3 | 61 | Ruhe nach dem Sturm

Leute, ich hoffe, ihr habt die Weihnachtsfeiertage gut hinter euch gebracht. Ich liege faul im Bett, aber ich wollte euch das neue Cassie-Kapitel nicht länger vorenthalten. Ich kann es kaum glauben, aber es kommen "nur" noch zehn Kapitel, dann ist auch diese Geschichte zuende. Also genießt es, denn es hat Überlänge :D Viel Spaß <3

Cassie strich sich lächelnd eine Haarsträhne hinters Ohr. Das schlechte Gewissen Nika gegenüber war inzwischen derart unerträglich, dass sie es kaum mehr ausgehalten hatte. Immerhin steckten sie und Marten nur wegen ihr in Schwierigkeiten. Also hatte sie seine Freundin um ein Treffen gebeten, um sich bei ihr zu entschuldigen. Es war ihr unangenehm, dass nicht nur Marten, sondern auch sie auf diese Weise in die Sache verstrickt worden war.

Nika, die ihr mit Chopper an der Leine in dem großen Park entgegenkam, erwiderte ihr Lächeln. Cassie atmete innerlich auf. Martens Freundin schien ihr nicht böse zu sein; zumindest nicht auf den ersten Blick.

„Hey", begrüßte sie Nika reumütig und zog sie in eine kurze Umarmung.

„Hey", sagte diese, als sie sich voneinander lösten. „Wie geht's dir?"

„Es geht so", antwortete Cassie und ging in die Knie, um auch Chopper zu begrüßen. „Und dir?"

„Könnte besser sein", murmelte Nika und fuhr sich durch die langen, blonden Haare.

„Ich weiß, ziemlich beschissene Situation", räumte Cassie schuldbewusst ein, als sie sich in Bewegung setzten.

„Das ist noch harmlos ausgedrückt", seufzte Nika. „Werde du mal mit einer Pistole am Kopf aus dem Schlaf gerissen und halbnackt aus dem Bett gezogen, da wird dir echt anders."

„Es tut mir wirklich alles unendlich leid", beteuerte Cassie. „Als wir Marten gefragt haben, ob er dabei ist, haben wir niemals damit gerechnet, dass das solche Ausmaße annehmen könnte."

„Ich weiß", sagte Nika. „Damit haben wir alle nicht gerechnet. Und wenn er nicht sowieso schon so viel hinter sich hätte und etwas weniger polizeibekannt wäre, wäre das vermutlich auch ganz anders ausgegangen."

„Wahrscheinlich", räumte Cassie ein. „Trotzdem tut es mir leid, dass ihr wegen meinem Vater jetzt so viel Ärger habt."

„Offenbar nicht genug", knurrte Nika. Cassie musterte sie aufmerksam.

„Wieso?", wollte sie wissen.

„Weil er jetzt völlig abdreht."

„Wie meinst du das?", hakte Cassie nach.

„Er hat gesagt, dass es unter den gegebenen Umständen jetzt auch nicht mehr schlimm wäre, tatsächlich ins Geschäft einzusteigen und wirklich ein Bordell aufzumachen", berichtete Nika kopfschüttelnd.

„Ja. Genau. Warum auch nicht?", platzte es trocken aus Cassie heraus, ehe sie sich augenrollend an die Stirn tippte.

„Er meinte, jetzt wäre es auch alles egal und hat mir in epischer Breite erklärt, wie er das Ganze legal aufziehen könnte", fuhr Nika fort.

„Das sollte sicher nur ein Witz sein, aus seiner Wut heraus. Du weißt ja selbst am besten, dass er ein richtiger Trotzkopf sein kann", probierte Cassie, Martens Freundin zu beruhigen.

„Ich hoffe für ihn, dass er das nur gesagt hat, um sich Luft zu machen, denn sonst bringe ich ihn eigenhändig um. Lachen konnte ich darüber jedenfalls nicht", setzte Nika frustriert hinzu. Cassie stieß einen verächtlichen Laut aus.

„Kann ich verstehen. Du musst dich jetzt vielleicht wieder mit deinen Eltern rumschlagen und er klopft dumme Macho-Sprüche", schlug Cassie sich auf ihre Seite.

„Ist so, oder?", fragte Nika wütend. „Sie haben gerade erst mit Ach und Krach akzeptiert, dass mein komplett tätowierter, vorbestrafter Freund, der auch schon eine gewisse Zeit im Knast gesessen hat, einen Stripclub betreibt. Diese neuen Gerüchte setzen alledem die Krone auf und er muss da nicht unbedingt noch einen oben draufsetzen - Spaß hin oder her; es sei denn, er will, dass niemand aus meiner Familie zur Hochzeit kommt und ich stattessen enterbt werde - nicht, dass ich Wert darauf legen würde, aber du weißt schon..."

„Wir sollten ihn besser dazu ermutigen, seine Idee wieder aufzugreifen, eine eigene Bar zu eröffnen", sagte Cassie.

„Habe ich ihm schon vorgeschlagen", erwiderte Nika.

„Und?"

„Die macht er auch noch, hat er gesagt. Nach dem Puff."

Cassie schüttelte den Kopf.

„Manchmal finde selbst ich seinen Humor voll daneben, ganz egal, wie lang ich ihn schon kenne", stellte sie fest.

„Ich habe ihm schon gesagt, dass ich ihn nicht heirate, wenn er so weitermacht", gab Nika entschieden zurück.

Cassie schmunzelte, dann wurde sie ernst.

„Klingt nach Harmonie bei euch. Tut mir echt leid, dass ich der Auslöser des Ganzen war. Aber der kriegt sich schon wieder ein", sagte sie reumütig. 

„Das hoffe ich für ihn, denn sonst kann er in den nächsten Tagen im Dolls übernachten", grummelte Nika mürrisch.

„Ich würde dir ja anbieten, ihm den Kopf zu waschen, aber momentan redet er ja nicht mit mir", erwiderte Cassie. 

Nika schmunzelte.

„Er redet mit dir", versicherte sie.

„Als ich ihn angerufen habe, hat er mich weggedrückt, und bis jetzt nicht zurückgerufen. Auf meine Nachrichten reagiert er maximal einsilbig. Das Zeichen ist eindeutig. Aber ich kann ihn verstehen, nachdem, wie alles gekommen ist", stellte sie fest.

„Du kennst ihn doch. Er wird dir das jetzt ein paar Wochen vorhalten und dich immer schief angucken, wenn er dich sieht. Aber er weiß, dass es eigentlich nicht deine Schuld ist, sondern die von deinem Vater."

Cassie schluckte.

„Ich hätte echt nicht gedacht, dass er so weit gehen würde", erzählte sie enttäuscht.

„Tut mir auch leid", erwiderte Nika einfühlsam. „Das hast du einfach nicht verdient."

Cassie schnaubte wütend.

„Allerdings nicht. Ich verstehe immer noch nicht, wie ein Mensch so sein kann."

„Hast du denn nochmal das Gespräch mit ihm gesucht?", wollte Nika wissen.

„Nein. John hat es mir erfolgreich ausgeredet. Aber ich spiele mit dem Gedanken, ihn anzuzeigen; wegen Verleumdung zum Beispiel."

„Nicht zu fassen, wie er euch hingestellt hat", pflichtete Nika ihr bei.

„Ich weiß nicht einmal, was ich am schlimmsten fand", sagte Cassie. „Das Mädchen zu sein, dass auf die schiefe Bahn geraten ist und Gefahr läuft, jetzt auch noch ins Milieu abzurutschen, oder dass John ein mieser Schläger sein soll, dem seine Beziehung eigentlich egal ist, weil er sowieso zu beschäftigt oder zu high ist, um sich darum zu kümmern."

„Marten hat erzählt, dass dir dein Sponsor für die Show abgesprungen ist", erzählte Nika.

Das hat dem Ganzen die Krone aufgesetzt", erwiderte Cassie.

„Und da lässt sich auch nichts mehr dran machen?", fragte Nika. Cassie schüttelte den Kopf.

„Nein, die sind raus. Ich habe schon eine schriftliche Bestätigung mit Bitte um Rückzahlung des gesamten Budgets bekommen", erzählte sie traurig.

„Das ist einfach unfassbar", sagte Nika wütend. „Der kommt nach so vielen Jahren wieder in dein Leben, versucht dich auszunehmen, und macht dann auch noch deine Karriere kaputt. So ein Arschloch! Ehrlich!"

„Zum Glück haben John und ich uns nach anfänglichen Schwierigkeiten wieder eingekriegt und regeln das jetzt alles zusammen", sagte Cassie.

„Hat sein Post denn was gebracht?", wollte Nika wissen.

„Naja, er hat zumindest ein Statement abgegeben. Trotzdem stehen unsere Telefone zurzeit nicht mehr still. Immerhin hat die neue Single bombastische Klicks", seufzte Cassie.

„Schon ein schlauer Move, den Song jetzt schon gebracht zu haben", gab Nika zu.

„Und gleichzeitig so widerlich", kommentierte Cassie.

„Und du? Wirst du dich mal zu der Sache äußern?", fragte Nika.

„Nein. Wir haben uns dagegen entschieden, überhaupt etwas dazu zu sagen. Im Hintergrund haben wir mit allen wichtigen Partnern gesprochen und das geklärt, damit wir unsere Deals nicht verlieren. Aber John hat schon Recht; das gehört einfach nicht öffentlich diskutiert. Auch, wenn ich das anfangs anders gesehen habe, muss ich ihm heute zustimmen. Wahrscheinlich wäre das nur in einer ekligen Schlammschlacht mit Malcolm geendet, da der immer wieder versucht hätte, einen draufzusetzen. Ich denke, wir fahren besser damit, ihm nicht auch noch diese Art der Aufmerksamkeit zu schenken", erklärte Cassie.

„Wirst du trotzdem nochmal mit ihm sprechen?", wollte Nika wissen.

„Ich habe es nicht vor", sagte Cassie. „Nach der Aktion ist er für mich einfach gestorben. Ich habe gesehen, wie wenig ihm an mir als Mensch liegt und das reicht mir, um für immer mit ihm abzuschließen. Er ist mein Erzeuger, aber er wird niemals mein Vater sein."

„Und Willow?", hakte Nika nach.

Cassie lächelte verbittert.

„Der geht es zum Glück viel weniger nah als mir, weil sie sich von vornherein nicht darauf einlassen wollte. Nicht auszudenken, wenn auch sie sich so an ihn und die Vorstellung geklammert hätte, endlich einen Vater zu haben", sagte sie.

„Wirst du denn trotzdem den Kontakt zu deiner kleinen Schwester suchen?", fragte Nika.

Cassies Herz zog sich schmerzhaft zusammen.

„Das würde ich unendlich gern, aber ihre Mutter hat bisher weder auf meine Anrufe noch auf meine Nachricht reagiert. Vielleicht will sie den Kontakt unterbinden", spekulierte sie bedrückt.

„Möglicherweise schreckt sie der momentane Rummel ab", sagte Nika. „Aber das kann sich ja auch noch ändern."

„Ich hoffe, sie versteht eines Tages, dass wir Riana nichts Böses wollen", seufzte Cassie.

„Also möchte Willow sie auch kennenlernen", schlussfolgerte Nika.

Cassie lächelte.

„Wir alle; Andre, Willow und ich. Ich treffe mich gleich mit den beiden für eine kurze Lagebesprechung", sagte sie.

„Also hast du jetzt wenigstens einen großen Bruder", lächelte Nika.

„Da ich mir mittlerweile ziemlich sicher bin, dass er mit Malcolm keine gemeinsame Sache gemacht hat, gebe ich ihm zumindest eine Chance, sich als großer Bruder zu beweisen", erwiderte Cassie.

„Das finde ich gut", sagte Nika. „Er ist genauso ein Opfer eures Vaters wie ihr; um ihn hat er sich auch nie gekümmert."

„Marten hat trotzdem anfangs direkt abgecheckt, ob er Dreck am Stecken hat", schmunzelte Cassie.

„Ich weiß", sagte Nika augenrollend. „Er war total versessen auf den Gedanken, ihn schonmal in irgendeinem Laden auf dem Kiez gesehen zu haben."

„Naja, irgendwie hat er ja sogar Recht behalten", grinste Cassie.

„Marten will ihm einen riesigen Satz Dessous abnehmen", murmelte Nika.

„Für dich oder für die Mädchen im Laden?", lachte Cassie.

„Beides", knurrte Nika. „Ich habe ihm nur nicht die Hölle heißgemacht dafür, weil er meinte, Andre würde selbst in den Laden fahren und den Mädchen die Wäsche andrehen. Aber natürlich hat er auch darauf geachtet, dass dabei auch was für ihn selbst rausspringt."

„Was hat er dir denn ausgesucht?", grinste Cassie amüsiert.

„Das Lachen vergeht dir noch; John war nämlich auch ziemlich angetan von der Idee", stellte Nika klar.

„Ich weiß - und es ist mir überhaupt nicht unangenehm, dass mein Bruder weiß, was ich so drunter trage", gab Cassie sarkastisch zurück.

„Um ehrlich zu sein, hat er schon ein paar heiße Sachen am Start", gab Nika zu.

„Du versautes Flittchen", platzte es lachend aus Cassie heraus.

„Na und? Ich präsentiere mich ihm halt gerne", sagte Nika. „Und nur ihm. Da ist das ja wohl okay."

„Klar ist das okay. Soll ich Andre irgendwelche Wünsche ausrichten?", grinste Cassie.

„Untersteh dich!", lachte Nika. „Außerdem kann Marten die Sachen schön selbst bezahlen und sie mir reumütig zum Geburtstag schenken."

„Nicht in hundert Jahren zeigt er sich reumütig, weil er dir massenweise Dessous klargemacht hat", lachte Cassie.

„Verkauft Andre eigentlich auch Sextoys?"

Cassie musterte sie aus großen Augen.

„Nika!"

„Was denn?", lachte die Blondine. „Ist doch eine ganz normale Frage."

„Aber wir reden hier von meinem Bruder", seufzte Cassie gequält. „Ich will nicht, dass er sich vorstellt, wie wir die Sachen, die wir von ihm bekommen, auch benutzen."

Als Cassie sich eine Stunde später mit Willow und Andre traf, lag ihr nichts ferner, als ihren Bruder nach Sexspielzeug zu fragen. Sie hatten sich bei Willow zuhause getroffen. Der war noch auf der Arbeit, also konnten sie sich völlig ungestört unterhalten. Willow, die den beiden etwas zu trinken gereicht hatte, setzte sich zu ihnen auf die große Eckcouch.

„Hast du schon was von deinen Prüfungen gehört?", fragte Andre und drehte Willow seinen Kopf zu.

„Eine Literaturklausur habe ich bestanden, aber es ist sicher nicht meine beste Note", erzählte Willow.

„Ist doch egal, da fragt dich in fünf Jahren eh kein Mensch mehr nach", sagte Andre gleichgültig und lehnte sich entspannt auf der Couch zurück.

„Noch so einer in der Familie, der nach dem Minimalprinzip arbeitet", murmelte Willow augenrollend und entlockte ihren Geschwistern ein Lächeln.

„Neidisch?", grinste Andre.

„Auf deine schmutzige Wäsche, die du verkaufst?", gab Willow zurück. „Nie. Im. Leben."

„Aber ich hab dafür kein Studium gebraucht", gab Andre zurück. „Außerdem bin ich sicher, Carlos würde sich drüber freuen, wenn du in so ein Business einsteigen würdest."

„Der freut sich über Vieles", gab Willow zu. „Auch über Spaghetti Bolognese zum Abendessen. Der ist also ziemlich leicht zu beeindrucken und kann als Beispiel nicht herangezogen werden."

„Du redest ziemlich fies von deinem Freund", stellte Andre fest.

„Er ist einfach gestrickt; du kannst auch aus einem Bauern keinen Prinzen machen. Aber er ist trotz allem mein Prinz - und das reicht mir."

„Aaaaaw", machte Cassie.

„Was für aaaaw?", protestierte Andre lachend. „Sie bezeichnet ihn praktisch als Bauer und du findest das auch noch süß."

„Er ist Vieles, aber sicher kein Bauer", stellte Willow klar. „Das war sinnbildlich gemeint."

„Sinnbildlich", wiederholte Andre. „Klar, du Streberin."

Cassie hob eine Augenbraue.

„Nenn sie nicht Streberin. Außerdem dachte ich, du hättest selbst BWL studiert", kommentierte sie.

„BWL", seufzte Willow augenrollend. „Das was alle studieren, die später mal Taxifahrer werden wollen."

„Sie ist echt unglaublich frech!", platzte es aus Andre heraus, ehe er Cassie einen hilfesuchenden Blick zuwarf. Die grinste amüsiert. Es erfüllte sie mit Glück zu sehen, dass die beiden inzwischen offenbar eine gemeinsame Basis gefunden hatten und gut miteinander auskamen.

„Willkommen in meinem Leben", lachte sie. „Du gewöhnst dich schon noch daran."

„Außerdem - du hast mich früher selbst immer Streber-Girl genannt", erinnerte Willow sie.

Cassie sah sie aus großen Augen überrascht an.

„Ich verteidige dich vor ihm und du fällst mir in den Rücken?", fragte sie fassungslos.

„Ich wollte dich lediglich darauf aufmerksam machen, dass du dich damals selbst oft genug daran hochgezogen hast", grinste ihre kleine Schwester.

„Unglaublich", stieß Cassie aus, bevor sie sich an Willow kuschelte.

„Hat John dich wieder nicht genug gestreichelt?", kommentierte ihre kleine Schwester grinsend.

„Halt's Maul, Willow", lachte sie und stieß sie von sich.

„Wie geht's ihm überhaupt?", wollte Willow wissen.

„Besser als mir, schätze ich. Sein Fell ist einfach dicker als meins", antwortete Cassie.

„Im Sinne von gleichgültig, meinst du?" hakte Andre nach.

„Genau", sagte Cassie. „Ich kann nicht so gut mit solchen nervigen Schlagzeilen umgehen wie er. Ich habe da mehr dran zu knabbern. Er kann das ganz gut ignorieren. Klar fuckt ihn das auch ab, aber er lässt das nicht so nah an sich heran."

„Ist auch gesünder", kommentierte Andre. „Konntest du inzwischen trotzdem ein wenig zur Ruhe kommen?"

„Nicht wirklich", antwortete Cassie. „Es beschäftigt mich noch immer, dass Malcolm tatsächlich nur auf unser Geld aus war."

„Das ist echt krass", stimmte Andre zu. „Ich habe es auch erst realisiert, als du mich darauf angesprochen hast. Wenn wir ein besseres Verhältnis zueinander gehabt hätten, hätte er es bei mir wahrscheinlich auch versucht."

„Vermutlich hat er darauf gehofft, dass sich eure Beziehung dorthin entwickelt; schließlich warst du auch immer engagiert, uns alle zusammenzubringen. Er hat gemerkt, dass es dir etwas bedeutet, dass wir alle zu einer richtigen Familie zusammenwachsen; genau wie mir", stellte Cassie fest.

„Mit dem Unterschied, dass ich ihn zwischenmenschlich mehr auf Distanz gehalten habe als du. Mir ging es immer mehr um euch als um ihn; immerhin hat er sich mein gesamtes Leben nicht um mich gekümmert. Ihr aber könnt dafür nichts, also wollte ich euch unbedingt in meinem Leben. Ihm gegenüber war ich zwar höflich, aber habe ihm sehr wenig von mir und meinem Privatleben erzählt. Ich denke, deshalb hat er sich irgendwann auf dich konzentriert, weil er gemerkt hat, dass er bei mir auf Granit beißen würde und bei dir bessere Chancen hat", erwiderte Andre.

„Wahrscheinlich hast du Recht", räumte Willow ein.

„Hör zu, Cassie. Ich habe mir Gedanken gemacht", sagte Andre. Sie schaute ihn aufmerksam an.

„Worüber?"

„Wenn es euch irgendwie helfen würde, dann könnte ich auch so eine Gegendarstellung abgeben", schlug er vor.

„Das würdest du tun?", fragte sie überrascht.

„Klar. Ich würde auch keinen Cent von dem Geld nehmen, was sie mir dafür anbieten würden. Ich würde es einfach tun, damit unser Erzeuger seine gerechte Strafe bekommt und die Dinge richtiggestellt werden", erwiderte er. Sie biss sich auf die Unterlippe.

„Das ist ein echt tolles Angebot, aber ich glaube nicht, dass ich diese öffentliche Schlammschlacht möchte", sagte sie.

„Ich müsste überhaupt nicht von euch sprechen; ich könnte mich nur auf ihn beziehen und darauf, dass er sich völlig zu Unrecht als den fürsorgenden Vater dargestellt hat, die er niemals gewesen ist. Ich könnte sagen, dass es mir negativ aufgestoßen ist zu lesen, wie er sich präsentiert, und dass er sich niemals um uns gekümmert hat. Eine derartige Aussage könnte auch alles andere relativieren, was er über euch gesagt hat. Wenn er in der einen Angelegenheit gelogen hat, liegt es nah, dass auch alle weiteren Aussagen nicht der Wahrheit entsprechen", erzählte er. Cassie ließ seine Worte auf sich wirken. Es rührte sie, dass er überhaupt darüber nachgedacht hatte.

„Das ist echt lieb, aber das sollten wir besser lassen. Ich kenne John gut genug, um zu wissen, dass er dagegen sein wird", lächelte Cassie.

„Du kannst es ihm ja trotzdem einfach mal vorschlagen", erwiderte Andre.

„Danke."

„Wirklich unglaublich, dass unser Erzeuger sich nie um seine Kinder gekümmert hat", sagte Willow nachdenklich.

„Außer um Riana", warf Andre ein. „Sie sieht er wenigstens ab und zu."

Cassie seufzte schwer.

„Ich will sie wirklich unbedingt kennenlernen. Sie ist unsere kleine Schwester, ganz egal, was für ein schlechter Mensch er ist", sagte sie.

„Hat ihre Mutter sich immer noch nicht bei dir gemeldet?", hakte Willow nach. Cassie schüttelte enttäuscht den Kopf.

„Aber bei mir hat sie sich gemeldet."

Die beiden Schwestern drehten Andre überrascht den Kopf zu.

„Du hattest gar nicht erzählt, dass ihr Kontakt habt", sagte Cassie.

„Hatten wir auch nicht. Aber ich bin zu ihr gefahren."

„Du bist was?", platzte es aus Willow heraus. „Und das erzählst du uns nicht?"

„Mache ich doch gerade", lächelte Andre.

„Was hat sie gesagt?", fragte Cassie neugierig.

„Dass die Situation ihr über den Kopf wächst und sie damit überfordert ist. Malcolm hat ihr immer erzählt, sowohl eure als auch meine Mutter hätten ihm die Kinder vorenthalten und wir hätten ihn nie sehen wollen. Jetzt auf einmal gibt es direkt drei Kinder von Malcolm, die Interesse daran haben, ihre kleine Schwester kennenzulernen. Sie hat allerdings auch mitbekommen, was gerade so geschrieben wurde, und ich habe ein wenig gebraucht, sie davon zu überzeugen, dass Malcolm uns alle in gewisser Weise belogen hat und jetzt versucht, seine gescheiterte Existenz durch schlechte Presse zu retten, indem er die Geschichte seiner Tochter verkauft. Sie hat mich gebeten, euch auszurichten, dass wir jederzeit willkommen sind, solang du, Cassie, keinen Zuhälter mitbringst."

Sie musterte ihn entsetzt.

„Oh Gott, sie glaubt das tatsächlich?", fragte sie.

„Ich mache Spaß", lachte Andre. „Das hat sie nicht gesagt."

Sie boxte ihm wütend gegen die Schulter.

„Du Arschloch!"

„Tut mir leid", sagte er, legte versöhnlich den Arm um sie und zog sie zu sich heran. „Ich konnte mir das einfach nicht verkneifen."

„Das war nicht witzig", schlug sich Willow düster auf Cassies Seite. Die verdrehte grinsend die Augen.

„Irgendwie schon; aber einfach noch zu früh."

„Also, wenn ihr mögt, könnten wir sie schon nächste Woche besuchen", schlug Andre vor. Cassie lächelte, biss sich dann jedoch auf die Unterlippe.

„Das geht leider nicht", sagte sie.

„Wieso nicht?", hakte Andre irritiert nach.

„Weil sie da schon was vorhat", grinste Willow augenzwinkernd.

„Ooooh. Klingt geheimnisvoll", lächelte Andre. „Was machst du denn?"

„Sie hat Geburtstag", verriet Willow.

„Die ganze Woche lang?", fragte Andre verständnislos. Cassie schmunzelte.

„Nein, aber ich verbinde meinen Geburtstag sozusagen mit Johns Geburtstagsgeschenk."

„Hatte der nicht im Dezember schon?", hakte Andre verwirrt nach.

„Es ist sozusagen ein nachträgliches Geschenk. Er denkt, der Kurztrip an seinem Geburtstag wäre das Geschenk gewesen. Er hat keine Ahnung, dass da noch was nachkommt", verriet Cassie.

„Jetzt musst du mir aber auch sagen, was genau du geplant hast", lächelte Andre. Cassie erwiderte es.

„Okay, aber nur, wenn du dichthalten kannst."

Ich weiß, es ist wieder mal ein mieser Cut. Aber wieso sollte sich da auch nochmal was dran ändern? Dafür war das Kapitel aber überlang, also habe ich es quasi im selben Atemzug vielleicht wiedergutgemacht? 

Wie hat es euch denn gefallen? Könnt ihr verstehen, dass Nika sich über Martens Reaktion geärgert hat oder übertreibt sie wieder mal ein bisschen? 

Und wie sieht es mit Andre aus? Glaubt ihr, wenigstens er kann sich in die Familie einfinden? Oder ist er euch immer noch unsympathisch?

Momentan überlege ich, feste Upload-Tage einzuführen, damit die Kapitel regelmäßig kommen. Was haltet ihr davon? Oder ist es euch egal, wann die Kapitel kommen? 

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top