19| Von scheiß bescheuerten Typen und Whiskeyflaschen

Aiden

"Warum machst du so einen scheiß Aufstand? Grayson läuft da draußen scheiß bekifft durch die Gegend und wegen meinen bescheuerten Joints regst du dich auf?!"

Aiden gestikuliert wild in der Luft herum. Er ist auf 180, würde am liebsten irgendwas kaputt machen. Er will doch nur eine rauchen.

"Grayson ist auch nicht derjenige, der meine Tochter küsst!", faucht Erin zurück und der Blonde hält mitten in der Bewegung inne. Quinn. Es geht also um sie.

"Na und?! Quinn ist kein Baby mehr, sie weiß, dass ich rauche und-"

"Aiden de Vil. Du willst mir jetzt nicht erzählen, dass du vor meiner Tochter Drogen genommen hast?", will sie wissen und spricht gefährlich langsam.

Aiden fühlt sich plötzlich sehr unwohl in seiner Haut. Er will dieses Gespräch jetzt nicht führen. Nicht, wenn sein ganzer Körper nach den Joints schreit. Er sollte sich beruhigen, aber die Mischung aus Adrenalin vom Konzert und der verbliebenen Wut verhindert das erfolgreich.

"Vielleicht ein- zwei Mal", meint er leise und sieht auf seine Schuhe.

Erin schnappt nach Luft und stemmt die Arme in die Hüften, während sie aufsteht und auf ihn zukommt. Wenige Zentimeter vor seinem Gesicht bleibt sie stehen.

"Wie kommst du auf diese scheiß bescheuerte Idee, deine beschissenen Drogen vor meiner Tochter zu rauchen?"

Aiden hat sie noch nie so oft in einem Satz fluchen gehört und kurz ist er sprachlos. Er starrt die Tourmanagerin einfach nur an und versucht, eine logische Antwort zu finden. Warum? Ja, warum hat er vor Quinn geraucht? Weil er es immer macht? Weil es für ihn selbstverständlich geworden ist, ein, zwei Joints am Tag zu rauchen?

"Weil-" Er unterbricht sich selbst und fährt sich durch die Haare, bevor er nochmal ansetzt. "Weil ich nicht nachgedacht hab, okay? Ich rauch diese Joints wie scheiß Zigaretten."

Erin funkelt den Blonden an, bevor sie ihm die alte Zigarettenpackung gegen die Brust klatscht und sich wieder aufs Sofa setzt. Auffordern klopft sie neben sich.

Verwirrt nimmt Aiden die Packung und lässt sich ebenfalls auf die Couch fallen. Er dreht die Schachtel in seinen Händen und versucht krampfhaft gegen den Drang, sich einen Joint anzuzünden, anzukämpfen.

"Mach doch", fordert die Tourmanagerin ihn auf.

Der Blonde zögert. Er ahnt, dass Erin genau will, dass er nachgibt, aber andererseits schreit alles in ihm nach der Droge. Langsam zieht er einen Joint aus der Schachtel und im selben Handgriff sein Feuerzeug aus der Tasche.

Aus dem Augenwinkel beobachtet er Erin, während er sich die Droge zwischen die Lippen steckt und anzündet. Entgegen seiner Erwartung nimmt sie ihm den Joint nicht weg oder sieht irgendwie selbstgefällig aus, sondern sie lehnt sich zurück und mustert ihn, während er einen tiefen Zug nimmt und dann den Rauch nach oben bläst.

"Besser?", will Erin wissen und er nickt langsam, während er sich entspannt zurücklehnt.

"Mir ist übrigens durchaus bewusst, dass Grayson total bekifft ist."

Aiden hebt eine Augenbraue. "Und?"

"Weil du das vorher gesagt hast. Ich weiß, dass du nicht der Einzige bist, der Drogen nimmt."

"Ich versteh dich schon", meint der Blonde und merkt, dass seine Zunge langsam den Geist aufgibt. Der Joint tut seine Wirkung. "Du willst Quinny beschützen. Vor so scheiß bescheuerten Typen wie mir."

Er legt den Kopf auf die Lehne des Sofas und versucht, gegen die Wolke in seinem Kopf anzukämpfen, die versucht, sein logisches Denken außer Kraft zu setzen.

"Und du hast auch allen Grund dazu, wütend zu sein auf mich, weil..." Der Ende des Satzes entgleitet Aiden und er runzelt wütend die Stirn. Scheiß Drogen. "Und ich weiß ja, dass ich mir mit Quinn Mühe geben muss. Sie ist einfach toll, aber das weißt du ja, als ihre Mutter. Sie ist übrigens genauso hübsch wie du."

Wo ist das denn hergekommen? Hat er Erin gerade allen Ernstes hübsch genannt?

Die Tourmanagerin lacht. "Weißt du was Aiden, ich lass dich und dein bekifftes Gehirn mal allein. Morgen macht diese Unterhaltung mehr Sinn."

Er kann keine klare Antwort mehr formulieren, als Erin schon aus dem Raum verschwunden ist. Der Blonde nimmt einen weiteren Zug und starrt interessiert an die Decke.

"Sie sind beide hübsch."

**

Quinn

Ich wache auf und das erste, was ich mitbekomme, ist der beißende Geruch nach Rauch und Alkohol. Ich muss husten und richte mich langsam auf, während ich versuche, die Quelle des Gestanks ausfindig zu machen.

Olive und Jordan sind nicht mehr in ihren Betten, nur noch die Jungs. Mit gerümpfter Nase stehe ich auf und mache einen Schritt zu Aiden, nur um direkt wieder zwei zurückzugehen. Aiden stinkt so verdammt nach Alkohol und Rauch.

Erst jetzt fällt mir auch auf, dass er immer noch die Klamotten vom Abend trägt und sogar seine Schuhe. War er also so betrunken, dass er sich nicht mal mehr umziehen konnte?

Ich schüttle nur den Kopf. Da geh ich einmal ins Bett und schon gibt sich Aiden total die Kante. Und das mit siebzehn Jahren.

Ich ziehe Wechselklamotten aus meinem Koffer und verschwinde damit ins Bad. Sogar hier liegt der Geruch noch in der Luft. So schnell wie möglich ziehe ich mich um und putze mir die Zähne, dann verlasse ich den Raum wieder, schmeiße meinen Schlafanzug auf mein Bett und gehe durch den Bus nach hinten, wo der Essbereich ist.

Wir fahren immer noch, deshalb müssen Mom, Jordan und Olive dort sein. Sind sie auch. Alle drei sehen auf, als ich mich neben Mom auf die Bank fallen lasse und gähne. Vielleicht hat sie ja wirklich recht gehabt und ich kann ein bisschen mehr Schlaf gut gebrauchen.

"Hi", meine ich und greife nach einer Banane, die im Obstkorb, der auf dem Tisch steht, liegt.

"Na, gut geschlafen?", will Mom wissen und ich nicke, während ich anfange, die Banane zu schälen.

"Schlafen Denny und Gray immer noch?", fragt Jordan und wieder nicke ich.

"Wie zwei Steine. Was hat Aiden denn gestern gemacht, dass er riecht, als wäre er in eine Whiskyflasche gefallen?"

Olive seufzt und spielt mit einem Apfel herum. "Party gemacht, was denn sonst? Lebt er noch?"

Ich bin mir nicht sicher, ob das Letzte als Scherz gemeint ist oder nicht, aber ich habe plötzlich den Drang, nachzusehen. Aber anstatt wie eine Verrückte aufzuspringen und Aidens Atem zu kontrollieren, esse ich schweigend meine Banane und sehe aus dem kleinen Busfenster, wo die Landschaft an uns vorbeirauscht.

"Wann sind wir da?", frage ich Mom, die in einem dünnen Ordner mit Zetteln drin blättert. Sie wirft einen Blick auf die Uhr.

"In ungefähr zehn Minuten. Warum?"

"Nur so."

Jordan und Olive sind in ihre Smartphones vertieft und ich starre meine Bananenschale an. Mit dem Finger zeichne ich Muster darauf. Nach einer kleinen Weile stehe ich seufzend auf und schmeiße die Schale in den Mülleimer.

"Ich komm gleich wieder", sage ich und gehe in Richtung Betten.

Warum hat sich Aiden so betrunken? Wenn ich bei ihm war, hat er fast nie auch nur einen Schluck getrunken. Generell kann er ja Alkohol trinken, wenn er das will, aber sich gleich so die Kante zu geben ist schon dezent bescheuert.

Als ich den Schlafbereich betrete, sitzt Aiden auf seiner Bettkante und gähnt. Er sieht auf, als ich die Tür hinter mir zumache.

"Hey", grummelt er und fährt sich durchs Haar.

"Du stinkst." Ich bleibe in einigem Abstand zu ihm stehen und rümpfe wieder die Nase.

"Ich liebe deine Komplimente, ganz ehrlich."

"Das sollte kein Kompliment sein, du stinkst wirklich nach Alkohol."

Aiden steht auf und verzieht kurz das Gesicht, dann gibt er mir einen leichten Kuss auf die Wange und geht an mir vorbei Richtung Badezimmer. "Ich weiß."

Ich folge ihm, während er sich das Shirt über den Kopf zieht und achtlos auf dem Boden liegen lässt. Ich bücke mich seufzend und hebe es auf.

"Was hast du denn gestern gemacht?"

"Warum?" Aiden wartet, bis ich ebenfalls im Bad stehe und schließt dann die Tür.

"Weil du stinkst", wiederhole ich ungeduldig und er seufzt, während er das kleine Regal an der Wand öffnet und darin herumwühlt.

"Ich hab vielleicht ein paar Gläser getrunken."

Ich lasse mich auf den Wäschekorb sinken und beobachte, wie er eine Packung Aspirin aus dem Schrank zieht und wieder zwei Tabletten trocken schluckt. Immer noch eklig, meiner Meinung nach.

"Ein paar?", hake ich nach.

"Quinny-Pooh, es ist noch früh am Morgen, ich bitte dich, sei einfach leise."

Ich verkneife mir ein Lächeln, lasse Aiden aber in Ruhe. Er braucht für alles ewig lange. Es fühlt sich wie Stunden an, bis er endlich fertig ist und wir das Badezimmer verlassen.

"Also. Hattest du wenigstens Spaß gestern?", frage ich und er hebt leicht einen Mundwinkel.

"Schon. Ich hab dich vermisst."

Ich schmunzle und mein Herz macht einen Hüpfer. "Ach?"

"Ja."

Wir kommen wieder zu Mom, Olive und Jordan. Inzwischen sitzt auch Grayson am Tisch, seine blonden Locken stehen ihm wirr vom Kopf ab.

"Aiden. Du bist wach", meint Mom und er nickt langsam.

Verwirrt sehe ich zwischen den beiden hin und her. Was hab ich denn gestern verpasst?

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