf dem Tisch. Nathan funkelt ihn vom Raumende wütend an, aber Aiden weiß, dass er weiß, dass er nichts dagegen tun kann.
Kurz ist es still, dann erhebt der erste Journalist die Stimme und steht auf. "Äh, also, ja."
Aiden verdreht die Augen und greift nach seinem Mikrofon. "Gibt's ein Problem?", fragt er und grinst wieder. Es macht ihm Spaß, Reporter zu ärgern.
"Äh, nein, nein, alles okay. Meine Frage, also..." Aiden wirft einen Blick zu Olive, die gelangweilt auf ihrem Smartphone herum tippt und die Augen verdreht, als der Mann immer noch nur vor sich hin stottert.
"Also meine Frage ist, wann es denn ein neues Album geben wird", bringt er schließlich hervor und lässt sich wieder auf seinen Platz sinken. Aiden wirft einen Blick in die Runde und setzt sich dann ächzend richtig hin.
"Bald. Es kommt, wenn es kommt", antwortet er und beginnt beim Ausdruck auf dem Gesicht des Journalisten zu lachen. Er weiß, dass das sein Joint bewirkt, doch lieber will er lachen, als das ganze Theater hier nüchtern zu erleben.
Der nächste Reporter steht auf und Aiden signalisiert seinen Bandkollegen, dass sie antworten sollen. Er ist zu high, um sich auf das Gelaber zu konzentrieren.
Stattdessen beobachtet er einen rosa Elefanten, der über die Köpfe der Journalisten fliegt. Kurz wundert er sich, schließlich fliegen Elefanten meistens nicht und sind auch nicht rosa, aber dann nimmt er es einfach hin.
Olive runzelt die Stirn und sieht zu Aiden hinüber. Sie erkennt an dem Ausdruck auf seinem Gesicht, dass er geraucht hat. Inzwischen ist es bei ihm noch schlimmer wie bei Grayson. Nur das der nur vor Konzerten Drogen nimmt und nicht bei öffentlichen Auftritten.
Auch wenn Olive es nicht zugeben will, sie macht sich Sorgen um ihren Freund. Auf der Band liegt enormer Druck, vor allem seit sie immer bekannter werden und sie weiß, dass jeder damit auf seine eigene Art fertig wird.
Aber die Drogen werden Aiden und Grayson irgendwann noch zum Verhängnis werden, wenn es nicht besser wird.
Olive sieht zu Jordan, die dem blonden Schlagzeuger eine Hand aufs Knie gelegt hat. Die Öffentlichkeit weiß nichts von der Beziehung zwischen den Beiden und das ist alles, was sie tun kann.
Manchmal könnte Olive richtig wütend werden. Ihr Management schreibt ihnen dauernd Sachen vor, an die sie sich halten müssen.
Sie sieht auf und bemerkt, dass es komplett still im Raum geworden ist. "Äh, was?", fragt sie, und gibt sich innerlich eine Ohrfeige. Was Klügeres ist ihr also nicht eingefallen?
"Die Frage war, ob ihr eure Familien manchmal vermisst", antwortet Nathan ärgerlich und sieht die Schwarzhaarige strafend an.
"Hm, naja, also vielleicht ab und zu. Aber unsere Fans sind auch unsere Familie."
Grayson nickt. "Außerdem finden mich meine Alten auch erst interessant, seit wir berühmt sind."
Aidens Kopf schnellt in die Richtung seines Bandkollegen und er richtet sich auf. "Wenigstens interessieren sie sich für dich", schnauzt er ihn an und Olive sieht zu ihm.
"Was meinst du damit?", fragt ein Reporter und der Blonde funkelt jetzt ihn an.
"Was soll ich damit schon meinen, wenn nicht das was ich gesagt hab."
"Denny, komm runter. Er hat doch nur gefragt", versucht Jordan ihn zu beruhigen.
"Ich komm jetzt nicht runter, Jay! Ich bin high wie nochmal was, also komm mir nicht auf die scheiß Tour!"
"Aiden!", ruft Nathan und bahnt sich einen Weg durch die Journalisten, bis er Aiden am Kragen packt und hinter sich aus dem Raum zieht.
"Lass mich los, verdammte Scheiße!"
Der Tourmanager stößt ihn von sich und knallt die Tür zum Zimmer, in dem immer noch der Rest von Stations und die Reporter sitzen, zu. "Sag mal was soll das denn? Du kannst doch hier nicht so einen Scheiß abziehen! Schlimm genug, dass du high ins Interview gekommen bist, du posaunst das auch noch raus wie ein Idiot!"
"Na und? Das kann doch dir egal sein!", ruft Aiden wütend und zieht eine Schachtel Zigaretten aus seiner Hosentasche. "Hast du mal ein Feuerzeug?"
Nathan reißt ihm die Packung aus der Hand und schleudert sie weg.
"Sag mal geht's noch?!", empört sich der Blonde und will seinen Zigaretten hinterher laufen, aber der Tourmanager drückt ihn gegen die Wand und reißt ihm die Sonnenbrille von den Augen.
"Scheiße, weißt du eigentlich, wie viel die gekostet hat?!"
"Nein. Und es ist mir auch echt scheiß egal, weil ich auch mit ner Sonnenbrille aus dem Supermarkt zurechtkomme. Ich bin nämlich kein oberflächliches, materielles Schwein so wie du."
Aiden presst die Lippen aufeinander und funkelt Nathan hasserfüllt an. "Ich bin kein oberflächliches, materielles Schwein. Ich kann mir diese Sachen leisten und nur weil du das nicht kannst, brauchst du mir nicht so doof kommen. Ich brauch nur ein Wort zu sagen und morgen bist du deinen beschissenen Job los."
"Von mir aus, mach doch. Ich werde sicher nicht darum betteln, bleiben zu dürfen."
Eine kleine Weile starren sich beide einfach nur an, dann schnaubt Aiden und schiebt Nathan weg.
"Wo willst du hin?", fragt der Tourmanager, aber der Blonde wendet sich ab und schnappt sich seine Zigarettenpackung auf dem Weg nach draußen. "Hallo! Ich rede mit dir!"
Aiden zeigt Nathan nur den Mittelfinger und verlässt das Gebäude.
**
Quinn
"Quinn? Sag mal was hörst du denn da?", fragt Mom und ertappt klappe ich meinen Laptop zu.
"Nichts", lüge ich und sehe zu Boden. Ich konnte ihr noch nie ins Gesicht lügen, aber sie würde es bestimmt nicht gutheißen, dass ich mir Punkrock anhöre.
"Ich hab doch grad noch gehört, wie du dir irgendwas angehört hast." Sie will nach meinem Computer greifen, aber ich ziehe ihn weg.
"Mom! Ich bin keine zehn mehr, du musst nicht immer alles was ich mache kontrollieren."
Ich sehe ihr an, dass das sie verletzt hat. Fast augenblicklich tut es mir leid und ich strecke meine Hand nach ihr aus. "Mom, ich-"
"Nein schon gut, Quinny. Du hast Recht. Ich lass dich dann mal allein."
Mom will mein Zimmer wieder verlassen, aber ich greife nach ihrem Arm. "Nein warte." Ich klappe meinen Laptop wieder auf und halte ihn ihr hin. Darauf zu sehen ist das neueste Musikvideo von Stations.
"Ich wusste gar nicht, dass du dir sowas anhörst", sagt sie und drückt auf Play. An ihrem Gesichtsausdruck kann ich erkennen, dass es ihr alles andere als gefällt.
"Ja, weißt du, in der Schule hab ich doch dieses Mädchen kennengelernt, Eliza, und die hat mich zu einem Konzert von denen eingeladen. Ich dachte mir, ich muss wenigstens mal in die Musik von denen reinhören, wenn ich zu einem Konzert gehe."
Mom lässt den Laptop sinken und sieht mich an. "Du wirst auf keinen Fall zu einem Konzert von denen gehen!"
"Aber Mom!", protestiere ich.
"Kein Aber! Kannst du nicht wie die anderen Teenies zu Justin Bieber oder Ed Sheeran gehen?"
"Eliza hat mich eingeladen!"
"Deshalb musst du trotzdem nicht hin gehen! Und ich diskutiere da jetzt auch nicht mit dir. Du gehst nicht hin!"
"Ganz ehrlich Mom, ich bin kein Kind mehr! Du kannst mir nicht alles verbieten!", rufe ich wütend und reiße ihr meinen Laptop aus den Händen. "Sei doch froh, dass ich schon Freunde gefunden habe und was mit ihnen unternehmen will! Mit deiner bescheuerten Umzieherei bin ich sowieso immer überall die Neue!"
Mom sieht mich an. "Ich dachte, es ist für dich okay?"
"Ernsthaft? Hast du das echt gedacht? Glaubst du, ich steh drauf, meine Freunde zurückzulassen, an eine neue Schule zu kommen und mich durch eine komplett neue Sprache zu quälen?"
"Warum hast du denn dann nichts gesagt?", will sie wissen.
"Weil du dich jedes Mal so darauf gefreut hast!"
Mom hält inne und ihr Blick wird weicher. Sie lässt sich neben mich aufs Bett sinken und ich rutsche trotzig von ihr weg. "Quinny. Es tut mir leid. Ich wusste wirklich nicht, dass es dir nicht gefällt, umzuziehen. Das hättest du mir doch sagen können."
"Ich wollte dir aber nicht die Laune verderben. Du warst jedes Mal so glücklich und ich hab mich langsam ja auch an die neuen Länder gewöhnt."
"Trotzdem. Ab jetzt sagst du mir sowas immer, okay?"
Sie zieht mich zu sich und ich lege versöhnlich meine Arme um ihre Hüften. "Okay. Darf ich dann zu dem Konzert mit Eliza gehen?"
Mom runzelt die Stirn und seufzt. "Wann soll das denn sein?"
"Nächsten Freitag", antworte ich aufgeregt und sehe sie erwartungsvoll an.
"Ich will diese Eliza kennenlernen. Dann kannst du von mir aus gehen."
"Ja! Danke, danke, danke!"
Ich falle Mom um den Hals und lachend schiebt sie mich von sich. "Nicht, du erwürgst mich noch. Schön, dass du dich freust."
Ich grinse. "Schön, dass du es mir erlaubst. Du bist echt die Beste!"
**
Quinn
"Halt, stopp! Halt mal die Luft an, ich versteh kein Wort. Nochmal von vorne", sagt meine Freundin Wanda aus München. Sie ist extra früh aufgestanden, damit wir uns per Videochat treffen können und kaum telefonieren wir, habe ich ihr von dem Konzert erzählt.
"Eliza hat mich eingeladen, zu einem Konzert von der Band Stations zu gehen und Mom hat es mir erlaubt!", erkläre ich und Wanda nickt.
"Hey, das ist doch mega!"
"Find ich auch. Ich hätt echt nicht gesagt, dass sie mich lässt."
"Stimmt. Sie hat uns ja fast nicht zu P!nk gelassen."
Ich drehe mich auf den Rücken und seufze. "Ich vermisse dich."
"Ich dich auch. Ohne dich bin ich der einzige Single unter unseren Freunden."
Ich nicke mitfühlend. Wanda weigert sich strikt, einen Freund zu bekommen, obwohl ihr die Jungs aus unserer, oder ihrer, Klasse reihenweise nachlaufen. Sie sagt, sie wartet auf ihren Prinzen und solange will sie keinen anderen.
"Oh mann. Haben sich Luke und Sebastian also endlich getraut?"
"Ja. Das war ein Theater, das kann ich dir sagen. Aber jetzt sind sie echt süß zusammen."
Ich lächle und in diesem Moment öffnet sich meine Zimmertür und Mom linst hinein. "Quinn?"
"Ja, was?", frage ich und sehe von meinem Smartphone auf.
"Ich wollte dir nur sagen, dass ich kurz weg bin. Sollte nicht lang dauern."
"Okay. Bis nachher."
"Tschau."
Sie schließt die Tür wieder und ich lächle Wanda entschuldigend an. "Sorry, meine Mom."
"Schon okay. Sag mal, willst du eigentlich mal in den Ferien zu uns kommen? Meine Mutter hat bestimmt nichts dagegen, und wenn du darfst, dann wäre das doch mega, oder?"
Ich verziehe das Gesicht. "Ich bezweifle, dass Mom mich allein fliegen lässt. Aber ich frag sie auf jeden Fall, kann ja nicht schaden. Ich würde mich auf jeden Fall freuen, dann kann ich euch alle wieder sehen."
"Ich mich auch."
Aus Wandas Zimmer kommt ein leiser Schrei und meine Freundin wendet sich um. "Ich muss jetzt aufhören, Schule fängt bald an, aber wir können ja mal wieder telefonieren", sagt sie und lächelt mich entschuldigend an.
Ich nicke. "Okay. Bis dann!" Ich winke in die Kamera und Wanda legt auf.
Ich lasse mein Handy sinken und starre an die Decke. Ich kämpfe gegen die Tränen und ärgerlich wische ich sie weg. Ich vermisse meine Freunde, mehr als sonst. Klar hab ich hier Eliza, aber es ist trotzdem nicht dasselbe.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top