13| Von Fantreffen und Herzstolpern
Aiden
Aiden tritt seine Zigarette aus und betritt das Hotel. Zielstrebig steuert auf den privaten Raum, wo sie auch essen, zu und stößt die Tür auf. Wie erwartet findet er Grayson, Olive und Jordan am Tisch sitzend vor.
"Und? Wie wars?", fragt er triezend und funkelt den Blonden herausfordernd an. Dessen Gesichtsausdruck zeugt nicht gerade davon, dass es ein angenehmer Vormittag war.
"Es war gut", antwortet Olive, bevor Gray überhaupt den Mund aufmachen kann. "Es war, wie ein Interview ablaufe sollte. Ohne Blödsinn. Anständig. Und jetzt hört bitte auf, euch zu streiten."
Aiden verdreht die Augen, erwidert aber nichts. Stattdessen lässt er sich neben Jordan fallen und zieht sein Smartphone hervor. Er will checken, ob ihn heute jemand weinend gesehen hat.
"Und was hast du so den ganzen Vormittag gemacht?", will die Brünette wissen und sieht ihn forschend an.
Er sinkt etwas weiter in seinen Stuhl. "Nicht viel."
"Jetzt sag schon."
"Ich war mit Quinn unterwegs", antwortet er schließlich und Olive beginnt zu grinsen.
"Was läuft denn da zwischen euch, hm?"
"Was soll denn da laufen?", giftet Aiden und Grayson seufzt.
"Na, was soll schon laufen, du Idiot. Bist du in sie verknallt oder was?"
Er antwortet nicht und versucht, zu verbergen, dass er rot wird. Er wird doch tatsächlich rot. „
"Bist du echt?!", fragt Jordan überrascht und jetzt starren alle Aiden an.
Er rutscht unruhig auf seinem Stuhl herum. "Und selbst wenn. Ist doch nicht so wichtig."
"Klar ist das wichtig. Außerdem muss dir das nicht peinlich sein. Quinn ist doch nett", meint Olive und er zuckt mit den Schultern.
"Ich weiß. Ich bin mir halt nicht so sicher."
"Du hast ja noch Zeit. Acht Wochen um genau zu sein. Wo ist sie denn eigentlich?", will Jordan wissen und Aiden seufzt.
"In ihrem Zimmer wahrscheinlich. Und ich werde nicht zu ihr gehen, nur damit das klar ist. Ich will sie nicht nerven."
"Gott! Kannst du diese Einstellung nicht auch mal bei uns haben?", sagt Grayson und er wirft ihm einen vernichtenden Blick zu.
In diesem Moment geht die Tür auf und ein junger Mann steht im Türrahmen. Er sieht die Vier überrascht an und die ihn mindestens genauso.
"Hi?", bricht schließlich Olive das Schweigen.
Der junge Mann zuckt zusammen. "Äh, ähm, hallo. Sta-sta-Stations?", bringt er stotternd hervor und Aiden rollt mit den Augen. Wer auch immer das ist, er geht ihm jetzt schon auf die Nerven.
"Ja. Und wir beißen nicht."
Der Mann wird rot und senkt seinen Blick auf den Fußboden, so als wäre der plötzlich ultra interessant. "Ich bin Jonah. Ich soll euch abholen."
"Wozu?", fragt Grayson verwirrt und wirft den anderen einen Blick zu.
"Zum Fantreffen. Hat das euch keiner gesagt?"
"Nein. Das hat uns keiner gesagt", meint Aiden.
**
Quinn
"Ich wollte einen Milchshake kaufen gehen", sage ich und würde meinen Kopf am liebsten gegen die Wand schlagen. Eine bessere Lüge ist mir also nicht eingefallen?
"Aber warum denn allein?" Mom mustert mich fragend und ich schmelze förmlich unter ihrem Blick. Ich muss stark bleiben. Auch wenn ich es hasse, zu lügen.
"Aiden mag mich glaub ich nicht." Nicht ganz die Wahrheit, aber auch nicht komplett daneben. Am Anfang hat er mich schließlich wirklich nicht gemocht.
"Ach Quatsch. Er muss sich wahrscheinlich nur an die neue Situation gewöhnen. Lass ihm Zeit."
Ich zucke mit den Schultern und hoffe, dass Mom nicht weiter nachbohrt. Tatsächlich scheint sie zufrieden zu sein. "Na dann. Lass uns runter gehen, es gibt bestimmt bald Essen."
Gemeinsam machen wir uns auf den Weg nach unten. Als wir in der Eingangshalle ankommen, sehe ich eine kleine Gruppe von schwarz gekleideten, muskulösen Männern vor der Tür stehen. Sie sehen aus wie Bodyguards, aber was bitte wollen die hier?
"Mom?", frage ich und sie nickt. Sie hat sie auch bemerkt.
Da kommt Aiden uns entgegen. Er sieht grimmig aus und als er Mom sieht, wird sein Gesichtsausdruck noch finsterer. Anklagend hebt er einen Finger und zeigt damit auf sie. "War da nicht irgendwas, was du uns vielleicht sagen wolltest?"
Verwirrt wirft Mom mir einen Blick zu und ich zucke die Schultern. Ich habe keine Ahnung, wovon er redet und warum er so wütend ist.
"Das Fantreffen?", meint Aiden und sie reißt erschrocken die Augen auf.
"Oh Gott! Das Fantreffen! Das hab ich ja komplett vergessen!"
"Ach ne. Das haben wir auch gemerkt", entgegnet er patzig und so langsam werde auch ich wütend. Ist ja schön und gut, aber er braucht Mom nicht so doof angehen.
"Jetzt komm mal wieder runter, Aiden. Das ist doch nicht so schlimm."
Sein Blick fliegt zu mir und er funkelt mich wütend an. Von der Nettigkeit von vorher ist nichts mehr zu sehen.
Bevor er etwas sagen kann, meint Mom: "Okay. Ich denke mal, man ist schon da, um euch abzuholen, oder?"
Aiden sieht wieder zu ihr und nickt.
"Gut. Dann fahren wir jetzt einfach da hin. Das dauert ja nicht so lange."
"Aber-"
"Kein Aber. Sag's den anderen und kommt dann her", befiehlt sie und er grummelt irgendwas, bevor er sich umdreht und um die Ecke verschwindet.
Mom fasst sich an die Stirn und sieht sich in der Eingangshalle um, als würde gleich jemand hervorspringen und verkünden, dass das alles nur ein Scherz gewesen ist. Aber natürlich passiert das nicht.
"Ich fahr dann mit ihnen zum Treffen. Willst du mitkommen?"
Ich schüttle den Kopf. Ich würde sowieso nur blöd rum stehen und das kann ich auch hier im Hotel machen.
"Okay. Wenn du Hunger hast, kannst du entweder hier was essen oder dir was holen oder so. Schaffst du das?"
"Klar." Ich bin doch kein Baby mehr. Also echt.
Mom umarmt mich kurz zum Abschied und geht dann zu den ganzen Bodyguards nach draußen. Ich stehe in der Eingangshalle und sehe ihr hinterher. Dann höre ich Schritte und drehe mich um.
Ein junger Mann, gefolgt von Stations kommt mir entgegen und ich zeige auf die Tür, damit er weiß, wo Mom ist. Sie alle gehen an mir vorbei, nur Aiden bleibt stehen. Er sieht auf den Boden.
"Was ist?", frage ich belustigt.
"Sorry. Ich hab überreagiert."
"Schon okay." Ich stupse ihn an und er lächelt leicht.
"Kommst du nicht mit?"
"Nein. Ich bleib hier."
Er macht eine Schnute und ich muss lachen. Dieser Aiden gefällt mir viel besser als der andere.
"Dann bis nachher", meint er und zieht mich zu sich.
Ich nicke. "Bis nachher."
Er sieht mich mit seinen schwarzen Augen an und ich bekomme Gänsehaut. Mein Herz stolpert wieder und er scheint es gespürt zu haben.
Er grinst. "Was war das denn?"
"Weiß nicht. Das macht es manchmal, wenn du in der Nähe bist."
Er lässt mich los und tritt einen Schritt zurück. "Na dann geh ich jetzt mal lieber, nicht dass es deinem Herz zu viel wird."
"Ja", bringe ich heraus und sehe ihm nach. Leicht überfordert, was denn gerade bitte passiert ist, fahr ich zurück zum Hotelzimmer und lasse mich aufs Bett fallen.
Blödes Herz.
**
Aiden
Aiden zündet sich eine Zigarette an und geht auf den schwarzen Kleinbus zu, in dem bereits Erin, Jordan, Olive und Grayson sitzen. Die Tourmanagerin wirft ihm einen vorwurfsvollen Blick zu, als er sich, immer noch rauchend, auf seinen Platz setzt und sie losfahren. Jonah fährt.
"Im Auto raucht man nicht", meint sie und er schnaubt.
"Ich schon."
"Mach sie aus."
"Nein."
Erin will schon nach hinten greifen, da schnappt sich Jordan die Zigarette und schmeißt sie aus dem geöffneten Fenster.
"Hey!", beschwert sich Aiden und funkelt die Brünette wütend an.
"Du kommst doch wohl auch mal zehn Minuten ohne deine scheiß Kippen aus. Und im Auto raucht man wirklich nicht."
Beleidigt verschränkt der Blonde die Hände vor der Brust und sieht aus dem Fenster. Und er denkt an Quinn. An den Kuss vorhin.
Er hat es gut gefunden. Es hat ihm gefallen. Er hat schon viele Frauen geküsst und viele Frauen können gut küssen. Aber es hat noch nie geprickelt. Dieses Prickeln auf seinen Lippen, nachdem er sich von Quinn gelöst hat.
Aber zum ersten Mal denkt Aiden über die Konsequenzen nach. Die Konsequenzen für Quinn und für sich. Er hat ihr mehr erzählt als allen anderen. Ohne darüber nachzudenken hat er ihr seine verletzliche Seite gezeigt und jetzt weiß sie, dass er verletzlich ist. Sie kann ihm weh tun, ihn zerstören.
Gleichzeitig weiß er, dass er dasselbe mit Quinn tun kann. Auch wenn er das nie tun würde. Er könnte sie genauso verletzen, aber was noch schlimmer ist, die Medien könnten sie auch verletzen. Wenn er sie erstmal als seine Freundin vorstellt, dann wird sich jede Zeitschrift und jede Show über sie hermachen. Und das will er nicht.
Er weiß, wie weh so etwas tun kann und er weiß, wie kaputt es einen machen kann.
**
Aiden
Einen Vorteil hat es, wenn man Rockmusik macht: Es gibt nicht so viele Fangirls. Klar gibt es welche, aber deutlich weniger als bei anderen Bands.
Aiden ist trotzdem ko, als sie in den Kleinbus steigen und es schlagartig still wird, als die Türen geschlossen sind. Weil auch wenn keine Mädchen kreischen, es ist halt trotzdem anstrengend, wenn hundert Fans was von einem wollen.
Grayson reicht ihm eine Dose Bier, die ihm wahrscheinlich jemand geschenkt hat, und der Blonde nimmt sie entgegen. Ein Blick auf die Uhr verrät ihm, dass es eigentlich noch viel zu früh ist, um zu trinken, aber das ist ihm relativ egal.
Er nimmt einen großen Schluck und verzieht das Gesicht. Er ist definitiv verwöhnt, was Alkohol angeht. Diese Dosenbrühe schmeckt beschissen.
"Gib mir mal dein Feuerzeug", verlangt Olive und streckt ihm ihre Hand entgegen.
Aiden hebt eine Augenbraue. "Warum? Hast du kein eigenes?"
"Hab's verschenkt. Jetzt gib schon."
Seufzend zieht er sein Feuerzeug aus der Tasche und gibt es der Schwarzhaarigen. Die lässt das Fenster herunter und zündet sich dann eine Zigarette an.
"Sie darf rauchen und ich nicht, oder was?", beschwert sich Aiden und Erin dreht sich seufzend nach hinten.
"Olive hat das Fenster aufgemacht. Du nicht."
"Ja aber-"
"Halt jetzt die Fresse", meint Grayson genervt und der Blonde verschränkt beleidigt die Arme. Er grummelt was von wegen Arschlöcher und sieht dann aus dem Fenster.
**
Quinn
Ich liege auf dem Bett und starre an die Decke. Mom und die anderen sind kaum fünf Minuten weg und schon weiß ich nicht, was ich machen soll. Eliza kann ich nicht anrufen, das ist ja blöd so unangekündigt und Wanda genauso wenig.
Nach einer kleinen Weile beschließe ich, einfach mein ganzes Zeug zusammenzuräumen. Heute Abend fahren wir schließlich schon weiter und dann hab ich später keinen Stress. Nur leider hab ich nicht ganz so viele Sachen, die ich aufräumen kann. Meine alten Klamotten und mein Waschzeug sind schnell im Koffer und sonst hab ich ja nichts.
Seufzend lasse ich mich auf den Boden neben meinen Koffer fallen und fahre mir durchs Haar. Und weil mir wirklich schrecklich langweilig ist, nehme ich kurzerhand mein Handy und tippe 'Partnerketten' in die Suchmaschine ein.
Es werden tausende Ergebnisse ausgespuckt und ich scrolle durch die Anzeigen. Eigentlich ist das total bescheuert, was ich hier mache. Ich meine, nur, weil Aiden mich einmal geküsst hat muss das noch nichts heißen. Ein Kuss unter Freunden?
Ja, egal. Ich klicke auf die nächstbeste Website und sie erscheint mir seriös. Ich bestelle ein Kettenset und lasse es ans Hotel in Salt Lake City schicken, wo wir ab morgen übernachten werden. Die Adresse hab ich von Mom.
Zufrieden lehne ich mich zurück und in diesem Moment meldet sich lautstark mein Magen zu Wort. Ein Blick auf die Uhr und ich rapple mich auf und mache mich auf den Weg nach unten.
Der Speisesaal ist ausgeschildert und als ich in die große Halle komme, bleibt mir erstmal der Mund offen stehen. Ein Buffet von sechs Metern bietet sich mir und um diese frühe Mittagszeit ist noch fast niemand da.
Ich schnappe mir einen Teller und versuche, unter den ganzen besonderen Speisen etwas zu finde, das ich kenne. Und das ist gar nicht so einfach, weil ich kenn halt nur Spagetti. Und genau das lad ich mir dann auch auf den Teller. Zufrieden suche ich mir einen Tisch und setze mich.
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