Ich weiss. Ihr musstet etwas warten, aber dafür ist das Kapitel super lang. Ich hoffe, es gefällt euch.
2017.
Cassie versuchte vergeblich, ihre widerspenstigen Locken zu bändigen. Sie seufzte frustriert, bevor sie aufgab. Noch immer hatte sich ihre Laune nicht gebessert. Das persönliche Gespräch mit ihren Sponsoren war nicht gut gelaufen. Sie war noch immer wütend darüber, dass sie ihr tatsächlich das Geld für die Location nicht geben wollten. Schließlich machte sie seit Jahren einen guten Job und erfüllte alle vertraglich vereinbarten Pflichten, sogar noch mehr als das, ohne, dass sie sie dafür extra bezahlten. Doch sie versuchte, selbst jetzt noch etwas Positives aus der Situation für sich herauszuziehen; sie würde zukünftig keine Entscheidungen mehr im Alleingang treffen, oder zumindest weniger naiv an sie herangehen.
Dabei war sie vielleicht sogar noch mit einem blauen Auge davongekommen; verhältnismäßig gesehen zumindest. Immerhin hatten sie den Sponsoringvertrag mit ihr nicht gekündigt. Doch bis sich die Wogen geglättet hatten und Cassie nicht ein paar weitere Aufträge sauber abwickelte, würden sie sich finanziell erst einmal nicht an ihrem Projekt beteiligen. Dadurch fehlte ihr jedoch so viel Geld, dass sie sich eine eigene Tanzschule vorerst nicht leisten konnte.
Cassie wusste nicht, worüber sie sich mehr ärgerte; über ihren Sponsor oder über sich selbst. Sie hätte es schließlich noch verhindern können, indem sie sich aus dem Video hätte rausschneiden lassen. Doch sie war stur, dumm und naiv gewesen. Sie hatte tatsächlich geglaubt, dass dieses Musikvideo keinen schlechten Einfluss auf ihre Beziehung zu ihren Sponsoren haben würde. Dabei arbeitete sie schon so viele Jahre in diesem Business und hätte zumindest damit rechnen müssen, dass das Video eventuell Folgen für sie haben könnte. Es war ihr Fehler gewesen, sich nicht im Vorfeld abzusichern und die Diskussion zu verhindern.
Jetzt war es bereits zu spät und sie musste sich um neues Kapital bemühen, um sich ihren Traum doch noch erfüllen zu können. Die Immobilienfirma, die die Räumlichkeiten verwaltete, hatte ihr bereits mitgeteilt, dass es weitere Interessenten gab und erneut gefragt, wann sie die geforderte Kaution hinterlegen konnte. Sie erwarteten eine schriftliche Absicherung im Verlauf der Woche. Doch ohne einen Sponsor im Rücken konnte sie sich das nicht einfach so leisten.
Deshalb hatte sie für kommende Woche einen Gesprächstermin mit ihrer Bank vereinbart, um dort einen Kredit zu beantragen. Ganz wohl war ihr dabei allerdings nicht, denn das bedeutete, dass sie sich verschulden musste. Dazu kam, dass sie sich in Bankgeschäften nicht besonders gut auskannte. Sie fühlte sich verloren im Dschungel der Jahreszinsen, Rückzahlungen, Sonderzahlungen und Aufstockungen. Die Vibration ihres Smartphones riss sie aus ihren Gedanken. Sie warf einen flüchtigen Blick auf das Display. Marten.
Sie griff hektisch nach ihrem iPhone, nahm den Anruf entgegen und überprüfte ihr Äußeres im Spiegel. Sie zeigte im schwarzen Shirt, das sie in ihre hellblaue High Waist Jeans gesteckt hatte, ihre weiblichen Kurven. Ton in Ton mit ihren frisch manikürten Nägeln hatte sie dazu ihren roten, offenen Longmantel und weiße Sneakers kombiniert. Da sie ihre Locken heute nicht bändigen konnte, trug sie ihre Haare offen.
„Ich bin noch nicht losgefahren", begrüßte sie Marten und löschte das Licht im Badezimmer.
„Aber du kommst noch, ja?", vergewisserte er sich.
„Ja, ich beeil mich", versprach sie und schnappte sich eine schwarze Chanel-Handtasche.
„Ruf mich einfach an, wenn du da bist", erwiderte er, bevor sie das Telefonat beendeten.
Cassie schob das Handy in ihre Manteltasche, schnappte sich den Schlüsselbund und verließ die Wohnung. Als sie aus dem Treppenhaus ins Freie trat, schlug ihr die kühle Abendluft entgegen. Doch inzwischen waren die Temperaturen milder und die ersten Blumen hatten zu blühen begonnen. Nur abends kühlte es teilweise noch sehr aus.
Cassie überquerte die Straße, stieg in ihren Wagen und machte sich auf den Weg. Sie war ziemlich spät dran und musste sich beeilen, wenn sie es noch rechtzeitig schaffen wollte. Doch auch der zähe Hamburger Abendverkehr war heute nicht auf ihrer Seite. Als sie die große Arena erreichte, standen bereits nur noch vereinzelt Menschen vor dem Eingang herum und der angrenzende Parkplatz war schon sehr voll. Sie brauchte noch eine ganze Weile, um eine freie Parklücke zu finden.
Als sie ausstieg, zog sie ihr Smartphone aus der Manteltasche. Aus dem Inneren der Arena dröhnte bereits der laute Bass irgendeines Songs. Sie war tatsächlich zu spät. Sie wählte Martens Nummer, während sie sich ihren Weg vorbei an parkenden Autos bahnte.
„Bist du da?"
„Ja, wo soll ich hinkommen?"
„Hintenrum. Komm zum Backstage-Parkplatz. Ich hole dich rein."
Es dauerte etwas, bis sie den besagten Parkplatz hinter der Halle gefunden hatte. Da er durch hohe Zäune abgesperrt wurde, musste sie ein paar Minuten dort warten. Sie lächelte, als Marten schließlich aus einer der vielen Türen trat und sich suchend nach ihr umschaute. Als er sie sah, schenkte er ihr ein Lächeln und setzte sich in Bewegung.
„Sie haben schon angefangen, oder?", fragte sie, als er die schwere Stahltür aufzog und ihr den Vortritt ließ. „Ja, aber erst vor ein paar Minuten", antwortete er und zog die Tür hinter sich zu. Sie liefen nebeneinander her durch die langen Gänge.
„Geht's dir gut?", wollte er wissen und musterte sie eindringlich.
„Ja, alles okay", log sie, „Und dir?"
„Wie immer", sagte er.
Ihr Blick blieb an einem frisch gestochenen Tattoo kleben, das von der Seite seines Kopfes in seine Schläfe hineinragte.
„Das ist neu, oder?"
„Ja, hab ich mir die Tage stechen lassen. Ist geil?"
„Das verschandelt dein hübsches Babyface", grinste sie.
„Babyface", wiederholte er spöttisch, „Gerade du müsstest das echt besser wissen."
Sie biss sich auf die Zunge, als Bilder der Vergangenheit vor ihrem geistigen Auge auftauchten. Sie verdrängte sie sofort.
„Du hast einfach ein schönes Gesicht und das macht es irgendwie kaputt", erwiderte sie ehrlich.
Marten schmunzelte.
„Gefällt dir also nicht?", hakte er ein letztes Mal nach, als sie schließlich die Backstage-Räume erreichten.
„Ganz ehrlich?", fragte sie, während er ihr die Tür aufhielt.
„Ja."
„Nee."
Sie wusste, dass er es ihr diese Ehrlichkeit nicht übelnahm. Dafür kannten sie sich einfach zu lang. Sie begrüßte kurz ein paar der Jungs und legte ihren Mantel ab.
„Willst du was trinken?", fragte Marten.
„Gerne. Ich nehme, was du gerade hast", antwortete sie.
Er reichte ihr eine Flasche Orangensaft.
„Danke."
„Komm. Sonst verpasst du noch alles."
Marten führte Cassie von hinten an die Bühne. Sie hielt den Atem an, als sie den Bühnenrand betraten. Es war einfach unglaublich, wie viele Menschen gekommen waren, nur, um die Jungs zu sehen. Sie rappten den Text euphorisch mit und rasteten komplett aus, als Joe von der Bühne in den Graben sprang. Im Vergleich zu früher hatte sich eindeutig sehr viel verändert. Sie hätte ebenso gut ein Boygroup-Konzert besuchen können.
Cassie begrüßte kurz ein paar der anderen Jungs, die im hinteren Bühnenbereich chillten und feierten. Dann schaute sie sich suchend nach einem Weg vor die Bühne um. Schon früher hatte sie die Sicht von hinten genervt. Sie wollte die Show von vorne sehen. Als sie sich auf den Weg machen wollte, hängte Marten ihr kurzerhand seinen Artist-Pass um den Hals, damit sie von vorne auch wieder in den Backstage-Bereich zurückkam.
Sie lief durch einen kleinen Durchgang nach vorn und gesellte sich zu den ganzen feiernden Fans, die wie von Sinnen irgendeine Hook mitgrölten. Sie hielt sich abseits und beobachtete John, der sich sichtlich angetrunken in einem blauweißen Lacoste-Anzug auf der Bühne hin- und herbewegte. Es dauerte eine ganze Weile, bis er sie bemerkte. Sie glaubte, ein leichtes Lächeln auf seinen Lippen zu erkennen, während er die Hook ins Mikrofon rappte, war sich jedoch nicht sicher.
Erst, als der letzte Song verklungen war und die Jungs die Bühne verließen, ging auch sie wieder zurück in den Backstage-Bereich.
Sie fand die Jungs in einem der Räume hinter der Bühne. John stand gemeinsam mit Marten und Maxwell an der Tür und wischte sich mit einem großen Handtuch den Schweiß aus dem Gesicht. Als er sie sah, schenkte er ihr ein Lächeln und in ihr begann es zu kribbeln. Es fiel ihr schwer, seinem intensiven Blick standzuhalten.
„Hat's dir gefallen?", fragte er und beugte sich zu ihr herunter, um sie zu begrüßen. Sie ließ sich kurz von ihm in eine Umarmung ziehen.
„Ja, war wirklich super", antwortete sie lächelnd.
„Cool. Ich bin echt verschwitzt, tut mir leid", sagte er überflüssigerweise und sie schenkte ihm einen ihrer Dein-Ernst-Blicke. Schließlich hatten sie in ihrem Leben unzählige Male miteinander geschlafen.
„Ich geh mich kurz umziehen und so. Bleibst du noch was da oder haust du direkt ab?"
John musterte sie eindringlich. Er hatte wirklich schon etwas zu viel getrunken, aber noch nicht die kritische Phase erreicht, die sie manchmal so nervte. Sie lächelte.
„Ich bleibe noch was. Kein Stress."
Während er sich umziehen ging, fiel sie neben Marten auf eine der vielen Couches und beobachtete das rege Treiben um sie herum. Er baute währenddessen einen Joint. Es freute sie wirklich sehr, dass John es tatsächlich geschafft hatte und mit seiner Musik erfolgreich war. Er hatte immer hart dafür gearbeitet und endlich zahlte es sich wirklich aus. Sie hoffte, dass es ihr auch noch gelingen würde, ihren Traum zu verwirklichen und ihr eigenes Studio zu eröffnen. Sie seufzte lautlos. So, wie es zurzeit aussah, war sie davon weiter entfernt, als die Erde von der Sonne.
„Was ist los?"
Sie wandte Marten irritiert ihren Kopf zu.
„Was soll los sein?", fragte sie.
„Du hast was", sagte er und schaute prüfend in ihre Augen.
„Ich hab nichts", erwiderte sie.
Er hob misstrauisch eine Augenbraue.
„Echt nicht", versicherte sie ihm.
Sein Blick wurde ernst.
„Komm mal mit."
Er stand auf, reichte ihr ihren Mantel, den sie vorhin auf der Couch abgelegt hatte, und warf ihr einen auffordernden Blick zu. Sie hatte keine Lust auf eine unnötige Diskussion mit ihm; vor allem nicht vor all den Leuten, also folgte sie ihm nach draußen und zog sich auf dem Weg ihren roten Mantel über. Die Abendluft hatte sich noch einmal deutlich abgekühlt.
Als die schwere Stahltür hinter Cassie zugefallen war, zündete er den eben gedrehten Joint an und pustete dagegen, um ihn noch ein wenig mehr anzuglühen. Dann warf er ihr einen prüfenden Blick zu.
„Erzähl."
„Es ist echt nichts", machte sie einen letzten Versuch, ihn zu überzeugen, doch er seufzte nur theatralisch und nahm einen Zug von seinem Joint. Dann wurde er ernst und musterte er sie auffordernd.
„Mach mich nicht sauer."
Sie atmete tief durch.
„Du musst mir versprechen, dass du es John nicht sagst."
„Mal gucken."
„Marten..."
„Okay."
„Mein Sponsor hat den Deal gekippt für das Studio. Ausgerechnet jetzt, wo sich noch ein anderer Interessent für die Räumlichkeiten gemeldet hat", erklärte sie frustriert.
„Warum?", hakte er nach und zog ein weiteres Mal am Joint, dann hielt er ihn Cassie hin und blies den Rauch aus. Sie schüttelte dankend den Kopf.
„Wegen dem Barcelona-Video", antwortete sie geknickt.
„Was ist damit?", fragte er.
„Passt denen nicht in den Kram. Die wollen nicht mit Alkohol, Drogen und Sex-Parties in Verbindung gebracht werden", erklärte sie.
„Wollen sie nicht mehr mit dir arbeiten?"
„Doch, aber sie behalten sich vor, den Vertrag nicht zu verlängern, und momentan wollen sie vorerst nicht ins Studio investieren. Also fehlt mir jetzt das Geld", seufzte sie verzweifelt.
„Und jetzt?", fragte er.
„Jetzt werde ich wahrscheinlich einen Kredit aufnehmen", erwiderte sie.
„Bist du noch ganz dicht?", fragte er aufgebracht.
„Ich weiß, dass es nicht die beste Lösung ist, aber anders kann ich mir das mit dem Studio nicht leisten."
„Ich könnte dir was geben", schlug er vor.
„Auf keinen Fall", protestierte sie.
„Du hast also lieber Schulden bei einer Bank als bei mir?"
„Genau deshalb wollte ich es dir nicht erzählen. Außerdem hätte ich am liebsten bei niemandem Schulden", sagte sie.
„Du bist dumm, Cas", stellte er fest und nahm einen weiteren Zug von seinem Joint.
„Würdest du Geld von mir annehmen?", fragte sie provokant.
„Das ist doch was ganz anderes", erwiderte er energisch.
„Siehst du. Würdest du auch nicht", sagte sie wissend.
Sie schwiegen einen Moment, in dem er sie durchbohrend musterte.
„Sag es nicht John, okay?", bat sie ihn leise.
Marten seufzte schwer.
„Okay", sagte er schließlich und hielt ihr erneut den Joint hin, „Willst du echt nicht?"
Als Marten mit Rauchen fertig war, gesellten sie sich wieder zu den anderen. John hatte sich inzwischen umgezogen und lächelte, als sie den Raum betrat.
„Hast du Hunger?", fragte er.
„Nee, aber du, oder?", erwiderte sie grinsend.
„Sollen wir abhauen?"
Cassie verließ die Arena zuerst und holte den Wagen, um John damit am Backstage-Eingang abzuholen.
„Worauf hast du Hunger?", fragte sie, als er eingestiegen war.
„Lass irgendwo eine Pizza holen und dann zu mir."
„Okay", sagte sie, dann fuhr sie los.
Eine Dreiviertelstunde später betrat sie mit zwei Pizzakartons in den Händen hinter ihm seine Wohnung. Natürlich hatte sie doch noch Hunger bekommen und sich von John einladen lassen. Sie gab ihm die Pizzen, zog ihren Mantel aus, holte Getränke aus der Küche und folgte John ins Wohnzimmer. Der saß bereits auf der Couch und hatte beide Pizzakartons aufgeklappt. Wie immer, wenn sie Pizza holten, teilten sie.
Nach dem Essen lehnten sie sich gemütlich zurück und redeten ein wenig miteinander. Sie hatte das Gefühl, dass er langsam etwas ausnüchterte. Doch er war noch immer total auf Adrenalin und redete ununterbrochen, während sie ihre Müdigkeit deutlich spürte.
„Danke, dass du gekommen bist. Hat mir echt viel bedeutet."
Sie schenkte John ein Lächeln.
„Hab ich gern gemacht. War echt krass, euch live zu sehen. Diese ganze Energie, die Show, die Leute. Du warst echt toll", sagte sie.
„Danke."
Er suchte ihren Blick, sie hielt ihm stand.
„Was?"
Er grinste amüsiert.
„Nichts."
„Lügner."
Völlig unvorhergesehen zog er sie zu sich, beugte sich ihr entgegen und presste seine Lippen auf ihre. Sie seufzte leise in den Kuss hinein, als ihre Lippen angenehm kribbelten, doch statt diesen Kuss zu intensivieren, gab er sie wieder frei.
„Ich geh kurz duschen. Bleibst du heute Nacht hier oder haust du ab?"
Auch, wenn sie mit der Frage gerechnet hatte, wusste sie nicht, was ihr lieber war. Sie war wirklich müde und wusste, dass die Nacht mit John noch lang werden konnte. Außerdem war es absurd, doch die Vorstellung, vielleicht wieder mit ihm zu schlafen, löste ein mulmiges Gefühl in ihr aus; nicht, weil sie es nicht genoss, sondern, weil sie das, was zwischen ihnen war, nicht auf Sex reduzieren wollte. Sie wollte ihm nicht länger das Gefühl geben, ihn auszunutzen. Er hatte sie heute einem Abend mit den Jungs vorgezogen und sie fühlte sich wohl in seiner Nähe. Seit sie einander wieder begegnet waren, bemühte er sich darum, ihr zu zeigen, dass ihm wirklich etwas an ihr lag und sie keine von vielen war. Er zeigte ihr, dass sie die Einzige für ihn war und sie fühlte sich schlecht, weil sie sich nicht bereit dazu fühlte, ihn endgültig wieder in ihr Leben zu lassen. Auch, wenn sie-.
„Was ist jetzt?", holte Johns Frage sie aus ihren Gedanken zurück.
„Ich bleib hier", sagte sie also und lächelte müde.
„Du kannst mitkommen, wenn du willst."
„Ich glaube, ich warte besser im Bett auf dich", antwortete sie.
John grinste frech.
„Okay, now we talkin'"
Kurz darauf fiel sie in einem von seinen ihr viel zu großen T-Shirts in Johns Bett. Sie lauschte dem Rauschen des Duschwassers und zog die weiche Bettdecke über ihren Körper. Dann ließ sie ihren Blick durch sein kleines, chaotisches, vollgestelltes Schlafzimmer gleiten. Es war offensichtlich, dass der Platz inzwischen für all seine Klamotten nicht mehr ausreichte und er sich bald räumlich vergrößern oder ausmisten musste.
Wieder kehrten ihre Gedanken zu dem geplatzten Deal mit ihrem Sponsor zurück. Ob sie doch mit John darüber sprechen sollte? Sie lächelte, als sie sich bei dem Gedanken erwischte. Auch, wenn sie offiziell einfach nur eine Freundschaft mit Extras führten, war im Grunde genommen eigentlich doch alles wie früher. Sie wollte ihre Gefühle für ihn, die sie so lang verdrängt hatte, wieder zuzulassen, und dass sie tatsächlich darüber nachdachte, mit ihm über ihre Probleme zu sprechen, zeigte, dass sie auch wieder bereit dazu war, ihn in ihr Leben zurückzulassen; ohne Kompromisse.
Doch sie hatte auch Angst davor; Angst, wie sich ihre Beziehung in der Zukunft entwickeln würde. Was, wenn seine Gefühle für sie sich wieder veränderten und er sie ein zweites Mal verließ? Sie wusste nicht, ob sie das verkraften würde.
Sie verdrängte den Gedanken und warf einen Blick auf das Display ihres iPhones. Sie hatte ein paar neue E-Mails, aber keine davon bisher gelesen. Um nicht weiter über ihre ungewisse Zukunft mit John nachzudenken, klickte sie sich in ihr E-Mail-Postfach und scrollte durch die Nachrichten. John hatte das Wasser inzwischen abgestellt.
Sie wollte gerade das Handy zur Seite legen, als ihr Blick an einer E-Mail klebenblieb. Der Betreff verursachte ein mulmiges Gefühl in ihrer Magengegend, denn es ging um die Immobilie und die Anmietung ihres Studios. Sie hielt den Atem an, als sie die Nachricht anklickte. Sie überflog die Zeilen und ihr Herz zog sich schmerzhaft zusammen, als sie den letzten Abschnitt erreichte.
„...haben wir von Ihnen keine Rückmeldung mehr zu der von uns geforderten Kaution erhalten. Deshalb behalten wir uns vor, die Räumlichkeiten an einen anderen Interessenten zu vergeben, sollten Sie die gesetzte Frist nicht einhalten. Es tut uns leid, dass..."
Cassie schluckte, als sie verstand. Sie hatte nicht nur das Geld ihres Sponsors verloren, sondern war gerade auch noch dabei, das gesamte Studio zu verlieren. Die Frist zur Zahlung der Kaution verstrich bereits Ende der Woche. Es würde schwer werden, das Geld bis dahin aufzutreiben. Sie wischte sich mit der Hand übers Gesicht und versuchte, nicht in Tränen auszubrechen, als sie realisierte, dass ihr großer Traum gerade in noch weitere Ferne gerückt war.
„Alles okay, Löckchen?"
Cassie seufzte lautlos, als John – nur in einer Boxershorts bekleidet – vor dem Bett stehenblieb und auf sie herabschaute. Seine Locken waren noch feucht und tropften auf sein Bett.
„Ja, alles okay", log sie und legte ihr Handy zur Seite.
„Jetzt bist du die, die lügt", stellte er nüchtern fest, als er sich zu ihr uns Bett legte.
Cassie war bewusst, dasser die Tränen in ihren Augen schimmern sehen konnte, doch statt ihm zuantworten, zog sie ihn zu sich ins Bett, kuschelte sich einfach nur an ihn undvergrub ihr Gesicht in seiner Halsbeuge.
Ja, ich weiss. Alle wollen, dass sie es John sagt. Das mit Marten und auch das mit dem Studio. Aber sollte sie wirklich? Wo sie gerade über alles nachdenkt, wie es mit ihm weitergehen soll usw? Sollte sie sich nicht erstmal komplett entscheiden?
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