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So, meine Lieben. Es geht weiter. Habt viel Spaß mit dem Kapitel ❤
„Was ist passiert?", fragte Cassie nervös und beugte sich zu John herüber.
Der seufzte tief.
„Dein Dad ist passiert", antwortete er und fuhr sich mit der Hand über den Kopf. Sofort spannte sich ihr gesamter Körper an.
„Wie meinst du das?"
Dass John nicht antwortete, sondern lediglich mit dem Blick auf das Display seines Handys gewandt den Kopf schüttelte, machte sie nur noch unruhiger. Was hatte Malcolm getan?
„Er hat uns verkauft, man", stellte er wütend fest. Sie biss sich auf die Unterlippe, während ihr gleichzeitig heiß und kalt wurde.
„Lass mich mal schauen", forderte sie, unsicher, ob sie tatsächlich sehen wollte, was er sah.
„Du solltest das nicht lesen", sagte er entschieden.
„Bisher habe ich alles verkraftet, was über dich geschrieben wurde", kommentierte sie sachlich.
„Ich weiß, aber diesmal geht's nicht nur um mich", antwortete er.
„Zeig schon her", erwiderte sie und griff nach seinem Smartphone. Er überließ es ihr nur widerwillig.
Bonez MC misshandelt Freundin und schlägt Vater K.O.
Sie starrte entsetzt auf die Headline und warf John einen flüchtigen Blick zu. Sie scrollte mit zitternden Fingern herunter und schluckte, als sie das Bild ihres Vaters sah. Es zeigte ihn in seinem Wohnzimmer auf der ranzigen Couch sitzend, auf der sie bis vor ein paar Tagen noch geschlafen hatte. Mit zugeschwollenem Auge, teils aufgeplatztem Gesicht und bandagierter Hand schaute er bemitleidenswert in die Kamera.
Malcolm O. (55) sitzt zusammengekauert auf seiner Couch in einer kleinen Wohnung in einem Berliner Plattenbau. Der ehemalige Mitarbeiter einer Sicherheitsfirma steht noch immer unter Schock. Die Diagnose nach den Schlägen und Tritten, die der Rapper seinem Opfer zugefügt hat: Schädelprellung sowie Prellung des Jochbeins. Nun wird gegen ihn wegen Körperverletzung und dem Verdacht auf Bedrohung ermittelt. Doch wie kam es überhaupt dazu?
Malcolm O. ist der Vater der langjährigen Freundin des Rappers. Über sie sagt er: „Als ihre Mutter mich mit den beiden kleinen Mädchen verlassen hat, ist der Kontakt abgerissen." Dabei habe er sich immer um ein gutes Verhältnis bemüht. „Ich wollte sie immer sehen, mich um sie kümmern, doch ihre Mutter war dagegen. Ich dachte, ich könnte es nochmal versuchen, wenn meine Töchter älter sind."
Tatsächlich machte Malcolm O. im Winter 2009 den Versuch, mit seinen Töchtern in Kontakt zu treten, doch ein Treffen scheiterte. „Meine damalige Freundin war zu der Zeit hochschwanger und hätte bei der Geburt um ein Haar das Kind verloren. Natürlich musste ich da für sie da sein." Aus diesem Grund musste er schweren Herzens ein bereits vereinbartes Treffen absagen. Zu groß war seine Scham, danach auf seine Kinder zuzugehen. Heute bereut er es, wie er sagt.
„Vielleicht hätte ich damals noch verhindern können, dass sie sich auf ihn einlässt", sagt er heute. Mit ihn meint er BonezMC. Malcolm O.'s Tochter und er sollen schon über zehn Jahre in einer Beziehung sein, die offenbar von Höhen und Tiefen geprägt ist.
„Sie haben sich zu einer Zeit kennengelernt, in der er nichts hatte. Er hat damals Drogen verkauft, um sich über Wasser zu halten. Nicht zu glauben, dass sie sich darauf eingelassen hat", erzählt Malcolm O. bedauernd. Doch seiner Tochter, so vermutet Malcolm O. heute, fehlte damals einfach eine Vaterfigur, zu der sie aufschauen konnte. Deshalb habe sich das hübsche Mädchen, das sich inzwischen als Tänzerin über Wasser hält, an den heutigen Rap-Star geklammert. Als er sich im letzten Jahr überwunden hätte, den Kontakt zu seiner Tochter wieder aufzunehmen, habe es ihn überrascht, dass die beiden nach wie vor zusammensind. Das Paar lebt gemeinsam in einem teuren Haus am Stadtrand von Hamburg, idyllisch gelegen und grün umwaldet. Doch der Schein trügt, wie der ehemalige U.S.-Soldat erzählt.
„Sie hat geglaubt, er würde ihr Halt bieten, doch als der Erfolg kam, änderte sich mit ihm auch ihre einst so harmonisch geglaubte Beziehung", erzählt Malcolm O. „Er hat sie mehrfach betrogen, aber sie ist bei ihm geblieben, weil sie ihn blind liebt."
Das zeigen auch die dramatischen Entwicklungen der vergangenen Jahre. Obwohl der Rapper keinen Hehl aus seiner Verstrickung ins Milieu, seinen Gewaltdelikten und seinem exzessiven Drogenkonsum macht, verlässt sie ihn nicht. Stattdessen sagt die junge Frau all ihre beruflichen Termine ab, um nach einer Messerstecherei an der Seite ihres Freundes zu sein. Doch nicht nur den beruflichen Erfolg opfert sie für ihre Liebe, auch ihre eigene familiäre Zukunft stellt sie hintenan. Dabei scheinen vor allem die Drogen dafür verantwortlich zu sein, dass sie bis heute trotz ihrer langjährigen Beziehung kinderlos sind.
„Sie glaubt, dass sie deshalb nicht schwanger geworden ist. Sie haben es eine ganze Weile versucht und es hat sie fertiggemacht, dass es einfach nicht geklappt hat. Während sie niedergeschlagen zuhause gesessen hat, hat er mit vollem Eifer seine Karriere vorangetrieben. Auseinandersetzungen, in denen sie ihn bat, sich mehr um die Beziehung zu kümmern, endeten oft in Streitereien, die nicht immer glimpflich ausgegangen sind."
Was genau Malcolm O. damit sagen möchte, will er zunächst nicht weiter ausführen. Er betont jedoch, dass der Rapper sich selbst und seine Interessen stets an erste Stelle setzt und von seiner Partnerin bedingungslose Unterordnung erwartet. Wir haken nach, was passiert, wenn sie sich widersetzt.
„Dann wird er ziemlich ungemütlich", antwortet Malcolm O. vage. Ob der Rapper seine Tochter schonmal geschlagen habe, wollen wir wissen. Er senkt betroffen den Blick. „Hin und wieder hat er ihr Ohrfeigen verpasst, wenn sie nicht das getan hat, was er wollte."
In diesem Moment wirkt der große, kräftige Mann gebrochen. Es sei das Schlimmste, dass er seine Tochter nicht vor diesen Erfahrungen schützen konnte. Dann der Lichtblick. Vor ein paar Tagen steht die junge Frau völlig aufgelöst nur mit einer kleinen Reisetasche vor seiner Tür. Sie habe sich von dem Rapper getrennt, brauche Abstand von Hamburg. Malcolm O. ist erleichtert und glaubt, dass sich alles doch noch zum Guten wendet – weit gefehlt.
Es stellt sich heraus, dass Bonez MC Malcolm O.'s Tochter möglicherweise in die Arme eines anderen Mannes getrieben hat; eine bekannte Größe aus dem Milieu. Malcolm O. ist entsetzt als wir ihm offenbaren, dass Martin F. (Name von der Redaktion geändert) neben einem belanglosen Tattoo-Studio auch noch ein zwielichtiges Etablissement auf dem Kiez betreibt. Wollte er die junge Frau etwa anwerben, damit sie dort für ihn anschafft? Fakt ist, dass Martin F. und Bonez MC sich seit Jahren kennen.
Nicht nur Bonez MC. steht in den Tagen bei Malcolm O. vor der Tür und versucht seine Tochter davon zu überzeugen, ihn nach Hamburg zu begleiten; als sie eines nachts völlig unerwartet davonläuft und Malcolm O. ihr folgt, ist auf einmal auch Martin F. vor Ort. Die zwei sind sichtlich wütend daärüber, dass Malcolm O. versucht hat, die unverhoffte Chance zu nutzen und seine Tochter davon zu überzeugen, sich trotz ihrer Abhängigkeit dauerhaft von dem gefährlichen Rapper loszusagen. Kurzerhand schlagen die Männer so lang auf ihn ein, bis er regungslos am Boden liegenbleibt.
Fassungslos muss Malcolm O. mit ansehen, wie seine Tochter zu den beiden ins Auto steigt. Wieso sie sich nicht von einem Mann trennt, der ihr so etwas antut, wollen wir wissen.
„Er hat sie finanziell von sich abhängig gemacht. Sie kommt da nicht raus. Wenn sie ihn tatsächlich für immer verlässt, nimmt er ihr alles", erklärt er unter Tränen. Und auch, wenn es ihr gelingen sollte, sich von ihm loszusagen, bliebe da immer noch Martin F. und dessen fragwürdige Verbindung ins Milieu.
„Am besten wäre, sie würde zu beiden den Kontakt abbrechen", betont Malcolm O. überfordert. Er selbst weiß nicht, wie er ihr helfen soll, denn als der Rapper und sein Begleiter die junge Frau abholten, bedrohten sie ihn; haben ihm deutlich gemacht, welche fatalen Folgen es für ihn haben könnte, sollte er sich ihr jemals wieder nähern.
„Aber sie ist doch meine Tochter", sagt Malcolm O. hilflos. „Was für ein Vater wäre ich, wenn ich mein Mädchen im Stich lassen würde?"
Er will nun kämpfen. Gegen den Rapper und seinen Begleiter hat er Anzeige wegen Körperverletzung und Bedrohung erstattet. Da seine Tochter die beiden aus freien Stücken begleitet hat, kann die Polizei zunächst keine weiteren Schritte einleiten. Weder der Rapper selbst noch sein Management waren für eine Stellungnahme zu erreichen.
Cassie schüttelte angesichts dieser Falschdarstellung wütend den Kopf. Ihre Augen hatten sich mittlerweile mit Tränen gefüllt.
„Ich habe dir ja gesagt, du sollst das nicht lesen", sagte John und nahm ihr vorsichtig das Smartphone aus den zitternden Fingern.
„Wie kann er es wagen, jetzt auch noch solche Lügen in die Welt zu setzen?", fragte sie empört und schaute teils wütend, teils verletzt in seine Augen.
„Scheiß drauf, was die schreiben", sagte er, doch auch in seinen Augen lag eine tiefe Betroffenheit. „Die können uns gar nichts. Wir lassen das einfach nicht an uns ran."
Sie schluckte hart, schüttelte aufgeregt den Kopf.
„Du sagst das so leicht; alles, was er erzählt hat, ist gelogen. Einfach alles. Dass er sich damals um ums kümmern wollte und unsere Mutter ihm das verwehrt hat – wie kann er sowas behaupten?!", platzte es ungehalten aus ihr heraus.
„Er hat finanzielle Sorgen. Er braucht Kohle. Jetzt geht er über Leichen. Manche Menschen sind so", kommentierte er rational.
„Der kann sich warm anziehen", knurrte sie und schnappte sich ihr Handy. Doch bevor sie ihren Vater anrufen und ihn zur Rede stellen konnte, nahm er ihr das Smartphone aus der Hand.
„Mach das nicht, Shorty", sagte er sanft.
„Wieso nicht?", fragte sie ihn wütend.
„Weil es zu nichts führt. Wir wissen nicht, was er damit macht, wenn du ihn anrufst und ob er daraus wieder irgendeine Story macht, die er verkaufen kann", erklärte er.
Sie ließ seine Worte auf sich wirken, verzog ihr Gesicht zu einer wuterfüllten Grimasse.
„Aber er kann doch nicht einfach damit davonkommen. Er hat behauptet, du hättest ein massives Drogenproblem und könntest deshalb keine Kinder zeugen. Er hat behauptet, du würdest mich schlagen. Und was er über Marten angedeutet hat... Das können wir nicht so stehenlassen. Wie kannst ausgerechnet du überhaupt so ruhig bleiben, nachdem er unser Beziehungsleben öffentlich breitgetreten hat?"
„Was erwartest du von mir?! Was soll ich jetzt machen? Meinst du, ich finde das geil?! Das ist dein Vater, der diese Scheiße in die Welt gesetzt hat, nicht meiner!", fuhr er sie wütend an. Seine Worte verletzten sie nur noch mehr. Sie schlug betroffen die Bettdecke zur Seite. John seufzte schwer.
„Es tut mir leid, man", sagte er versöhnlich, doch sie stand auf.
„Ich glaube, wir brauchen gerade etwas Ruhe voneinander", gab sie beißend zurück.
„Brauchen wir nicht. Bleib hier", forderte er und schnappte nach ihrem Handgelenk. Sie zog ihren Arm weg.
„Weißt du, wie weh mir das Ganze tut?", fragte sie unter Tränen. „Kannst du dir vorstellen, wie ich mich gerade fühle? Es ist nicht nur, was er erzählt und wie er Dinge dargestellt hat – es ist, dass er es überhaupt gewagt hat! Dass er in Kauf nimmt, mir, seiner eigenen Tochter, so etwas anzutun!", schluchzte sie. John stand auf und zog sie mit einem energischen Ruck zu sich heran, schlang seine Arme um sie und hielt sie einfach nur fest. Seine Gesichtszüge waren verhärtet, sein Blick kühl. Dennoch strich er ihr beruhigend über den Rücken.
„Mach dir keine Sorgen, Baby. Ich rufe gleich Raf an und dann überlegen wir, was wir tun. Okay?"
Sie nickte stumm, schmiegte sich an seine Brust und hielt sich kraftlos an ihm fest. Ihr Herz war in tausend Teile zerbrochen, und das, obwohl sie sich selbst untersagt hatte, Malcolm wieder hineinzulassen. Sie erkannte, dass John von Anfang an Recht gehabt hatte. Die Erkenntnis brannte so sehr in ihr, dass sie das Gefühl hatte, keine Luft zu bekommen. Mit jedem Atemzug zog sich ihr Brustkorb schmerzhaft zusammen.
„Du hyperventilierst, Baby", stellte John leise fest. „Versuch, ruhig zu atmen, okay?"
Erst jetzt spürte sie, dass er Recht hatte. Sie bemühte sich, sich auf die Atmung zu konzentrieren, doch es tat höllisch weh.
„Du darfst das nicht so nah an dich ranlassen", flüsterte er. „Du bist in Sicherheit. Niemand tut dir etwas. Niemand. Nie wieder."
Hach, ich weiß. Es ist herzzerreißend 💔 ich weiß gar nicht, was ich dazu noch sagen oder schreiben soll. Sie tut mir wahnsinnig leid. Was eine krasse Aktion von ihrem Vater, oder? Wie würdet ihr reagieren? Oder was würdet ihr erwarten, wie John reagiert? Ich hoffe übrigens, ihr habt euch über Martins Rückkehr gefreut. Haha.
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