3 | 59 | Konsequenzen

So, meine Lieben, es geht weiter. Ich wünsche euch viel Spaß 😆 Mir ist ehrlich gesagt kein guter Titel eingefallen. Sorry dafür...

„Da sind Leute in unserem Vorgarten", seufzte Cassie, als sie das Wohnzimmer betrat. John, der gerade auf der Couch saß, und mit Raphael telefonierte, drehte ihr seinen Kopf zu.

„Ich weiß", sagte er zu seiner Freundin. „Beachte die einfach nicht."

Es klingelte erneut. John schloss die Augen. Er musste sich bemühen, ruhig zu bleiben. Bereits seit heute Vormittag versuchten irgendwelche Leute immer wieder, ihn dazu zu bringen, dass er die Tür öffnete, vermutlich, um ihn auf die ganze Geschichte anzusprechen. Die Frage, woher sie wussten, wo er wohnte, erübrigte sich. Malcolm musste es ihnen verraten haben.

„Ich fühle mich wie eine Gefangene in meinem eigenen Zuhause", sagte sie genervt. Es tat ihm leid, dass sie einer solchen Belastung ausgesetzt war.

„Wir reden gleich darüber, okay? Ich muss eben telefonieren", sagte er, das Handy noch immer ans Ohr gepresst.

„Miese Situation", hörte er Raphael sagen.

„Wem sagst du das", entgegnete er.

„Halt dich einfach an das, was wir gerade besprochen haben", sagte Raphael.

„Ich weiß nicht, ob Cassie das so gut findet", erwiderte John.

„Vermutlich nicht", gab Raphael zurück. „Aber sie wird es verstehen."

„Das bezweifel ich", sagte John und warf Cassie einen flüchtigen Blick zu. Die schaute gerade völlig genervt auf ihr Smartphone, bevor sie einen eingehenden Anruf annahm.

„Sie hat die letzten Jahre gelernt, mit solchen Sachen umzugehen", meinte Raphael.

„Da ging es aber auch nicht um sie", antwortete John und betrachtete das Blatt, dass er die ganze Zeit in seinen Fingern hielt. Er hatte eine Vorladung bekommen, um sich zu den Vorwürfen zu äußern, die Cassies Vater gegen ihn erhoben hatte.

„Ja, ich habe es schon gesehen", hörte er Cassie genervt sagen, bevor sie den Raum verließ. Als er aufgelegt hatte, folgte er ihr. Er fand sie im Bad, wo sie gerade Handtücher zusammenlegte und aufeinanderstapelte.

„Wer war das?", wollte er wissen.

„Willow", antwortete sie.

„Was hat sie gesagt?", fragte er.

„Was soll sie schon sagen?", erwiderte sie seufzend. „Sie hat es mir ja gleich gesagt, bla bla bla."

Er nahm ihre Hand und zog sie zu sich. Ihr Handy klingelte erneut. Sie biss sich auf die Zunge. „Das ist mein Investor für die Show. Den sollte ich vermutlich besser nicht warten lassen."

Sie atmete tief durch, ehe sie den Anruf entgegennahm.

„Hallo?"

„Hi Cassie. Hier ist Adrian", begrüßte er junge Mann am anderen Ende der Leitung sie.

„Hi Adrian. Wie geht's dir?"

John beobachtete sie aufmerksam, während sie sich nervös die Haare aus dem Gesicht strich und ihren Gesprächspartner in oberflächlichen Smalltalk verwickelte. Doch lang gelang ihr das nicht, denn schon nach ein paar Sätzen kam Adrian zur Sache.

„Weshalb ich dich anrufe..."

Sie schloss die Augen und atmete tief durch, während sie ein Stoßgebet zum Himmel schickte.

„Ja?", fragte sie wenig hoffnungsvoll.

„Wir müssen uns mal unterhalten", sagte er ernst.

Sie hielt den Atem an.

„Angesichts der aktuellen Entwicklungen können wir leider unser Angebot, dich finanziell bei der Umsetzung der Show zu unterstützen, nicht mehr aufrechterhalten. Wir können uns keinen derartigen Image-Schaden leisten. Das verstehst du sicherlich."

Seine Worte waren wie ein Schlag ins Gesicht und fühlten sich auch so an. Es machte sie wütend, dass sie nicht einmal mit ihr darüber sprechen wollten, sondern ihre Entscheidung offenbar bereits feststand.

„Ich hätte mich gefreut, wenn ihr das Gespräch mit mir gesucht hättet, statt einfach auf Basis falscher Fakten eine solche Entscheidung zu treffen", erwiderte sie.

„Ich verstehe deine Sichtweise, aber selbst, wenn an der Darstellung nichts dran ist, ist uns das zu heikel."

„Wenn ihr mir die Chance geben würdet, könnte ich es euch erklären", erwiderte sie verzweifelt.

„Scheiß auf den."

Cassie drehte John fassungslos ihren Kopf zu. Wie konnte er sich jetzt auf diese Weise in das Telefonat einmischen?

„Es gibt da noch eine andere Sache", setzte Adrian unbehelligt fort. Cassie runzelte die Stirn.

„Ja?", fragte sie besorgt.

„Das Geld, was wir bis jetzt da reingesteckt haben, das würden wir natürlich gern wiederhaben."

Sie schluckte.

„Das habe ich aber schon ausgegeben, um die Aufträge zu bezahlen", antwortete sie.

„Das wissen wir. Aber du kennst ja den Vertrag, den du unterschrieben hast. Sollte eine der Parteien die Zusammenarbeit vorzeitig beenden, wird das gesamte Geld an uns zurückgezahlt", belehrte Adrian sie. Niemals war Cassie davon ausgegangen, dass ein solcher Fall jemals eintreten würde.

„Wie viel haben die schon an dich gezahlt?", fragte John unbeeindruckt. Sie wischte sich übers Gesicht.

„Das sind über zwanzigtausend Euro", sagte sie überfordert zu Adrian.

„Genau", erwiderte Adrian.

„Aber das kann ich euch nicht einfach-"

„Leg auf", forderte John. Sie schob ihn zur Seite. Heiße Tränen sammelten sich in ihren Augen, als sie realisierte, dass die Show, in die sie in den vergangenen Monaten ihr Herzblut gesteckt hatte, zu scheitern drohte.

„Wir geben dir das auch alles nochmal schriftlich. In dem Schreiben findest du dann auch eine Frist für die Rückzahlung", fuhr Adrian sachlich fort.

„Alles klar", sagte sie tonlos.

„Ich wünsche dir dennoch ganz viel Erfolg", entgegnete Adrian.

„Kann er sich in seinen Arsch schieben", knurrte John gut hörbar. Cassie warf ihm einen bedrohlichen Blick zu, bevor sie mit einem „Danke, gleichfalls" das Telefonat beendete.

„Was zur Hölle hast du dir dabei gedacht?", fauchte sie ihn an.

„Willst du noch nett zu denen sein?", fragte er verständnislos. „Die lassen dich einfach so fallen, ohne sich deine Seite anzuhören. Verschwende deine Energie nicht dafür."

„Sie wollen das ganze Geld wiederhaben", erwiderte sie.

„Mach dir keinen Kopf, Baby. Ich bezahl das alles", sagte er sofort. Es gelang ihr nicht länger, die Tränen zurückzuhalten. John seufzte leise, machte einen Schritt an sie heran. „Wein nicht, Baby. Es wird alles gut werden."

Sie seufzte schwer, bevor sie sich ein paar Tränen von der Wange wischte.

„Ohne die kann ich meine Show nicht umsetzen", sagte sie verzweifelt.

„Dreh jetzt nicht durch, okay? Wir finden für alles eine Lösung", versicherte er ihr.

„Eine Lösung wäre gewesen, wir hätten das richtiggestellt", erwiderte sie.

„Sie hätten sowieso nicht mehr abgewartet. Sie wollten es ja nicht mal am Telefon hören", sagte er. Sie hatte das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen, und bei jedem Atemzug zog sich ihr Brustkorb quälend zusammen.

„Was hat mein Vater da nur angerichtet?", seufzte sie kopfschüttelnd.

„Wir ziehen jetzt für uns so viel Positives aus der Sache wie möglich", meinte er.

„Was ist daran schon positiv?", fragte sie kopfschüttelnd.

„Vertrau mir einfach."

„Was hast du vor?", wollte sie wissen.

„Erstmal lassen wir diesen ganzen Müll aus dem Netz löschen. Jeden einzelnen Bericht darüber. Mit Unterlassungsklage und allem Drum und Dran", sagte er entschieden. Sie verdrehte die Augen.

„Du kannst doch nicht sämtliche Medien mundtot machen", sagte sie ernst.

„Viele können sich nicht leisten, verklagt zu werden", gab er zurück. Als ihr Handy erneut zu klingeln begann, stieß sie ein wütendes Schnauben aus.

„Es verbreitet sich wie ein Lauffeuer. Du kannst das nicht aufhalten. Mein Handy steht seit Stunden nicht mehr still. Alle wollen wissen, was hier los ist. Ich habe keine Kraft, all unseren Freunden zu erklären, dass mein Vater ein Stück Scheiße ist."

„Genau das ist gerade die richtige Einstellung. Er ist ein Stück Scheiße - von dem du dich nicht unterkriegen lässt. Wir wissen schließlich ganz genau, weshalb er das macht. Er ist beleidigt, weil wir ihn durchschaut und ihm kein Geld gegeben haben. Jetzt holt er es sich, indem er diese Lügengeschichte verkauft", sagte er.

„Er zieht euch in den Dreck. Das geht zu weit. Du musst das richtigstellen", stellte sie kopfschüttelnd fest.

„Wieso? Lass sie glauben, was sie wollen."

Sie schaute ihn aus großen Augen an.

„Du willst das also echt so stehenlassen?"

„Ja", gab er knapp zurück.

„Spinnst du? Was ist mit deiner Karriere? Was, wenn du einen so krassen Image-Schaden davonträgst, dass alles vorbei ist?"

„Dazu kommt es schon nicht", erwiderte er überzeugt.

„Woher willst du das wissen?", fragte sie. „Sie stürzen sich auf euch wie die Geier. Willow hat mir gerade von einem anderen Artikel erzählt, in dem sie dich als drogensüchtigen Frauenschläger hinstellen, der seine Freundin misshandelt hat."

„Sollen sie doch; spielt mir nur in die Karten für die Promo-Phase", sagte er. Sie sah ihn entsetzt an.

„Das kann nicht dein Ernst sein", sagte sie kopfschüttelnd.

„Klar. Ich nehme all die Aufmerksamkeit mit, die ich jetzt bekomme, und ziehe das Release vom nächsten Song vor. Raf checkt, ob wir es hinbekommen, noch diese Woche Freitag den Song zu droppen."

Sie stieß fassungslos einen verächtlichen Laut aus.

„Das ist so ekelhaft", stellte sie angewidert fest.

„Nein, Baby. Das ist Marketing", konterte er.

„Wie kannst du das machen?", fragte sie enttäuscht.

„Ich mache nur das Beste daraus", kommentierte er.

„Du benutzt diese widerlichen Halbwahrheiten, die mein Vater über uns verbreitet hat, und all die Details aus unserer Beziehung, um deinen Song zu pushen. Schämst du dich nicht?", klagte sie ihn an.

„Es wäre dumm, das nicht zu tun", sagte er.

„Deshalb willst du es auch nicht richtigstellen", schlussfolgerte sie.

„Ich würde es auch nicht richtigstellen, wenn jetzt kein Song käme", entgegnete er.

Sie schnaubte wütend.

„Du verkaufst unser Leben für den Erfolg", warf sie ihm verständnislos vor.

„Jetzt übertreibst du", seufzte er schwer.

„Ich übertreibe?!", fuhr sie ihn an. „Da stehen Fremde in unserer Einfahrt und belagern uns, und statt die Situation aufzulösen, willst du das einfach kommentarlos so stehenlassen, weil es besser für die Promo ist! Wie kannst du mir das abverlangen? Es geht hier auch um meine Karriere. Mir ist mein Hauptsponsor für die Show abgesprungen."

„Das geht auch wieder vorbei. Du weißt doch, wie das läuft. Ist ja nicht das erste Mal, dass uns sowas passiert. In ein paar Wochen spricht niemand mehr davon", versicherte er ihr.

„Und was ist mit mir?", fragte sie kopfschüttelnd.

Sein Blick wurde weich.

„Es tut mir unendlich leid, dass du das jetzt durchmachen und dich mit deiner Vergangenheit auf diese Weise auseinandersetzen musst. Ich wollte nie, dass deine Jugend öffentlich so breitgetreten wird", beteuerte er.

„Sie wird nicht einfach nur breitgetreten; sie wird völlig verzerrt dargestellt. Jetzt sieht es so aus, als hätte mein Vater nie eine Chance bekommen, sich um die verlorene Tochter zu kümmern. Wie kann er behaupten, er würde sich schlecht dabei fühlen, mich jetzt im Stich zu lassen und es so hinstellen, als würde ich Gefahr laufen, ins Milieu abzurutschen? Sie haben die Vermutung in den Raum gestellt, ich könnte auf den Strich gehen. Und das sollen wir einfach unkommentiert lassen?"

John atmete tief durch, doch als er sie zu sich ziehen wollte, stieß sie ihn von sich und drückte sich an ihm vorbei.

„Nein, man. Natürlich nicht", räumte er ein.

„Dann tu was dagegen. Lass nicht zu, dass sie mich in ein solches Licht rücken", forderte sie energisch.

„Ich lasse mir was einfallen, okay? Aber erst muss ich meine Aussage bei den Bullen machen", versprach er.

„Und was willst du denen sagen?"

„Die Wahrheit. Dass dein Vater ein Bastard ist, der versucht hat, dich zu verarschen. Dass ich durchgedreht bin, weil ich dich vor ihm beschützen wollte, als er dich angegriffen und dir in den Bauch getreten hat. Marten wird das bestätigen", erwiderte er schulterzuckend.

„Hast du schon mit ihm gesprochen?", hakte sie nach.

„Ja. Sie haben heute Morgen um sechs mit einer Ramme seine Tür aufgebrochen und ihn aus dem Bett gezogen, seine Wohnung durchsucht und seinen Laden auf links gedreht. Sie glauben, an der Geschichte könnte was dran sein", erzählte er. Sie seufzte.

„Das tut mir so unendlich leid", sagte sie schuldbewusst. „Ich wollte nicht, dass er wegen mir solche Schwierigkeiten bekommt."

„Ich auch nicht, aber er kommt damit klar. Sie können ihm nichts", beruhigte er sie.

„Hoffentlich."

„Zerbrich dir nicht seinen Kopf. Wir regeln jetzt erstmal, dass die Sachen gelöscht werden."

Sie spürte, dass sie an ihre Grenzen stieß. Das Atmen fiel ihr immer schwerer und eine selten gespürte Übelkeit stieg in ihr hoch. Die Luft erschien ihr zu stickig, die Wände engten sie ein. Das Herz schlug ihr bis zum Hals.

„Ich muss hier raus", sagte sie, bevor sie an John vorbeistürmte.

„Cas", sagte er, als er ihr ins Schlafzimmer folgte. Dort riss sie die Balkontür auf und schnappte nach Luft, sog sie tief in ihre Lungen und hielt sich am Türrahmen fest. Als er sie einholte, schlang er seine Arme um sie. „Bitte bleib locker. Wir schaffen das alles."

Sie fuhr schluchzend zu ihm herum.

„Wie kannst du das Ganze für deine Promo nutzen?"

„Ich muss nachdenken, okay?", sagte er eindringlich.

„Worüber?!", fragte sie. „Alles, was ich mir aufgebaut habe, geht den Bach runter."

„Bitte versuch, das zu trennen. Das eine ist der Job, das andere ist privat", versuchte er zu erklären.

Sie machte sich von ihm los.

„Nein, John. Das kann ich nicht trennen, immerhin geht es da um unser falsch dargestelltes Privatleben, das du für deinen Erfolg benutzt. Du opferst uns dafür. Das kann und will ich nicht verstehen."

„Cas...", sagte er besänftigend, doch sie schüttelte energisch den Kopf.

„Nein, John. Wenn du das wirklich durchziehst, dann..."

Sie brach ab, denn es tat zu weh, es auszusprechen.

„Dann was?", fragte er provokant.

„Dann verlass ich dich."

Hach, ich weiß, es ist viel passiert in diesem Kapitel. Nicht nur, dass Cassie ihr Hauptsponsor abgesprungen ist - John will das jetzt ernsthaft für die Promo seines Songs nutzen. Was haltet ihr davon? Wie würdet ihr reagieren? Findet ihr, Cassie übertreibt in ihrer Reaktion? Oder würdet ihr ihm auch die Pistole auf die Brust setzen?

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